Neunerspitze (2968 m) und Antoniusspitze (2655 m) - Kalkplatten in der Fanesgruppe
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Wer schon einmal in der Fanesgruppe war und von der Zehnerspitze hinübergeschaut hat zur Neunerspitze mit ihrer plattigen Südwand, der war sicher aufs höchste beeindruckt von diesem Berg: dort kann man als Normalbergsteiger hinauf?
Ja, man kann - von Osten her, von der Antoniusscharte. Obwohl ich ja als Wärmefanatiker eher ein Liebhaber südseitig ausgerichteter Wege bin, starte ich heute doch vom nordseitig gelegenen Spescia (1528 m), um den angekündigten Höchsttemperaturen (Afrikaluft - Null-Grad-Grenze bei 4800m) zu entgehen. Nach einem reinigenden Gewitter in der Nacht ist es früh um 4 Uhr sternenklar, als ich mich auf den Weg mache. Ich folge einem Wegweiser in die Fanes auf Steig Nr. 13, er führt mich durch finsteren Wald unter die Nordwand des Neuner (in der Folge verwende ich die deutschsprachige Nomenklatur der Tabacco-LK, lasse deshalb die "-spitze" weg) und weiter in das liebliche Fanestal hinein. Kurze Zeit später dämmert es, und schon erstrahlen die wuchtigen Felsabbrüche des Neuner in der ersten Morgensonne.
Der untere Abschnitt des Fanestales ist geprägt von Nadelwald, der aber bald Latschenfeldern weicht, die im oberen Teil des Tales überleiten auf ein langes Geröllfeld. Selbiges stellt den Zustieg zur schon längst sichtbaren Antoniusjoch (2466 m) dar: gut 900 Hm sind es also vom Ausgangspunkt dort hinauf, ich habe ziemlich genau 3 Std. für diesen bequemeren, gut beschilderten und markierten Teil meiner Bergtour benötigt.
Nun wird das Gelände rassiger: nur noch mit kleinen roten Punkten, einigen Steinmännern und noch weniger Markierungs-Stangen versehen, gilt es vom Paß aus die Ostflanke meines Berges zu bezwingen. Es ist dies der anstrengendste Teil: steil geht es durch gerölliges Gelände geradewegs aufwärts. Weiter oben leiten die Steigspuren unter einem gebänderten Felsriegel nach links hinüber und aufwärts zu einem schon vom Paß aus mäßig gut sichtbaren, etwas größeren Steinmann. An dieser Stelle betritt man eine unerwartet liebliche, grüne Wiese, die wiederum bequemer aufwärts führt als die soeben erklommene Steilflanke und in einer Kuppe (ca. 2600 m) kulminiert, von der aus man erstmals gut den Gipfelbereich des Neuner einsehen kann.
Gleichzeitig weitet sich auf phantastische Weise der Blick: da stehen sie, die Dolomitenberge; gleich gegenüber die 3 Tofanen, aber auch der nahegelegene Zehner, die Conturinesspitzen, der Sorapiss .... und natürlich das Matterhorn Südtirols, der Antelao.
Nochmals 100 m höher ein weiteres Schrofenköpfl im Ostkamm des Neuner - der Auftrieb hat mich gepackt, weiter weiter .... ich will sehen, was mich danach erwartet.
Und so stehe ich dort gut 4 Std. nach Abmarsch am Beginn des Gratabschnittes (ca. 2700 m), der kletternderweise zu bewältigen ist. Mann, sieht das exponiert aus: linksseitig die Riesenrutschbahn der Neuner-Südflanke, rechterhand nicht weniger atemberaubend die Steilabbrüche hinunter ins Fanestal. Und doch .... vertrauenerweckend funkelt ein Fixseil in der Morgensonne und ermutigt mich: nur zu, das geht schon!
Ich lasse am Beginn des Klettergrates meine Stöcke zurück, sie sind ab jetzt eher hinderlich. Außerdem benutze ich mein Klettersteigset, denn ich kenne das Gelände nicht. Und das ist ganz gut so: wenn auch die Kletterei den ersten Grad nicht überschreitet, so ist sie doch ausgesetzt, und ein Fehltritt, ein Ausrutscher würde nach rasender Fahrt über die glatten Felsplatten absolut fatal enden. Unnötig zu erwähnen, daß hier Schwindelfreiheit, Trittsicherheit, kurzum alpine Erfahrung unabdingbar sind.
Dann aber ist das Dahinschwelgen über dieses zuverlässig feste, gutgriffige Felsterrain eine Wonne! Immer wieder Gesimse, immer wieder gute Griffe und Tritte - und schon nach 20 Minuten ist dieser Gratabschnitt (leider!) überwunden. Ich stehe am Beginn des Gipfeldaches des Neuner, das sich nochmals als großes, flach geneigtes Geröllfeld erweist. Alles Gehgelände, und um 9 Uhr stehe ich nach exakt 5 Std. auf dem Neuner (2968 m). Es ist einfach unbeschreiblich schön - man ist ja immer geneigt, an einem solchen Prachtstag, bei einer solchen Tour mit Superlativen um sich zu werfen - im ersten Moment bin ich geneigt, den Neuner als meinen schönsten Berg nach dem Antelao einzustufen. Nordseitig 1400 m Steilabbruch bis hinunter zu den sonnenüberfluteten Almwiesen von Spescia (Achtung, wegbleiben von der Abbruchkante: da gehts echt dramatisch runter), und südseitig das Gipfelmeer der Dolomiten. Ich will jetzt schweigen und statt dessen die Bilder sprechen lassen.
Rund eine Stunde genieße ich mutterseelenallein die Gipfelrast - dann geht es wieder hinunter zum Antoniusjoch. Ich beschließe, den phantastischen Tag weidlich auszukosten und die östlich oberhalb der Scharte gelegene Antoniusspitze (2655 m) auch noch mitzunehmen. Wie es manchmal so kommt, fordern diese 150Hm meine volle Kondition, der Steig ist steiler als erwartet, aber dann liege ich endlich auf der Gipfelwiese und gebe mich einer längst fälligen Siesta hin.
Der Rückweg erfolgt auf dem Aufstiegsweg, und als ich den Ausgangspunkt bei Spescia wieder erreiche, bin ich rundum höchst zufrieden mit den Erlebnissen dieses Sommertages.
Ja, man kann - von Osten her, von der Antoniusscharte. Obwohl ich ja als Wärmefanatiker eher ein Liebhaber südseitig ausgerichteter Wege bin, starte ich heute doch vom nordseitig gelegenen Spescia (1528 m), um den angekündigten Höchsttemperaturen (Afrikaluft - Null-Grad-Grenze bei 4800m) zu entgehen. Nach einem reinigenden Gewitter in der Nacht ist es früh um 4 Uhr sternenklar, als ich mich auf den Weg mache. Ich folge einem Wegweiser in die Fanes auf Steig Nr. 13, er führt mich durch finsteren Wald unter die Nordwand des Neuner (in der Folge verwende ich die deutschsprachige Nomenklatur der Tabacco-LK, lasse deshalb die "-spitze" weg) und weiter in das liebliche Fanestal hinein. Kurze Zeit später dämmert es, und schon erstrahlen die wuchtigen Felsabbrüche des Neuner in der ersten Morgensonne.
Der untere Abschnitt des Fanestales ist geprägt von Nadelwald, der aber bald Latschenfeldern weicht, die im oberen Teil des Tales überleiten auf ein langes Geröllfeld. Selbiges stellt den Zustieg zur schon längst sichtbaren Antoniusjoch (2466 m) dar: gut 900 Hm sind es also vom Ausgangspunkt dort hinauf, ich habe ziemlich genau 3 Std. für diesen bequemeren, gut beschilderten und markierten Teil meiner Bergtour benötigt.
Nun wird das Gelände rassiger: nur noch mit kleinen roten Punkten, einigen Steinmännern und noch weniger Markierungs-Stangen versehen, gilt es vom Paß aus die Ostflanke meines Berges zu bezwingen. Es ist dies der anstrengendste Teil: steil geht es durch gerölliges Gelände geradewegs aufwärts. Weiter oben leiten die Steigspuren unter einem gebänderten Felsriegel nach links hinüber und aufwärts zu einem schon vom Paß aus mäßig gut sichtbaren, etwas größeren Steinmann. An dieser Stelle betritt man eine unerwartet liebliche, grüne Wiese, die wiederum bequemer aufwärts führt als die soeben erklommene Steilflanke und in einer Kuppe (ca. 2600 m) kulminiert, von der aus man erstmals gut den Gipfelbereich des Neuner einsehen kann.
Gleichzeitig weitet sich auf phantastische Weise der Blick: da stehen sie, die Dolomitenberge; gleich gegenüber die 3 Tofanen, aber auch der nahegelegene Zehner, die Conturinesspitzen, der Sorapiss .... und natürlich das Matterhorn Südtirols, der Antelao.
Nochmals 100 m höher ein weiteres Schrofenköpfl im Ostkamm des Neuner - der Auftrieb hat mich gepackt, weiter weiter .... ich will sehen, was mich danach erwartet.
Und so stehe ich dort gut 4 Std. nach Abmarsch am Beginn des Gratabschnittes (ca. 2700 m), der kletternderweise zu bewältigen ist. Mann, sieht das exponiert aus: linksseitig die Riesenrutschbahn der Neuner-Südflanke, rechterhand nicht weniger atemberaubend die Steilabbrüche hinunter ins Fanestal. Und doch .... vertrauenerweckend funkelt ein Fixseil in der Morgensonne und ermutigt mich: nur zu, das geht schon!
Ich lasse am Beginn des Klettergrates meine Stöcke zurück, sie sind ab jetzt eher hinderlich. Außerdem benutze ich mein Klettersteigset, denn ich kenne das Gelände nicht. Und das ist ganz gut so: wenn auch die Kletterei den ersten Grad nicht überschreitet, so ist sie doch ausgesetzt, und ein Fehltritt, ein Ausrutscher würde nach rasender Fahrt über die glatten Felsplatten absolut fatal enden. Unnötig zu erwähnen, daß hier Schwindelfreiheit, Trittsicherheit, kurzum alpine Erfahrung unabdingbar sind.
Dann aber ist das Dahinschwelgen über dieses zuverlässig feste, gutgriffige Felsterrain eine Wonne! Immer wieder Gesimse, immer wieder gute Griffe und Tritte - und schon nach 20 Minuten ist dieser Gratabschnitt (leider!) überwunden. Ich stehe am Beginn des Gipfeldaches des Neuner, das sich nochmals als großes, flach geneigtes Geröllfeld erweist. Alles Gehgelände, und um 9 Uhr stehe ich nach exakt 5 Std. auf dem Neuner (2968 m). Es ist einfach unbeschreiblich schön - man ist ja immer geneigt, an einem solchen Prachtstag, bei einer solchen Tour mit Superlativen um sich zu werfen - im ersten Moment bin ich geneigt, den Neuner als meinen schönsten Berg nach dem Antelao einzustufen. Nordseitig 1400 m Steilabbruch bis hinunter zu den sonnenüberfluteten Almwiesen von Spescia (Achtung, wegbleiben von der Abbruchkante: da gehts echt dramatisch runter), und südseitig das Gipfelmeer der Dolomiten. Ich will jetzt schweigen und statt dessen die Bilder sprechen lassen.
Rund eine Stunde genieße ich mutterseelenallein die Gipfelrast - dann geht es wieder hinunter zum Antoniusjoch. Ich beschließe, den phantastischen Tag weidlich auszukosten und die östlich oberhalb der Scharte gelegene Antoniusspitze (2655 m) auch noch mitzunehmen. Wie es manchmal so kommt, fordern diese 150Hm meine volle Kondition, der Steig ist steiler als erwartet, aber dann liege ich endlich auf der Gipfelwiese und gebe mich einer längst fälligen Siesta hin.
Der Rückweg erfolgt auf dem Aufstiegsweg, und als ich den Ausgangspunkt bei Spescia wieder erreiche, bin ich rundum höchst zufrieden mit den Erlebnissen dieses Sommertages.
Tourengänger:
gero

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