Weißkugel 3739m über Weißkugeljoch und Südgrat


Publiziert von alpensucht , 27. Oktober 2012 um 00:57.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Ötztaler Alpen
Tour Datum: 7 Juli 2012
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS-
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   I   A-T 
Zeitbedarf: 14:00
Aufstieg: 1300 m
Abstieg: 1900 m
Strecke:Weißkugelhütte-Langtauferer Ferner-Weißkugeljoch-Hintereisjoch-Weißkugel-RETOUR-Valgin-Melag ca. 18km
Unterkunftmöglichkeiten:Weißkugelhütte

Kühle Luft umhaucht meinen Schlafplatz. Die Wolken werden dichter, das ganze Langtauferer Tal zieht zu. Die ersten Tropfen fallen. Die Prognose für den nächsten Tag war eigentlich gut. Bei jeder Bewegung raschelt der Biwaksack laut. Alles verschwimmt langsam in Müdigkeit. Der Regen nimmt zu. Wieder schlage ich die Augen auf, packe kurzerhand meine Sachen und lege mich ins Waschhaus der Hütte. 04:30 Uhr. Der erste Hüttengast macht sich frisch. Es schüttet immer noch. Was wird aus dem heutigen Vorhaben?
 
Nach der scheußlich kurzen Nacht an der Hütte erwarten viele Seilschaften das Ende des Regens. Gegen 6:15 Uhr brechen wir als erste auf. Die Wolken zeigen einige Lücken. Es wird kein Traumtag! Der Weg auf die Zunge des Langtauferer Ferners führt von der Hütte nach Osten direkt auf die jederzeit beeindruckenden Vernagleisbrüche zu. Unten auf dem mit Geröll bedeckten Gletscher seilen wir uns an. Inzwischen hat uns eine Zweierseilschaft überholt, die wohl den Nordgrat angehen will.
 
Zu Beginn erschwert der Schneematsch auf der Eisoberfläche das Fortkommen etwas. Einer meiner Seilschaft sinkt sogar bis zum Knie ein und verliert dabei das Gleichgewicht. Seine Gamaschen nehmen dadurch Schaden. Zum Glück hat Kalle noch ein Zweites Paar ultraleichte Selfmade-Gamaschen dabei! Die Spuren leiten nun südlich weiter unter den Vernaglwänden hindurch. Ab 2800m etwa ist der Gletscher nicht mehr aper. Nun gibt es eine Schneeauflage, die zu größerer Vorsicht bei Spalten mahnt. Immer wieder ziehen dichte Wolken auf und geben die Sicht immer seltener frei. Doch flach führt die Spur hinan zum Weißkugeljoch. Nur der letzte Firnhang wird etwas steiler. 10:35 Uhr - Frühstückspause im Joch.
 
Nach und nach treffen immer mehr Seilschaften ein, so dass wir uns bald wieder aufmachen in die grandiose Gletscherwelt zwischen Weißkugel- und Hintereisjoch. Hier oben gab es offensichtlich Neuschnee letzte Nacht, denn keine Spur ist mehr zu erkennen. So suchen wir Rat auf der Karte und im Alpenvereinsführer. Inzwischen überholt uns wieder eine Seilschaft, der wir einfach folgen. Am rechten (NW) Rand des IntereisfernerHiHintereisferners unter den Felsen des Ostgrats der Weißkugel gelangen wir in Traversen bis ca. 30° unter das Hintereisjoch. Dort wird es kurz nur unbedeutend steiler. 11:45 Uhr - erneut Pause.
Laut AVF gab es am Hintereisjoch eine 7m breite Spalte. Davon können wir nichts erkennen. Später im Jahr gibt es hier sicherlich erhöhte Spaltengefahr. Hier treffen unsere Route und die von der Oberetteshütte (S) aufeinander und führen nach Norden durch einen steilen Firnhang. In diesem ordnet unser Seilerster kurze Pausen aller 100 Schritte an.
 
Der Südgrat ist erreicht. Zunächst führt uns dieser unschwierig über einen herrlichen Firngrat  zum felsigen Gipfelaufbau. Ausseilen und Pickel und Stöcke zurücklassen. Das letzte Stück besteht aus einfacher Kletterei (I) über einen spektakulären Felsgrat. Die Steigeisen können ungeübte behindern. Eine fränkische Seilschaft will uns noch unbedingt vor dem Felseinstieg überholen und bringt sich dabei fast selber in Gefahr. So warten wir kurz und freuen uns gar nicht so recht auf den Gipfel voller Menschen. Leider verhängen gerade auch viele Wolken die Sicht. 13:20 Uhr
 
Ohne den Felsgrat am Schluss wäre mir die Tour sogar etwas langweilig geworden! Gipfelbucheintrag, Begutachten der anderen möglichen Aufstiegsrouten, Suchen nach Wolkenlücken. Gipfelfotos haben wir irgendwie vergessen.
 
Besonders das Abklettern macht mir große Freude und so genieße ich das besonders. Pause gibt es erst wieder im Firn, weil hier mehr Platz ist. Viel Appetit habe ich da oben selten. 14 Uhr. Wir treten den Abstieg über die Aufstiegsroute an. Im Hintereisjoch eröffnet sich kurz der Blick zur Hintereispitze und dem Fluchtkogel. Immerhin. Auch die Sicht auf den Gepatschferner, die Weißseespitze und den Vernagleisbruch verschönert den Abstieg.
 
Um 16:30 Uhr betreten wir die sich bildende Seitenmoräne unter dem Eisbruch. Auch unterhalb dessen beobachten wir noch große apere Eisflächen. Zwischen dem Geröll habe man immer noch Acht auf kleine Spalten hier. Am Anseilplatz liegen noch Stöcke unserer Seilschaft, die ich noch schnell hole.
 
An der Hütte pausieren wir noch mal länger, packen alle unsere Sachen und treten den Abstieg nach Melag an. Eigentlich wollte ich über die Salzplatten zurück, und eile noch voller Energie erstmal auf dem falschen Weg los. Als der Weg länger nicht an Höhe verliert und sich mehr in Richtung Falginjoch wendet, suche ich länger auf der Karte und in der Landschaft nach dem richtigen Weg. Weit unterhalb kann ich die Wegkreuzung an der Inneren Schäferhütte (laut Karte, eine Hütte war nicht zu sehen) ausmachen. Am schnellsten geht’s weglos und steil über Geröll direkt drauf zu (T4). Ungern möchte ich nach meinen beiden viel älteren Bergfreunden am Auto sein. So beeile ich mich etwas, als ich den Weg erreiche, ohne dabei zu vergessen, die kleinen Schönheiten am Wegrand wahrzunehmen.
Fast gleichzeitig gelangen wir alle kurz vor Melag zur Brücke über den Melagbach. 20:30 Uhr.
 
Die Heimfahrt zurück ins Ötztal zum Campingplatz dauert lange. Wir fühlen uns eben genau wie nach einer richtigen Hochtour. Und dennoch sollte es für mich noch nicht die letzte große Tour gewesen sein. Doch da meine beiden Bergfreunde morgen, an unserem letzten Tag noch etwas entspannt klettern wollen, nehme ich mir eine traumhafte Gipfelüberschreitung vor…
 
Wenn man einsame Gipfel sucht, ist man in der Hochsaison auf der Weißkugel fehl am Platz. Am Nordgrat seien schlechte Verhältnisse laut Aussage der Aspiranten. Genaueres ist unbekannt. Doch die Verhältnisse am Normalweg waren optimal. So richtig lohnt sich der Gipfel wohl erst, wenn die Sicht entsprechend gut ist. Bei guten  Verhältnissen, ist die Tour sicher für Neulinge besonders gut geeignet. Außerdem nähert man sich dem Gipfel schön langsam und erfährt 270° des ganzen Bergs… bei guten Sichtverhältnissen!  

Tourengänger: alpensucht


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