Öhrli (2194 m) via Chammhalden und Hüenerberg (2312 m) - und die Entdeckung eines neuen "Weges"
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Wer (wie ich) kein Fan der grossen Hitze ist, der sucht dieser Tage die kühlere Luft in den Bergen. Dazu bedarf es noch nicht mal einer Reise in die vergletscherten Regionen der Drei- und Viertausender - nein, auch der nahe gelegene Alpstein hat im Schatten seiner Nordwände noch halbwegs kühle Luft zu bieten. Und so zog es mich einmal mehr an die Mutter aller Alpstein-Nordwände, an die von der Schwägalp aufragenden Felswände des Säntismassivs.
Der Plan war, nach dem Nordaufstieg zum Hüenerberg via Chammhalden, entlang der nördlichen Kette des Alpsteins bis zur Bergstation der Ebenalp zu wandern, um von dort schnell und schonend ins Tal zu gelangen. Die am Weg liegenden Gipfel Öhrli und Schäfler können dabei gut "mitgenommen" werden. Eine Route, die angesichts der vielen hierzu publizierten Berichte niemanden mehr vom Hocker reisst - doch habe ich zwei Varianten eingebaut, die wenig bis gar nie begangen werden, so dass ein Hikr-Bericht dennoch lohnt.
Schwägalp-Chammhalden-Hüenerberg (T5-)
Die Zeiten, als die Chammhaldenroute noch so etwas wie ein Geheimtipp war, sind (leider) längst vorbei. Im Sommer ist man auch an Werktagen praktisch nie alleine in der Route, heute waren ausser mir noch (mindestens) 6 weitere Wanderer dort unterwegs. Abgesehen von den fast immer etwas schmierigen Erdtritten durch die morgendliche Feuchte, sind die Verhältnisse derzeit perfekt: Die Route ist bis auf ein kleines, zu querendes Schneefeld oberhalb des grossen Geröllbandes komplett schneefrei. Da mir die "luftige Querung" im oberen Teil nicht besonders behagt und ich ohnehin zum Hüenerberg und weiter in östliche Richtung will, biege ich -wie schon auf dieser Tour- am grossen Geröllband auf ca. 2050 m links ab und folge der (ebenfalls orange markierten) Route, welche nach einer längeren Querung direkt zum Kamm des Hüenerbergs hinaufführt. Diese Route ist deutlich einfacher als der obere Teil der Chammhaldenroute, sie umgeht deren Hauptschwierigkeiten und eignet sich so auch gut als Notausstieg (Schwierigkeit T4+). Dennoch wird diese Variante augenscheinlich so gut wie nie begangen, es finden sich keinerlei (frische) Begehungsspuren.
Hüenerberg (P. 2309 und P. 2312)-Höch Nideri Sattel (T5-)
Herrliche, aussichtsreiche Gratwanderung hoch über den Karrenfeldern der Rossegg und mit schönen Tiefblicken zur Potersalp hinunter. Stellenweise luftig, doch stösst man nirgends auf ernsthafte Schwierigkeiten. Der Grat lässt sich mit Ausnahme eines kurzen Abschnitts nordöstlich von P. 2312 ohne Probleme direkt begehen. Im Abstieg (wenn man den Grat in dieser Richtung begeht) von P. 2312 weicht man mit Vorteil auf die guten Schrofenbänder in der Südflanke aus.
Nöch Nideri Sattel - Öhrli (T4+)
Die Passage zwischen Höch Nideri und Öhrlisattel (P. 2119) ist Teil des Säntisweges und an schönen Sommertagen dementsprechend stark frequentiert. Das Öhrli (auf der neuen Landeskarte Öhrlikopf) kann vom Öhrlisattel, wo es wie in einer Mondlandschaft aussieht, in wenigen Minuten leicht erstiegen werden. Erstaunlicherweise machen dennoch die wenigsten der vielen Säntiswanderer diesen Abstecher. Das Gipfelbuch, in das ich auf der letzten Seite ganz unten gerade noch einen letzten Eintrag machen kann, ist genau 10 Jahre nach dessen Eröffnung nun endgültig voll und sollte ausgetauscht werden!
Öhrlisattel - Lötzlisalpsattel (T2)
Unterhalb des Öhrlisattels kann ich noch einen letztes, grösseres Altschneefeld nutzen, das sich bis in die Vordere Öhrligrueb hinunterzieht. Die Altenalptürm präsentieren sich von hier besonders schön!
Lötzlisalpsattel - Filderbettersattel via "Filder-Gloggeren"/Traverse nördl. der Altenalptürm (T5)
Nachdem
radivi diese Querung einmal gemacht und hier dokumentiert hat, wusste ich, dass das grundsätzlich geht. Dennoch war ich sehr gespannt - schliesslich kannte ich die genaue Route nicht und wusste folglich nicht, wo es am einfachsten bzw. besten durchgeht. Nach unzähligen Touren im Alpstein, auf denen ich nahezu alle für mich machbaren Gipfel und Routen begangen habe, bleibt nicht mehr viel Raum für Neuland, heute sollte es aber wieder einmal so weit sein!
Die Traverse der abschüssigen und von mehreren Runsen und Abbrüchen durchzogene Flanke nördlich der Altenalptürm ist in keinem Führer dokumentiert und wird mutmasslich kaum je begangen. Das gerade macht für mich jedoch den Reiz aus - man muss sich auf seinen Spürsinn verlassen, das Gelände und die diversen Steinwildspuren lesen!
Kurz vor dem Lötzlisalpsattel (1900 m) steige ich in der trichterförmigen, von einer tiefen Rinne durchzogenen Grasflanke nach Norden ab. Eigentlich will ich nicht unnötig viel Höhe verlieren, doch nachdem
radivi von einer heiklen Überquerung des westlichsten Gloggerenturms berichtet hatte, versuche ich es erst gar nicht, dort obenherum zu gehen. In der nach unten hin immer steiler abbrechenden Flanke steige ich daher bis auf eine Höhe von ca. 1800 m ab und quere dann nach Nordosten aufsteigend zum nächsten Rasensporn hinauf. Mitten in der Vegetationsperiode ist die Begehung im unteren Teil der Grasflanke wegen des hohen Bewuchses ziemlich mühsam, zudem sind die "Fildergloggeren" (wie sie
radivi getauft hat) immer wieder durch tief eingefressene Runsen und Abbrüche unterbrochen, so dass ich beschliesse, nicht auf dem untersten, flacher abfallenden Band durchzuqueren, sondern ganz oben, unmittelbar unter den senkrechten (und schattenspendenden!) Nordwänden der Altenalptürm. Dort hat es -nicht ganz unerwartet, aber trotzdem überraschend- über weite Strecken einen gut begehbaren Gamswechsel, ein regelrechter Pfad! Zwar ist dieser nur knapp fussbreit und verläuft äusserst exponiert entlang des Abbruchs, aber immerhin. Etwa in der Mitte der Traverse muss abermals eine tief eingefressene Runse überquert werden - für mich die Schlüsselstelle der gesamten Route. Natürlich könnte man bis ganz hinunter auf das breite Grasband absteigen, doch will ich keinen derartigen Höhenverlust (mit anschliessendem, steilen und mühsamen Wiederaufstieg) hinnehmen und mogle mich oben im extrem steilen Grasgelände durch. Wäre das Gras nicht so saftig und griffig und wären da nicht vereinzelte Gamsspuren, dann wäre das locker T6-Gelände, und zwar ziemlich deftiges! So aber bleibt (im wahrsten Sinne des Wortes) alles im grünen Bereich und ich erreiche wohlbehalten das östliche Ende der Altenalptürm. Nach Querung des Schrofenhanges unter dem Östlichen Altenalpturm steht man im Filderbettersattel (1809 m) und befindet sich damit wieder zurück in der Zivilisation. Vor Erreichen des Wanderwegs ist allerdings noch eine Klippe zu meistern: Der Filderbettersattel ist komplett mit kniehohen Pflanzen überwuchert, dass die meisten davon Brennesseln sind, bemerke ich zu spät. Vor lauter Schreck über die Brenn-Attacke rutsche ich zu allem Unglück auf einem unter dem "Kraut" verborgenen Stein weg, knicke mit dem Fuss um (Autsch) und lande kopfüber im Brennesselbeet (noch mehr Autsch). Schreiend und fluchend springe ich die paar Meter hinunter auf den Wanderweg (natürlich nochmals durch Brennesseln). Während des gesamten restlichen Tages jucken, brennen und kribbeln Arme und Beine und sehen aus, als hätte ich irgendeine hochansteckende Krankheit…
Filderbettersattel - Schäfler - Ebenalp (T3)
In der ärgsten Mittagshitze schleppe ich mich dann auf dem Wanderweg hinauf zum Berggasthaus Schäfler und geniesse dort (bei angenehmem Lüftchen) einen Saft plus Schlorzifladen. Anschliessend Abstieg zur Ebenalp und mit der Luftseilbahn hinunter nach Wasserauen.
Fazit:
Auch wenn die Traverse der "Filder-Gloggeren" etwas mühsam ist und sicher keinen Zeitgewinn gegenüber dem Wanderweg auf der Südseite bringt, so führt sie doch durch eine unvergleichlich wilde Ecke des Alpsteins und gewährt eindrückliche Einblicke in die Nordwände der Altenalptürm. Einsamkeitsgarantie!
Der Plan war, nach dem Nordaufstieg zum Hüenerberg via Chammhalden, entlang der nördlichen Kette des Alpsteins bis zur Bergstation der Ebenalp zu wandern, um von dort schnell und schonend ins Tal zu gelangen. Die am Weg liegenden Gipfel Öhrli und Schäfler können dabei gut "mitgenommen" werden. Eine Route, die angesichts der vielen hierzu publizierten Berichte niemanden mehr vom Hocker reisst - doch habe ich zwei Varianten eingebaut, die wenig bis gar nie begangen werden, so dass ein Hikr-Bericht dennoch lohnt.
Schwägalp-Chammhalden-Hüenerberg (T5-)
Die Zeiten, als die Chammhaldenroute noch so etwas wie ein Geheimtipp war, sind (leider) längst vorbei. Im Sommer ist man auch an Werktagen praktisch nie alleine in der Route, heute waren ausser mir noch (mindestens) 6 weitere Wanderer dort unterwegs. Abgesehen von den fast immer etwas schmierigen Erdtritten durch die morgendliche Feuchte, sind die Verhältnisse derzeit perfekt: Die Route ist bis auf ein kleines, zu querendes Schneefeld oberhalb des grossen Geröllbandes komplett schneefrei. Da mir die "luftige Querung" im oberen Teil nicht besonders behagt und ich ohnehin zum Hüenerberg und weiter in östliche Richtung will, biege ich -wie schon auf dieser Tour- am grossen Geröllband auf ca. 2050 m links ab und folge der (ebenfalls orange markierten) Route, welche nach einer längeren Querung direkt zum Kamm des Hüenerbergs hinaufführt. Diese Route ist deutlich einfacher als der obere Teil der Chammhaldenroute, sie umgeht deren Hauptschwierigkeiten und eignet sich so auch gut als Notausstieg (Schwierigkeit T4+). Dennoch wird diese Variante augenscheinlich so gut wie nie begangen, es finden sich keinerlei (frische) Begehungsspuren.
Hüenerberg (P. 2309 und P. 2312)-Höch Nideri Sattel (T5-)
Herrliche, aussichtsreiche Gratwanderung hoch über den Karrenfeldern der Rossegg und mit schönen Tiefblicken zur Potersalp hinunter. Stellenweise luftig, doch stösst man nirgends auf ernsthafte Schwierigkeiten. Der Grat lässt sich mit Ausnahme eines kurzen Abschnitts nordöstlich von P. 2312 ohne Probleme direkt begehen. Im Abstieg (wenn man den Grat in dieser Richtung begeht) von P. 2312 weicht man mit Vorteil auf die guten Schrofenbänder in der Südflanke aus.
Nöch Nideri Sattel - Öhrli (T4+)
Die Passage zwischen Höch Nideri und Öhrlisattel (P. 2119) ist Teil des Säntisweges und an schönen Sommertagen dementsprechend stark frequentiert. Das Öhrli (auf der neuen Landeskarte Öhrlikopf) kann vom Öhrlisattel, wo es wie in einer Mondlandschaft aussieht, in wenigen Minuten leicht erstiegen werden. Erstaunlicherweise machen dennoch die wenigsten der vielen Säntiswanderer diesen Abstecher. Das Gipfelbuch, in das ich auf der letzten Seite ganz unten gerade noch einen letzten Eintrag machen kann, ist genau 10 Jahre nach dessen Eröffnung nun endgültig voll und sollte ausgetauscht werden!
Öhrlisattel - Lötzlisalpsattel (T2)
Unterhalb des Öhrlisattels kann ich noch einen letztes, grösseres Altschneefeld nutzen, das sich bis in die Vordere Öhrligrueb hinunterzieht. Die Altenalptürm präsentieren sich von hier besonders schön!
Lötzlisalpsattel - Filderbettersattel via "Filder-Gloggeren"/Traverse nördl. der Altenalptürm (T5)
Nachdem

Die Traverse der abschüssigen und von mehreren Runsen und Abbrüchen durchzogene Flanke nördlich der Altenalptürm ist in keinem Führer dokumentiert und wird mutmasslich kaum je begangen. Das gerade macht für mich jedoch den Reiz aus - man muss sich auf seinen Spürsinn verlassen, das Gelände und die diversen Steinwildspuren lesen!
Kurz vor dem Lötzlisalpsattel (1900 m) steige ich in der trichterförmigen, von einer tiefen Rinne durchzogenen Grasflanke nach Norden ab. Eigentlich will ich nicht unnötig viel Höhe verlieren, doch nachdem


Filderbettersattel - Schäfler - Ebenalp (T3)
In der ärgsten Mittagshitze schleppe ich mich dann auf dem Wanderweg hinauf zum Berggasthaus Schäfler und geniesse dort (bei angenehmem Lüftchen) einen Saft plus Schlorzifladen. Anschliessend Abstieg zur Ebenalp und mit der Luftseilbahn hinunter nach Wasserauen.
Fazit:
Auch wenn die Traverse der "Filder-Gloggeren" etwas mühsam ist und sicher keinen Zeitgewinn gegenüber dem Wanderweg auf der Südseite bringt, so führt sie doch durch eine unvergleichlich wilde Ecke des Alpsteins und gewährt eindrückliche Einblicke in die Nordwände der Altenalptürm. Einsamkeitsgarantie!
Tourengänger:
marmotta

Communities: ÖV Touren
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