"Alhambra" am Monte Garzo - die "Mutter aller Klettertouren"


Publiziert von Matthias Pilz , 29. Juli 2017 um 15:43.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Locarnese
Tour Datum:25 Juli 2017
Klettern Schwierigkeit: 6b+ (Französische Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Gruppo Poncione Piancascia   CH-TI 

Die "Alhambra" am Monte Garzo gilt nicht zu Unrecht als Mutter aller Klettertouren. Auf den ersten Blick erscheint die Durchsteigung dieser talnahen Wand ein leichtes Unternehmen zu sein, doch bei näherem Hinsehen erkennt man die Dimension der Wand. Über dem Vorbau auf kompakten Platten thront die Headwall mit ihren senkrechten und überhängenden Aufbauten, insgesamt misst die Wand mehr als 600 Meter. Es gibt nicht allzu viele Touren in der Wand, die wenigen, die es gibt, sind jedoch große Klassiker. Allesamt liegen sie im Schwierigkeitsgrad 6b+ bis 6c und weisen großteils sehr homogene Schwierigkeiten auf. Häns Müller hat fast alle dieser Touren erschlossen, geputzt und bestens abgesichert. Bei einer solchen Wandhöhe und Schwierigkeit versteht es sich aber von selbst, dass zwischen den Haken auch geklettert werden muss. 
Eine ganz große Besonderheit der Alhambra ist es jedoch, dass praktisch jede Seillänge eine andere Klettertechnik erfordert, so gibt es eine Piaz-Länge, eine Reibungs-Länge, eine Untergriff-Länge, eine Fingerloch-Länge, eine Wandkletter-Länge, eine Verschneidungs-Länge und viele mehr. Einzig die Kaminkletterei bleibt einem erspart. Sonst aber bekommt man hier nichts geschenkt und die Wand muss in mühsamer Kleinarbeit erklettert werden. 18 Seillängen gilt es zu bewältigen, zudem liegen die steilen und kraftraubenden im obersten Teil. Somit ist neben sehr gutem Kletterkönnen auch einiges an Ausdauer erforderlich.
Wir kletterten gemeinsam mit einer zweiten Seilschaft durch die Wand, wobei diese etwa 7 Längen Vorsprung und somit auch keinen Kontakt mit uns hatte. Wir stiegen um ca. 8 Uhr in die Tour ein, was sich dank der recht kühlen Temperaturen und dem kräftigen Wind als vernünftig herausstellte. Sicherheitshalber hatten wir jedoch sehr viel Wasser mit, das hohe Gewicht des Rucksacks wirkte sich im unteren Plattenkletter-Teil jedoch negativ auf unsere Geschwindigkeit aus. Inkl. einiger längerer Pausen und bei gemütlichem Klettertempo haben wir etwas mehr als 8 Stunden durch die Wand gebraucht. Im Notfall kann über die gesamte Route an den Standringen mit Halbseilen abgeseilt werden. Wegen der durch den Waldbrand freigelegten Steine im Nahbereich der Route ist dies aber nur im Notfall günstig. 
Eine ganz große Tour durch eine wirklich beeindruckende Wand - ein Klassiker, den man gemacht haben muss. Nicht umsonst ist die Tour in der Region berühmter als so mancher Schweizer 4000er...
 
ZUSTIEG: Vom P. an der Maggia (gegenüber der Fußgängerbrücke) folgt man der Zufahrt zum Kunstschmied. Hier nun stets gerade dem Weg folgen, bald auf dem Wanderweg. Etwa 300m nach Verlassen der befahrbaren Straße zweigt man bei einigen Steinmännern nach rechts in den Wald ab und steigt teils steil hinauf. Kurz vor Erreichen des Wandfußes bei einem Stein mit oranger Markierung waagrecht nach rechts leicht absteigend zum allertiefsten Wandpunkt. Hier Einstieg 5m unter Plattenstufe mit Rostgurke. 10m ober der Rostgurke erreicht man einen weiteren Absatz mit Einritzung "Alhambra" und hier beginnen die NIRO-Bohrhaken. Weiter siehe Topo. 20 Min.
 
ROUTE: Siehe Topo. Wir haben ca. 8 h gebraucht.
 
ABSTIEG: Vom Ausstiegsbaum kurz auf dem Felsgrat aufwärts, bis dieser sich verläuft. Hier recht weglos nach links aufwärts auf einen Buckel. Hier trifft man auf die rot-grüne Markierung, welcher man nach links abwärts folgt. An der Wandkante entlang und recht überraschend nach rechts in Steilrasen. Hier nun in einigen Kehren unter der Stromleitung hinab. Bald erreicht man eine Gabelung (schwache Steinbeschriftung am Boden) wobei man der roten Markierung "AS Alha" (Hauptweg) folgt. Kurz nach dem Passieren des ersten Strommastens über Leitern und Stahlseile exponiert hinab zum zweiten Strommasten, welcher über eine Leiter kurz ansteigend erreicht wird. Etwa 20m unter diesem befindet sich der Abseilstand (Ring) bei deutlicher roter Markierung. Hier nun überhängend auf ein breites Band abseilen (20m) und zu Fuß orogr. nach links (Richtung Alhambra) gehen, bis man nach etwa 10m einen Abseilstand an Baum findet. Von hier nun 3x an Ringen und an einem Irniger-Stand abseilen, bis erneut ein Band erreicht wird. Hier nun orogr. nach rechts (weg von der Alhambra) an eine Kanzel mit 2 Ringen. Hier noch 2x 25m abseilen zum Wandfuß und dem deutlichen Steiglein abwärts folgen. Man erreicht so den Zustiegsweg bei der orangen Markierung. Für den Abstieg sind 1-2h zu planen.
 
SCHWIERIGKEIT: 6b+ (6a+ obl.). Die meisten schweren Stellen können auch A0 gelöst werden. Wegen der anhaltenden Schwierigkeiten und der Länge sollte man den Grad aber einigermaßen beherrschen!
 
ABSICHERUNG: ++++/++++, Super. Bis zum Gehgelände im oberen Wanddrittel wurde die Tour mit NIRO-HSA saniert und an den Ständen befinden sich je 2 Ringe. Ab dem Gehgelände wurde die Tour (noch) nicht saniert und es finden sich leicht angerostete, jedoch unbedenkliche, FIXE-Laschen aus verzinktem Material und an den Ständen ein Ring.
 
WETTER: Frischer Wind, im Mittelteil kurzer Wolkendurchzug mit einigen Regentropfen, dann wieder sonnig.
 
MIT WAR: Tanja
 
Tour beschrieben von Matthias Pilz (mammut-extreme@gmx.at), ©Matthias Mountaineering

Tourengänger: Matthias Pilz


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