Wildhuser Schafberg (2373 m) - Die (Alpin-)Wandersaison 2013 ist eröffnet!


Publiziert von marmotta , 9. März 2013 um 20:39.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum: 9 März 2013
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alpstein   CH-SG 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 1300 m
Abstieg: 1300 m
Strecke:Wildhaus - Gamplüt - Schäferhütte - SW-Grat - Wildhuser Schafberg retour
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Wildhaus, Post
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Wildhaus, Post

Der Wildhuser Schafberg (2373 m) ist wahrscheinlich weit und breit der einzige Gipfel dieser Höhe, welcher regelmässig auch im Winter -nach längeren Schönwetterperioden- ohne Schwierigkeiten zu Fuss erreichbar ist, ganz ohne Schneesportgeräte und (mehr oder weniger) trockenen Fusses! Möglich ist dies, weil der steile, grösstenteils grasige SW-Grat sehr schnell ausapert und in den steilen, aber gut gestuften Grasplanggen über der Schäferhütte sich der Schnee nie lange hält, sondern bei der ersten Erwärmung in teils gewaltigen Lawinen abrutscht.
 
Sind die Verhältnisse in der Schafbergflanke ungünstig oder unsicher, ist die Route über den SW-Grat sowieso die einzige Möglichkeit, den aussichtsreichen Gipfel gefahrlos und effizient zu erreichen. Meist hat man nur ganz unten (bis zur Schäferhütte) und am Gipfelkopf Schneekontakt.
 
Nachdem vergangenes Wochenende noch beste Schneeverhältnisse geherrscht hatten, lädt  die vom warmen Föhnwetter letzte Woche zurückgelassene "Sulzpampe" nicht mehr unbedingt zu Ski- oder Schneeschuhtouren ein. Höchste Zeit, die (Alpin-)Wandersaison in meinem Lieblingsgebirge, dem Alpstein, zu eröffnen!
 
Warum das schöne Wetter am See geniessen, wenn man auch schlechtes Wetter in den Bergen haben kann?
 
Die Wetterprognosen für diesen Samstag waren ja durchaus verheissungsvoll: In allen Wetterberichten, die ich konsultiert hatte, war von mehreren Sonnenstunden die Rede. Wolken sollten allenfalls erst am Nachmittag aufziehen. Nun, im Endeffekt waren es dann vielleicht einige Minuten Sonne und bereits ab dem späten Vormittag waren die Gipfel in dichte Wolken und Nebel eingehüllt - während am Bodensee strahlender Sonnenschein herrschte. Sehen wir es positiv: Schön, dass auch in unserer heutigen, hochentwickelten Gesellschaft nicht alles genau vorherbestimmt werden kann…
 
Zur Tour selbst gibt es nicht viel zu erzählen. Die Route über den SW-Grat habe ich hier schon des öfteren beschrieben, die Schwierigkeiten bewegen sich bei konsequenter Verfolgung des Grats, den man durch eine Traverse der steilen Grasplanggen oberhalb der Schäferhütte (1552 m) erreicht, im moderaten T4-Bereich. Die Grasplanggen sind steil, aber ordentlich gestuft, was teilweise auch von den häufigen Begehungen durch Gämsen herrührt. Je nach Verhältnissen bzw. Zeit seit dem Abrutschen des Schnees können die Hänge ziemlich rutschig sein, ich empfehle feste Bergschuhe. Der Grat ist in einem ersten Abschnitt felsig und fällt nach links (im Aufstiegssinn) senkrecht ab - wer nicht schwindelfrei ist, kann jedoch etwas unterhalb der Grathöhe gehen, soweit der Schnee hier bereits geschmolzen bzw. abgerutscht ist. Auf einer Höhe von ca. 1900 m mündet  der Grat in die Südflanke, diese bildet in Verlängerung des SW-Grats ebenfalls eine ausgeprägte, jedoch breitere Schneide aus, die auch im Hochwinter in längeren Schönwetterperioden schnell ausapert. Den markanten Felsen auf ca. 2000 m passiert man ohne Probleme rechts oder links, in der Folge wird der Grat bzw. Kamm etwas schrofiger. Die Felsbastion auf ca. 2220 m, welche oben einen deutlichen Absatz zum steilen Gipfelkopf hin bildet, umgeht man bei den aktuellen Verhältnissen am besten westlich (links im Aufstiegssinn), man quert hierzu bereits etwas weiter unten in die Südwestflanke, wo derzeit noch auf einer gut tragenden Schneedecke oder über Gras- bzw. Schrofenbänder aufgestiegen werden kann. Ich habe die Felsbastion östlich in der hier sehr steilen Firnflanke umgangen, was ich aufgrund des weichen Schnees (mehrmals sackte ich bis fast zum Grund durch und sank dabei bis zu den Hüften ein) und der potentiellen Gefahr eines Gleitschneerutsches (aktuell waren hier noch keine Risse zu sehen, jedoch glitten an anderer Stelle bereits am frühen Morgen Schneemassen ab) ausdrücklich nicht empfehlen kann!
 
Der Gipfelkopf selbst ist sehr steil (> 40 ° Hangneigung) und momentan noch dick in Schnee eingepackt. Die Schneedecke trug hier einigermassen gut, wegen der Steilheit und allfälliger hartgefrorenener Passagen montierte ich hier die Steigeisen, was aber nicht unbedingt notwendig gewesen wäre. Um die Steigeisen war ich jedoch anschliessend froh, war doch die  Felsrinne, welche zur Scharte zwischen den Schichtköpfen leitet und vor allem der Fuss dieser Felsstufe völlig vereist. In der Felsrinne hat es zwar ein Stahlseil, das an einem Eisenpfosten auf dem Vorgipfel verankert ist, doch im Winter mit Handschuhen ist das blosse Herunterlassen an diesem Seil nicht so ganz angenehm.
 
Bereits bei meiner Ankunft auf dem Vorgipfel (P. 2363) mit der Blechfahne wurde ich völlig eingenebelt, so dass mir leider die berühmte Aussicht (die eine der besten im gesamten Alpstein sein dürfte) verwehrt blieb.
 
Die Verhältnisse im Zustieg zur Schäferhütte waren für mich als "Fussgänger" passabel: Im Bereich zwischen Gamplüt und der Querung unter den Felswänden zur steilen Rinne, durch die auch der Wanderweg (im Sommer) führt, hat eine Grundlawine ein übles Trümmerfeld hinterlassen. Die komprimierten Schneebrocken tragen jedoch sehr gut, insofern sogar ein Vorteil für mich! :-) In der anschliessenden Querung und in der steilen Rinne (bis knapp 45 °) war der Schnee bereits am Morgen weich, aber guttrittig. Pickel und Steigeisen werden hier aktuell nicht benötigt, dies kann sich aber (bei Vereisung) schnell ändern!
 
Die Schäferhütte erwacht langsam aus dem Winterschlaf, noch schaut jedoch nur das Dach heraus! Die Mulde zwischen Schafbergwand und SW-Grat ist ebenfalls durch Nassschneerutsche arg in Mitleidenschaft gezogen, die Skitourensaison am Wildhuser Schafberg ist damit vorzeitig beendet - schade, die breite und durchgehend steile Südflanke vom Gipfelkopf bis zu den Mietplätz könnte nach kalten Nächten und Auffirnen noch gute Verhältnisse für rassige Abfahrten aufweisen! 

Einkehr im Berggasthaus Gamplüt auf einen trüben Saft und einen Schlorzifladen, wetterbedingt leider im düsteren Gastraum... 

Tourengänger: marmotta


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