Gemmi-Plattenhörner W-Gipfel und östlicher Mittelgipfel (Bike & Hike)


Publiziert von Camox , 7. September 2013 um 20:53.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Frutigland
Tour Datum: 7 September 2013
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Mountainbike Schwierigkeit: L - Leicht fahrbar
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS   CH-BE 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 1770 m
Abstieg: 1770 m
Strecke:Kandersteg - Eggeschwand - Stock - Spittelmatte - Schwarenbach - Daubensee - Pt. 2284 - Plattenhorn W-Gipfel - Pt. 2605 - Plattenhorn östlicher Mittelgipfel - Pt. 2605 - Pt. 2284 (und von dort selber Weg zurück)

Heute wählte ich erneut die Plattenhörner bei der Gemmi zu meinem Ausflugsziel. Letztes Wochenende machte ich bereits eine Tour auf die Alte Gemmi und den Ostgipfel und lernte die Gegend etwas kennen. Heute nun wollte ich mich dem Westgipfel widmen. Und irgendwie war im vornhinein schon klar, dass der östlichen Mittelgipfel auch noch eine mehr oder weniger wichtige Rolle spielen dürfte. Da ich den Gemmiweg auch immer wieder gerne mit dem Bike mache, entschied ich mich für eine Bike&Hike-Aktion.

 

Der Zug nach Kandersteg war aufgrund des Südrampenfestes heute gut besucht. Man hätte mit meiner Verbindung im Lötschberger ausnahmsweise bis nach Domodossola durchfahren können. Dass ich heute in Kandersteg aussteigen werde, wusste ich aber bereits seit einer Woche und so blieb es dann auch. Um 9:00 Uhr starte ich meine Tour mit dem Bike in Richtung Eggenschwand.

 

Von Eggenschwand aus nehme ich den Wanderweg hoch nach Stock. Das Bike meist schiebend, so will es das by-fair-means-Prinzip, geht’s auf dem breiten Kiesweg hoch und schon bald kann man die Aussicht nach Kandersteg und die umliegenden Berge geniessen. Von Stock aus dann alles fahrend zur Spittelmatte und weiter den Gemmiweg hoch an Schwarenbach vorbei zum Daubensee. Noch war das Wetter angenehm und die Sonne schien fast durchgehend. Von mir aus kann es noch etwas Sommer bleiben. Nun weiter den Gemmiweg hoch bis Pt. 2284, wo der Wanderweg zur Alten Gemmi abzweigt. Nun trage ich das Bike noch ein paar Meter diesen Weg hoch und deponiere es dann im Geröll (beim Zurückkommen habe ich es kaum wiedergefunden woraus der Beschluss entstand: mein nächstes Bike ist rot).

 

In der Hike-Ausrüstung geht es im Folgenden direkt den Schutthang hoch in Richtung Pt. 2‘605. Dieser befindet sich als tiefster Punkt zwischen Westgipfel und den Mittelgipfeln und direkt über einer auffälligen Schuttrinne. Und schuttig war es dann auch zur Genüge, was die Sache besonders im oberen und steileren Teil etwas mühsam machte. Hatte man den Schutt einmal satt, konnte man sich aber einfach um 180° drehen und die Aussicht auf den Daubensee geniessen. Ich erreiche den oberen Teil der Schuttrinne am linken Felsriegel und quere dann rüber nach rechts und dann weiter hoch zu einem markanten Felsenturm am Grat. Im SAC-Führer steht zwar, von Pt. 2‘605 erreicht man den Westgipfel „über einige Felsen“, aber diesen Zacken übersteigt man nicht einfach so. So steige ich zuerst in einer Rinne in Richtung dieses Zackens hoch und umgehe ihn dann rechts und gelange so auf ein terrassenartiges Band, von welchem ich danach wieder rund drei Meter senkrecht runterklettern muss. Möglicherweise kann man diesen Felsturm aber einfacher weiter unten im Schutt rechts umgehen. Nun geht’s einfach über einigen Stufen in kurzer Zeit hoch zum Westgipfel auf 2‘639 müM. Hier oben hat man einen wunderbaren Blick auf Leukerbad und den östlichen Gemmiweg. Doch die Walliser Berge blieben heute leider im Dunst. Dies aufgrund einer vom Jura her einziehenden Front, welche gegen Abend auch die Berge erreichen sollte. Die umliegenden Berge waren teils bereits mit Quellwolken eingepackt.


So ging ich dann auch bald weiter auf eine Rekognoszierungs-Tour, wie ich es zu diesem Zeitpunkt noch definierte, in Richtung der Mittelgipfel. Dabei wieder um den Zacken rum, dann runter zu Pt. 2‘605 und schon bald steht man vor einem Felsriegel, den es zu überwinden gilt. Der Fels ist zuverlässig und die Sache kaum ausgesetzt, sodass ich an einer Stelle direkt über dem Grat gut hochsteigen kann. Nun geht’s nahe dem Grat weiter hoch. Es folgt nochmals eine etwas steilere Stelle, welche man aber ohne Klettereinen bewältigen kann. Und so gelangt man an die markanten Gipfelfelsen des westlichen Mittelgipfels. Diese umgeht man im Folgenden auf der Daubenseeseite. Die Sache ist direkt unter den Felsen problemlos zu meistern und das Gelände in Richtung Nordwesten ist deutlich weniger steil als ich es befürchtet habe. Während der Querung halte ich Ausschau nach einer Rinne, welche rechterhand den Zustieg auf den Grat erlauben sollte. Und als eine mir sympathische Rinne auftauchte, es war glücklicherweise auch die Richtige, stieg ich diese hoch und gelangte so direkt zum tiefsten Punkt zwischen westlichem Mittelgipfel und dem Vorgipfel des östlichen Mittelgipfels (Übersichtsdarstellung). Nun ging es auf dem Grat weiter. Gleich zu Beginn muss man etwas exponiert über einer abfallenden Platte queren und einen Gendarme überschreiten. Dummerweise steht der Gendarme ziemlich genau am Grat und die Sache ist deshalb etwas exponiert. Diese Stelle empfand ich dann auch als Schlüsselstelle der Tour. Dann steht man vor dem Vorgipfel, welcher man entweder einfach besteigen kann oder auch abkürzend etwas links umgeht. Nun wieder etwas runter bis vor den eigentlichen Gipfel und etwas links (Daubenseeseite) ausholend hoch auf den östlichen Mittelgipfel. Dieser ist mit 2'855 müM der höchste Punkt der Gemmi-Plattenhörner. Entsprechend besticht er mit erstklassiger Aussicht über die Gemmi-Region und Leukerbad.

 

So ganz konnte ich die Sache noch nicht geniessen, da mir der Aufstieg etwas weiche Knie gemacht hat. Der Abstieg gelang dann aber überraschen gut und als ich wieder unterhalb der Rinne beim Vorgipfel war, überkam mich das Glück dann endgültig und ich konnte kaum glauben, dass ich auch mein zweites Gipfelziel erreicht habe. Auch die Felsstufe bei Pt. 2‘605 war im Abstieg, wenn auch mit Vorsicht, gut zu meistern. Die Rinne wieder runter zum Gemmiweg muss man besonders im oberen Teil etwas vorsichtig angehen. Hier ist oftmals die Schuttauflage kaum vorhanden und man tritt oft direkt auf den anstehenden Fels, was natürlich sofort den Grip verschlechtert. Der untere Teil bringt dann aber keine Probleme und allmählich kommt man wieder in etwas grünere Landschaften.

 

Wieder beim Bike packe ich meine Sachen zusammen. Die Bewölkung nimmt nun weiterhin stetig zu und so mache ich mich an die herrliche Abfahrt zurück zum Bahnhof Kandersteg, alles auf dem selben Weg wie beim Aufstieg.


 

Der Westgipfel ist nicht ganz so einfach zu meistern wie der Ostgipfel, zumindest nicht auf meiner gewählten Route. Ich könnte mir aber vorstellen, dass man vom Kreuz unterhalb des Westgipfels recht einfach zum Gipfel hochsteigen könnte (nicht direkt auf dem Grat sondern etwas links ausholend), so zumindest mein Eindruck von oben. Das Kreuz wiederum erreicht man ja problemlos von der Gemmi her. Den östlichen Mittelgipfel kann man auch direkt besteigen, indem man die Querung unter den Gipfelfelsen noch weiter fortführt und dann auf einem Schuttband zum Gipfel hochsteigt. Beide Varianten werden in der selben Schwierigkeit angegeben. Der westliche Mittelgipfel ist dann aber nochmals eine Kategorie schwieriger. Er ist von Norden über den Grat in einer ZS-Tour zu erreichen.

Ich freue mich, dass auf Hikr nun drei der vier Plattenhorn-Gipfel bereits beschrieben sind! An der Stelle möchte ich auch Alpenorni danken, welcher mir den Mittelgipfel erst richtig schmackhaft gemacht hat!


Tourengänger: Camox


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Kommentare (4)


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Alpenorni hat gesagt: Gratuliere !
Gesendet am 7. September 2013 um 21:42
Bravo !
Toller Bericht und eindrückliche Fotos, einer Hikr-Erstbesteigung absolut würdig.
Und mit Direttissima vom Daubensee aus sogar, sehr straight.
Hast Du da oben Anzeichen früherer Begehungen feststellen können ?

Camox hat gesagt: RE:Gratuliere !
Gesendet am 8. September 2013 um 09:46
Hoi Martin,

Ja, die Direttissima hat sich anerboten, da ich von Pt. 2'605 ja beide Seiten erkunden wollte.
Direkte Spuren wie Markierungen, Fussabdrücke oder Steinmännli habe ich keine gesehen. Hingegen hatte ich bei der Rinne zum Vorgipfel das Gefühl, dass diese recht ausgeräumt war und in letzter Zeit wahrscheinlich schon Leute oben waren. Sicher bin ich mir dabei aber auch nicht.

Hoffentlich kannst du auch diese Tour noch einmal begehen! Und diesmal mit bestem Gewissen und Erfahrung.

Grüess
Markus

Alpin_Rise hat gesagt: Zufälle gibts
Gesendet am 8. September 2013 um 11:30
Ein gänzlich anderer Plattenhörner W-Gipfel wurde auf Hikr zwei Berichte später erstmals dokumentiert.

In der CH gibts übrigens 13 Plattenhörner! Ob schon mal jemand alle gesammelt hat? Danke auf jeden Fall für die nützliche Doku!

G, Rise

Camox hat gesagt: RE:Zufälle gibts
Gesendet am 8. September 2013 um 13:33
Ein wirklich lustiger Zufall.. Und dass es so viele Plattenhörner gibt, hätte ich nicht gedacht! Danke für diese Hinweise. Und in dem Sinne: an die Plattenhörner, fertig, los :-)

Grüess
Markus


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