Venediger Höhenweg 4/4 Großvenediger bei Föhnsturm bis 5 m untern Grat
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Vorwort: Für mich als Solotourengeher sind Gletschertouren zu gefährlich. Deshalb greife ich bei extremen Gletschertouren auf die Erfahrung von Bergführern zurück. In einer Gruppe wie beim DAV – Summit – Club ist alles organisiert und noch bezahlbar. Außerdem war speziell dieses Programm für mich optimal, weil ich in diesem Jahr nur in Höhen von weit unter 2500 m unterwegs war. Trotzdem sollte man sich darüber im Klaren sein, dass es einen gewissen Gruppenzwang gibt, wie die Pausen, das Tempo, die Lust zu Fotografieren usw. Bei unserer Gruppe war alles im Einklang und ziemlich entspannt. bis auf eine "kleine" Sache. Einer der Teilnehmer hatte auf seine Handschuhe verzichtet oder war der Meinung diese wegen der warmen Witterung nicht zu brauchen. Das wurde aber erst am Gletscher gebeichtet und hätte beinahe unseren Aufstieg gefährdet.
Heute wäre der große Tag mit der Besteigung des Großvenedigers (GV), nur hatte es die ganze Nacht starken Wind und morgens war die Wolkendecke fast in Höhe des Defreggerhauses. Frühstück war schon um 6 Uhr und Start der Tour gleich anschließend gegen 6.45 Uhr. Beim Abmarsch hatten wir zwei Grad auf dem Thermometer. Das angekündigte Schönwetterfenster hatte sich nicht eingestellt, dafür ist das Genua - Tief bereits am Hauptkamm angekommen. Noch ist es trocken.
Nach 10 Min. Aufstieg dürfen wir schon einen Blick zum Inneren Mullwitzkees genießen. Was mir aufgefallen war, die vielen sichtbaren Spalten. Im Inneren hatte ich mich schon darauf eingestellt, dass es irgendwann einen Abbruch der Tour gibt, denn die Böen wurden nicht leichter sondern stärker und die Wolken drückten immer weiter nach unten. Als wir an der Stelle ankommen, wo zum Anseilpunkt abgestiegen wird, dachte ich schon das war´s, aber wir steigen über die seilgesicherte Wand (10 – 15m) ab. Unten schlüpfen wir in die Steigeisen und klicken uns am Seil des Bergführers ein.
Der Zustieg zum Gletscher erfolgt kurz danach. Mit der Begehung des Gletschers hatten wir ständig Spalten vor, neben und unter uns. Am Anfang waren verhältnismäßig gute Bedingungen am Gletscher, Blankeis und eine erkennbare Spur. Der Wind legt nochmals zu und es fallen immer wieder ein paar Regentropfen. Auf stabilen Eis machen wir nach einer guten Stunde eine kleine Trinkpause. Die Sichtverhältnisse werden immer schlechter, aber aus der Gruppe gibt es kein Murren.
Teils gehen wir schon über stark unterhöhlte Schneebrücken um die Spalten zu überwinden. Auf Höhe des Rainertörls haben wir Föhnsturm mit angekündigten 80 km/h, für einen sicheren Stand benötigen wir jetzt Hände und Füße und trotzdem wurde jeder mal von einer Böe aus der Spur geworfen. Der Wegweiser liegt auf Blankeis und ist nur noch eine Orientierung dafür, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Ohne GPS-Unterstützung und Rupert, unserem Bergführer, wären wir aufgeschmissen gewesen. Spätestens zu diesem Zeitpunkt hatte ich das Gefühl, dass wir abbrechen oder ein Ersatzziel wie das Hohe Aderl oder Rainerhorn ansteuern. Da hatte ich mich aber getäuscht.
Das Gehen mit den Steigeisen im aufgeweichten Firn ist anstrengend und mühsam. Trotz Regen, Graupelschauer und extremen Windböen kämpfen wir weiter. Irgendwann kam dann von hinten ein starker Zug aufs Seil, die Gruppe stand und hatte sich für einen Abbruch entschieden. Als Rupert die Zahl der fehlenden Höhenmeter zum Gipfel in die Gruppe (von Mann zu Frau usw.) weiter gab, änderte sich die Stimmung schnell. 30 hm fehlten uns noch zum Gipfel. Das schaffen wir noch war die einstimmige Meinung. Nochmals setzten wir uns in Bewegung und kämpften uns bis fünf Meter unter die Gratkante des Schneegipfels. Dort war dann aber Schluss als auch der Bergführer ins Wanken kam. Ein Begehen des Grates zum Kreuz war mit der großen Gruppe für ihn und uns lebensgefährlich. Schon das Umdrehen in der Gipfelflanke war nicht einfach, aufgeweichter Firn, extreme Windböen und hinter uns hatte sich eine Dreiergruppe angehängt, die wir passieren mussten. Diese hatte den Übergang zum Gipfel gewagt, wie wir später auf der Hütte erfuhren.
Jetzt ging es nur noch darum so schnell wie möglich zur Hütte zu kommen und dabei keinen Spaltensturz zu erleben. Wind, Regen und schlechte Sicht waren immer noch unsere Gegner. Die Spuren im Eis waren auch nicht immer hilfreich, weil sie in die Irre führten und ein neuer Weg gesucht werden musste. Schon weit unterhalb des Rainerhorn´s wieder auf sicherem Eis konnten wir eine kleine Pause einlegen und die Regenhüllen am Rucksack erneut anbringen. Ohne Zwischenfall erreichten wir das Defreggerhaus, wo der Hüttenwirt schon den Holzofen angeheizt hatte, zur Zufriedenheit aller. Jetzt hatten wir uns eine Pause mit Essen und Aufwärmen verdient.
Für den Abstieg zur Johannishütte musste der Rucksack nochmals neu gepackt werden und nach einer guten Stunde schien der Regen etwas leichter zu werden. Die Gletscherausrüstung konnten wir auf der Hütte zurück lassen. Im weiteren Abstieg zum Nachtlager in der Johannishütte legte sich der Regen komplett und es wurde etwas heller. Trotz Verfehlen des Gipfelzieles war jeder in der Truppe mit der Leistung zufrieden und der Rupert hatte uns auch bestätigt, dass er mit einer schwächeren Gruppe nicht so weit gegangen wäre. Am nächsten Tag sind wir dann mit dem Hüttentaxi zum Parkplatz in Bichl gefahren.
Schlusswort:
Rupert, unser Bergführer, mit reichlich 8000er Erfahrung meinte am Abend in der Hütte, dass er die vielen Tourenberichte zum Großvenediger nicht verstehen kann, die die Besteigung als leichte Hochtour abtun. Der Großvenediger sei inzwischen einer der schwierigsten Gletscheranstiege der Ostalpen geworden und nicht so einfach wie oft beschrieben. Auch ich dachte immer, in einer Zweier Seilschaft kannst du da locker hoch gehen. Die heutige Tour hat mir gezeigt wie viele Gefahren da vorhanden sind. Wenn dann geht das nur im Spätwinter oder Frühsommer bei ganz stabilem Wetter und guter Schneelage.
Gehzeiten:
Defreggerhaus - fast Großvenediger und zurück zur Hütte: 5 h 10 min.
Defreggerhaus - Johannishütte 1 h 30 min.
insg. unterwegs mit Pausen 7 h 45 min.
Tag 1
Tag 2
Tag 3
Heute wäre der große Tag mit der Besteigung des Großvenedigers (GV), nur hatte es die ganze Nacht starken Wind und morgens war die Wolkendecke fast in Höhe des Defreggerhauses. Frühstück war schon um 6 Uhr und Start der Tour gleich anschließend gegen 6.45 Uhr. Beim Abmarsch hatten wir zwei Grad auf dem Thermometer. Das angekündigte Schönwetterfenster hatte sich nicht eingestellt, dafür ist das Genua - Tief bereits am Hauptkamm angekommen. Noch ist es trocken.
Nach 10 Min. Aufstieg dürfen wir schon einen Blick zum Inneren Mullwitzkees genießen. Was mir aufgefallen war, die vielen sichtbaren Spalten. Im Inneren hatte ich mich schon darauf eingestellt, dass es irgendwann einen Abbruch der Tour gibt, denn die Böen wurden nicht leichter sondern stärker und die Wolken drückten immer weiter nach unten. Als wir an der Stelle ankommen, wo zum Anseilpunkt abgestiegen wird, dachte ich schon das war´s, aber wir steigen über die seilgesicherte Wand (10 – 15m) ab. Unten schlüpfen wir in die Steigeisen und klicken uns am Seil des Bergführers ein.
Der Zustieg zum Gletscher erfolgt kurz danach. Mit der Begehung des Gletschers hatten wir ständig Spalten vor, neben und unter uns. Am Anfang waren verhältnismäßig gute Bedingungen am Gletscher, Blankeis und eine erkennbare Spur. Der Wind legt nochmals zu und es fallen immer wieder ein paar Regentropfen. Auf stabilen Eis machen wir nach einer guten Stunde eine kleine Trinkpause. Die Sichtverhältnisse werden immer schlechter, aber aus der Gruppe gibt es kein Murren.
Teils gehen wir schon über stark unterhöhlte Schneebrücken um die Spalten zu überwinden. Auf Höhe des Rainertörls haben wir Föhnsturm mit angekündigten 80 km/h, für einen sicheren Stand benötigen wir jetzt Hände und Füße und trotzdem wurde jeder mal von einer Böe aus der Spur geworfen. Der Wegweiser liegt auf Blankeis und ist nur noch eine Orientierung dafür, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Ohne GPS-Unterstützung und Rupert, unserem Bergführer, wären wir aufgeschmissen gewesen. Spätestens zu diesem Zeitpunkt hatte ich das Gefühl, dass wir abbrechen oder ein Ersatzziel wie das Hohe Aderl oder Rainerhorn ansteuern. Da hatte ich mich aber getäuscht.
Das Gehen mit den Steigeisen im aufgeweichten Firn ist anstrengend und mühsam. Trotz Regen, Graupelschauer und extremen Windböen kämpfen wir weiter. Irgendwann kam dann von hinten ein starker Zug aufs Seil, die Gruppe stand und hatte sich für einen Abbruch entschieden. Als Rupert die Zahl der fehlenden Höhenmeter zum Gipfel in die Gruppe (von Mann zu Frau usw.) weiter gab, änderte sich die Stimmung schnell. 30 hm fehlten uns noch zum Gipfel. Das schaffen wir noch war die einstimmige Meinung. Nochmals setzten wir uns in Bewegung und kämpften uns bis fünf Meter unter die Gratkante des Schneegipfels. Dort war dann aber Schluss als auch der Bergführer ins Wanken kam. Ein Begehen des Grates zum Kreuz war mit der großen Gruppe für ihn und uns lebensgefährlich. Schon das Umdrehen in der Gipfelflanke war nicht einfach, aufgeweichter Firn, extreme Windböen und hinter uns hatte sich eine Dreiergruppe angehängt, die wir passieren mussten. Diese hatte den Übergang zum Gipfel gewagt, wie wir später auf der Hütte erfuhren.
Jetzt ging es nur noch darum so schnell wie möglich zur Hütte zu kommen und dabei keinen Spaltensturz zu erleben. Wind, Regen und schlechte Sicht waren immer noch unsere Gegner. Die Spuren im Eis waren auch nicht immer hilfreich, weil sie in die Irre führten und ein neuer Weg gesucht werden musste. Schon weit unterhalb des Rainerhorn´s wieder auf sicherem Eis konnten wir eine kleine Pause einlegen und die Regenhüllen am Rucksack erneut anbringen. Ohne Zwischenfall erreichten wir das Defreggerhaus, wo der Hüttenwirt schon den Holzofen angeheizt hatte, zur Zufriedenheit aller. Jetzt hatten wir uns eine Pause mit Essen und Aufwärmen verdient.
Für den Abstieg zur Johannishütte musste der Rucksack nochmals neu gepackt werden und nach einer guten Stunde schien der Regen etwas leichter zu werden. Die Gletscherausrüstung konnten wir auf der Hütte zurück lassen. Im weiteren Abstieg zum Nachtlager in der Johannishütte legte sich der Regen komplett und es wurde etwas heller. Trotz Verfehlen des Gipfelzieles war jeder in der Truppe mit der Leistung zufrieden und der Rupert hatte uns auch bestätigt, dass er mit einer schwächeren Gruppe nicht so weit gegangen wäre. Am nächsten Tag sind wir dann mit dem Hüttentaxi zum Parkplatz in Bichl gefahren.
Schlusswort:
Rupert, unser Bergführer, mit reichlich 8000er Erfahrung meinte am Abend in der Hütte, dass er die vielen Tourenberichte zum Großvenediger nicht verstehen kann, die die Besteigung als leichte Hochtour abtun. Der Großvenediger sei inzwischen einer der schwierigsten Gletscheranstiege der Ostalpen geworden und nicht so einfach wie oft beschrieben. Auch ich dachte immer, in einer Zweier Seilschaft kannst du da locker hoch gehen. Die heutige Tour hat mir gezeigt wie viele Gefahren da vorhanden sind. Wenn dann geht das nur im Spätwinter oder Frühsommer bei ganz stabilem Wetter und guter Schneelage.
Gehzeiten:
Defreggerhaus - fast Großvenediger und zurück zur Hütte: 5 h 10 min.
Defreggerhaus - Johannishütte 1 h 30 min.
insg. unterwegs mit Pausen 7 h 45 min.



Tourengänger:
jagawirtha

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