Gemmi-Plattenhörner O-Gipfel (2'830 müM) und Alte Gemmi mit Biwakübernachtung
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Dieses Wochenende stand wieder einmal eine Biwaktour auf dem Programm. Seit längerem wollte ich einmal die Gegend um die Plattenhörner auskundschaften. Da ich mir von der Gegend auch in landschaftlich-ästhetischer Sicht einiges versprach, entschied ich mich dazu, die Sache gleich mit einer Übernachtung zu verbinden, zumal der Samstag eh schon halb für andere To-do‘s draufgehen musste.
Gestartet bin ich kurz vor 17:00 Uhr in Kandersteg am Bahnhof. Von dort nehme ich den Wanderweg Richtung Eggeschwand in Angriff, zuerst etwas öde auf Asphaltstrassen, später aber gemütlich der Kander entlang. Da mir der Himmel bereits etwas dunkel vorkam, entschied ich mich den direkten Weg hoch via Stock ins Sunnbüel-Gebiet zu nehmen. Im oberen Teil dieses breiten Kieswegs konnte ich den Fortschritt der sich im Bau befindlichen Downhill-Strecke begutachten. Schade, dass sich nun auch Kandersteg als wie mehr diesen Action-Sportarten hingibt und dafür die Natur vernachlässigt. Mais à chacun le sien..
Ab Stock geht’s dann mehr oder weniger flach zur Spittelmatte. Hier oben kam ich in dichteres Gewölk, das sich aber entgegen meinen Vermutungen als harmlos herausstellen wird. Weiter geht’s den Gemmiweg hoch an der Schwarenbach-Hütte vorbei. Drinnen war im warmen Licht geselliges Zusammensein auszumachen. Mir ist aber nach Ruhe und so ziehe ich den Weg weiter hoch zum Daubensee. Dieser ist von einer Nebeldecke bedeckt, welche aber immer wieder aufbrach und die Stimmung somit an Dramatik einbüsste. Noch einige hundert Meter geht es nun den Gemmiweg weiter, bis man linkerhand auf den Wegweiser zur Alten Gemmi trifft (Pt. 2284) und nun auf einem schmalen Weglein aufsteigen kann. Die Wanderweg-Signaletik prophezeit stolze 1h 40min. Ich denke, das schafft der Durchschnittswanderer auch in kürzerer Zeit. Der Pfad hoch zu meinem Tagesziel ist bestens unterhalten und markiert, sodass ich in der aufkommenden Dunkelheit nie den Überblick verliere. Der Weg führt zuerst angenehm steigend den Hang hoch in die Talebene des Furggentältli und dann entlang der senkrechten Wand des Plattenhorn Ostgipfels hoch zur Alten Gemmi, seither wieder oberhalb vom Nebel. Etwa in der Mitte der Wand kommt man an einem kleinen Bänkli vorbei, welches sich in einer Ausbuchtung in der hier überhängenden Wand befindet. Hier entschloss ich mich zu biwakieren. Da ich nun aber noch mein Tagesziel erreichen wollte, zog ich trotz zunehmender Dunkelheit zügig (nun ohne Riesenrucksack) noch kurz hoch zum Pass und genoss die schöne Aussicht bei Schafgebimmel der Leukerbader Schafe, welche hier noch weit in die steilen Wiesen hochsteigen. Auch auf dem Übergang gäbe es die Möglichkeit im Schutz einiger Steinmauern zu biwakieren. Diese feudale Unterkunft scheint es allerdings nicht mehr zu geben. Da ich noch immer Niederschlag befürchtete, war mir mein Platz weiter unten dann lieber. Wieder beim Biwakplatz richtete ich mein Schlafgemach, ass etwas Znacht und schlief nach dem Bestaunen des Sternenhimmels ein.
Am nächsten Morgen wachte ich kurz nach halb Sieben wieder auf. Mit etwas Überwindung kroch ich aus meinem gemütlich warmen Daunen-Gemach und machte mich nochmals auf zur Alten Gemmi. Von hier ging ich noch ein paar Meter weiter hoch (immer noch markiert) zum Gipfelkreuz (mit Symbol in der Landkarte). Hier warteten schon die ersten Sonnenstrahlen über der Gitzifurggu und eine herrliche Aussicht tauchte auf. Auf dem Gipfelkreuz steht „Alte Gemmi“ geschrieben. Ob die „Alte Gemmi“ nun ein Pass oder ein Gipfel ist, bleibt für mich rätselhaft. Noch etwas skeptisch blicke ich zum Ostgipfel der Plattenhörner. Wie der Bug eines Schiffes thront er über dem Übergang. Dies soll nun mein nächstes Ziel sein.
Ich packe, zurück am Biwakplatz, also meine Sachen und laufe los. Entlang der Felswand laufe ich vorerst auf dem Wanderweg runter. Dann verlasse ich den Weg und gehe links noch immer der Wand entlang hoch und gelange so unterhalb eines Couloir mit viel losem Gestein. Ein senkrecht zum Hang stehendes Felsband umgehe ich oberhalb und folge sogleich einem weiteren Felsband leicht absteigend. Sobald ich es überschreiten konnte, stieg ich hoch in Richtung des Übergangs zwischen östlicher Mittelgifpel und Ostgipfel (Pt. 2719, Übersichtsdarstellung). Dieser Abschnitt war etwas mühsam, da in steilem und mobilem Geröll. Nachdem man den Horizont erreicht hat, folgt man alles dem SW-Grat bis auf den Gipfel. Dabei steigt man im unteren Teil noch über ein paar Stufen, bis es weiter oben allmählich etwas flacher wird. Der Grat verschmälert sich zwar allmählich, die Sache wird aber nie wirklich ausgesetzt und war somit problemlos zu meistern. Und so ist auch der Plattenhorn-Ostgipfel bald erreicht, mit nochmals herrlicher Aussicht über das Gebiet Leukerbad, Talkessel Tschal, Torrent-, Majing- und Ferdenrothorn.
Auf gleichem Weg bis zum Couloir gehe ich nun wieder runter, wobei ich im Geröll oftmals genüsslich surfen konnte. Vom Couloir aus ging ich direkt runter und traf so wieder auf den Wanderweg. Diesem folgte ich bis etwa 2‘400 müM, von wo aus ich dann direkt runter zum Gemmiweg abkürzte. Dann wieder runter zur Spittelmatte und bei Pt. 1820 rechts hinab ins Gasterental. Dieser Weg ist zum Absteigen nach Kandersteg definitiv angenehmer und bei weitem auch schöner. Am Waldhaus vorbei geht’s dann via Talstation Sunnbüel wieder zurück zum Bahnhof.
Nun hat zumindest der Ostgipfel der Plattenhörner wieder einmal einen Hikr-Bericht bekommen. Gut möglich, dass ich diese Saison den Westgipfel noch angehen werde. Die beiden Mittelgipfel werde ich mir aber mit grosser Wahrscheinlichkeit nie zutrauen*. Ich hoffe, mit meinem Bericht auch Gluscht auf die Alte Gemmi gemacht zu haben. Ein Punkt, der sich wirklich lohnt zu besuchen.
*Zumindest einer der Mittelgipfel habe ich mir dann eine Woche später doch zutrauen können: Bericht

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