Volcán Láscar (5592m)
|
||||||||||||||||
![]() |
![]() |
San Pedro de Atacama ist das chilenische Synonym für "Wüste", jedes Jahr besucht von zehntausenden Touristen. Nicht ohne Grund, denn rund um das (ehemalige) Dörfchen konzentrieren sich viele Attraktionen, darunter Salzseen, heisse Quellen, Geysire und Inkaruinen. Das starke Besucherwachstum (und wohl die südamerikanische Mentalität) hat dazu geführt, dass "Qualitätstourismus", wie wir ihn kennen, nicht existiert. Alle geführten Touren der zahllosen Anbieter offerieren den gleichen Service zur gleichen Tageszeit, Massentourismus par excellence.
Wären da nicht die atemberaubend schöne Vulkanlandschaften rund um San Pedro! Der bekannteste Vulkan ist der fast 6000m hohe Licancabur, nebst den vielen über 5500 Meter hohen Erhebungen finden sich auch einige über der "magischen" Marke 6000, z.B. der Cerro Pili. Eine ganzjährige Schneedecke trägt allerdings keiner der Vulkane, die Schneegrenze in der trockenen Wüste liegt um 6500m! Dieser Faktor degradiert die meisten Besteigungen zu technisch leichten Bergtouren, die Meereshöhe ist aber ein nicht zu unterschätzendes Erschwernis.
Am aktiven Láscar sind die Vulkandämpfe eine weitere Gefahr. Ist der Höllenschlund besonders aktiv, kann die Besteigung von Vorherein nicht durchgeführt werden oder wird abgebrochen. Dies wird aber auch gerne als Grund vorgeschoben, um die Tour vor dem Gipfel zu beenden... klappt es aber am Lascar, ist eine Besteigung ein unvergessliches Erlebnis, das sich für den alpengewohnten Touristen angenehm vom Gletscherhatsch auf unseren 4000ern abhebt. Auch die sublimen Aussichten über hunderte Kilometer in der trockenen Wüstenluft tragen zum surrealen Gipfelerlebnis bei.
Geführte Touren auf die Vulkane werden in San Pedro viele angeboten, nicht alle Anbieter sind seriös - inwiefern meine zweifelhafte Erfahrung mit meinen "Bergführern" vom üblichen Standard abweicht, kann ich nicht beurteilen - darum liest sich mein Bericht auch als Erlebnisbericht; über die simple, technisch einfache Besteigung (T3) selbst lässt sich nur wenig schreiben, siehe "Facts" weiter unten. Am besten organisiert man die Touren auf eigene Faust und mietet sich dafür ein 4x4 ggf. mit Fahrer, sofern das finanziell eine Option ist.
Volcán Lascar: Eine atemberaubende Wüstenschönheit!
Nach einer Tour durch fantastische Landschaften im Südwesten Boliviens (Bericht folgt) möchte ich mir als kleines Weihnachtsgeschenk eine Tour auf einen Vulkan um San Pedro gönnen. Im Angebot ist der immer noch aktive Volcán Láscar, gut 100km von San Pedro entfernt - tönt verlockend, ist gebucht!
Abgeholt werden wir gemäss Abmachung um halb Sieben - als um Sieben noch niemand aufgetaucht ist, wird die Schweizerseele langsam nervös uns sieht sich um die 120 USS Tourengeld erleichtert. Dreiviertelstunden verspätet trifft die ganze Truppe - zwei Bergführer, ein Chauffeur und 5 brasilianische Teilnehmer - endlich ein. Anstatt wie versprochen mit zwei 4x4-Farhzeugen mit einem Mercedes Kleinbus... das kann ja heiter werden!
Nach einer zweistündigen Fahrt erreichen wir die traumhafte Laguna Lejia, wo es das versprochene "muy rico" Frühstück gibt - na ja... Meine Befürchtungen, den versprochenen Startpunkt auf ca. 4800m mit dem Zweiradfantrieb nicht zu erreichen, bewahrheiten sich: der Fahrer setzt den Bus erst mal am höchsten erreichen Punkt in den Sand, lässt eine Minute die Kupplung rauchen und fährt danach rückwärts wieder den Berg hinunter. Nicht etwa um Anlauf zu holen, sondern um ca. 100 hm (!) weiter unten wieder die gleiche Strecke bis zum letzten Umkehrpunkt hochzufahren... Nun dürfen wir zum Glück aussteigen. Nachdem ein paar Riegel als Zwischenverpflegung (ich erwischte keinen, hatte aber zum Glück eigenes Essen dabei) verteilt wurden, ging es auf ca. 4700m los: kein Wort zur Tour, keinerlei Erklärung an die bergungewohnten Brasilianer, man trottet einfach mal los wie zum Sonntagsspaziergang...
Gemeinsam mit meinem deutschen Begleiter finde ich rasch einen guten Rhytmus und der Chef-Guia erlaubt uns, auf eigene Faust bis zum Sattel hochzusteigen. Wir kommen aber nur bis zum kettenrauchenden Hilfsführer, der einige Dutzend Meter vor der Gruppe hochsteigt. Erst will er uns das weitergehen verbieten, als wir dann seinen Chef zitieren, lässt er uns ziehen. Die anschliessende Wartezeit im Sattel auf ca. 5450m verbringen wir mit Bouldern und der Routenplanung zum Gipfelsturm: Ostgipfel oder Westgipfel? Der eine Guide spricht vom Ostgipfel, der Chef entscheidet sich dann schlussendlich für den (höheren) Westgipfel. Im Aufstieg setze ich mich etwas ab und gönne ich mir noch eine Runde um den (Sekundär) Krater des Westgipfels, dessen Durchmesser ich erst nicht zuverlässig einschätzen kann - nach einer Kraterrunde im zügigen Tempo komme ich zeitgleich mit den Brasilianern am "Gipfel" an. Der höchste Punkt liegt aber gegenüberliegend auf dem Kraterrand, wo ich herkomme, doch das interessiert niemanden... mehr oder weniger gemeinsam kehren wir zum Sattel zurück (anstatt die direkte Linie hinunter zum Bus einzuschlagen) und rutschen mehr oder weniger koordiniert die Sandhänge zum Ausgangspunkt zurück - eindeutig ein Vorteil des kraftraubenden Vulkangerölls!
Beim Bus gibts noch ein ziemlich erzwungenes Gruppenfoto, die Brasilianer sind nudelfertig und im Bus schlafen alle nach einer Minute wie Murmeltiere. Da es den ganzen Tag nur Frühstück und ein paar Riegel zu essen gegeben hat, ist der Abschied um etwa 17 Uhr in San Pedro ziemlich missmutig und rasch - alle verdrücken sich zur nächsten Dusche und einem grosszügigen Weihnachtsessen. Die Weihnachtsfeierlichkeiten mitten in der Wüste sind dann nicht nur der Temperaturen wegen ungewohnt!
Facts Volcán Làscar
Ausrüstung: normale Wanderausrüstung plus Handschuhe und Mütze genügt. Wanderstöcke von Vorteil. Bei viel Wind oder wenn von Dez - Februar doch mal Wolken aus Osten aufziehen sollten oder bei (selten vorkomender) Schneebedeckung ist Hochtourenausrüstung sinnvoll.
Mehrere Anbieter in San Pedro haben die Tour im Programm, man erkundige sich vorher nach dem Umfang des Angebotes (Ausrüstung, Verpflegung, Sicherheitsausrüstung), dem Fahrzeug, den Guides und der Gruppenzusammensetzung - obwohl das immer noch keine Garantie ist, dass es schlussendlich wie vereinbart durchgeführt wird! Unbedingt eigene Verpflegung und genügend Wasser (mind. 3 Liter pro Person) mitnehmen, auch wenn die Agentur dafür sorgen sollte.
Wären da nicht die atemberaubend schöne Vulkanlandschaften rund um San Pedro! Der bekannteste Vulkan ist der fast 6000m hohe Licancabur, nebst den vielen über 5500 Meter hohen Erhebungen finden sich auch einige über der "magischen" Marke 6000, z.B. der Cerro Pili. Eine ganzjährige Schneedecke trägt allerdings keiner der Vulkane, die Schneegrenze in der trockenen Wüste liegt um 6500m! Dieser Faktor degradiert die meisten Besteigungen zu technisch leichten Bergtouren, die Meereshöhe ist aber ein nicht zu unterschätzendes Erschwernis.
Am aktiven Láscar sind die Vulkandämpfe eine weitere Gefahr. Ist der Höllenschlund besonders aktiv, kann die Besteigung von Vorherein nicht durchgeführt werden oder wird abgebrochen. Dies wird aber auch gerne als Grund vorgeschoben, um die Tour vor dem Gipfel zu beenden... klappt es aber am Lascar, ist eine Besteigung ein unvergessliches Erlebnis, das sich für den alpengewohnten Touristen angenehm vom Gletscherhatsch auf unseren 4000ern abhebt. Auch die sublimen Aussichten über hunderte Kilometer in der trockenen Wüstenluft tragen zum surrealen Gipfelerlebnis bei.
Geführte Touren auf die Vulkane werden in San Pedro viele angeboten, nicht alle Anbieter sind seriös - inwiefern meine zweifelhafte Erfahrung mit meinen "Bergführern" vom üblichen Standard abweicht, kann ich nicht beurteilen - darum liest sich mein Bericht auch als Erlebnisbericht; über die simple, technisch einfache Besteigung (T3) selbst lässt sich nur wenig schreiben, siehe "Facts" weiter unten. Am besten organisiert man die Touren auf eigene Faust und mietet sich dafür ein 4x4 ggf. mit Fahrer, sofern das finanziell eine Option ist.
Volcán Lascar: Eine atemberaubende Wüstenschönheit!
Nach einer Tour durch fantastische Landschaften im Südwesten Boliviens (Bericht folgt) möchte ich mir als kleines Weihnachtsgeschenk eine Tour auf einen Vulkan um San Pedro gönnen. Im Angebot ist der immer noch aktive Volcán Láscar, gut 100km von San Pedro entfernt - tönt verlockend, ist gebucht!
Abgeholt werden wir gemäss Abmachung um halb Sieben - als um Sieben noch niemand aufgetaucht ist, wird die Schweizerseele langsam nervös uns sieht sich um die 120 USS Tourengeld erleichtert. Dreiviertelstunden verspätet trifft die ganze Truppe - zwei Bergführer, ein Chauffeur und 5 brasilianische Teilnehmer - endlich ein. Anstatt wie versprochen mit zwei 4x4-Farhzeugen mit einem Mercedes Kleinbus... das kann ja heiter werden!
Nach einer zweistündigen Fahrt erreichen wir die traumhafte Laguna Lejia, wo es das versprochene "muy rico" Frühstück gibt - na ja... Meine Befürchtungen, den versprochenen Startpunkt auf ca. 4800m mit dem Zweiradfantrieb nicht zu erreichen, bewahrheiten sich: der Fahrer setzt den Bus erst mal am höchsten erreichen Punkt in den Sand, lässt eine Minute die Kupplung rauchen und fährt danach rückwärts wieder den Berg hinunter. Nicht etwa um Anlauf zu holen, sondern um ca. 100 hm (!) weiter unten wieder die gleiche Strecke bis zum letzten Umkehrpunkt hochzufahren... Nun dürfen wir zum Glück aussteigen. Nachdem ein paar Riegel als Zwischenverpflegung (ich erwischte keinen, hatte aber zum Glück eigenes Essen dabei) verteilt wurden, ging es auf ca. 4700m los: kein Wort zur Tour, keinerlei Erklärung an die bergungewohnten Brasilianer, man trottet einfach mal los wie zum Sonntagsspaziergang...
Gemeinsam mit meinem deutschen Begleiter finde ich rasch einen guten Rhytmus und der Chef-Guia erlaubt uns, auf eigene Faust bis zum Sattel hochzusteigen. Wir kommen aber nur bis zum kettenrauchenden Hilfsführer, der einige Dutzend Meter vor der Gruppe hochsteigt. Erst will er uns das weitergehen verbieten, als wir dann seinen Chef zitieren, lässt er uns ziehen. Die anschliessende Wartezeit im Sattel auf ca. 5450m verbringen wir mit Bouldern und der Routenplanung zum Gipfelsturm: Ostgipfel oder Westgipfel? Der eine Guide spricht vom Ostgipfel, der Chef entscheidet sich dann schlussendlich für den (höheren) Westgipfel. Im Aufstieg setze ich mich etwas ab und gönne ich mir noch eine Runde um den (Sekundär) Krater des Westgipfels, dessen Durchmesser ich erst nicht zuverlässig einschätzen kann - nach einer Kraterrunde im zügigen Tempo komme ich zeitgleich mit den Brasilianern am "Gipfel" an. Der höchste Punkt liegt aber gegenüberliegend auf dem Kraterrand, wo ich herkomme, doch das interessiert niemanden... mehr oder weniger gemeinsam kehren wir zum Sattel zurück (anstatt die direkte Linie hinunter zum Bus einzuschlagen) und rutschen mehr oder weniger koordiniert die Sandhänge zum Ausgangspunkt zurück - eindeutig ein Vorteil des kraftraubenden Vulkangerölls!
Beim Bus gibts noch ein ziemlich erzwungenes Gruppenfoto, die Brasilianer sind nudelfertig und im Bus schlafen alle nach einer Minute wie Murmeltiere. Da es den ganzen Tag nur Frühstück und ein paar Riegel zu essen gegeben hat, ist der Abschied um etwa 17 Uhr in San Pedro ziemlich missmutig und rasch - alle verdrücken sich zur nächsten Dusche und einem grosszügigen Weihnachtsessen. Die Weihnachtsfeierlichkeiten mitten in der Wüste sind dann nicht nur der Temperaturen wegen ungewohnt!
Facts Volcán Làscar
- Westgipfel ca. 5590m, Ostgipfel ca. 5570m, die Höhenangaben variieren je nach Kartenwerk.
- Mit 4x4 Fahrzeug bis ca. 4800m in der Südflanke auf schlechter Spur fahrbar,
- von dort je nach Kondition in 1:30-2:30 Stunden in den Sattel zwischen den Gipfeln und nochmals eine halbe bis eine Stunde zum Gipfel, T3.
- Es ist eine durchgängige Wegspur vorhanden, allerdings ist das Vulkangebrösel ziemlich kraftraubend.
- Bei gutem Wetter ist die Orientierung problemlos,
- die grösste Herausforderung ist die dünne Luft - eine gute Akklimatisierung ist dringend zu empfehlen!
Ausrüstung: normale Wanderausrüstung plus Handschuhe und Mütze genügt. Wanderstöcke von Vorteil. Bei viel Wind oder wenn von Dez - Februar doch mal Wolken aus Osten aufziehen sollten oder bei (selten vorkomender) Schneebedeckung ist Hochtourenausrüstung sinnvoll.
Mehrere Anbieter in San Pedro haben die Tour im Programm, man erkundige sich vorher nach dem Umfang des Angebotes (Ausrüstung, Verpflegung, Sicherheitsausrüstung), dem Fahrzeug, den Guides und der Gruppenzusammensetzung - obwohl das immer noch keine Garantie ist, dass es schlussendlich wie vereinbart durchgeführt wird! Unbedingt eigene Verpflegung und genügend Wasser (mind. 3 Liter pro Person) mitnehmen, auch wenn die Agentur dafür sorgen sollte.
Tourengänger:
Alpin_Rise

Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden
Kommentare (6)