Herzogstand (Nordgrat) bis Heldenkreuz
|
||||||||||||||||||||||||||
![]() |
![]() |
Nachdem ich spontan frei nehmen konnte, wollte ich den Tag gut nutzen. Angesichts der jüngsten Schneefälle wählte ich ein niedriges Ziel aus, den Herzogstand. Bisher hatte er mich wegen seiner enormen touristischen Bedeutung stets abgeschreckt.:-) Heute, an einem Tag unter Woche, rechnete ich mir gute Chancen aus, wenigen Menschen zu begegnen.
Der Herzogstand Nordgrat, laut Zebhauser* "ein brüchiger IIIer, kompliziertes Gelände" schwirrte mir schon länger im Kopf herum. Mein erster Plan war, mir nur den Einstieg anzuschauen...
Ein netter Münchner nimmt mich vom Bahnhof in Kochel im Auto bis zum "Kesselbergpass" mit. Vom Urfelder Reitweg zweige ich auf 1142m auf den Pionierweg Richtung Schlehdorf ab. Nach ca 10 min Abstieg überquert der Weg einen geröllerfüllten Graben.
Nach diesem steige ich links über einen relativ lichten, waldigen Rücken aufwärts. Das Gras ist noch nass und ab und zu ziehen hartnäckige Nebelschwaden vorbei. Ich bin am Überlegen, ob ich hier hinaufklettern oder doch lieber den Normalweg gehen soll.
Erstmal ein zweites Frühstück und dann "naja, anschauen kann ichs mir ja mal"
Bald stoße ich auf eine freiere Fläche mit steilem, im oberen Teil felsdurchsetzem Grashang.
Mit etwas Phantasie kann man das als (flache) Rinne sehen, die laut Routenbeschreibung zum Latschenbuckel hinaufführt.
Über den Hang geht es hinauf, wobei ich mich durch Latschen hindurchzwängen muss. Links sieht man die Schlucht, die den Nordgrat östlich begrenzt. Die Orientierung ist also nicht all zu schwer. Bald folgt ein kurzes Latschenfeld, dass ich nach rechts aufwärts querend verlasse, indem ich auf das Ende einer Rinne/ Grabens zuhalte.
Ich bleibe eine Weile im Graben, der eigentliche Grat links von mir erscheint mir im Moment zu schwierig, da ein kurzer ausgesetzter Aufschwung überklettert werden müsste. Im Graben also über gutgriffigen, teilweise plattigen Fels (II) bis hinter den Aufschwung und links zurück auf den Grat.
Am mit ein paar Latschen versehenen Grat entlang geht es weiter aufwärts. Dort wo der Grat leicht nach links umbiegt, bildet er eine hohe Wand/Turm. Rechts von dieser befindet sich ein Durchschlupf, ein kurzer Kamin (II), hinter dem man wieder links zum Grat hinaufsteigen kann. An diesem Punkt prüfe ich noch einmal, ob ich den Grat bis zum Gipfel gehen, oder doch umkehren soll, da es immer noch recht neblig ist. Der Fels ist entgegen meiner Erwartung bis auf wenige Stellen nicht sehr brüchig. Auf dem Turm sitzend, warte ich ab, bis der Nebel sich verzieht. Vom Turm geht es auf schmalem Grat, links und rechts zeigen sich tiefe beeindruckende Schluchten und steile Felswände, zu einer kleinen Scharte hinab.
Weiter oben ist schon der große Turm zu erkennen, der auch im Führer beschrieben ist. Dass es sich um ebenjenen handelt, erfahre ich aber erst, als ich an diesem anlange, denn der darauffolgende Abstieg geht genau so vonstatten wie es im Führer beschrieben ist.
Zunächst steige ich weiter am Grat hinauf, bis ich den Aufschwung des großen Turms erreiche. Der Turm weist einen feuchten, ca. 10m langen Kamin auf, welcher am Anfang fast flach und am Ende ca. 2,5m senkrecht ist. Mit dem Rücken zur einen Wand spreize ich mühsam und mit etwas flauem Gefühl den feuchten Kamin hinauf und erreiche mit wenigen Schritten den Scheitel des Turms. Gleich dahinter kommt ein kleines Schärtchen. Kurz oberhalb ist ein schwarzes Seil um einen Block gelegt, das nötigenfalls zum Abseilen dienen kann.
Wenige Meter nach dem Schärtchen bricht der Turm steil nach Süden ab. Deshalb klettere ich links ein paar Meter eine steile Rinne ab und quere auf schmalen Bändern rechts herum, bis ich auf der Südseite des Turms angekommen bin. Ab hier ist der Grat für eine kurze Zeit latschenbewachsen, geht aber bald wieder in felsiges Gebiet über. Endlich sehe ich das Gipfelkreuz östlich des Pavillions, auf das der Grat zielgenau zuführt.
Der Nebel hat sich endgültig verzogen. Vom Herzogstand gehe ich beschwingt über den Grat zum Heimgarten. Weiter gehts problemlos auf Ölrain, Eckleiten und Osterfeuerspitze. Beim Heldenkreuz war ich bisher nicht. Deshalb verlasse ich auf ca. 1160m den gewöhnlichen Pfad und halte mich an einen Gamswechsel. Er führt mich am Grat weiter, der bald recht steil wird. Noch einmal muss ich mich gut konzentrieren, denn links liegt der Klammgraben ziemlich weit unten...:-) Doch dann ist auch diese Passage überwunden. Vom Heldenkreuz aus führt mich ein guter Pfad hinab und ich erreiche wohlbehalten Eschenlohe.
Fazit: Die Tour hat sich gelohnt. Die wilde Landschaft der Herzogstandnordwand ist berauschend schön. Wie der Führer sagt, handelt es sich um "kompliziertes Gelände" Bis zum großen Turm war ich vermutlich meistens nicht exakt auf der originalen Route!! Viele Wege führen zum Herzogstand.:-)
Überwiegend liegen die Schwieigkeiten zwischen I. und II. SG. Die Brüchigkeit hielt sich erstaunlicherweise in Grenzen und IIIer Stellen, soweit vorhanden, ließen sich gut meistern. Da ist der NO-Grat am Jochberg brüchiger.
*Helmuth Zebhauser, Kletterführer Bayerische Voralpen, München, 4. Auflage 1966
Der Herzogstand Nordgrat, laut Zebhauser* "ein brüchiger IIIer, kompliziertes Gelände" schwirrte mir schon länger im Kopf herum. Mein erster Plan war, mir nur den Einstieg anzuschauen...
Ein netter Münchner nimmt mich vom Bahnhof in Kochel im Auto bis zum "Kesselbergpass" mit. Vom Urfelder Reitweg zweige ich auf 1142m auf den Pionierweg Richtung Schlehdorf ab. Nach ca 10 min Abstieg überquert der Weg einen geröllerfüllten Graben.
Nach diesem steige ich links über einen relativ lichten, waldigen Rücken aufwärts. Das Gras ist noch nass und ab und zu ziehen hartnäckige Nebelschwaden vorbei. Ich bin am Überlegen, ob ich hier hinaufklettern oder doch lieber den Normalweg gehen soll.
Erstmal ein zweites Frühstück und dann "naja, anschauen kann ichs mir ja mal"
Bald stoße ich auf eine freiere Fläche mit steilem, im oberen Teil felsdurchsetzem Grashang.
Mit etwas Phantasie kann man das als (flache) Rinne sehen, die laut Routenbeschreibung zum Latschenbuckel hinaufführt.
Über den Hang geht es hinauf, wobei ich mich durch Latschen hindurchzwängen muss. Links sieht man die Schlucht, die den Nordgrat östlich begrenzt. Die Orientierung ist also nicht all zu schwer. Bald folgt ein kurzes Latschenfeld, dass ich nach rechts aufwärts querend verlasse, indem ich auf das Ende einer Rinne/ Grabens zuhalte.
Ich bleibe eine Weile im Graben, der eigentliche Grat links von mir erscheint mir im Moment zu schwierig, da ein kurzer ausgesetzter Aufschwung überklettert werden müsste. Im Graben also über gutgriffigen, teilweise plattigen Fels (II) bis hinter den Aufschwung und links zurück auf den Grat.
Am mit ein paar Latschen versehenen Grat entlang geht es weiter aufwärts. Dort wo der Grat leicht nach links umbiegt, bildet er eine hohe Wand/Turm. Rechts von dieser befindet sich ein Durchschlupf, ein kurzer Kamin (II), hinter dem man wieder links zum Grat hinaufsteigen kann. An diesem Punkt prüfe ich noch einmal, ob ich den Grat bis zum Gipfel gehen, oder doch umkehren soll, da es immer noch recht neblig ist. Der Fels ist entgegen meiner Erwartung bis auf wenige Stellen nicht sehr brüchig. Auf dem Turm sitzend, warte ich ab, bis der Nebel sich verzieht. Vom Turm geht es auf schmalem Grat, links und rechts zeigen sich tiefe beeindruckende Schluchten und steile Felswände, zu einer kleinen Scharte hinab.
Weiter oben ist schon der große Turm zu erkennen, der auch im Führer beschrieben ist. Dass es sich um ebenjenen handelt, erfahre ich aber erst, als ich an diesem anlange, denn der darauffolgende Abstieg geht genau so vonstatten wie es im Führer beschrieben ist.
Zunächst steige ich weiter am Grat hinauf, bis ich den Aufschwung des großen Turms erreiche. Der Turm weist einen feuchten, ca. 10m langen Kamin auf, welcher am Anfang fast flach und am Ende ca. 2,5m senkrecht ist. Mit dem Rücken zur einen Wand spreize ich mühsam und mit etwas flauem Gefühl den feuchten Kamin hinauf und erreiche mit wenigen Schritten den Scheitel des Turms. Gleich dahinter kommt ein kleines Schärtchen. Kurz oberhalb ist ein schwarzes Seil um einen Block gelegt, das nötigenfalls zum Abseilen dienen kann.
Wenige Meter nach dem Schärtchen bricht der Turm steil nach Süden ab. Deshalb klettere ich links ein paar Meter eine steile Rinne ab und quere auf schmalen Bändern rechts herum, bis ich auf der Südseite des Turms angekommen bin. Ab hier ist der Grat für eine kurze Zeit latschenbewachsen, geht aber bald wieder in felsiges Gebiet über. Endlich sehe ich das Gipfelkreuz östlich des Pavillions, auf das der Grat zielgenau zuführt.
Der Nebel hat sich endgültig verzogen. Vom Herzogstand gehe ich beschwingt über den Grat zum Heimgarten. Weiter gehts problemlos auf Ölrain, Eckleiten und Osterfeuerspitze. Beim Heldenkreuz war ich bisher nicht. Deshalb verlasse ich auf ca. 1160m den gewöhnlichen Pfad und halte mich an einen Gamswechsel. Er führt mich am Grat weiter, der bald recht steil wird. Noch einmal muss ich mich gut konzentrieren, denn links liegt der Klammgraben ziemlich weit unten...:-) Doch dann ist auch diese Passage überwunden. Vom Heldenkreuz aus führt mich ein guter Pfad hinab und ich erreiche wohlbehalten Eschenlohe.
Fazit: Die Tour hat sich gelohnt. Die wilde Landschaft der Herzogstandnordwand ist berauschend schön. Wie der Führer sagt, handelt es sich um "kompliziertes Gelände" Bis zum großen Turm war ich vermutlich meistens nicht exakt auf der originalen Route!! Viele Wege führen zum Herzogstand.:-)
Überwiegend liegen die Schwieigkeiten zwischen I. und II. SG. Die Brüchigkeit hielt sich erstaunlicherweise in Grenzen und IIIer Stellen, soweit vorhanden, ließen sich gut meistern. Da ist der NO-Grat am Jochberg brüchiger.
*Helmuth Zebhauser, Kletterführer Bayerische Voralpen, München, 4. Auflage 1966
Tourengänger:
Wagemut

Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden
Kommentare (4)