An unserer Sloahtta-Karsavagge-Tour hatten wir noch ganz passables Wetter. Am 18. Juli nieselte es, Nebelbänke verhüllten die Berge. Unser nächstes Wanderziel, der Opferplatz Paddus, schien nicht realisierbar.
Der Paddus liegt in der Luftlinie von Abis ko zur Lapporten ungefähr in der Mitte. Mit dem Abstecher hinüber zum Nissunjåkka-Canyon und dem Abstieg zum Kungsleden ergibt dies eine Rundwanderung von ca. 18 km. Im weglosen Fjäll legt man pro Stunde selten mehr als drei Kilometer zurück. Also ein ganz schönes Tagespensum!
Wir versuchten es im Gegenuhrzeigersinn und folgten dem Kungsl e den bis zur Brücke über den Nissunjåkka. Unterwegs begegnete uns der Mann mit dem Rottweilerhund, siehe Bericht von
Mel. Es war unser Freund Curd, der Stugvard von Abiskojaure. Er war unterwegs nach Abisko, um dort Eier und Speck einzukaufen. Nach kurzem herzlichem Gespräch trennten sich unsere Wege wieder.
Hinten bei der Bro über den Nissunjåkka fand ich den schmalen Pfad hinauf zum Canyon nicht. Weil es nun zu regnen begann, kehrten wir um, kamen beim Rückweg beim Unteren Njagajaure vorbei und waren schon um 14 Uhr zurück in Abisko.
Ein guter Grund, wieder einmal das Naturum, das Natur-Kulturhistorische Museum von Abisko, zu besuchen. Und hier gibt es, fast ein Wunder in Schweden, einen in gutem Deutsch verfassten Begleittext. Der folgende Text über die heiligen Plätze animierte uns am folgenden Tag zu einem zweiten Anlauf zum Opferplatz::
Die samische Kulturlandschaft, in der Sie sich befinden,ist auch eine geistige Landschaft, in der wir Ehrfurcht und Respekt vor den heiligen Plätzen und für die Traditionen unserer Vorfahren empfinden.
Haben Sie schon vom Weg des Gottes gehört? Er erstreckt sich von den Lofoten an Abisko vorbei bis nach Ravtasjavri. Entlang des Weges kommt man an sechs Opferplätzen vorbei, an denen Menschen zu Göttern gebetet haben. Es gibt viele Erzählungen, in denen der Weg des Gottes vorkommt, einige davon handeln von Kummin. Es wird erzählt, dass er seine Opferrentiere dazu bringen konnte, freiwillig zum Opferplatz zu gehen. Die Rentiere gingen wie von einer unsichtbaren Hand geführt. Als Kummin in Sichtweite des Platzes kam, nahm er die Mütze vom Kopf, fiel auf die Knie und verbeugte sich ehrfürchtig. Als er schliesslich ankam, war das Rentier schon da..
Dank guter Wegmarkierung erblickten wir schon nach ca. zwei Stunden den markanten Hügel Paddus, auf dem sich die historische Stätte befindet. Wir wanderten nun im erhöhten Kahlfjäll, tief unter uns der Torneträsk. Man muss kein Esoteriker sein, um den Opferplatz als Kraftort zu empfinden. Vermutlich weil ich eine Ähnlichkeit mit dem legendären Kummin habe, kamen denn auch sogleich Rentiere angerannt ...
Die Querung vom Paddus hinüber zum Canyon des Nissunjåkka ist ein einmaliges Fjällerlebnis. Der Pfad ist kaum sichtbar, einige Holzstangen weisen den Weg. Ohne GPS ist diese Variante im Nebel nicht zu empfehlen. Drüben am Rand des Canyons fanden wir unseren Safranstein, den wir von einer früheren Begehung in Erinnerung hatten. Im Abstieg fanden wir auf Anhieb den schmalen Pfad, der am Rand des Canyons hinunterführt bis zur Furt am Nissunjåkka, wo die modernen Samen mit ihren Geländefahrzeugen den Fluss queren können. Das Weglein verlor sich dann im Wirrwar der Gräben im Auenwald. Plötzlich standen wir vor der Hängebrücke und damit auf dem Trampelpfad zurück nach Abisko.
Fazit: Auch nüchterne Schweizer spüren im Fjäll so etwas wie eine samische Seele in sich. Es ist durchaus lohnend, sich mit der Geschichte und Kultur der Samen zu befassen, auch mit der brutalen Art und Weise, wie sie christianisiert wurden.
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