Großvenediger über Defregger-Haus


Publiziert von Hade , 16. Juli 2013 um 19:00.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Venedigergruppe
Tour Datum:13 Juli 2013
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2300 m
Abstieg: 2300 m
Unterkunftmöglichkeiten:Johannishütte und Defregger-Haus

So oft habe ich bei meinen Touren in den Nördlichen Kalkalpen Richtung Zentralalpen geschaut und dabei ist mir diese schöne Pyramide aufgefallen. Der Großvenediger. Jetzt soll es nach dem Hochtourenkurs im letzten Jahr mit der DAV-Sektion Ingolstadt  hochgehen.

In aller Früh treffen mein Vater und ich uns mit den anderen Teilnehmern und fahren Richtung Tauern. Doch leider ist der Felbertauerntunnel aufgrund von Unwetterschäden noch immer gesperrt, so dass wir gezwungen sind, den riesigen Umweg über die überteuerte Großglockner Hochalpenstraße zu fahren. Dadurch  kommen wir erst mittags in Hinterbichl an...

Vom Wanderparklatz aus könnte man mit dem Venediger-Taxi bis zur Johannishütte fahren, aber wir wollen den Berg aus eigener Kraft besteigen, und so wandern wir auf einem kleinen, matschigen Steig im Wald hoch zu dieser ersten Hütte. Anschließend geht es unschwierig weiter zum Defregger-Haus. Dieser Teil zieht sich etwas, aber die Ausblicke auf die umgebenden Berge sind stets schön. Rechtzeitig zum Abendessen kommen wir an. Die Hütte ist bis auf den letzten Platz voll, doch dank Reservation bekommen wir einen Platz im total überfüllten Lager. Nach dem Abendessen ziehen wir uns auch schon bald dorthin zurück und versuchen, etwas Schlaf zu bekommen.

Am nächsten Morgen stehen wir schon früh auf und richten nach dem Frühstück schon an der Hütte alles her, bevor wir  zur Anseilstelle vor dem Gletscher gehen. Dort teilen wir uns in drei Seilschaften auf und schon geht es los. Anfangs queren wir das Innere Mullwitzkees mit wenig Höhengewinn, wobei eine Spaltenzone umgangen wird, bevor es hoch zum Rainertörl geht. Wir sind zwar nicht alleine, aber der Ansturm ist doch nicht so groß, wie befürchtet und die Verhältnisse sind perfekt, dazu haben wir noch ein Bombenwetter. Ein Traum! Ich bin absolut begeistert von meiner ersten Gletschertour und genieße auch den letzten Abschnitt, der uns nun etwas steiler hinauf zum Vorgipfel führt. Von hier zum Kreuz-Gipfel führt ein etwas schmaler Grat, der aber nicht annähernd so ausgesetzt ist, wie ich mir das vorgestellt hatte. Nur der Wind stört etwas, da es so dermaßen zieht, dass das Seil waagrecht in der Luft hängt, und man das Gefühl bekommt, dass jemand am Seil zieht. Einem aus meiner Seilschaft ist etwas unwohl, aber mit etwas Geduld kommen wir fast alle zum Kreuz.
Ein Erlebnis, an das ich mich sicher noch länger erinnern werde! Is des schee... Aber echt eisig. Es hat unter 0 Grad und der Wind pfeift extrem. Es fällt einem schwer, sich vorzustellen, dass gerade Sommer ist, und es im Tal um die 25 Grad hat. Dann kommen auch noch zwei Skibergsteiger zum Gipfel, und das Mitte Juli...
Nachdem alle ausgiebig fotografiert haben, steigen wir bald wieder vom Gipfel ab, um der nächsten Seilschaft Platzt zu machen. Am Törl machen wir dann eine kurze Pause, bevor es weiter nach unten geht. Hier sehen wir  doch tatsächlich einen Einzelgänger auf diesem spaltenreichen Gletscher! und er läuft mitten durch eine Spaltenzone! Durch eine Mulde, in der die Spalten sogar sichtbar sind! Und die Spur macht auch einen Bogen um die Zone!
Der Schnee wird inzwischen auch sulzig, und so schauen wir, dass wir wieder Fels unter unsere Füße bekommen und queren zurück zur Anseilstelle, wo wir uns der Gletscherausrüstung entledigen.

Von hier steigen wir auf dem Anstiegsweg wieder ab, wobei wir beim Defreggerhaus nur unser Übernachtungsgepäck mitnehmen und erst bei der gemütlicheren Johannishütte eine längere Pause einlegen. Nach der Stärkung legen wir noch den letzten Abschnitt zu den Autos zurück.

Fazit:

Die Tour ist perfekt für Ensteiger, da sie realtiv leicht ist. Die Spaltensturzgefahr ist dabei aber nicht zu unterschätzen!  Landschaftlich ist sie sowieso grandios, da der Blick in alle Richtung frei ist, und die nähere Umgebung mit ihren Gletschern ist wunderschön. Für mich war es eine absolute Traumtour, die mir in Erinnerung bleiben wird.


Ich hätte da noch eine Frage an euch:
Unser Tourleiter hat gemeint, dass wir auch mit den Wanderstöcken auf den Gletscher gehen können. Teilweise blieben dann auch die Pickel am Rucksack. Was haltet ihr davon? Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass man mit einem Wanderstock einen Spaltensturz halten kann. Das habe ich auch gesagt und manch einer hat dann doch seinen Pickel hergenommen... Eure Meinung dazu würde mich interessieren.

Tourengänger: Hade


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Kommentare (10)


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Gelöschter Kommentar

Nik Brückner hat gesagt: RE:
Gesendet am 16. Juli 2013 um 22:10
Mir ist genau das am GV passiert, was mein Vorredner beschreibt: Große Seilschaft, der Führer führt uns über eine Schneebrücke (über die ich niemals gegangen wäre), und sie bricht beim letzten Mann - bei mir. Die konnten mich locker rauslupfen, mein Vordermann ist nicht einmal ins Wanken gekommen, aber ich war doch froh, dass ich einen Pickel dabeihatte und mithelfen konnte, indem ich mich rausgepickelt hab. Mit Stöcken und in einer kleineren Seilschaft wäre das nicht so glimpflich ausgegangen.

Andererseits: Der GV ist so flach, dass es sich mit langen Stöcken schon bequemer geht als mit kurzem Pickel. Das ist es allerdings nicht wert. Man sieht dort oben Leute, die nicht einmal wissen, wie man Steigeisen anlegt. Ja klar ist der GV ein Wanderberg, aber eben nur, wenn die Verhältnisse perfekt sind und nichts passiert. Und wer kann das schon wissen.

Hade hat gesagt: RE:
Gesendet am 17. Juli 2013 um 15:59
Das sehe ich genauso! Der GV wird gerne unterschätzt, da er zwar leicht zu besteigen ist, aber die Spaltengefahr trotzdem da ist. Was ich da alleine an dem einen Tag alles gesehe habe...
In einer so großen Seilschaft ist es wohl wirklich vertretbar, mit Wanderstöcken zu gehen, aber sicherer ist es wohl trotzdem mit Pickel. Da darf man halt dann nicht so bequem sein.
Danke für deine Einschätzung

Hade hat gesagt: RE:
Gesendet am 17. Juli 2013 um 15:56
Danke für deine Einschätzung!
Die Verhältnisse waren gut, aber beim Aufstieg war der Firn schon noch relativ fest gefroren und man sollte ja einen "normalen" Sturz eigentlich nicht mit den Steigeisen bremsen, sondern mit dem Pickel, da ansonsten das Verhaken zum unkontrollieren Sturz führen kann. Ich bin mir nicht sicher, ob das am Gipfelhang ohne Pickel so gut gegangen wäre, der ist doch etwas steiler.
Einen Spaltensturz kann in einer 5er Seilschaft wohl wirklich gut halten, da dürftest du Recht haben und ein T-Anker ist dann auch nicht nötig.

Alles in Allem dürfte unser Tourleiter schon recht gehabt haben, dass man mit Stöcken gehen kann, aber sicherer ist es wohl mit Pickel, und ich will auch nicht ausprobieren, ob man sich mit Stöcken halten könnte :) Da gehe ich ebenso wie du lieber auf Nummer sicher.

Wünsche dir ebenfalls schöne Touren
Daniel

Fabse_94 hat gesagt:
Gesendet am 17. Juli 2013 um 00:22
Herzlichen Glückwunsch auch von mir. Du hattest wohl doch besseres Wetter und eine bessere Sicht als angenommen, denn als wir am Sonntag auf den Gleirsch gestiegen sind, sah es über dem Hauptkamm doch recht bedeckt aus...

Hade hat gesagt: RE:
Gesendet am 17. Juli 2013 um 16:02
Danke :-)
Auf der Nordseite war es auch ziemlich wolkig, aber wir waren einfach höher oben ;-) Auf Foto 26 sieht man es ein bisschen, aber da war wirklich eine fast geschlossene Wolkendecke. War bei euch die Sicht gut?

maxl hat gesagt: RE:
Gesendet am 18. Juli 2013 um 16:52
nö...:-)
aber im Karwendl hats ja immer tolle Nahblicke, hat also scho passt...

mountainrescue hat gesagt: Stöcke/Pickel - ja oder nein
Gesendet am 17. Juli 2013 um 11:04
Meiner Meinung nach kommt es immer auf die Verhältnisse an. Bei einem flachen Gletscher mit guter Spur sind mir Stöcke lieber, als ein Pickel. Wird es steil und Verhältnisse schwieriger kommt der Pickel zum Einsatz. Ich verwende generell Stöcke, denn bei langen Touren und schwerem Gepäck sind sie eine recht angenehme "Stütze". Bei Hochtouren wie Elbrus, Dom und einigen anderen war ich immer mit Stöcken unterwegs und habe das Gehen als sehr angenehm empfunden. Als neueste Errungenschaft auf diesem Sektor verwende ich nun die Leki Micro Vario Titanium, die sich blitzschnell sehr klein zusammenlegen und verstauen lassen.

Hade hat gesagt: RE:Stöcke/Pickel - ja oder nein
Gesendet am 17. Juli 2013 um 16:08
Ja bequemer ist es auf jeden Fall mit Stöcken...Der Pickel ist dann doch zu kurz, um sich gescheid abstützen zu können. Ich habe gar keine Stöcke - halt: einen habe ich noch, der andere ist zerbrochen. Aber hergenommen habe ich die eh selten, auch nicht auf Wanderungen.
Aber diese Micro Vario Titanium sind ja echt ein Leichtgewicht und lassen sich mit Sicherheit gut verstauen!

georgb hat gesagt:
Gesendet am 23. Juni 2015 um 09:44
Ich geh nur noch mit den Stöcken, ohne falle ich inzwischen um ;-)
Im Ernst, bei Weichschnee halten auch die Stöcke gut, vorausgesetzt es sind ordentliche mit externer Arretierung, am besten aus Alu, die verbiegen sich zwar, brechen aber nicht so leicht. Außerdem kann man sie auf Pickelgröße zusammenschieben, dann sind sie richtig stabil. Ich benutze den Leki Sherpa. Die zusammenlegbaren sind genial praktisch, aber halten dich nicht unter Last und knicken ab, als "Pickelersatz" unbrauchbar! Bei Eis und Hartschnee hilft nur ein Pickel, logisch.
Stell doch mal einen Blog zum Thema ein, könnte alle intressieren!?
Saluti Georg


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