Zwischen "Mistgabel" und "Stecknadel"


Publiziert von simba , 17. Juli 2013 um 15:14.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Mittelwallis
Tour Datum:13 Juli 2013
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2570 m
Abstieg: 2570 m
Unterkunftmöglichkeiten:Mischabelhütte

Der Ursprung des Begriffs "Mischabel", also der dreigipfligen Gebirgskette vom Täschhorn bis zur Lenzspitze ist ungeklärt - wohl überwiegend wird er davon abgeleitet, dass Täschhorn, Dom und Lenzspitze aus bestimmter Perspektive einer dreizackigen Mistgabel ähneln. Und wenn schon Gegenstände des bergbäuerlichen Haushalts insoweit namensgebend waren, liegt nichts näher, als ebensolche Gegenstände auch zur Benennung der angrenzenden Berge einzubringen - ob es nun "Nadeln" oder gar filigrane "Stecknadeln" sind.

Im Goedeke (4000er - Normalwege) bekommt das Nadelhorn nur 2 von 3  "Schweißtropfen", was wohl als Synonym für einen mittleren konditionellen Aufwand stehen soll. Verzichtet man auf eine Unterstützung der wucherischen Konditionen der Hannig-Bergbahn (24 Fr für eine 550 Hm Bergfahrt (!)), ergibt dies mit knapp 2570 Höhenmeter Gesamtaufstieg doch eine ziemlich satte Saisonauftaktshochtour.

Die 1550 Höhenmeter von Saas-Fee hinauf zur Mischabelhütte sind eigentlich schon für sich eine schöne, abwechslungsreiche Tour, insbesondere dank des gut klettersteigmäßig eingerichteten langen Blockgrats im oberen Teil ("Wanderbewertung", ca. T4-T5). Gut gestärkt durch ein für die Höhe der Mischabelhütte exzellentes Essen (viel Gemüse, gutes Fleisch und Obst!) ging es früh ins Bett - Nachtwache 3:15 Uhr - Start um 4:00 Uhr.

Einer weiteren eingehenden Wegbeschreibung hinauf zum Nadelhorn bedarf es nicht mehr. Wir sind im Aufstieg sehr weit auf dem Felsgrat bis fast zum Schwarzkopf aufgestiegen, ehe wir leicht absteigend auf den Hohbalmgletscher gequert sind. Im Abstieg sind wir entlang des Grates ziemlich weit im Schnee abgestiegen, so dass nur noch wenige Meter im Fels bis zur Hütte zu bewältigen waren. Die Verhältnisse waren tip top: Die Spalten auf dem Hohbalmgletscher sind noch gut eingeschneit und können leicht links ausholend umgangen werden, der Steilhang zum Windjoch bietet guten Firn und einen durch einen Schneerutsch verschlossenen Bergschrund und auch alle Felshindernisse auf dem Nordost-Grat lassen sich noch auf guter Spur rechterhand im Firn umgehen. Bei der anhaltenden Wärme wird es aber sicher nicht mehr lange dauern, ehe es eisig und damit heikler wird.

Obschon an unserem Aufstiegssonntag einiges los war (neben den "Nadelhorngehern" ca. 10-15 Seilschaften Nadelgrat (lt. Auskunft perfekte Bedingungen!), 5 Seilschaften Lenzspitze Nord und weitere 4 am Grat zur Lenzspitze) kam es im oberen "Kletterteil" - den ich mir deutlich anspruchsvoller vorgestellt hatte - kaum zu Stauungen. Wir standen so schon kurz nach halb 8 - kurioserweise mit unserem von der Lenzspitze kommenden Tischnachbarn vom Vorabend - am nicht gerade geräumigen Gipfel und genossen die sich schlagartig auftuenden, beeindruckenden Blicke auf die Eisflanke des Dom und die Riege der Zermatter 4000er.

Der wirklich anstrengende Teil der Tour aufs Nadelhorn folgt aber - soweit man noch am selben Tag ins Tal hinunter (und sogar noch zurück nach Deutschland fahren) muss - erst mit dem Abstieg, denn mehr als 2500 Höhenmeter geht es am Stück hinab nach Saas-Fee. Da tat es gut, am Gletscherbach knapp oberhalb der ersten Schlepplifte die brennenden Füße zu kühlen. Die Oberschenkel freilich sind nach der langen Skitourensaison Fußabstiege dieser Größenordnung wohl noch nicht wieder gewohnt - insofern hat uns das Nadelhorn zum Auftakt der Hochtourensaison einige "Nadelstiche" in Form eines veritablen Muskelkaters beschert.


Tourengänger: simba


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