Rundtour Aigüestortes - 4 Tage und vier Berge


Publiziert von panodirk , 5. September 2019 um 17:52.

Region: Welt » Spanien » Katalonien » Lleida
Tour Datum:27 August 2019
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: E 
Zeitbedarf: 4 Tage
Aufstieg: 3700 m
Abstieg: 3700 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Espot auf guter Straße; Prat de Pierró auf kleiner, guter Straße ab Espot (sofern geöffnet).
Unterkunftmöglichkeiten:Hütten am Carros de Foc
Kartennummer:Editorial Alpina - Carros de Foc (1:25.000)

VORBEMERKUNG
Die Aigüestortes sind sicherlich eine der schönsten Landschaften in den Pyrenäen und ich komme immer wieder gerne her. Mittlerweile wird die Gegend immer beliebter, so dass sich jede Menge Wanderer aus ganz Europa - und neuerdings auch aus dem Nahen und Fernen Osten - über die glänzend beworbenen Carros de Foc (Feuerwege), eine 5-7-tägige Rundwanderung, durch den ganzen Nationalpark bewegen.
Beim letzten Besuch sehnte ich mich nach den Gipfeln und so kamen dieses Mal einige schöne Gipfel in die Sammlung hinzu; nachdem ich vor 8 Jahren schon auf der Punta Alta de Comalesbienes, dem einzigen 3000er dieses Gebiets, gestanden habe, beschränkte ich mich dieses Mal auf den Ostteil. Dort gibt es die schöneren Hütten und auch ganz tolle Berge...

TAG 1
Ausgangspunkt war der Parkplatz Prat de Pierró zwiuschen Espot und dem Estany de Sant Maurici. Achtung: Ist der Parkplatz voll, wird die Straße gesperrt und man startet in Espot (oder nimmt sich ein 4x4-Taxi, die zum Leidwesen der Wanderer auch bis zum Refugi d'Amitges fahren - spanische Interpretation von Nationalpark; dieselverseucht! :-( ).
Mit vielen Wanderern geht man den breiten Weg hoch zum Estany de Sant Maurici (1h, T1), der wirklich wunderbar gelegen ist. Dort winken schon die wunderbaren els Encantats (siehe Tag 4).
Von dort bestens beschildert und rot-weiß markiert (wir folgen mal wieder dem GR-11) geht es teils auf Piste, teils auf Wanderweg zum Refugi d'Amitges (2.387 m, weitere 1,5 h, T2).
Die Hütte ist hervorragend und sehr freundlich geführt; es gibt eine tolle Sonnen-Aussichtsterrasse (sofern es nicht regnet) und einen großen und hellen Speisesaal, dafür leider riesige und schlecht durchlüftete Schlafsäle. Auf Amitges schläft man leider nicht gut!!!
Leider kam der Regen, so dass die geplanten Touren auf die Hausberge (Pic d'Amitges, T4) und Pics de Bassiero (mindestens T5) ausfielen.

TAG 2 - Pic de Subenuix
Nach einer sehr unruhigen Nacht, aber einem sehr leckeren Frühstück ging es früh los. Zunächst folgt man 5 Minuten der Fahrstraße, dann zweigt rechts ein Weg zum Estany de Sant Maurici ab, dem man für etwa eine Stunde folgt. Der Abzweig ins Val de Subenuix ist mit Hinweisschild markiert (ca. 2045m, 1:15 Stunden, T2).
Der Aufstieg durch das Val de Subenuix ist wunderbar und führt entlang eines zunächst mit gelb bemalten Stangen, aber bald nur noch mit Steinmännern markierten Wegs. Der Weg führt links (östlich) an den beiden Seen vorbei; man hält sich bei mehreren Abzweigen immer so geradeaus wie möglich und folgt der deutlicheren Wegspur. Weiter oben in den Geröllhalden verliert sich die Wegspur, doch Steinmänner weisen stets den Weg bis zu einer Verzweigung auf etwa 2715 m (2 Stunden, T3).
Nun geht es nach rechts ab in den namenlosen Pass auf 2.892 m. Man erkennt deutliche Spuren in der steilen Geröllhalde; Maurice Brandt würde sagen: "Einfach und mühsam". Am besten steuert man die linken Begrenzungsfelsen an, damit man im steilsten Gelände ein wenig Halt hat und auch etwas Traktion nach oben gewinnt. Ab dem Pass ist es Gehgelände mit ein wenig leichter Kletterei bis zum Gipfel des Pic de Subenuix (2.950 m; 0:45 Stunden; T4+; das Plus trägt der Steilheit der Geröllrutscherei Rechnung).
Die Aussicht von hier oben ist umwerfend; der eigentliche Gipfel besteht aus einem recht schmalen Felsen.
Der Weiterweg zur Colomina-Hütte hingegen ist überraschend einfach. Man steigt wieder über die ersten Felsen ab und folgt dann dem Grat, der nach rechts (Westen) abzweigt. Ab hier bleiben die Hände in den Hosentaschen; man kann geradezu zum Collado dels Gavatxos (2.667 m) hinunterrennen (30 Minuten, T3).
Ab hier hält man südlich auf den Estany de Casteieso zu, der einfach auf nettem Weg nach weiteren 20 Minuten erreicht ist. Nun ist es nicht mehr weit bis zum GR11 am Estany de l'Etragrola (40 Minuten, T3).
Der weitere Weg entlang des Estany Tort ist durchaus nett; es lässt sich hier bei schönem Wetter nett baden. Doch der Weg ist weit und die 120 HM Schlussanstieg zum Refugi Colomina sind einfacher zu bewältigen, wenn man sie vorher einkalkuliert... (1:30 Stunden, T2).
Die Colomina-Hütte ist 2017 renoviert worden und erstrahlt in neuem Glanz. Der Essraum ist sehr schön geworden, die Betten sind hervorragend, die Duschen umsonst und das Essen sehr lecker. Durchaus eine Empfehlung!

TAG 3 - Pic de Peguera und Pic de Monestero
Der Höhepunkt der Viertagestour: Die Überschreitung des Pic de Peguera, von der ich schon so lange geträumt hatte. Der Pic de Peguera ist der höchste Berg der östlichen Aigüestortes und vielleicht der schönste des gesamten Gebiets.
Nach leckerem Frühstück ging es auf dem GR11 bis zum Pas de l'Os (45 Minuten, T3).
Kurz hinter dem Pass findet sich ein Wegweiser und der unbezeichnete Beginn des Aufstiegs zum Coll W de Peguera. Ein einfacher und schöner Weg führt dorthin (45 Minuten, T3).
Ab dort finden sich hinreichend Steinmänner und Wegspuren, die nach rechts zunächst über den wenig ausgeprägten grat, doch dann bald in die recht flache und grasige Westflanke ziehen, durch die es - steiler werdend - sehr einfach bis zum Grat hochzieht. Die letzten 40 Höhenmeter führen direkt auf den grat, der meistens breit ist, doch aus riesigen Felsblöcken besteht. Hier klettert man anregend mal im Ier, dann im IIer Grat, manchmal auch etwas ausgesetzt, bis man sich auf dem großen Gipfelfelsen zu einer Rast niederlassen kann (1 Stunde, T5).
Und wie schön es hier oben ist, kann man kaum beschreiben: Die Sicht ist weit, ringsherum leuchten unten die Seen! Es ist wirklich ein Traum! Einer der schönsten Berge der Ostpyrenäen; vielleicht der schönste!?
Der Abstieg führt über einfache Kletterfelsen zu einer steilen Wand mit einem breiten Riss. Diesen Riss klettert oder wuselt man sich herab; spanische Wanderführer sprechen hier großzügig von einem IIIer, doch kann ich hier nicht ganz folgen; es ist sicherlich ein IIer, nicht ganz einfach, aber nach ein wenig Gewusel (etwa 8-10 Höhenmeter) ist das ganze auch schon wieder vorbei. Einigen wir uns auf T5+, okay? Der restliche Abstieg ist enttäuschend einfach, weicht er doch dem Grat in die südliche Flanke aus und im Nu steht man am Coll de Monestero (oder Coll de Peguera, 2.716 m, 45 Minuten; T5+).
Von dort geht es auf gut bezeichnetem Weg zum Pic de Monestero (2.877 m). Der Weg wäre T3, folgt man direkt dem Grat, hat man etwas mehr Freude und T4 (30 Minuten; T3-T4).
Der eigentliche Abstieg vom Pic de Monestero folgt der Nordostflanke. Das haben wir verpeilt und mussten etwas weiter unten queren, um wieder auf den undeutlich markierten Weg zu stoßen.Auf ca. 2.590m wählten wir den Weg rechts, der sich undeutlich verlierend zum Estany de la Coieta, dann wieder deutlicher zum Estany Negre de Peguera (ein herrlicher See mit lustiger Treppeneinfassung) schlängelt. Nun weiter auf dem GR-11 - schon wieder mit unerwarteter Gegensteigung - zum traumhaft auf einer Landzunge im Estany Tort de Peguera liegenden Refugi Josep Maria Blanc (2.318 m, 2 Stunden, T3+).
Diese Hütte ist ein Traum; besonders die Lage ist wunderschön. Die Hütte ist super geführt und es gibt Bier vom Fass und sehr leckeres Essen. Leider ist der Speisesaal so klein, dass in zwei Etappen gegessen wird. Und morgens sammeln sich schon um 6:15 die hektischen Weitwanderer an den Tischen, um auch ja die ersten beim Frühstück um 7:00 zu sein; Bergerholung sieht für mich anders aus! 

TAG 4 - els Encantats Gran
Eigentlich war es eine Schnapsidee, diesen steilen Zahn besteigen zu wollen, doch die Karte zeigte einen Wanderweg, also schauen wir doch mal... :-)
Zunächst einmal genieße man den Sonnenaufgang auf der Hütte und am See. Das ist ein ganz spezieller Berggenuss und entschädigt für die Nacht in den etwas engen Lagern.
Nach einem kurzen und hektischen Frühstück auf der sonst so schönen Hütte JM Blanc ging es los erst ein paar Minuten Richtung Espot, dann am Ende des Staussees nach links auf dem Weg in WNW-Richtung. Kurz vor dem Estany de la Cabana kommt ein Wegverzweig, dem wir nicht folgen; wir gehen geradeaus, rechts am Abfluss des Sees vorbei und dann sehr undeutlichen Spuren folgend, die langsam den Hang hochziehen und dann wieder Richtung Pic de Monestero führen. Auf einem steilen Wiesenhang auf ca. 2.620 m zweigen wir vom Weg rechts ab zu einem deutlich sichtbaren Steinmann, der uns zum Collada de Fonguera auf 2.728 m führt (1,5 Stunden, T3+).
Der Abstieg ins Fonguera-Tal ist ziemlich unterhaltsam; erst steil, dann Blockgelände, dann sanfte Wiesen; alles dabei, was Nordabstiege in den Pyrenäen zu bieten haben. Wir folgen dem meist gut sichtbaren Weg bis zum deutlich sichtbaren Abzweig auf 2.300 m (1 Stunde, T3).
Diesen Abzweig erreicht man alternativ natürlich von Norden (Refugi Ernest Mallafré) in nur einer Stunde.
Hier beginnt der Spaß: Zunächst geht es eine ziemlich steile Rinne mit meist gutem Weg bis in einen Sattel (Coll dels Encantats, 2.584 m, 30 Minuten, T3+).
Hier staunt man nicht schlecht: Es geht über Wiesen weiter - zumindest bis 70 Höhenmeter unter den Gipfel. Ab hier beginnt zunächst Schrofengelände und dann Felsgelände. Wenn man mutig den Steinmännern folgt, wird es zwischenzeitlich mal sehr ausgesetzt, doch es lassen sich stets gute Griffe und Tritte finden. Wenn man den Steinmännern folgt, steht man schnell und stolz am Gipfel des els Encantats Gran (2.748 m, 20-30 Miunten, T5+).
Ich folgte nicht den Steinmännern und wurde mit einer Stunde Wuselei im T6er Gelände bestraft, um feststellen zu dürfen, wie einfach der deutlich markierte Weg doch im Abstieg hinunterzuhüpfen war; vielleicht ist sogar das "+" an der T5 übertrieben?
Wie dem auch sei, der Gipfel ist ein Traum und alle Mühen wert! Und überrascht darf der Alpinwanderer ja auch mal sein, dass man auf solche Gipfel hinaufkommt!
Bis zum Abzweig auf 2.300 sind es nunmehr 45-60 Minuten.
Der Weiterweg zum Refugi Ernest Mallafré (1.893 m) ist durchaus schön und unterhaltsam (45 Minuten, T3).
Nach einem verdienten Bier an der kleinen Hütte ging es auf bekanntem Weg in 45 Minuten zum Parkplatz zurück, an dem eine wunderschöne Aigüestortes-Tour endet.

FAZIT
Mittlerweile sind die Aigüestortes auch noch Ende August sehr überlaufen. Es ist kein Spaß, in den Hütten zu nächtigen (vielleicht ist es in der Nebensaison noch erträglicher). Hingegen ist man auf den Gipfeln um die Hütten noch vollkommen einsam unterwegs; gleiches gilt für die Wege, die nicht zum Carros de Foc oder zum GR-11 gehören.
Meine uneingeschränkte Empfehlung, in die Aigüestortes zu gehen, die ich noch vor ein paar Jahren ausgesprochen hätte, mag ich leider so nicht mehr aufrechterhalten. Man muss wissen, worauf man sich einlässt; Bergeinsamkeit ist in den Aigüestortes nur noch abseits der ausgetretenen Pfade zu finden. Schade! 

EMPFOHLENE LITERATUR
Pirineos Catalanes - Carles Gil (spanisch) - Desnivel ediciones ISBN 8498290201


Tourengänger: panodirk


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T5 III
9 Jun 07
Agulles d'Amitges · marin

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