Überschreitung: Roccia Nera bis Breithorn (E-W)


Publiziert von Amortis , 24. Juni 2013 um 23:36.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:23 Juni 2013
Hochtouren Schwierigkeit: ZS
Klettern Schwierigkeit: IV (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS   I 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 600 m
Abstieg: 400 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Via Täsch nach Zermatt und mit der Bahn zum Klein Matterhorn
Unterkunftmöglichkeiten:Bivacco Rossi e Volante (Übernachtungstaxe 10€) Matterhorn Mountain Lodge
Kartennummer:LK 1348

Endlich stand wieder mal eine Tour in Zermatt auf dem Plan. Wir waren lange hin und her gerissen ob nun noch Skisaison oder doch schon Hochtourensaison herrscht, in den Welten der 4000er Bergkulisse. Wir entschlossen uns für die Breithorn - Überschreitung mit Übernachtung im Bivacco Rossi e Volante.

Am Samstag morgen sah das Wetter noch ziemlich verhangen und düster aus. Da wir eh nicht zu früh ins Biwak aufsteigen wollten, nutzten wir die Zeit für eine kleine Biketour. Von Täsch folgten wir der guten Strasse zur Täschalp, welche wir in einem gemütlichen Tempo in ca. 1h 15min erreichten. In der Bergwirtschaft tranken wir kurz einen Kaffee bevor wir über den Wanderweg wieder nach Täsch fuhren. Der Wanderweg ist ein nahezu perfekter Singletrail, welcher bis auf ein paar wenige Stellen komplett fahrbar ist.

Wieder zurück in Zermatt fuhren wir gegen 14:30 Uhr mit den Seilbahnen hoch zum Klein Matterhorn. Bei wechselhaftem Wetter (mal Nebel, mal Schneefall, mal kurz Sonne) stapften wir der "Breithornautobahn" entlang zum Breithornpass. Leicht absteigend traversierten wir alles unterhalb unserer bevorstehenden Überschreitung in Richtung Pollux / Schwarztor. Kurz vor dem Schwarztor stiegen wir über die Westflanke zum ziemlich ausgesetzten Bivacco Rossi e Volante auf, Die Biwakschachtel hat ca. 10 Betten mit Wolldecken (die sind extrem dünn; Ein Schlafsack ist vorteilhaft, da es in der Nacht doch recht kalt werden kann). Nebst einem Esstisch, ein paar Routenbeschreibungen auf tschechisch und diversen laminierten Karten mit Fotos der Umgebung bietet das Biwak nicht viel, aber es hat durchaus seinen Charme. Für das leibliche Wohl sorgten wir mit Gaskocher und geschmolzenem Schnee. Nach einem guten Schluck Wein, Älplermakkroni und Hüttentee, genossen wir noch den Sonnenuntergang bevor wir uns schlafen legten.

Nach einer kurzen Nacht klingelte der Wecker bereits um 4 Uhr. Etwas durchgefroren entschlossen wir uns noch eine halbe Stunde länger zu gönnen. Mit ein bisschen Überwindung schafften wir es dann doch noch aus den Federn. Kurz vor 5 Uhr verliessen wir das Biwak und stiegen bei perfekten Verhältnissen über die verschneite SW - Flanke auf die Roccia Nera. Von der Roccia Nera folgten wir dem GIpfelgrat immer in Richtung Breithorn. Der Sonnenaufgang war atemberaubend, das Panorama ist einfach jedes mal überwältigend. Weiter folgten wir dem Grat (in sicherem Abstand zur Wächte) zum Gendarm. In einfacher Kletterei erreichten wir den ersten Aufschwung. Die Tiefblicke in die Nordwand sind super! Kurze Zeit später erreichten wir über den Firngrat den Breithorn Ostgipfel. Über diesen gehts ziemlich exponiert per Abseilstand runter (es hat Abseilstände mit diversen Reepschnüren eingerichtet). Mit einem 60 Meter Seil konnten wir in einem Zug runter auf ein kleines Schneefeld, von dem wir noch wenige Meter über eine Felsstufe abklettern mussten, bevor wir den weiteren Grat zur eigentlichen Schlüsselstelle erreichten.

Vor der der Breithorn Ostwand machten wir kurz Pause und studierten den weiteren Routenverlauf. Uns wurde relativ schnell klar, dass noch ziemlich viel Schnee liegt, vorallem die ausgetzten Passagen am Ende der Route waren noch gefüllt mit Schnee. Trotzdem wollten wir einen Versuch starten. Zu Beginn kletterten wir ziemlich einfach (II-III) dem Grat entlang. Direkt unter der Ostwand sieht man erst recht wie ausgesetzt die Kletterstelle überhaupt ist und die eigentliche Schlüsselstelle darstellt. Die Kletterstelle ist mit 3 Bohrhaken abgesichert. Mit einem Friend und paar Keilen konnten wir die Kletterstelle etwas entschärfen. Da sich im unteren Bereich noch Schnee befand kletterten wir alles in Steigeisen. Am Ende der Schlüsselstelle kamen wir wieder direkt auf den Grat, welcher einen gemütlichen aber ziemlich ausgetzen Standplatz darstellt. Von da aus konnten wir bereits den weiteren Routenverlauf sehen. Leider kamen uns aber immer mehr Zweifel ob die weitere Begehung noch möglich ist. Es lag noch ne ordentliche Portion Schnee, welcher sich mit der Zeit zu einem rutschigen Griess entwickelte.

Nach langem hin und her entschieden wir uns schweren Herzens abzuseilen und die weitere Überschreitung abzubrechen. Ziemlich improvisiert seilten wir mit 2 x 30 Meter in ein steiles Schneecouloir ab über welches wir der Spaltenzone ausweichend wieder zur "Breithornautobahn" gelangten. Unterm Strich war unser Entschluss genau richtig, da uns die angekündigte Schlechtwetterfront eher erreichte als prognostiziert. Kaum abgeseilt, standen wir im dicken Nebel. Die Wegfindung zurück zum Klein Matterhorn stellte sich aber als unproblematisch heraus, da wir ziemlich einfach den Spuren folgen konnten.

Alles in Allem war die Tour doch recht spassig, da wir die schönen Passagen am Grat geniessen konnten und die Schlüsselstelle erfolgreich gemeistert hatten. Vielleicht reichts ja in ein paar Wochen für einen erneuten Versuch!

Tour mit Anja

Tourengänger: Amortis


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