Transpyrenäica 2013 - Teil 1: Banyuls bis Puigcerda


Publiziert von kopfsalat , 3. August 2013 um 19:17. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Frankreich » Pyrénées » Pyrénées Orientales
Tour Datum: 5 Juni 2013
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: F   E 
Zeitbedarf: 10 Tage

Mi, 05.06. Banyuls (0m) - Col de l'Ouillat / Ref. de l'Albère (936m)

Boom!!! Ein Auftakt wie ein Paukenschlag! Als wir kurz vor 8h loslaufen ist es noch angenehm kühl. Aber je höher wir steigen, desto später und heisser wird es. Eine Wanderung wie durch einen botanischen Garten. Erst noch durch Wein- und Obstgärten, dann durch typisch mediterranen Buschwald und schlussendlich über Felsschutt auf Schaf- und Rinderweiden. Wir folgen heute den rot-weissen Markierungen des GR10. Ab dem Pic des Quatres Termes (1158m) beginnt es sich in die Länge zu ziehen. Schliesslich nach ca. 8h reiner Wanderzeit erreichen wir, gerade als es zu Regnen beginnt, gegen 18.15 die Gîte. Unser Zimmer gleicht zwar eher eine Doppelkoje aber das Nachtessen ist ein herzhaft zu Tode geschmortes Stück Schwein am Knochen, sehr lecker. Von der Terasse hat man einen wunderbaren Ausblick auf den noch immer stark verschneiten Canigou.

Do, 06.06. Col de l' Ouillat - Le Perthus (271m) 

Dank neuer Wegführungen des GR10 konnten die Stücke auf Feldwegen, zu Gunster solcher durch schattigen Kastanienwald, markant reduziert werden. Gegen Ende der Etappe führt der GR10 sogar stellenweise nach Spanien(!) und durch eindrückliche Korkeichenpflanzungen. Das in allen Führern erwähnte "Chez Grand Mère" ist geschlossen, so nehmen wir uns ein Zimmer im sehr spanisch anmutenden "Grand Hotel". Danach besuchen wir das ehemalige "duty-free" aber immer noch sehr gut besuchte Shopping-Paradies. Die Landesgrenze FR/ES verläuft hier entlang des östlichen Trottoirs der Hauptstrasse. Viel interessanter und lohneswerter ist aber der Besuch des von Vauban erbauten Forts hoch über der Stadt. Nachtessen in Spanien. Zu einem Spottpreis.

Fr, 07.06. Le Perthus - Las Illas (548m)

Vom Col de Panissars bis Coll del Priorat folgen wir gelben Markierungen mehr oder weniger der Landesgrenze entlang, welche uns ca. 1.5km Piste ersparen. "Piste" oder spanisch "Pista" werden hier die kilometerlangen, knochentrockenen, unbefestigten, steinigen, ausgefahrenen Wirtschaftswege genannt. Wir haben diese Strecken "Jakobsweg" getauft, da selbiger meist auf solchen verläuft. Eine weitere Abkürzung (hors GR10) nehmen wir zwischen Coll del Tixo und Coll de Portells (678m). Der Rest ist leider alles Piste und der letzte Abstieg sogar auf Asphalt. Das Hostal dels Trabucayres könnte aus einem Louis de Funes Film stammen. Leicht schmudelig (wie fast alles in Frankreich) und vollgestopft mit allerlei verstaubter Kuriositäten und Kitsch. Dafür ist das Nachtessen sehr gut.

Sa, 08.06. Las Illas - Céret (160m)

Der Nebel hängt tief und wir beschliessen, statt den Weg über den Pic de les Salines zu nehmen, der Strasse entlang nach Céret zu wandern. Ein weiser Entschluss, denn was mit ein paar scheuen Tropfen beginnt, entwickelt sich innerhalb kurzer Zeit zu einem anhaltenden und ergiebigen Landregen. Aber wir haben Glück, nach ca. 2h im strömenden Regen nimmt uns eine Autofahrerin mit nach Céret. Im Hotel Vidal buchen wir gleich für zwei Nächte, denn morgen wollen wir wieder einmal richtig ausschlafen. Den Rest des Tages verbringen wir mit Einkaufen, Flanieren und Kaffeetrinken. Nachtessen im Hotel, etwas teuer, dafür mit künstlerischer Note.

So, 09.06. Céret (Ruhetag)

Ausschlafen! Musée de l'Art Moderne u.a. mit zahlreichen Picassos (der einmal hier lebte), Musikmuseum, nachmittägliches Gewitter, Nachtessen in der Pizzeria (ein Kohlenhydrat-Bödeli für die morgige Etappe).

Mo, 10.06. Céret - Ref. Batére (1480m)

Mit dem Bus (www.cg66.fr) nach Amélie-les-Bains Station "Papéterie", auf einem Fussgängersteg über den Tech nach Palada, wo wir bei der Kirche frühstücken. Oberhalb des Dorfes auf gut markiertem aber selten begangenem, vor-automobilem Wirtschafts- oder Saumweg nach Montbolo, wo wir uns bei schon recht warmen Temperaturen im Schatten einen Café au lait gönnen. Weiter folgen wir einem mehr oder weniger gut markierten Weg, welcher auf der Landkarte als "Ronde du Canigou" eingezeichnet ist und uns auf kleinen Pfaden sehr abwechslungsreich und zum Ende hin sehr steil zu den Ruinen der "Gare Minière de Formentera" hochführt. Nun geht es ein Stück dem Trassee der ehemaligen Grubenbahn entlang, bevor der Weg zur Tour de Batère hochsteigt. Von hier nochmals 2km Pista und Asphalt und wir sind bei der Gîte. 

Di, 11.06. Ref. Batére - Chalet des Cortalets (2150m)

Auf sehr abwechslungsreichem Weg gehts durch zahlreiche Gräben mit Bachquerungen entlang der Nordostseite des Canigou. An schattigen Stellen liegen noch Schneereste, sodass wir beim Res del Prat Cabrera beschliessen, statt des Pfads durch die Flanke, die Piste untenrum zu nehmen. Kurz vor dem Refuge ist dann auch diese Strasse mit gut anderthalb Meter hohen Lawinenresten zugeschüttet. Rund ums Refuge liegt noch viel Schnee. Es ist merklich kalt, vorallem im Schlafzimmer, sodass wir froh sind unsere Daunenschlafsäcke dabeizuhaben. Während des gemütlichen Abendessens erfahren wir, dass sowohl der Aufstieg zum Canigou, als auch der Weiterweg zum Refuge de Mariailles (unserem morgigen Ziel) nur mit Pickel und Steigeisen machbar sind. Das heisst: Kartenstudium und Alternativen finden.

Mi, 12.06. Cortalets - Vernet-les-Bains (650m)

Strahlender Sonnenschein. Wir frühstücken draussen mit Blick aufs Mittelmeer! Aufgrund der teilweise massiven Schneereste oberhalb 2000m sehen wir uns gezwungen, unsere Route grossräumig zu ändern. Da der Aufstieg zum Schlüsselübergang nach Spanien, die 2412m hohe Porteille de Mantet, durch ein steiles Nordosttal führt, ist mit allergrösster Wahrscheinlichkeit noch mit viel Schnee, wenn nicht sogar Lawinen/Schneerutschen, zu rechnen. So werden wir eben nach Vernet-les-Bains absteigen.

Aber zuerst gönnen wir uns noch den, stellenweise knietief im Schnee versunkenen, "Gletscherlehrpfad" ums Refuge herum. Nach einem weiteren Kaffee nehmen wir den steilen aber gut markierten Abstieg in Angriff. Dabei passieren wir eine Vegetationstufe nach der anderen, mit einer stetig zunehmenden Anzahl Blumen aller Art, bis zum Col de Juell (899m), wo der menschliche Einfluss spürbar zu- und der Artenreichtum wieder abnimmt. Obwohl der Wirt unseres Hotels keinerlei Anstalten macht, zu übertünchen, dass Vernet seinen Zenit schon vor sehr langer Zeit überschritten hat, ist das Zimmer sauber und die Dusche erfrischend kraftvoll.

Do, 13.06. Vernet-les-Bains - Villefranche-de-Conflent

Während unserer Umplanung (u.a. mit Hilfe des, leider vergriffenen, "Rough Guide to the Pyrenees") sind wir auf eine Trouvaille der ferrovieren Art gestossen, den Train Jaune, ein Überbleibsel aus einer längst vergangenen vor-automobilen Zeit, welche aber genau die Lücke füllt, welche der viele Schnee gerissen hat. Dazu nehmen wir den ersten Bus nach Villefranche-de-Conflent, wo der Zug um 08:55 abfährt. Bevor wir uns zum Bahnhof begeben, schlendern wir noch kurz durch das pitoreske, von dicken Stadtmauern umgebene Städtchen. "Grève nationale jeudi 13 juin 2013" stand da. Oder für die zwei Australier die hinter uns standen: "There is no train today because of a strike." Die einzigen zwei Pensionen befinden sich just beim dem Bahnhof, wir wählen leider die falsche. Das Zimmer ist zwar sauber, doch der Typ dem das Hotel Cèdre gehört ist ein Messie schlimmerer Ausprägung. Aber wir haben eh nicht vor hier zu Essen. Zuerst erklimmen wir die, das Städtchen überragende, Zitadelle auf einer 1000-stufigen, unterirdischen Treppe. Am Nachmittag besichtigen wir dann die riesige, atemberaubende "Grotte des Grand Canalettes". Bei einem Apéro entscheide ich mich gegen alle meine guten und vorallem ultraleichten Vorsätze und kaufe mir für 550g (ohne Einband) die französische Version des Collins Alpenblumenführer. Auch im Nachhinein betrachtet, eine sehr lohnende Investition. Da Conflent ausschliesslich vom Tagestourismus lebt, werden abends die Trottoirs hochgeklappt und nur mit Mühe finden wir das einzige Restaurant, welches zu dieser Zeit noch etwas zu Essen anbietet.   

Fr, 14.06. Train Jaune: Villefranche-de-Conflent - Puigcerda

08:45. Ich mache ein letztes Angst-Bisi, denn der Zug fährt 3h und es hat keine Toilette! Der Grund dafür dürfte höchstwahrscheinlich in der Stromschiene zu suchen sein, welche auf Radhöhe verläuft. Die Australier sind auch mit an Bord aber es bleibt uns nicht viel Zeit zum Reden, denn die Aussicht sorgt für mehr als genug Unterhaltung, soviel sogar, dass gewisse Leute in einen regelrechten Photographier-Rausch verfallen. Leider ist die riesige Hängebrücke über die der Zug fährt, aus den Wagen heraus überhaupt nicht spektakulär. In Bourg-Madame steigen wir aus und begeben uns zu Fuss über den Zoll nach Puigcerda (sprich: Puscherda) hinüber, denn die Zugverbindung würde einen mehrere Stunden lange Aufenthalt im Grenzbahnhof Tour-de-Caroll beinhalten. Im Hostal Alfonso finden wir ein Zimmer. Alt aber ok. Den Rest des Tages verbringen wir mit Planen, Cerveza sin trinken, Einkaufen, Pic-Nic am See, gekrönt von Tapas am Platz mit dem grossen Turm.


Transpyrenäica 2013 - Prolog: Basel - Banyuls s/Mer

Transpyrenäica 2013 - Teil 1: Banyuls bis Puigcerda

Transpyrenäica 2013 - Teil 2: Puigcerda bis La Pobla de Lillet

Transpyrenäica 2013 - Teil 3: La Pobla de Lillet bis La Seu d'Urgell

Transpyrenäica 2013 - Teil 4: La Seu d'Urgell bis Boi

Transpyrenäica 2013 - Teil 5: Boi bis Isaba

Transpyrenäica 2013 - Teil 6 & Epilog: Isaba - Basel


Tourengänger: kopfsalat, lemon


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