Emmentaler Brückenweg Teil 1: Von Kemmeribodenbad nach Schangnau im Winter


Publiziert von Seeger , 17. Januar 2013 um 01:08.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Emmental
Tour Datum:16 Januar 2013
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT2 - Schneeschuhwanderung
Wegpunkte:
Geo-Tags: Schrattenflue-Gruppe   CH-BE 
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 305 m
Abstieg: 350 m
Strecke:9.2 km: Kemmeribodenbad 976m – Schwandbrügg 956m – Büetschlibrügg 913m – Gasthof Rossegg 930m – Alte Mülibrügg 910m – Stägmattbrügg 900m – Buhütte 928m – Neue Mülibrügg 860m – Schangnau 930m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Ö.V.: Luzern – Escholzmatt – Schangnau - Kemmeriboden
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Ö.V.: Schangnau – Escholzmatt - Luzern
Unterkunftmöglichkeiten:Hotel Restaurant Landgasthof Kemmeribodenbad www.kemmeriboden.ch, Gasthof Rossegg, Schangnau www.rossegg.ch
Kartennummer:www.swiss-timber-bridges.ch

Vier Stunden Hinfahrt – Vier Stunden Schneeschuhstapfen – Vier Stunden Rückfahrt konnten mich nicht zurückschrecken, das lange vorbereitete Projekt „Emmentaler Brückenweg“ an die Hand zu nehmen. Um es vorweg zu nehmen: Die gedeckten Holzbrücken von Schangnau sind mehrheitlich in den letzten Jahrzehnten erbaut worden. Teils als Ersatz von Betonbrücken (Gratulation), teils als Ersatz von alten Holzbrücken. Davon wurde die älteste – die Mülibrügg von 1866 – an einen Seitengraben der Emme versetzt. Die Wahl der neu erbauten gedeckten Holzbrücken liegt einesteils im Traditionsdenken, andrerseits in höheren Subventionen. Nicht zu vergessen ist die Tatsache, dass diese Brücken gegen Feuerschaden versichert werden müssen. (Und somit einen konstanten Unkostenfaktor darstellen. Pro Brücke etwa Fr. 400.- pro Jahr)
Bei  Kemmeribodenbad 976m starten wir bei der Posthaltestelle. Kurze Einkehr im Restaurant (ohne Merängge) und los! Kurzbesuch der enormen gedeckten Holzbrücke, welche 2009 anstelle einer Betonbrücke erbaut wurde. Die riesigen Bogenhetzer boten ein echtes Logistikproblem. Auf speziellen Pfaden gelangten diese von Eggiwil hierher. Es erzählt sich, dass vor hundert Jahren eine damalige primitive Holzträmmel-Brücke just nach dem Passieren von einem Pferdegespann von der hochwasserführenden Emme mitgerissen worden sei. Glück gehabt.
Auch wir haben Glück: Wir haben trotz wenig Schnee im Unterland unsere Schneeschuhe mitgenommen. Ohne diese wäre der gut markierte Trail rundweg nicht passierbar! Neben der Langlauf Loipe sind mit einem Traktor zwei Furchen gezogen worden. In diesen bewegen wir uns mit wenig Aufwand und relativ zügig voran. So erreichen wir die  Schwandbrügg 956m. Erbaut 1984. Längsbohlenlager mit aufgesetzten Wänden und Krüppelwalmdach. Das Ganze mit Bogenbindern verstärkt. Schöne Bogenbinder mit Stabdübel.
Immer noch dem Schneeschuhtrail entlang der Emme zur  Büetschlibrügg 913m. Erbaut 1978. Muss bei schweren Transporten unterstippert werden. Auch hier hübsches Walmdach mit Gehrschild (Krüppelwalmdach) Ein Teil der Last hängt im Sprengwerk.
300m weiter etwas in der Höhe liegen der einladende  Gasthof Rossegg 930m und die Skiliftanlagen. Wir nehmen das Tagesmenü mit Suppe/Salat/Geschnetzelten an Pilzrahmsauce und feine Rösti zu Fr. 17.- im Innern ein, da es draussen zu kalt ist und die Sonne einfach nicht so recht will. Nette Bedienung und ein Schwatz mit einem Einheimischen, welcher mir als ehemaliger Strassenmeister viel über die Brücken zu erzählen hat.
Frisch gestärkt den gelben Rautecken entlang. Etwas oberhalb der Emme überwindet die  Alte Mülibrügg 910m elegant den Schwandgraben. Mit Baujahr 1886 ist sie die älteste gedeckte Holzbrücke der Region Schangnau. Sie wurde nach dem Bau der neuen Mülibrügg anno 2000 hierher versetzt und fristet hier ein ruhiges Dasein als Fussgängerbrücke. Ein grosses Satteldach schützt Wände und Boden. Wie ist sie hübsch mit der Schneehaube. So mitten im Winter-Wald!
Nach einigen Minuten erreichen wir die nächste gedeckte Holzbrücke:  Stägmattbrügg 900m. Baujahr 1987. Auch diese im hübschen Baustil des Emmentales. Exakte Zimmermannskunst mit Stabdübelverbindungen. Wie anno dazumal.
Weiter waten wir durch die weiten Ebenen nach  Buhütte 928m, nachdem ich mich von einer Traktorspur in die falsche Richtung verleiten liess. Doch dank Karte (und diese ist trotz der guten Markierung ein Muss!) kehren wir zum Wanderweg zurück. Diese Bauernhäuser sind einfach schön und erinnern an Jeremias Gotthelf – Zeiten und -Filme.
Auf der gepfadeten Strasse – nun ohne Schneeschuhe – geht’s hinunter zu  Neue Mülibrügg 860m. Baujahr 1998. Satteldach. Riesige Bogenhetzer beidseits.
Nun auf die andere Seite der Emme , welche sich mit ihren Schneehäubchen und Eisflächen ganz feierlich gibt – wie ein Hochzeitsschleier.
Den Markierungen entlang noch die letzten Meter – und auch Höhenmeter – hinauf zum Plateau von  Schangnau 930m, wo wir nur wenige Zeit im Häuschen auf das Postauto warten müssen. Der Leuen hat Ruhetag und der Lebensmittelladen mit Bäckerei ist offen. Sonst ist wirklich nicht viel los.
Der nächste Teil wird mich entlang der Räblochschlucht führen. Die Emme findet dann in der Ebene von Eggiwil wieder ihren ruhigeren Tramp.
Ich auch!
Kommst Du mit? 

Tourengänger: Seeger


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Kommentare (10)


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Felix hat gesagt:
Gesendet am 17. Januar 2013 um 05:57
schöne Winterwanderung - mit viel Brücken-Geschichte!
Erinnert mich sehr an die sommerliche Begehung hier - mit Fortsetzung zum Räbloch ...

lg Felix

Seeger hat gesagt: RE:
Gesendet am 17. Januar 2013 um 10:36
Hallo Felix
Habe diesen sehr informativen Bericht aufmerksam gelesen.
Im Teil 2 werde ich dann von Schangnau aus u.a. die Naturbrücke im Räbloch besuchen.
Danke für das Feed-Back.
Gruss
Andreas

laponia41 hat gesagt: Heimatort
Gesendet am 17. Januar 2013 um 10:34
Schangnau ist mein Heimatort. Ich spüre immer wieder, dass ich da meine Wurzeln habe. Danke für den heimeligen Bericht - bei der Fortsetzung wäre ich gerne dabei! Siehe PM.

Ä fründleche Gruess
Peter

Seeger hat gesagt: RE:Heimatort
Gesendet am 17. Januar 2013 um 10:43
Lieber Peter
Uff! Ich habs geschafft, einem Kenner so ein tolles Kompliment zu entlocken :-)) Danke.
Würde mich ebenfalls freuen, mit Dir in Deinem Emmental die weiteren Brücken u.a. zu besuchen.
Herzlichen Dank!
Andreas

bidi35 hat gesagt: toller Bericht...
Gesendet am 17. Januar 2013 um 13:43
...eines Appenzöllers in laponia41s Ämmitau!!
Sehr informativ Andreas mit schonen Fotos...gratuliere.

Liebi Grüess
Heinz

Seeger hat gesagt: RE: toller Bericht...
Gesendet am 17. Januar 2013 um 13:59
Lieber Heinz
Ich bin so richtig auf den Geschmack gekommen.
Danke für das Kompliment.
Gruss von Appenzellerland
Andreas

Henrik hat gesagt: Ja!
Gesendet am 17. Januar 2013 um 21:36
Endlich haben die Trolle im Ämmital dich dorthin gelockt.....
Was sind schon vier Stunden Anfahrt? Holz und Puderzucker.

So hämmer's gärn.

Gruess


silberquäcki

Seeger hat gesagt: RE:Ja!
Gesendet am 21. Januar 2013 um 09:17
Ciao Henrik
Ist schon etwas weit.
Aber diese Gegend hat's in sich.
Plane Teil 2. Wäre auch etwas für Dich :-))
Gruss
Andreas

Mel hat gesagt:
Gesendet am 19. Januar 2013 um 10:22
habe diese wanderung in umgekehrter richtung mal im sommer/herbst gemacht. deine winterbilder sehen sehr anmächelig aus!

Seeger hat gesagt: RE:
Gesendet am 21. Januar 2013 um 09:18
Ciao Mel
War auch ein ganz spezielles Licht. Und eben dieser Schnee!
Gruss
Andreas


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