Alhambra die Mutter aller Mehrseillängen im Tessin


Publiziert von Lulubusi , 12. Juni 2013 um 22:44.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Locarnese
Tour Datum: 7 Juni 2013
Klettern Schwierigkeit: 6b+ (Französische Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   Gruppo Poncione Piancascia 
Aufstieg: 600 m
Abstieg: 600 m

Alhambra der Klassiker, der Mehrseillängen im Tessin am Monte Garzo im Maggiatal

 

Als ich vor kurzem am Speroni unterwegs war habe ich bereits mit der Route Alhambra geliebäugelt. Dass ich mich so schnell wieder im Tessin befinden und genau diese Route angehe, hatte ich zu diesem Zeitpunkt nicht gedacht.

 

Die berühmte Alhambra. Im Tessin als Klettertour beinahe so bekannt wie das Matterhorn im Wallis als Hochtour.

Christine und ich verabredeten uns kurzfristig zu einer Klettertour. Was von Anfang an klar war, es soll eine MSL sein. Auf Grund der Wettervorhersage und der noch herrschenden Schneelage, konnte man in der südlichen Schweiz mit besseren Verhältnissen rechnen, was das Tessin als Klettergebiet in den Vordergrund rückte. Und so war dann schnell mal klar, die Alhambra im Maggiatal am Monte Garzo, wird es werden.

 

Als über Titel für diese Route könnte man auch drei Fragen stellen. Fit oder nicht Fit, Fuss oder nicht Fuss, genug zu Trinken oder nicht genug zu Trinken.

 

Ausgangspunkt / Zugang

Wir reisen mit dem Auto an. „Gotthard Südportal, Bellinzona, Magadinoeben, Locarno und ins Valle Maggia“ hinein ist die ungefähre Route. Bei der Kustschmiede auf die man kurz nach der auffallenden Eisenbrücke über die Maggia trifft, parkieren wir unser Fahrzeug. (Gebührenpflichtig)

 

An der Kunstschmiede vorbei führt eine „Privatstrasse“ nordwärts. Dieser folgen wir. Diese biegt wenig später nach rechts ab. Hier verlassen wir die Fahrstrasse. Ab jetzt befindet man sich auf einem Bergwanderweg. Nach ca. 200m, vielleicht etwas mehr, trifft man auf einen Steinmann. Hier führen Pfadspuren nach rechts, (Richtung Ost Südost) im Wald aufwärts, dem Monte Garzo und somit dem Einstieg entgegen.

 

Der Einstieg ist leider nicht ganz einfach zu finden. Schätzungsweise 5 Minuten bevor man beim Fuss der Monte Garzo Felsen eintrifft, führen Pfadspuren nach rechts weg. Diesen bis zu einer Lichtung folgen. In die Lichtung ziehen geneigte, einfach zu kletternde Platten hinein, in denen sich Borhaken befinden. Die ersten Seillängen der Alhambra.

 

Anhaltspunkt: Die Lichtung wird von alten dürren Bäumen umsäumt!

 

Als Variante steigt man bis zu den Felsen hoch oberhalb der ersten wenige Meter hohen Blocks, kann nach rechts zur gewünschten Kletterroute hinüber gequert werden. So schenkt man sich die ersten zwei Seillängen.

 

Auf der Suche nach dem richtigen Einstieg verlieren wir leider einiges an Zeit. Aber was solls, das Wetter ist gut und stabil und Tageslicht ist lange vorhanden.

 

Gebiets (Routen) Info

Die Gneissfluchten rund um Ponte Brolla haben sich in den letzten Jahren einen Bekanntheitsgrad geschaffen, der über die Schweizergrenze hinaus reicht. Logischerweise sind die unzähligen Klettermöglichkeiten (Kletterparks und Mehrseillängen) meist sehr gut besucht.

 

Neben der Route am Speroni hat sich die Alhambra mit ihren 18 Seillängen im gehobenem 6. Grat , wohl zur bekannteste Mehrseillängen Tour im Tessin gemausert.

 

Routencharakter:

Die Route gliedert sich grundsätzlich in zwei Teil. Im unteren Teil Platten- oder anders, Reibungskletterei, im oberen Teil stellt sich die Wand auf und wird recht steil.

 

Seillängen:

Seillänge 1-7 verlaufen über Geneisplatten. Es lassen sich meist feine aber recht gute Tritte. Bereits hier stellt sich die Frage, Fuss oder nicht Fuss. Wer seinen Füssen nicht vertraut und sie nicht richtig zu nutzen weiss, der wird bereits hier seine liebe Mühe haben.

 

SL 1: 5a

SL 2: 5b

SL 3: 5c+

SL 4: 6a+

SL 5: 5c+

SL 6: 6a

SL 7: 5c

 

Nun ändert sich der Routencharakter allmählich, der Schwierigkeitsgrad steigt nun etwas an und pendelt sich zwischen 6a und 6b ein.

 

SL 8: 6a+

Ein Plattenpassage führt an eine steile Verschneidung heran die aber gut zu meistern ist.

 

SL 9: 6a

SL 10: 6b+

Ein kniffliger Aufschwung und eine recht anspruchsvolle Platte gilt es zu überklettern.

SL 11: 6b+ (Placca Calzone)

Die erste kräftige Seillänge.

 

Nun folgt eine kurze Fussquerung durch Gestrüpp an die Headwall heran. Es beginnen die spektakulären, zum Teil recht steilen Seillängen der Route.

 

SL 12: 6a+ (Fingerlochplatt)

Ein Platte mit zwei Löchern am rechten Rand die man zum Aufstieg nutzen kann, muss. Sonst wird es auf der sehr Griff und Tritt armen Platte sehr schwierig.

Wer Plattenkletterei liebt, für den ist diese Stelle wohl eine der schönsten Passagen der Tour. Wer Plattenkletterei nicht mag. Zu denen gehöre ich, findet in der Route einige schönere Kletterstellen.

 

SL 13: 6b

SL 14: 5a

SL 15: 6b

SL 16: 5b

SL 17: 6a

SL 18: 3c

 

Die 6b Längen sind durchwegs recht kräftige, athletische Seillängen, die einiges an Ausdauer erfordern.

Seillänge 15 bietet im speziellen einen Aufschwung, kurzer Überhang, der nicht ganz einfach zu überwinden ist.

In der folgenden 5b kann man etwas verschnaufen und Energie für die weiteren Meter sammeln.

Die letzte 6a der Tour, Seillänge 17, zeichnet sich durch abwärts geschichtet Leisten aus, die nochmals volle Konzentration vor allem auf die Positionierung der Füsse verlangt.

Die letzten Meter mit der maximalen Schwierigkeit von 3c erscheinen einem dann als Spaziergang.

 

Zwischenzeitlich stellen sich die weiteren zwei Fragen. Fitt oder nicht Fitt? Wer zu wenig trainiert ist, der wird in der Headwall die Zähne zusammenbeissen müss.

Heute war aber die mit riesen grossen Lettern geschrieben Frage. Genug zu Trinken oder nicht genug zu Trinken? Wir hatten beide zu wenig von dem kostbaren Nass dabei. Vor allem ich musst dann auf dem Abstieg leiden. Na ja, selber Schuld.

 

Absicherung:

Die Route ist gut abgesichert. In regelmässigen Abständen befinden sich Borhaken. Mobile Zwischensicherungen sind nicht notwendig.

Stände sind mit einem Muniring (Klebehaken) und einem Borhaken, ausgestattet.

 

Allgemein:

Weiter Routen im etwa selben Schwierigkeitsgrad befinden sich westlich der Alhambra.

 

Rings um Ponte Brolla besteht eine riesige Anzahl an Kletterrouten verschiedenster Längen und Schwierigkeitsgraden.

 

Abstieg

Theoretisch kann man über die Alhambra abseilen. Dies aber nur mit einigem Aufwand und teilweise recht kompliziert. Während des Aufstiegs wird man dies erkennen. Deshalb wählt man besser den Fussabstieg.

 

Fussabstieg:

Vom Ausstieg steigt man erst etwas auf, ca. 50m und wendet sich anschliessend nach rechts. Ab jetzt geht es nur noch abwärts. Der schmale aber gute Pfad „T4“ führt erst im Wald (Waldflanke) abwärts und wendet sich anschliessend dem schwach ausgeprägten Grat vom Monte Garzo zu.

Ein sehr gute Orientierungshilfe findet sich in der Starkstromleitung.

 

Dem Pfad bis zum ersten Masten folgen. Unterhalb diesem Stahlgebilde werden einige Passagen mit Leitern überwunden. Weiter bis zum zweiten Stahlmasten. Von hier seilt man südwärts ab. Wenige Meter unterhalb und südlich, findet sich die erste Abseilstelle. Die Abseilpiste befindet sich im Sektor Brunone.

 

Spannend, etwa die Hälfte dieser Abseilpassage absolviert man frei schwebend, ohne Felskontakt. (Überhängender Fels)

Den zweiten Abseilpunkt befindet sich etwas links „von oben gesehen“ an einem Baum, den man nach wenigen Schritten erreicht. Weiter geht es durch den Wald und über mehr oder weniger hohe Felsen.

Abseilen:

6x22m mit 50 Einfachseil. Mit 50m Halbseil, ist es möglich Stände zu überspringen, Seil wird aber teilweise knapp!

 

Nach dem Abseilen den Pfadspuren abwärts folgen. 10-15 Minuten später erreicht man die Abzweigung die zum Einstieg führt. Ab da folgt man dem bekannten Auf- bzw. Abstiegsweg. Für den Fussabstieg sind aus meiner Sicht 1-11/2 Stunden ein zu planen und realistisch. Schneller ist mittels spurten sicherlich möglich.

 

(je nach vorhandenem Wasserhaushalt bewegt man sich schneller oder weniger schnell. Ich musst definitiv einen Gang zurück schalten. Die zu kleine Flüssigkeitszufuhr zeigt seine Wirkung)

 

Fazit

Eine super schöne, lange und sehr lohnende Klettertour geht zu Ende. Trotz der guten Absicherung sollte man die Tour nicht unterschätzen. Die Länge und Schwierigkeiten der Tour macht sie zu einem ernst zu nehmende Tagesunterfangen.

Das Wetter sollte stabil sein. Ein Rückzug aus der Route ist vor allem in der Headwall (ab SL 12) nicht einfach und nur mit 50m Doppelseilen möglich.

Voraussetzung: Gute Kondition, Kräfte sparendes Klettern, zügiges Vorankommen, beherrschen des oblig. Schwierigkeitsgrades, stabiles und eher kühles Wetter.

 

Im Hochsommer würde ich diese Route nicht klettern oder beim ersten Tageslicht einsteigen. Sonst wird dies zu einer sehr heissen und durstigen Angelegenheit!

 

Wir waren nicht all zu schnell unterwegs und benötigten für die ganze Tour inklusive Zustieg, Abstieg und Pausen 10 Stunden.

 

Material

  • 50m Einfachseil (2x50m Halbseil)
  • Express 12 Stück
  • Mobile Sicherungen nicht nötig, nicht sinnvoll
  • Übliches Klettermaterial
  • Gute Schuhe (Trekkingschuhe) für den Fussabstieg

 

Zusätzliche Info

Ponte Brolla

Maggiatal


Tourengänger: Lulubusi


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Kommentare (1)


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Emanuel hat gesagt:
Gesendet am 19. Juni 2013 um 19:47
Du machst echt schöne touren :D es ist immer sehr abwechslungsreich


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