Pizzo Stanga

Heute soll es wieder man eine der "harten Nüsse" (auch bekannt als "ossi duri"...) unter den Gipfeln der Tessiner Alpen sein. Zusammen mit den Tessiner Freunden Andy und Giuliano müsste aber auch sie zu knacken sein...und den vierten Friend, den im Rucksack, sollten wir nicht einmal brauchen. 

Wir folgen von Cimalmotto aus zunächst dem Wanderweg bis zur (bestossenen) Alpe di Sfii und gehen dann weiter auf einem Weg nach Piemantiu und zur schönen Ebene von Conca, wo die Kollegen ihr Biwakmaterial deponieren. Ein prächtiger Platz zum Bikwakieren, schon wurmt es mich ein wenig, dass ich noch heute nach Hause reisen muss...

Als nächstes geht es darum, die noch eingeschneite Mulde der Conca del Pizzo Stanga zu erreichen, was nicht gänzlich trivial ist. Wir gehen zunächst auf Schneefeldern einem Bach entlang bis zur Felswand unter der Mulde und queren dann nach Westen bis zum grossen und steilen Couloir. Es ist noch teilweise eingeschneit, so dass wir es mit dem Pickel ersteigen. Man kann aber auch weiter östlich über Bänder und Gesimse ansteigen, wenn man den Schnee vermeiden möchte (im Abstieg schwierig zu finden). 

Schon sind wir am Fuss des Pizzo Stanga. Der Aufstieg bis zum Gipfelkopf ist plattig und mit Vorsicht recht gut machbar, auch die 3er-Stelle am Gipfelblock geht im Aufstieg recht gut, im Abstieg hingegen ist es doch ganz angenehm, wenn man gesichert ist. Sichern lässt sich vielerorts an gut geeigneten Zacken, weiter unten finden sich auch an zwei Stellen Schlingen. Die Aussicht vom ausgesetzten Gipfelblock auf die sehr einsame Gegend um die Alpe Gelato ist hervorragend - schade bloss, dass das Wetter ziemlich dunstig ist. 

Da ich noch einen Besuch bei der Cima di Lago und dem Om Cupign machen möchte, würde sich eigentlich der gleiche Rückweg bis Alpe di Sfii anbieten. Ich entscheide mich aber für den kühnen Versuch, oben durch zu gehen. Wir steigen also über einen steilen Schutthang in den Sattel zwischen den beiden Gipfeln der Cresta di Sfille auf. Von hier gehen wir noch gemeinsam bis zum östlichen Gipfel (P. 2562), wo sich unsere Wege trennen. Während Andy und Giuliano weiter zum Pizzo dell'Alpe Gelato gehen, steige ich zum westlichen Passo della Cavegna ab und quere dann auf Schneefeldern bis an den Fuss des Pizzo della Cavegna. Nachdem über den Gipfel der östliche Passo della Cavegna erreicht ist, rechne ich aus, wieviel Zeit mir bleibt bis zum letzten Bus in Cimalmotto. Rasch ist klar, dass es nie reichen würde, wenn ich über den Om Cupign ginge. 

Was soll's - der Gipfel ist ja kein Frosch und hüpft nicht davon. Also erfrische ich mich im schönen Lago della Cavegna und steige dann gemütlich auf dem Wanderweg ab nach Cimalmotto. Hier komme ich etwa eine Stunde vor der Abfahrt des Busses an. Unter diesem Umständen lohnt sich ein Versuch mit Autostop - zwar hat es in diesem sehr abgelegenen Ort wenig Verkehr, aber nach einer halben Stunde kommen zwei nette Damen mit einem Cabrio und nehmen mich gleich bis Locarno mit - herzlichen Dank ihnen und natürlich auch an Andy und Giuliano!