Gomser Wasenhorn (3447m) - ein zäher Bocken


Publiziert von 360 Pro , 15. August 2013 um 20:20. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:14 August 2013
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Aufstieg: 2200 m
Abstieg: 2200 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Biel (Goms)
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Biel (Goms)

Das Gomser Wasenhorn (3447m) ist ein sehr selten besuchter Berg im Oberwallis. Der Grund für die raren Besuche von Zweibeinern liegt wohl darin, dass der Anmarsch aus dem Tal mit 2200 Hm ziemlich happig zu Buche schlägt und die Route ab 2300m weglos, zum Teil beschwerlich und recht anspruchsvoll ist. Für Kletterer ist der Berg wohl wenig interessant da zu brüchig, für den Durchschnittswandernden aber zu anspruchsvoll. Zaza hat *vorgemacht wie die Besteigung des Wasenhorns von Biel aus geht. Omega3 und ich haben die Tour wiederholt, allerdings haben wir ein paar Stunden länger gebraucht als er - wen wunderts? Das öV-Zeitfenster für die Besteigung des Wasenhorns als Tagestour liegt für unsereins bei exakt 11h. Wenn Zaza die Tour in 7 1/2h absolviert, sollte es für uns eigentlich schon möglich sein, in 11h dasselbe Programm abzuspulen. Ganz so simpel ist das aber nicht...
 
Wir starten in cff logo Biel (Goms) bei prächtigem Sommerwetter, einzig die umliegenden Gipfel sind etwas unschön in Wolken gehüllt - dies sollte leider fast den ganzen Tag über so bleiben. Wir folgen dem markierten Wanderweg hoch zum Dorf und weiter via Obere Stafel zur Frutt das Bieligertal hinauf. Bei der Frutt wird leider gerade kräftig gebaut. Es wird zur Zeit eine Wasserfassung betoniert, welche mit der entsprechenden Druckleitung und einem Kraftwerk im Tal 3000 Haushalte mit Strom versorgen soll. Das Unschöne für uns ist, dass die Idylle dieses Tals arg durch Baulärm und eine temporäre Zufahrtsstrasse für Raupenfahrzeuge verunstaltet ist. Oberhalb der Frutt können wir dann aber eintauchen in die Wildnis und Abgeschiedenheit dieses Tals. 
 
Wir folgen links, je nach Gusto auch rechts des Flusses das Tal hoch und queren anschliessend der linken Seite des Selkigerbachs folgend zur hübschen Schwemmebene  bei P. 2556. Danach laufen wir Grashänge suchend hoch zum Unnerbärg und weiter über Schutt und Restschnee zum Einstieg am Fusse der Oberlicke. Der Aufstieg zur Lücke sieht von weitem sehr abweisend aus, je näher wir der Sache kommen, desto klarer wird jedoch der Aufstieg. Rechts des tiefsten Punktes geht es zuerst über Fels und danach via einige ausgesetzte, zum Teil etwas versteckte Grasbänder hoch zur Licke. Dort empfängt uns der wunderbare Blick in die Hochgebirgs- und Gletscherwelt rund um das Finsteraarhorn. Viele Gipfel sind zwar noch immer in Wolken gehüllt, aber allein dieser Blick war der lange Aufstieg schon wert.
 
Nach einer ausgiebigen Pause machen wir uns auf den Weg zum Gipfel. Bis zum Steilaufschwung vor P. 3302 geschieht dies mehr oder weniger entlang dem Grat. Danach queren wir in der NW-Flanke auf abschüssigen Gelände und etwas brösligem Gestein zum Firnfeld beim nachfolgenden Sattel, wobei für die letzten ca. 6m Abklettern auf den Schnee hinunter ein hilfreiches Fixseil gute Dienste leistet. Obwohl die uns bekannten Beschreibungen der Route zum Gipfel ausnahmslos von Umgehungen auf der Nordseite des Grates (hier exakt Ost-West verlaufend) sprechen, lassen wir uns von gut sichtbaren Fixseilen auf der Südseite verleiten und folgen diesen in die Rinne hinunter, welche steil wieder zum Gipfelgrat aufsteigt. Als die Fixseile unvermittelt enden, bemerken wir, dass diese lediglich bis zu einem Strahlerplatz* gelegt wurden, nicht aber für Gipfelanwärter bestimmt sind. Wir kämpfen uns trotzdem in üblem, steinschlägigem, abschüssigen und beschwerlichen Gelände zurück zum Grat (nicht wirklich empfehlenswert). Der finale Aufstieg von hier zum Gipfel ist dann wieder verhältnismässig entspannt und folgt mehr oder weniger dem Grat (hier NE), wobei es sich auch hier nicht gerade um Gehgelände handelt, sondern tüchtig Hand angelegt werden darf.
 
Der Blick ins Gipfelbuch verrät uns, dass sich nur sehr selten Menschen auf diesen Gipfel verirren (lediglich zwei Einträge seit Zaza's *Besuch und wir sind die ersten im 2013. Leider wird der Wolkenschleier nicht genug gelüftet und die Rundumsicht ist z.T. etwas getrübt, die Tiefblicke auf die umliegenden Gletscher, sowie das Bieligertal hinunter sind aber allemal eindrücklich. Unser Abstieg erfolgt dann zuerst gleich wie der Aufstieg. Dort wo der Grat nach Osten dreht folgen wir diesem nun aber. Dabei weichen wir Schwierigkeiten nördlich aus. Kurz vor dem Sattel vor P. 3302 lassen wir uns etwas zu weit in die Flanke abdrängen und gelangen schlussendlich wieder etwas abenteuerlich hinunter auf den Schnee. Die Gratnähe oder der Grat selbst wären hier wohl die bessere Wahl. 
 
Von Sattel folgen wir ziemlich genau unserer Aufstiegsroute zurück zur Licke und hinunter zum Unnerbärg, wobei wir beim Abstieg natürlich möglichst viele Restschneefelder ausnutzen. Von der Frutt machen wir von der hässlichen, aber effizienten und direkten Variante entlang der Rampe für die Raupenfahrzeuge bis zur Bine (P. 1732) Gebrauch, welche hoffentlich nach Abschluss der Druckleitungs-Arbeiten wieder zurückgebaut wird. Den restlichen Abstieg zurück zum Bahnhof cff logo Biel (Goms) legen wir wieder auf dem markierten Wanderweg zurück. Die uns zu Verfügung stehenden 11 Stunden brauchen wir bis auf wenige Minuten auf.


*Die Gegend um den Gipfel ist reich an Kristallen und wir konnten beide schöne und grosse Kristalle mit nach Hause tragen


Zu den Zeitangaben
Zaza *schreibt: Die Zeitangaben des SAC-Führers (8 Stunden von Biel zur Oberlicke) sind ziemlich übertrieben. 
360 sagt: Stimmt, aber die Zeitangaben von Zaza (7 1/2h von Biel zum Wasenhorn und zurück) sind für den Normalsterblichen ziemlich untertrieben.

 
Anbei noch die Gründe, warum wir 3 1/2h länger gebraucht haben als Zaza :-)
  • In cff logo Biel (Goms) kommen wir mit 16 Sekunden Verspätung an und handeln uns deshalb den ersten Rückstand auf Zaza's Marschtabelle ein. 
  • Da ich es nicht geschafft habe, beim Umsteigen in cff logo Brig meinen Wasservorrat aufzufüllen, geht es in Biel zuerst auf die Suche eines Brunnens und wir verlieren schon wieder ein paar wertvolle Minuten. 
  • Bei der Obere Stafel hält uns der Älpler mit einem langen Schwatz vom Einhalten unseres Zeitplanes ab. 
  • Zwischen Obere Stafel und Frutt verführen uns Abertausende von Heidelbeeren immer wieder zum Naschen. 
  • Bei der Schwemmebende auf ca. 2500m machen wir unnötig viele Fotos. 
  • Auf der Oberlicke übermannt uns die Schönheit des Blickes auf die Gletscher- und Hochgebirgswelt und wir machen eine viel zu lange Pause. 
  • Im Aufstieg von der Lücke zum Gipfel lassen wir uns von Fixseilen der Strahler in die Irre leiten, was viel Kraft und Zeit kostet
  • Die Gipfelrast hätten wir um 15 Minuten kürzen können
  • Den besten Weg vom Gipfel zurück zur Licke kennen wir wegen unseres Verhauers im Aufstieg nicht und müssen so im Abstieg nochmals suchen
  • Die herumliegenden Kristalle müssen aussortiert und aufgelesen werden
  • Auf ca. 2700m versäumen uns ein paar Rudel Steinböcke für geraume Zeit
Total ergibt das einen erklärbaren Rückstand von 53 Minuten und 16 Sekunden. Die restliche Mehrzeit (2h 36 Minuten und 44 Sekunden) lassen sich lediglich dadurch erklären, dass dieser Zaza fit wie ein Wanderschuh sein muss...

 

Tourengänger: Omega3, 360


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Kommentare (2)


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TeamMoomin hat gesagt: Gratuliere
Gesendet am 25. August 2013 um 10:13
euch zu dieser schönen Tour, ist vermerkt. Und eure Erklärung der Zeitdifferenz zu Zaza ist echt zum Schmunzeln!

Lg Oli und Moomin

rojosuiza hat gesagt:
Gesendet am 10. Oktober 2013 um 10:06
Danke sehr... endlich weiss auch ich in der Zukunft anzugeben, wie ich zu den viel längeren Wanderzeiten gekommen bin...


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