Der Suppe entflohen: First Lines am Spätnachmittag

Nein, es ist kein Aprilscherz: Am 1.4.2013 zog ich um17.43 noch eine First Line in feinstem Pulverschnee (Sommerzeit sei Dank!). Doch nun der Reihe nach!

Gestern Abend stellte ich meine sieben Sachen für eine Skitour bereit. Denn bei aller Freude am Schneeschuhlaufen, die ich dieses Jahr kreuzbandbedingt wieder etwas gefunden habe, gehört mein Winter-Herz halt meinen Tourenskis. So plante ich, Richtung Winterhorn aufzubrechen. Heute Morgen verschlief ich allerdings den Tourenstart und so beschloss ich, mich den verschiedenen Büropendenzen zu widmen. Dummerweise riskierte ich nebenbei den einen oder anderen Blick auf die Webcam der Zentralschweiz. Was ich da zu sehen bekam, zauberte mir ein leichtes Kribbeln in die Beine, das sich von Stunde zu Stunde steigerte. Um 1400 Uhr war der Dampfkessel am Kochen und die Lust nach draussen zu gehen, gewinnt die Überhand: Gut ich hab mich nicht heftig gewehrt :-)

Schnell den Rucksack und die Skis gepackt, ab ins Auto, hinauf nach Sörenberg: das Böli bietet sich als ideale, unvorbereitete Kurztour an. Kurz nach 1500 Uhr starte ich antizyklisch bei Wagliseiboden Richtung Böli. Noch bis zum Schlund beherrscht der Nebel die Szene, aber finde ich tollste Frühlingsverhältnisse mit Sonnenschein und Pulverschnee. Nach mir steigt noch ein Paar Richtung Schibegütsch auf, ansonsten bin ich alleine mit meinen Gedanken. Auf dem Gipfel ist es windstill und so kann ich die Gipfelparade und das Nebelmeer bei frühlingshaften Temperaturen geniessen. Ich verfolge aufmerksam das Spiel der Dohlen in den Südabbrüchen des Böli. Das ist immer wieder faszinierend. Stundenlang könnte ich hier oben sitzen und meinen Gedanken nachhängen.

Die Abfahrt wird zum Erlebnis. Ich habe im Aufstieg Spuren an Orten gesehen, auf die ich selber nicht gekommen wäre und so versuche ich mich auch an diesen Hängen. Vom Gipfel des Böli fahre ich in nordöstlicher Richtung und komme so in den Genuss unverfahrener Pulverschneehänge! Die Hänge sind zwar kurz, aber ich geniesse jeden Schwung ganz bewusst und packe ganz viel in meinen Erinnerungskratten für die kommenden Bürotage!  So schön! ab Pt. 1604 Obere Ruchweid, wird die Spur langsam nass und der Schnee ziemlich schwer. Der Schnee ist in den Engnissen stark verfahren und beginnt einzufrieren und mit meinem Kreuzbandriss bringe ich einfach nicht mehr so viel Druck auf den Ski wie es hier nötig wäre. So sieht meine Fahrerei wohl etwas dilettantisch aus, aber ich bin ja ganz alleine, was solls? Ich meistere auch die übliche Waldpassage zwischen Schlund und Ruchweid und kann effektiv bis zum Auto abfahren.

Zum Glück habe ich Pendenzen Pendenzen sein lassen und bin heute raus! Ich hätte es mir wohl nicht verziehen, heute nur zu Hause zu sitzen! Ein andermal wird der innere Schweinehund schon um 0600 Uhr verjagt!