Gätterifirst Gesamtüberschreitung (Erstbeschreibung)


Publiziert von Hampi , 9. Juni 2014 um 12:32.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum: 8 Juni 2014
Wandern Schwierigkeit: T6+ - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alpstein   CH-SG 
Zeitbedarf: 11:00
Aufstieg: 1250 m
Abstieg: 1250 m
Strecke:13.5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Wildhaus

Der Gätterifirst ist ein markanter, 1.5 km langer  Felskamm in der südlichen Hauptkette des Alpsteins. Er liegt zwischen dem Mutschen (2122 m) und dem Gulmen (1999 m). Auf dem Gätterifirst sind 6 "Höhepunkte" auf der Landeskarte kotiert. Die höchste Felsformation besteht aus dem östlichen Vorgipfel 2095 m, dem Türmchen der "Rosakante", dem Hauptgipfel 2099 m und einem westlichen Vorgipfel. Auf diese Felsformation führen mehrere beliebte Kletterrouten im unteren und mittleren Schwierigkeitsgrad. Nach einer Scharte mit einem markanten Schartenturm beginnt der eigentliche Kamm, der sich bis zu einer weiteren Scharte vor dem Gulmen zieht und 4 kotierte Felsköpfe aufweist. Vom Rheintal her führen mehrere anspruchsvolle Kletterrouten im 7-ten Schwierigkeitsgrad auf den Kamm.

Traversierung:
Trotz eifrigem Suchen habe ich bis heute weder in den Kletterführern noch im Internet die Beschreibung einer Traversierung gefunden.
Im "Illustrierten Führer des Säntis-Gebiets" von 1954 steht lediglich: Der Gätterifirst ist wohl eine der einsamsten Ketten des Alpsteins. Die Überschreitung von Ost nach West bietet luftige schöne Kletterei in gutem Fels und bringt Schwierigkeiten bis zu III. Man folgt dabei so gut wie möglich der Gratschneide.
Diese Kurzbeschreibung war so verlockend, dass ich bereits seit längerer Zeit von den naheliegenden Gipfeln aus die Routenwahl studierte.
Bereits im Herbst 2012 bestieg ich mit Bruno die Gipfel der ersten Felsformation. Mit Ivo führte ich nun die Traversierung des gesamten Felskammes zwischen Mutschen und Gulmen durch.

Die Aussage "guter Fels" trifft wohl nur auf die erste Felsformation mit dem Hauptgipfel und auf die Rheintaler Kletterrouten zu. Wir bewegten uns auf meist sehr brüchigen Graten. Besonders in den Abbrüchen erschwerten uns Geröll und lose Steinblöcke das Absteigen und Abseilen. Für die eigentliche Traversierung vom Einstieg auf den Vorgipfel bis zur Gulmenscharte benötigten wir 7 Stunden.

1. Gätterifirst östlicher Vorgipfel 2095m, Hauptgipfel 2099m, westlicher Vorgipfel 2085m
Die Route auf den Hauptgipfel des Gätterifirstes ist hier auf HIKR bereits mehrmals ausführlich und treffend beschrieben worden.
Auf dem westlichen Vorgipfel steht ein kleiner Steinmann. Den Gipfel erreicht man durch Abkletttern oder Abseilen vom Hauptgipfel in die Scharte zwischen den beiden Gipfeln.

2. Gätterifirst erster Felskopf 2085m
Die überhängende 45 m hohe Wand vor der ersten Scharte mit dem Schartenturm bildet nebst dem Abbruch vor der Gulmenscharte die wohl grösste Herausforderung. Als Abseilpunkt wählten wir die untersten Legföhren auf dem Vorgipfel. Wir seilten uns direkt auf den schmalen Grat vor dem Schartenturm ab. Hier steckt ein Schlaghacken mit Ring in der Felswand. An ihm kann man weitere 20 m bis zum Wandfuss abseilen. Für alle, die es ein wenig unspektakulärer lieben, besteht die Möglichkeit, einer markanten Grasrinne nach in T6-Gelände direkt zur Scharte aufzusteigen (siehe Bild mit Route).
Nun geht es in steilem Grasgelände in direkter Linie hoch zum ersten Felskopf. Ihn erreicht man durch Überwinden einer kleinen brüchigen Gratpassage. Auf dem Gipfel liegen noch die Reste eines ehemaligen Gipfelkreuzes. Bis zur Gulmenscharte sind dies die letzten Zeugen von früheren Begehungen.

3. Gätterifirst zweiter Felskopf 2046m
Nach dem Überwinden des  markanten Gipfelabbruches folgt man dem Grat ca. 250 m bis zum zweiten Felskopf. Auf diesem Gratabschnitt befinden sich mehrere etwa gleichhohe Erhebungen. Dank GPS konnten wir sicher sein, den richtigen Gipfel gefunden zu haben.

4. Gätterifirst dritter Felskopf 2050m
Nun folgt man dem Grat ca. 400 m weiter bis zum dritten Felskopf. Er erhebt sich deutlich aus dem Gratverlauf, ist aber nur durch das Überwinden von zwei  markanten Abbrüchen zu erreichen. Der Hang zwischen dem zweiten und dritten Felskopf wird hier deutlich steiler.

5. Gätterifirst vierter Felskopf 2015
Über den Abbruch des dritten Felskopfes geht es direkt auf den legföhrenbewachsenen vierten Felskopf.

6. Scharte zwischen Gätterifirst und  Gulmen 1999
Vor der Scharte muss zuerst ein 55 m hoher, zum Teil überhängender Abbruch überwunden werden.
Wir seilten uns auf den schmalen Grat in der Scharte ab. Hier befindet sich ein Bohrhacken in der Felswand. An ihm kann man weitere 20 m in Richtung Alp Tesel bis zum Wandfuss abseilen. Auf einem Grasband erreicht man die eigentliche Scharte.
Die Route von der Gulmenscharte auf den Gulmen hat Alpin_Rise bereits in seinem Bericht "Neue Umwege am Wildhauser Gulmen" beschrieben.
Wir verzichteten auf die "Legföhrenschlacht" und stiegen von der Gulmenscharte direkt zum Wandfuss in Richtung Alp Planggen ab.


Fazit:
- Eine eindrückliche Tour über eine zum Teil "vergessene" Gebirgskette von 6 kotierten Gipfeln.
- Die lange Vorbereitungszeit hat sich bezahlt gemacht.
- Genügend Zeitreserven einplanen.
- Ab etwa Mitte der Tour ist eine Umkehr nur schwer möglich!

Mit dem Besuch der Gätterifirst-Felsköpfe habe ich nun alle 124 Höhepunkte der südlichen Hauptkette (Gulmen - Gätterifirst - Kreuzberge - Hüser - Stauberen - Hoher Kasten - Fänerenspitz) bestiegen.

Material:
Seile für Abseilstellen bis 45m
Bandschlingen
Klemmkeile
Helm!!!



Tourengänger: Hampi


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Kommentare (2)


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Delta Pro hat gesagt: Herzliche Gratulation
Gesendet am 9. Juni 2014 um 19:31
Die Überschreitung lag schon seit Jahren in der Luft. Nun habt ihr sie anpackt und erfolgreich gemeistert.
Vielen Dank für die Eindrücke!
Damit ist ein weiteres Alpstein-Geheimnis gelüftet.
Gruss Delta

TeamMoomin hat gesagt: Auch
Gesendet am 9. Juni 2014 um 21:58
von meiner Seite eine herzliche Gratulation! Finde es immer wieder spannend wekche versteckten Ecken und Grate du mit deinem tollen Alpsteinprojekt zu Tage förderst!
Wünsche dir weiterhin gutes Gelingen bei deinem Projekt und noch viele tolle Touren in diesem herrlichen Gebirge!

Lg Oli und Moomin


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