Oltschiburg - unermesslichen Dank meinen Schutzengeln!


Publiziert von Felix , 15. Juli 2013 um 20:05. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Bern » Jungfraugebiet
Tour Datum:11 Juli 2013
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Aufstieg: 910 m
Abstieg: 910 m
Strecke:Axalp - Schnitzler-Weg - Schlagli - Hinterburgseeli - P. 1645 - P. 1877 - Oltschiburg - Arven - P. 1844 - Urserli - P. 1720 - Chrutmettli - Hilten-Hütte - P. 1655 - Axalp
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PW via Alberswil, Autobahn|strasse Sursee - Giswil, Brünigpass, Brienzwiler nach Axalp
Kartennummer:1209

Ich werde zukünftig den Helm mitnehmen und ihn in problematischem Gelände frühzeitig aufsetzen - das Erlebnis, welches mich nur ganz knapp nicht zum Schwer-Invaliden gemacht oder in den Tod gebracht hat, ist mir, und vielleicht andern, eine Lehre.

 

Frohen Mutes, bei prächtigstem Wetter, machen wir uns auf der exzellent aussichtsreichen Axalp auf den gleich zu Beginn mit interessanten Informationen ausgestatteten, im Wald verlaufenden Schnitzlerweg.

 

Vielfach flach, dann nach Schlagli auf- und absteigend, schliesslich über das Gausband führend, erreichen wir so das noch im Schatten liegende Hinterburgseeli. Hier treffen wir eine erste grosse Gruppe, unter Anleitung von erwachsenen Personen, tätiger Wegmacher, welche wir beim Start auf der Axalp haben aufbrechen sehen - zwei Stunden später noch eine andere ...

 

Beinahe weglos verlassen wir die schattige „Promenade“ am malerischen See und kehren wieder auf den Wanderweg zurück, welcher uns, teilweise auf einer Fahrstrasse in die Nähe des nun wieder in der Sonne liegenden „Hennefidle“ auf die Terrasse von Hinterburg herauf führt. Bei der Tourenplanung ging ich davon aus, dass der hier beginnende steile Grashang relativ direkt im weglosen Anstieg zu begehen sei - umso mehr als im obersten Abschnitt durch wenige Felsen hindurch in der LK eine Wegspur eingezeichnet ist. Nun, es waren zum einen sehr nasses hohes Gras und riesige Pflanzenblätter, danach, im zweiten Abschnitt hohes Laubgebüsch - zeitweise sehr mühsam, in ihm hochzusteigen. Darin um jeden Meter ringend, hörten wir von Zeit zu Zeit Geräusche, welche uns an wegspringendes Wild gemahnte.

Kurz vor besagter letzten Felsstufe hielten wir kurz inne und suchten die beste Aufstiegsmöglichkeit - dabei flog über das Wändchen hinab ein erster ungefähr 5 kg schwerer Stein rasant, in zwei Metern Abstand, an uns vorbei, das zweite ebensolche Geschoss traf meinen Rucksackdeckel - welch Glück, hatte ich mich in meinem begrenzten Stand als Reaktion aufs den ersten, wie eine Granate daherkommenden Stein, mich noch wenige cm zur Seite bewegen können … Mir wurde, das bestätigten anschliessend Rosmarie und Ursula, aufgelöst vom Erlebnis, wohl ein zweites Leben geschenkt.

 

Geschockt - und glücklich zugleich - treffen wir einige Meter oberhalb auf eine weitere Gruppe von Jugendlichen, welche mit einem Erwachsenen zusammen, den Bergweg von Chienzen, P. 1802, nach Urserli ausbessern. Die grössten Steine schoss der Leiter über die steile Böschung und das Felswändchen hinab - es käme garantiert niemand hier unten durch und hinauf, sei ihm versichert worden … Etwas westlich von P. 1877 setzen wir uns nieder und erholen uns vom Schrecken, stärken uns und machen uns anschliessend auf den weglosen Aufstieg zu den nördlichen Felsmauern unseres heutigen Gipfelzieles. Etwa auf halber Höhe treffen wir auf die Spur, welche von Arven heraufleitet, und folgen ihr, im stets steiler werden Grashang, bis zum Einstieg in die kurze Felsrinne. Hier ist ein Tau angebracht, welches man benutzen kann, nicht jedoch muss - derart gut gestuft ist das Couloir.

Danach jedoch beginnt erst der mental anforderungsreiche Schlussaufstieg: die Grasflanke erreicht eine Neigung, welche, in Anbetracht der äusserst schmalen Spur und den weiter unten „lauernden“ Felsabbrüchen, doch vorsichtig anzugehen ist - erst etwas später ist ein weiteres Tau zur Sicherung eingerichtet. Nach diesem „aufregenden“ Anstieg flacht das Gelände je länger je mehr ab; einzelne kürzeste Gesteinspassagen sind geradezu wohltuend, der finale Anstieg wird schliesslich zum reinen, beinahe flachen Graswandern - wir sind auf der Oltschiburg! Und erfreuen uns des Gipfels heute wohl intensiver denn je - und geniessen bei kühlem Wind die Aussicht auf den Brienzersee und das hoffentlich bald zu besuchende Axalphoren; wenn auch stets mehr Wolken über den umliegenden Bergen aufziehen.

 

Vorsichtig begeben wir uns, nachdem wir uns unmittelbar nach Axi und Domino im Gipfelbuch verewigt haben, zur Schlüsselstelle oberhalb des Kamins und in diesen selber; auch im Abstieg ist dieser gut zu meistern. Wir folgen nun den w-b-w Markierungen und der entsprechenden Spur weit hinunter nach Arven, wo wir zuletzt weglos auf den Bergwanderweg treffen - und wenig später das kleine Hinweisschild „Burg“ entdecken.

Nachdem wir im Abstieg bereits einzelne, noch „junge“ Männertreu und Edelweiss’ gesichtet haben, entzücken uns auf dem Weiterweg nach Urserli wohl Hunderte von Türkenbunden. Vergleichbar schön ist auf diesem Weg über dem Urserliband der Tiefblick zum Hinterburgseeli.

Bei der verlassenen Hütte nahe des Bergwanderwegs auf Urserli machen wir eine längere Rast, und blicken mehrfach zum gewaltigen Felsmassiv der  Oltschiburg hinauf. Beim Weitergehen entschuldigt sich der Leiter der hier ebenfalls rastenden Weggruppe für den unbedachten Teil seiner Arbeit - wir hoffen, dass alle daraus die nötigen Lehren gezogen haben.

 

Über ein teilweise schmales, doch gut gesichertes Felsband (einmal findet sich sogar eine abgerutschte Stelle) nehmen wir den abschliessenden Teil unserer Tour in Angriff. Er führt uns zur serpentinenreichen steilen Abstiegsvariante zum Hinterburgseeli, bei P. 1720, und weiter nach Chrutmettli. Selbstverständlich lassen wir den kurzen Abstecher zur Hilten-Hütte nicht aus - zu schön und aussichtsreich ist sie gelegen; die nötigen und feinen Getränke schmecken uns hier sehr.

 

Auf dem Fahrsträsschen wandern wir gemütlich unserem Ausgangspunkt Axalp zu; im unteren Dorfteil erstehen wir uns im altehrwürdigen „Kiosk“ und Dorfladen exzellenten Alpkäse.

 

Unterwegs mit Rosmarie 


Tourengänger: Ursula, Felix


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Kommentare (16)


Kommentar hinzufügen

Fraroe hat gesagt:
Gesendet am 15. Juli 2013 um 20:20
Hallo Felix
da hast du scheinbar viel Glück gehabt, aber eben, wer trägt in diesem Gelände schon gerne ein Helm.

HG Franz / Rösly


Felix hat gesagt: RE:
Gesendet am 15. Juli 2013 um 20:22
Ciao Franz und Rösly

Ich hoffe nicht, dass ich noch einmal so viel davon beanspruchen muss!

lg, Felix

Pit hat gesagt:
Gesendet am 15. Juli 2013 um 20:45
Hallo Felix,
Da hast Du/Ihr aber die Schutzengel mächtig beansprucht, gottseidank ist nichts schlimmes passiert.
Die Oltschiburg steht auch schon lange auf unserer Liste, Deine schönen Fotos machen noch mehr Lust darauf.

lg Peter

Felix hat gesagt: RE:
Gesendet am 15. Juli 2013 um 21:00
Danke Peter!

Die Oltschiburg ist die Reise sehr wert - ich bin unendlich dankbar, dass ich sie (doch noch) besteigen konnte.

lg, Felix

MicheleK hat gesagt: woah...
Gesendet am 16. Juli 2013 um 00:48
abgesehen vom Helmtragen..haette dir sehr wahrscheinlich auch nicht gross geholfen... aber solche "WanderLeiter" sollte man nicht in die Berge lassen... und noch dazu ein Beispiel fuer Juendliche??? der sollte lieber zu Hause Suppe kochen...

Felix hat gesagt: RE: woah...
Gesendet am 16. Juli 2013 um 11:50
da hast du in beiden Punkten Recht:
ein Helm hätte nicht die gesamte Energie absorbieren können ...
und ein Verantwortlicher müsste es auch sein!

lg, Felix

alpstein hat gesagt:
Gesendet am 16. Juli 2013 um 06:24
Puh, das ist ja noch mal gut gegangen, wie auch bei Esther neulich in Südtirol.

HG, Hanspeter

Felix hat gesagt: RE:
Gesendet am 16. Juli 2013 um 11:51
Ja, haarscharf an der Katastrophe vorbei :-|

lg, Felix

RuthP hat gesagt: Ufff....
Gesendet am 16. Juli 2013 um 07:48
Gott sei Dank ist alles gut gegangen...Unsere Freizeitbeschäftigungen bergen Gefahren noch und noch...man muss einfach wirklich jedes Mal dankbar sein, wenn man gesund und munter heimkehren darf...es ist NICHT selbstverständlich...nicht alle haben dieses Glück...man lese nur, was gerade diese Wochenende wieder alles passiert ist.
http://www.blick.ch/news/schweiz/schlamperei-zerstoerte-ihr-leben-id2373848.html
Oder http://www.blick.ch/news/schweiz/bern/bernerin-46-stuerzt-abhang-hinunter-id2373489.html
Ich wünsche Euch weiterhin ganz viel Glück auf Euren Touren!
Liebi Grüess Ruth

Felix hat gesagt: RE: Ufff....
Gesendet am 16. Juli 2013 um 11:53
Liebe Ruth

Ich habe die Meldungen gesehen und gelesen - und bin nach wie vor überglücklich, habe ich diese Situation überlebt.

Auch dir viel Glück unterwegs; herzliche Grüsse

Felix

Aendu hat gesagt: Uff...
Gesendet am 16. Juli 2013 um 07:56
...zum Glück ist nichts passiert!!

Gruss, Aendu

Felix hat gesagt: RE: Uff...
Gesendet am 16. Juli 2013 um 11:54
genau; eine Frage von Sekunden und Zentimetern ...

lg, Felix

Baldy und Conny hat gesagt: haben gerade
Gesendet am 17. Juli 2013 um 09:49
von Deinem Glück gelesen. Das andere wollen wir uns gar nicht vorstellen

Gruess Angelo und Conyy

Felix hat gesagt: RE: exakt
Gesendet am 17. Juli 2013 um 13:25
so halte ich es auch - um so mehr, als ich vom Flug des "Geschosses" wenig mitbekam (im Gegensatz zu den beiden Frauen) und nur die Berührung auf dem Rucksackdeckel verspürte.

Liebe Grüsse

Felix

Nicole hat gesagt: mir stockte der Atem...
Gesendet am 19. Juli 2013 um 08:55
..entschuldige, lieber Felix, dass ich mich erst jetzt melde.

Da hast wirklich einen Schutzengel gehabt - ZUM GLÜCK!!!!!!

Ich weiss ja selber wie das ist mit Steinschlag und die Erinnerung an letztes Jahr ist noch sehr frisch.

Heb dir bitte Sorg gäll

Drückerli Nicole

Felix hat gesagt: RE: mir stockte der Atem...
Gesendet am 19. Juli 2013 um 18:12
und ich danke dir herzlich fürs Mitfühlen, liebe Nicole!

Sei umarmt

Felix


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