Herbstliche Südgrat-Tour auf das Weissmies (4017 m)


Publiziert von morphine , 19. September 2013 um 19:16.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:12 Oktober 2007
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 3 Tage
Aufstieg: 2400 m
Abstieg: 2400 m
Strecke:Saas Almagell-Almagelleralp-Almagellerhütte-Zwischbergenpass-Südgrat-Weissmies
Unterkunftmöglichkeiten:Alamgellerhütte SAC
Kartennummer:1329 Saas 1:25000

4000er Nachschlag

Nach Touren in Uri sollte das schöne Herbstwetter noch anhalten. Daher stand nun meine schon im Jahr davor geplante Tour auf das Weissmies auf dem Programm. Ich fand eine schönes Hotel in Saas Almagell von wo aus ich den Berg in aller Ruhe als Genusstour mit reichlich 3 Tagen Zeit angehen wollte.


Aufstieg zur Almagellerhütte

Durch schönen Lärchenwald ging es hinauf ins Almagellertal. Bald schon war die Almagelleralp mit eindrucksvollem Rückblick auf die Mischabel-Viertausender erreicht. Der Weiterweg zur Almagellerhütte war ein wenig eintönig. Die immer weitere Aussicht nach Westen auf die Eisriesen über dem Saastal konnte dies aber mehr als wettmachen.

Am Nachmittag erreichte ich die verlassene Hütte. Verlassen aber nur in Bezug auf Menschen, denn eine Steinbockkolonie hatte die unmittelbare Umgebung samt Hütte in Beschlag genommen. Später kam noch jemand zur Hütte rauf. Zusammen mit den Steinböcken genossen wir die warme Herbstsonne hier oben.


Die Grattour auf´s Weissmies

Im Morgengrauen ging´s von der Hütte auf markierter Route hinauf zum Zwischbergenpass.
Während des Anstiegs hatte ich einen schönen Ausblick auf den Sonnenaufgang oberhalb des Saastales. Am Pass selbst beeindruckte der weite Blick auf die vielen Bergketten im Osten.

Ich hielt mich in der Folge nur kurz östlich des Südgrats auf und stieg schon bald nach Umgehung kleinerer Felszacken hinauf zur Gratkante. Im trockenen Fels ließ es sich herrlich kraxeln. Überall gab es gute Tritte und Griffe. Immer wieder verlangte der Grat jedoch auch beherztes zupacken. Bis auf wenige Stellen hab´ ich die Felsen und Blöcke als recht fest und solide in Erinnerung.

Das Gipfelmeer im Süden und Osten tauchte allmählich nach Unten ab. Viertausender-Feeling kam auf. Einziger Makel, die zunächst harmlosen hohen Wolken verdichteten sich zusehends zu einer fast geschlossenen grauen Masse. Es war ziemlich frisch und der Wind wurde mit zunehmender Höhe immer böiger.

Vor dem letzten Gratdrittel machte ich unterhalb eines großen Felsens auf dem Grat meine erste etwas längere Pause. Herrlich hier den Ausblick nach Süden und Richtung Graubünden geniessen zu können. Dort war es offensichtlich noch deutlich sonniger als hier. Bald schon kletterte ich aber weiter und erreichte zügig den Endpunkt des felsigen Südgrats.

Über einen breiten Firnrücken gelangte ich an  den schmalen Firngrat, der mich über die 4000-Meter Grenze zum Gipfel führen sollte. Nach Montage der Steigeisen stieg ich vorsichtig über die luftige ausgesetzte Gratschneide. Tiefe überall. Ich dachte noch kurz, dass ich erst einmal auf einem höheren Gipfel gestanden habe, dann war der Hauptgipfel auch schon erreicht. Hier wurde durch den stürmischen Wind der Schnee unangenehm aufgewirbelt, was sich in meinem Gesicht wie tausend kleine Nadelstiche anfühlte. Auf der westlichen Seite unterhalb einer kleinen Firnkante konnte ich aber in Deckung gehen.

Ein wenig skeptisch beobachtete ich das Wetter. Ich beschloss, den hohen Wolkendeckel auszusitzen, schließlich war für heute sonniges Herbstwetter vorausgesagt. Und tatsächlich, im Laufe des Nachmittags verzogen sich die Wolken und Gipfel samt Aussicht präsentierten sich in strahlender Pracht. Nun war ich froh, dass ich mir für die Gipfeltour einen ganzen Tag gegönnt hatte und nicht noch bis ins Tal hinunter musste. 


Genussvoller Abstieg am Grat und zur Hütte

Zur vorgerückter Stunde ging es dann wieder über den Schneegrat zurück zum Südgrat. In den von der Sonne aufgewärmten Felsen lies es sich angenehm hinunterklettern. Obwohl ich recht spät dran war, hielt ich immer wieder an, um die schöne Stimmung in vollen Zügen genießen zu können.

Am Zwischbergenpass wurde es allmählich dunkel und im Licht meiner Stirnlampe erreichte ich am Abend wieder die Hütte. Froh, nicht mehr weiter laufen zu müssen, verbrachte ich mit noch einem weiteren Gast einen gemütlichen Abend auf  der Hütte.

Der Abstieg am nächsten Tag zurück nach Saas Almagell -bei immer noch herrlichem Sonnenschein- war dann nur noch Genuss pur.

Tourengänger: morphine


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Kommentare (4)


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Alpenorni hat gesagt:
Gesendet am 20. September 2013 um 00:06
Eine klassische morphine-Unternehmung. Schön finde ich immer Dein Zeitmanagement mit dem Auskosten des ganzen Tags und ohne Hetzerei. Die IIer Stellen sind wohl auch im Abstieg gut zu klettern, weil nicht übermäßig exponiert ?
Gruß aus dem Norden
Martin

morphine hat gesagt: RE:
Gesendet am 20. September 2013 um 08:52
Hallo Alpenorni,

ja, ich hock´ gerne etwas länger auf dem Gipfel. Wenn ich ein Jahr lang über Karten hockend oder hier auf hikr.org mit Träumen, Planen usw. verbringe, dann seh´ ich nicht ein, warum ich am Tag der Traumtour am frühen Nachmittag schon wieder auf der Hütte bzw. im Tal sein soll. Was soll ich da? Insbesondere bei guten Bedingungen. Der Morgen und der Abend bieten ja meistens die stärksten Eindrücke am Berg. Bei Firn- und Eistouren ist dieses Zeitmanagement natürlich nicht gerade schulbuchmäßig und bei ÖV-Touren eher unmöglich.

Die IIer Stellen waren auch im Abstieg gut zu klettern. Im letzten Drittel steilt sich der Grat zwar etwas auf, die Blöcken bleiben aber gut gestuft und es gibt reichlich Griffe und Tritte. Der kurze Firngrat zum Schluss war exponierter als der Felsgrat.

Gruß
morphine

Mel hat gesagt:
Gesendet am 20. September 2013 um 21:22
gratuliere herzlich zu dieser tour! die fotos machen einem wirklich extrem gluschtig! ich hoffe, dass es bei mir nächste saison (endlich!) mit der weissmiesüberschreitung klappt und freue mich bereits jetzt drauf :-)

morphine hat gesagt: RE:
Gesendet am 21. September 2013 um 09:51
Hallo Mel,

danke Dir. Das mit der Weissmiesüberschreitung wird schon noch klappen und bestimmt eine recht abwechslungsreiche und eindrucksvolle Eis/Fels-Tour. Vorfreude ist ja bekanntlich die schönste Freude!

Gruß
morphine


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