Transpyrenäica 2013 - Teil 4: La Seu d'Urgell - Boi


Publiziert von kopfsalat , 10. August 2013 um 17:23. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Spanien » Katalonien » Lleida
Tour Datum:28 Juni 2013
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: E 
Zeitbedarf: 8 Tage

Fr, 28.06. la Seu d'Urgell - Refugi Comes de Rubio (1960m), (T2)

Da das erste Stück dieser Etappe vorallem auf oder neben Strassen verläuft, nehmen wir das Taxi bis nach Castellbo, wo es sogar eine Bar für einen Kaffee gäbe. Aber wir wollen die noch kühlen Morgenstunden nutzen und möglichst viele Höhenmeter hinter uns bringen bevor es zu heiss wird. Der Austieg bis Turbias (1300m) verläuft sehr abwechslungsreich. Dort "tanken" wir noch einmal Wasser bevor es ab dem Dolmen de Turbias (den wir jedoch nicht erspähen können), mehr oder weniger alles auf einer Pista durch den Wald zum Coll Leix geht. Weiter hinunter zum Wanderparkplatz bei der Casa Forestal de Pallerols, wo man wieder einmal mehrere Exemplare des Homo automobiliicus studieren kann, wie er sogar das Pic-Nic, nicht etwa auf der Wiese am nahen Bächlein, sondern möglichst nahe bei seiner blechernen Fortbewegungsprothese machen muss.

Weiter gehts hoch zur Serra Seca und hinunter zum Refugi Coma de Rubio. Leider alles auf Pista. Einziger Pluspunkt, der kühle Wind, wenn er denn mal weht. Wir sind die wieder einmal einzigen Gäste im Refugi. Der Holzofen in der urgemütlichen Stube strahlt herrliche Wärme ab, sodass wir unsere nassgeschwitzten Sachen trocknen können, denn es ist wirklich merklich kalt. Nachtessen, wie immer reichhaltig und heute, mit einfachsten Mitteln, sogar sehr ansprechend aufgetragen! Prädikat: Sehr empfehlenswert.

Sa, 29.06. Refugi Comes de Rubio - Sort (700m), (T2)

Auch heute machen wir uns wieder früh auf die Socken. Zuerst gehts auf der Pista das Tal hinunter. Einen brünftigen Stier umgehen wir dabei grossräumig, auch wenn er nur Augen für seine Kühe hatte. Kurz vor Rubio sehen wir einen Schlangenadler hoch über uns kreisen, als er plötzlich mit angezogenen Flügeln hinter einen nahen Hügel herabstürzt. Sekunden später schon stemmt er sich wieder mit kräftigen Flügelschlägen in den Himmel empor, in den Fängen eine gut 1m lange Schlange, die sich noch mächtig windet. In der Thermik lässt er sich nun emportragen, während er immer wieder mit dem Schnabel auf die Schlange einpickt, bis er sie Stück für Stück verschlingt. Grandios! Im Kaffee an der Strasse gibts dann auch für etwas zu "picken", zwei Entrepans mit Queso und zwei Milchkaffees.

Dank der, neben ein paar Kuriositäten bei den Höhenlinien, erstaunlich guten 1:25'000 Mapa topografic des Institut Cartografic de Catalunya, Blatt "Sort", sind wir in der Lage uns den Weiterweg durch einen stark vergandeten Abhang selber zu finden, sodass wir nicht alles dem, der doch recht gut befahrenen Strasse entlang verlaufenden, Wanderweg folgen müssen. In Llagunes füllen wir unsere Wasserflaschen noch einmal auf, bevor wir auf dem ehemaligen, heute stark überwucherten Saumweg ins wilde Tal des Rio de Cauro hinabsteigen. Es ist heiss, aber der Weg verläuft meist in der Nähe des Baches, stellenweise ist der Weg der Bach. Da es sich ums Wochenende handelt, haben wir in Sort im Hostal Collines reserviert und waren so doch ein wenig überrascht, die einzigen Gäste zu sein. Angesichts des Personals wurde uns dann einiges klarer, freundlich zwar, aber wohl dank langjähriger erfolgreicher Inzucht, gelinde gesagt, ein wenig speziell.

So, 30.06. Sort - Refugi Ernest Mallafré (1893m), (T2)

Mit dem Parkbus fahren wir nach Espot, wo wir erst einmal gemütlich einen Kaffee trinken. Spanien wäre das Schlaraffenland für bidi35. Für selten mehr als €1.10 gibts hier in jedem Kaff exzellenten Kaffee, schwarz, kurz oder lang, mit viel oder wenig Milch oder je nach Temperatur auch mit Eiswürfeln, sehr erfrischend! Da der erste Aufstieg immer wieder einer Pista entlang führt, entscheiden wir uns für die Warmduschervariante und fahren, wie alle Spanier, mit dem 4x4 Taxi (Landrover) bis zum Estany de Sant Maurici. Vorbei an ein paar Alibi-Damhirschen, welche hier vorallem als Touriattraktion ausgewildert wurden, da die Jäger die einheimische Hirsche praktisch ausgerottet haben, gelangen wir in Kürze zum Refugi Ernest (oder "Ernets", wie es auf der Tafel vor der Hütte heisst) Mallafré. Die Hüttenwartin bestätigt leider unsere Befürchtungen, dass unser geplanter Weiterweg über den Port de Ratera nur mit Winterausrüstung machbar sei.

Wir wollen uns trotzdem ein eigenes Bild machen, so deponieren den Teil unseres Gepäcks, den wir für den Rest des heutigen Tag nicht brauchen werden und folgen einem Weg der hoch über dem See nach Nordwesten führt. Die Bäche führen kristallklares Wasser in Massen, was darauf schliessen lässt, dass da oben noch viel Schnee liegt und zur Folge hat, dass wir nasse Füsse bekommen. Knapp 10m ab der Wanderautobahn und wir sind komplett alleine inmitten einer grandiosen Bergwelt. Die vielen Bäume lassen nicht vermuten, dass wir uns hier auf über 2200m befinden, die Schneedecke hingegen schon. So legen wir uns am Ufer des Estany de les Obagues de Ratera auf einen grossen flachen Felsen und spähen mit unseren Ferngläsern in den Himmel und den Felswänden entlang. Neben einem Bartgeier sehen wir weiter in nordwestlicher Richtung auf knapp 2500m zwei mit riesigen Rucksäcken beladene Wanderer, welche die längste Zeit hin- und herlaufen, wohl unschlüssig, wo denn nun der Weiterweg verläuft. Nach einiger Zeit folgen sie dann einer Wegspur durch ein abschüssiges Schneefeld bis sie hinter einer Kuppe aus unserem Sichtfeld verschwinden.

Nein, das werden wir uns ganz sicher nicht antun. Zudem sind sowieso die meisten der unzähligen kleinen Seelein, welche die Besonderheit dieses Nationalparks ausmachen unter einer dicken weissen Schicht verborgen, sodass es sich auch nicht speziell lohnt, sich die Mühe zu machen. So steigen wir wieder ab, dieses Mal der Nordseite des Estany de Sant Maurici entlang. Waren wir am Morgen noch alleine im Refugi, ist dieses mittlerweile bis fast auf den letzten Platz voll, denn einige andere Gruppen konnten nicht die geplanten Routen nehmen und mussten hierher ausweichen. Trotzdem schlafen wir tief und fest, denn wir liegen direkt neben dem Fenster, welches wir so die ganze Nacht hindurch geöffnet behalten können.

Mo, 01.07. Refugi Ernest Mallafré - Refugi Estany Llong (1987m), (T2)

Der einzige Übergang der ohne Pickel und Steigeisen machbar sei, ist der Portarro d'Espot, wird uns versichert. So machen wir uns eben dahin auf die Socken. Das wunderschöne Hochtal Coma d'Aiguabella erwartet uns, nicht jedoch ohne eine gute Anzahl Schneefelder. Aber wir glauben einen gangbaren Weg zu sehen, zudem hat es ja auch schon Weg- und Fussspuren. Bis auf zwei kurze mässig steile Schneefelder die für unsere Microspikes kein Hindernis bilden, ist der Weg tatsächlich schneefrei. Nach einer ausgedehnten Pause auf dem Portarro d'Espot steigen wir auf der fast schneefreien Westseite zum Estany Llong hinunter. Über uns ziehen sich derweil die Wolken zusammen und in der Ferne hört man schon ein Donnergrollen. Gerade als wir das Refugi d'Estany Llong erreichen, fallen die ersten dicken Tropfen. Wir sind noch alleine aber nach und nach treffen mehr und mehr Wanderer ein, alle komplett durchnässt. Einer berichtet, dass ihm im Abstieg von einem Pass ein Steigeisen gebrochen ist. Nach einer guten Stunde klart sich der Himmel wieder auf und wir machen noch eine kleine Runde in den Wald oberhalb des Refugis.

Di, 02.07. Refugi Estany Llong - Boi (1263m), (T2)

Da wir heute eine kurze Etappe vor uns haben, lassen wir das schwere Gepäck im Refugi und machen zuerst noch einen Abstecher zu den Estanys de les Corticelles, einer einsam gelegenen Seenplatte ca. 1h oberhalb des Refugis. Wieder beim Refugi wandern wir talauswärts dem mäandrierenden Riu de Sant Nicolau entlang durch eine Schwemmebene, den sogenannten Aigüestortes (sprich: Aigu-estortes). Normalerweise fahren ab hier wieder 4x4 Taxis das Tal hinab aber starke Unwetter haben vor ca. einer Woche die Strasse weggerissen, sodass wir dem nun wesentlich wilderen Bach durch eine Schlucht bis zum Estany de Llebreta folgen müssen oder genauer dürfen. Dort haben wir Glück, ein Taxi will gerade abfahren und ist bereit uns mitzunehmen.

In Boi (sprich: Bo-i, wie Engl. Boy) nehmen wir uns ein schönes Hotelzimmer und überlegen uns, wie weiter. Auf den ersten Blick macht Boi keinen allzu grandiosen Eindruck. Nachdem wir aber einen kleinen aber gutsortierten Supermercado gefunden haben, entschliessen wir uns, hier für drei Nächte eine Ferienwohnung zu mieten. Ein sehr guter Entscheid, denn langsam macht sich bei uns eine gewisse Müdigkeit bemerkbar.

Mi, 03.07. Boi - Taüll - Boi, (T1)

Ausschlafen, Gepäck in die Ferienwohnung bringen, mit dem Bus nach Taüll (sprich: Ta-ull ohne "ü"). Wo wir die, zum UNESCO Weltkuturerbe ernannten, romanischen Kirchen mit ihren einzigartigen Fresken besichtigen. Zu Fuss zurück nach Boi. Einkaufen. Nachtessen in der Ferienwohnung. Kaffee in der Bar nebenan. Schlafen.

Do, 04.07. Boi - Estany Gémena de Baix (2240m) - Boi, (T3)

Mit dem Taxi fahren wir zu den Heilbädern Caldes de Boi, füllen unsere Wasserflaschen mit heiligem? Wasser aus der Capellansquelle und nehmen den langen, steilen Anstieg zum Estany Gémena unter die Füsse. Der zweite Teil ab der Lubriqueto-Ebene führt über Blockschutt und stellenweise braucht es gar die Hände um vorwärtszukommen. Am Estany Gémena oben bläst ein eisiger Wind, sodass wir uns, so gut es geht, hinter einen Felsen setzen müssen, um nicht allzu stark auszukühlen. Der Abstieg ist noch anstrengender als der Aufstieg, denn der rutschige Schutt verlangt einiges an Trittsicherheit, dass wir nicht ausrutschen. In den Caldes de Boi trinken wir noch ein Cerveza sin, bevor wir auf dem Cami de l'aigua de l'Alta Ribagorça, einem alten Saumweg, gemütlich und sehr abwechslungsreich nach Boi zurückwandern. In der Bar nebenan gönnen wir uns ein ausgezeichnetes Nachtessen.

Fr, 05.07. Boi (Ruhetag)

Ausschlafen, waschen, planen, Salat in der Taverna.



Transpyrenäica 2013 - Prolog: Basel - Banyuls s/Mer

Transpyrenäica 2013 - Teil 1: Banyuls bis Puigcerda

Transpyrenäica 2013 - Teil 2: Puigcerda bis La Pobla de Lillet

Transpyrenäica 2013 - Teil 3: La Pobla de Lillet bis La Seu d'Urgell

Transpyrenäica 2013 - Teil 4: La Seu d'Urgell bis Boi

Transpyrenäica 2013 - Teil 5: Boi bis Isaba

Transpyrenäica 2013 - Teil 6 & Epilog: Isaba - Basel


Tourengänger: kopfsalat, lemon


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