Der spannende Weg von Madulain nach Bergün: Piz Pischa (3171m)


Publiziert von 360 Pro , 26. Januar 2013 um 11:02. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Oberengadin
Tour Datum:23 Januar 2013
Ski Schwierigkeit: ZS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 1800 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Madulain
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Bergün/Bravuogn

Wenn man sich dieser Tage mit Omega3 im CH-Gebirge bewegt, kann es gut sein, dass man auf einen 3000-er Gipfel zusteuert und dies nicht unbedingt DER Modegipfel ist. Denn die 3K+ gehören definitiv in sein Beuteschema und die Modegipfel hat er wohl schon fast alle einmal besucht. Es ist deshalb immer wieder spannend, was ihm Neues in den Sinn kommt.

Der Piz Pischa (3171m, jener beim Piz Kesch) ist in den alten Karten nicht einmal als Gipfel angeschrieben, scheint aber, wenn man dem SAC Tourenführer glaubt, heutzutage im Winter öfter mal besucht zu werden. Das erste Mal als mir Omega3 diesen Gipfel als Tourenziel vorschlug, hatte ich aus verschiedenen Gründen meine Zweifel. Bei späterer näherer Betrachtung schien mir die Sache aber dann doch sehr attraktiv, denn die Überschreitung vom Engadin ins Albulatal, genauer gesagt von Madulain nach Bergün ist auf den zweiten Blick eine attraktive Tour in grandioser Umgebung. Die wunderbar geneigten N- und W-Hänge ins Val Plazbi hinunter dürften die langen Flachpassagen von dort bis nach Bergün wettmachen - so erhofften wir uns das wenigstens.


Kurz vor cff logo Sagliains kommt die etwas komische Durchsage, dass Reisende ins Oberengadin heute ausnahmsweise nicht in Sagliains, sondern in Lavin umsteigen sollen. Als wir nachfragen warum, sagt man uns, dass der Zug nach Zernez/Pontresina eine Panne hätte und in Scuol noch nicht einmal abgefahren sei. Da die Verspätung unbestimmt sei und es lediglich in Lavin einen geheizten Wartesaal gäbe, sei es besser dort zu warten als im bitterkalten Sagliains. Im Wartesaal in Lavin grübeln wir darüber nach, wie viel Verspätung wir denn für unsere lange Tour in Kauf nehmen können, um am Ende nicht ganz in die Dunkelheit zu geraten. Wir beschliessen höchsten eine halbe Stunde zu warten und ansonsten ein Ziel von hier aus anzupeilen. Schlussendlich kommt der Zug mit etwas mehr als 20 Minuten Verspätung und wir können also doch unser ursprüngliches Ziel anpeilen.

cff logo Madulain ist bei unserer Ankunft noch vollständig im Schatten und dementsprechend kalt ist es hier im Oberengadin. Allerdings sind wir schon nach ca. 15 Minuten Aufstieg Richtung Alp Es-cha Dadour an der Sonne und können die wärmenden Schichten mehr und mehr im Rucksack verstauen. Bis zur Alp Es-cha Dadour finden wir eine Spur, von dort gilt es dann die restlichen 1200Hm zum Piz Pischa zu spuren. Bei der Alp Es-cha Dadains machen wir eine Pause und geniessen die wunderbar verschneite Landschaft und Sonne.

Von hier fellen wir anschliessend in nordwestlicher Richtung hoch bis unterhalb P. 2778 südöstlich des Piz Cotschen, wo wir flach in etwa dem Sommerweg zum Plateau bei P. 2697 folgen. Hier nun kommt der steilste Teil des Aufstiegs (WS) wieder in nordwestlicher Richtung zum P. 2861, wo es wieder flacher wird. Nun geht es in einem grossen Schlenker nördlich ausholend via die Ostflanke und ganz zum Schluss über den Südostgrat zum Steinmann auf dem Gipfel.

Wir sind beide ziemlich ausgelaugt, ausser Atem und froh, dass wir hier den Gipfel erreicht haben und nicht noch weiter ansteigen müssen. Leider ist es auf dem Gipfel ziemlich windig und bitter kalt, sodass die Gipfelrast relativ kurz ausfällt. Zudem drücken von Süden auch langsam ein paar störende Wolken ins Oberengadin. Die direkte Abfahrt vom Gipfel ins NNW Couloir ist bei guten Bedingungen durchaus eine lohnende Option, allerdings hat es in unserem Fall im obersten steilsten Teil zu viele Steine und abgeblasene Felsen, sodass wir den Umweg via den Sattel bei P. 3081 (NE des Gipfels) machen und dort etwas nördlich ausholend zur Foradigl Kesch abfahren.

Die Hänge wären hier eigentlich allesamt wunderbar geneigt, völlig unverspurt und extrem weit. Leider lässt die Schneequalität aber etwas zu wünschen übrig, denn der Pulver liegt auf einer meist nicht tragenden Harschschicht auf und das Kurven bereitet uns einige Mühe, lediglich zwischendurch vermag kurz ein Jauchzgefühl aufzukommen. Auch die steile Abfahrt in westlicher Richtung zwischen P. 2509 und den beiden Bächen (30-35° auf 200Hm) hinunter ins Val Plazbi ist eher Krampf als Genuss.

Bleibt schlussendlich noch das Ausfahren (oder besser gesagt Ausschieben) nach Chants und weiter der Strasse entlang nach Bergün, wo auch nochmals die eine oder andere Schiebearbeit angesagt ist. Die untergehende Sonne, der aufgehende helle Mond und die einbrechende Dunkelheit vermögen dem skifahrerisch eher uninteressanten Teil aber eine wildromantische Stimmung zu verleihen. Die morgendliche Zugverspätung vermögen wir nicht einzuholen und verpassen so unsere geplante Verbindung ins Unterland um Minuten, können uns deshalb aber im Hotel Ladina noch etwas genehmigen, die alles in allem wunderbare Tour Revue passieren lassen und den nächsten Zug nach Chur abwarten.

Herzlichen Dank an Omega3 für die Idee, Umsetzung und das Spuren während meiner Krise!


Tourengänger: Omega3, 360


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