Schwerster Pflotsch vom feinsten am Piz Vallatscha


Publiziert von 360 Pro , 10. Mai 2013 um 14:44. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Val Müstair
Tour Datum: 8 Mai 2013
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT3 - Anspruchsvolle Schneeschuhwanderung
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   Tavrü-Vallatscha-Gruppe 
Aufstieg: 1250 m
Abstieg: 1250 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Süsom Givè (Passhöhe)
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Süsom Givè (Passhöhe)

Für den heutigen Tag haben wir uns auf das Bünderland eingeschworen. Für die verschiedenen Tourenziele kamen die Gegenden um Arosa, das Oberengadin oder der Ofenpass in Frage. Bei der Anfahrt entschieden wir uns für den Ofenpass, da dort das Wetter gut und die Chance erfolgreich einen 3000-er zu besteigen am grössten schienen. Als Ziele haben wir uns den Munt da la Bescha, sowie den Piz Vallatscha an der Nationalparkgerenze vorgenommen, mit Option auch den Piz d'Astra noch "anzuschauen". Wegen der zu erwartenden mageren, südseitigen Schneelage haben wir uns für die Schneeschuhe als Schneesportgerät entschieden, was alles in allem auch gut so war, allerdings VIEL anstrengender als erwartet!
 
Dank einer speziellen SBB-Aktion sind meine An- und Rückreise für einmal erstklassig, was ich natürlich ausgiebig geniesse. Als wir in Saglians aus dem Vereinatunnel kommen, "verzieren" zu unserer Überraschung ziemlich viele Wolken die Berge, allerdings erklären wir diese als letzte Restwolken und sind guten Mutes, unsere Tour schlussendlich doch vor stahlblauen Himmel und frühlingshafter Kulisse machen zu können. Auch bei der Ankunft auf dem Ofenpass sehen wir die Wetter-Situation optimistisch und der Himmel ist auch grösstenteils blau. Die Temperaturen sind wohl schon jetzt im 2-stelligen Bereich und es ist sofort T-Shirt angesagt. 
 
Das Gebiet um die beiden Gipfel des Munt da la Bescha ist im Winter (21.12 bis 30.4) eine empfohlene Wildschutzzone. Da es jedoch schon Mai ist, dürfen wir diese legalerweise betreten. Wir folgen zuerst dem Weg in nördlicher Richtung (gen Valbella) und verlassen diesen kurz vor P. 2312 und erklimmen die zum Teil ziemlich steile und bröslige Südflanke schräg rechts haltend zum Einschnitt zwischen den beiden Munt da la Bescha Gipfeln (es gibt wohl optimalere Routen als die unsere). In der Mulde angelangt, schnallen wir die Schneeschuhe an, denn die Aufstiegrinne zur Schulter auf knapp 2700m im Südgrat des Ostgipfels ist noch mehrheitlich schneegefüllt. Schon jetzt kriegen wir einen Vorgeschmack auf das, was uns heute schneemässig den ganzen Tag über begleiten wird: Wegen nächtlicher Bewölkung und schlechter Abstrahlung, vorabendlichen Niederschlägen und den warmen Temperaturen, ist die Schneedecke butterweich. Selbst mit unseren Schneeschuhen sinken wir zum Teil bis über die Knie im Pflotsch ein und das Spuren ist äusserst anstrengend. Von der erreichten Schulter bis zum Gipfel ist dann der Grat wieder schneefrei und wir erklimmen die letzten knapp 100Hm zu Fuss: unten in leichter Kletterei in gut griffigem Fels (T5-), oben in schuttigem Gehgelände.
 
Leider sind inzwischen die blauen Flecken am Himmel sehr rar geworden und von strahlend blauem Himmel können wir nur noch träumen. Zum Glück ist aber die Wolkendecke hoch genug, so dass wir auf der ganzen Tour deutlich darunter sind und wenigstens nicht auch noch Null Sicht haben. Nach einer kurzen ersten Gipfelrast steigen wir den Südgrat wieder bis zur Schulter runter, surfen dort auf allerfeinstem Geröll bis etwa 2500m ab und steigen nun wieder mit Schneeschuhen in nördlicher Richtung zum Pass bei P. 2587 auf. Nach dem kurzen Abstieg ins Valbella folgt nun der zermürbende Aufstieg Richtung Piz Vallatscha. Auf etwa 2650m brauchen wir eine längere Verpflegungs- und Erholungspause, bevor wir die letzten 400Hm in Angriff nehmen können. Irgendwann schaffen wir es und stehen ziemlich geschafft auf dem Gipfel des Piz Vallatscha. Den Plan allenfalls auch noch dem Piz d'Astra einen Besuch abzustatten haben wir schon lange begraben, zudem sieht der Verbindungsgrat alles andere als einfach aus.
 
Nach einer ausgiebigen Pause geht es an den Abstieg, zuerst entlang der Aufstiegsroute. Normalerweise gestaltet sich ein solcher ja selbst mit Schneeschuhen ziemlich genüsslich. Heute ist dem allerdings nicht so, denn bei den herrschenden Schneeverhältnissen ist dieser eher mühselig. Auf ca. 2700m queren wir zur Bergstation des Skiliftes und hoffen auf dem stillgelegten Skilifttrasse für Besserung. Diese stellt sich dann auch tatsächlich ein, denn das während der Skisaison gut gewalzte Trasse ist selbst unter diesen Bedingungen noch einigermassen fest und mit Schneeschuhen relativ angenehm zu begehen.
 
Bei Motta Lischa ziehen wir dann die Schneeschuhe aus und verstauen sie im Rucksack. Wir steigen querfeldein über die Hänge der Alp da Munt, welche über und über mit blühenden Erkias dekoriert sind, zum Strässchen am östlichen Ende der Plaun da l'Aua ab. Omega3 hat dort im Vorfeld noch einen "Roman Koch" Gipfel auf der Karte entdeckt, den Döss dal Jals. Der Blick auf die Uhr sagt uns, dass wir diesen locker noch schnell mitnehmen können, was auch einfach (und schneefrei) über die Ostseite geht. Allerdings sind wir bei den fast 100m Gegensteigung und der vorangegangenen Anstrengung nicht mehr allzu locker und unterschätzen auch die zeitlichen Anforderungen an den Rückmarsch zum Ofenpass etwas. Schlussendlich wird die Sache alles andere als locker und wir erwischen unseren Bus auf dem Ofenpass eher schlecht als recht. 

Tourengänger: Omega3, 360


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Kommentare (4)


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Sputnik Pro hat gesagt: Morgen auf den Piz Nuna
Gesendet am 10. Mai 2013 um 17:45
Hallo Zusammen,

Danke für den Bericht und Infos. Genau zuvor habe ich mit die Karte und den Fahrplan ausgedrückt für die Anfahrt über die Ofenpassstrasse. Jetzt weiss ich wirklich dass es nicht mehr so viel Schnee hat.

LG, Andi

360 Pro hat gesagt: RE:Morgen auf den Piz Nuna
Gesendet am 11. Mai 2013 um 11:23
Gern geschehen. Ich hoffe, das Wetter und der Schnee sind Dir etwas holder als uns! Allerdings scheint das, wenn man den Wetterfröschen und Webcams glaubt, im Moment sehr ähnlich auszusehen, wie wir das hatten... Bin gespannt, was Du über den Piz Nuna zu berichten haben wirst. Denn ihn haben wir von unserem Standpunkt auf dem Piz Vallatscha auch gut beäugen können.

Gruss, 360

Sputnik Pro hat gesagt: Wetterkaprolen am Piz Nuna
Gesendet am 12. Mai 2013 um 20:11
Hi 360,

Bin gerade zurück von der Wühlerei am Piz Nuna. Das Wetter war eher trüb und so hatte ich kaum Aussicht auf dem Gipfel. Zudem hat's über Nacht 5-10cm geschneit, ich war überrscht als ich am Morgen aus dem Zelt kuckte :-)

Gruss, Sputnik

Henrik hat gesagt: Das mag ich an deinen
Gesendet am 11. Mai 2013 um 11:51
Ausführungen...sogar Pflotsch hat Poesiepotential!

Gruss

silberquäki


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