Weißkugelhütte - Eine Zeitreise in die Vergangenheit


Publiziert von Grimbart , 10. Oktober 2014 um 19:10.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Ötztaler Alpen
Tour Datum:28 September 2014
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 720 m
Abstieg: 720 m
Strecke:Melag - Falginkar - Weißkugelhütte - Gletscherlehrpfad - Melager Alm - Melag (ca. 12km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Pfunds auf der B180 zum Reschenpass und weiter bis nach Graun. Hier nach links und durch das Langtauferertal bis zum großen Wanderparkplatz in Melag.
Unterkunftmöglichkeiten:Hotels in Graun und Reschen; Weißkugelhütte, CAI Sektion Desio
Kartennummer:Tabacco WK-Nr. 043 (Vinschgauer Oberland)

Unverhofft kommt oft, das gilt besonders bei Verwandtschaftsbesuchen. Um meine Tiroler Verwandtschaft aber nicht das ganze Wochenende in Beschlag zu nehmen, war meinerseits am Sonntag eigentlich eine Bergtour auf den Lahnkopf und zur Platzer Alm geplant. Als ich aber samstagabends an Tante's Küchentisch sitzend, von ihr zu hören bekam, ich soll doch meinen Taufpaten fragen, ob er nicht mit mir mitgehen möchte, bekam meine Sonntagsplanung eine unverhoffte Wendung. Diesen auf mein Vorhaben angesprochen, merkte ich gleich, dass er von meiner geplanten Bergtour – mangels Einkehrmöglichkeiten zu dieser Jahreszeit – nicht besonders angetan war und lieber woanders hingehen wollte. Ihm schwebte eine Tour in einer von mir aus Kindheits- und Jugendtagen noch unbekannten Gegend vor: dem Langtauferertal.

 

Die Chance auf eine gemeinsame Bergtour mit meinem Taufpaten nützend, stand ich bei ihm sonntagmorgens wie vereinbart pünktlich auf der Matte. Gute 40 Minuten später waren wir dann in Melag, dem letzten Ort im Langtauferertal, angekommen. Eine Ortschaft, in der die Uhren noch anders gehen. Außer Kühen, Schafen und Ziegen – also Landwirtschaft – gibt’s hier nichts. Ein gottverlassenes Fleckchen fernab des Massentourismus. So erfuhr ich im Laufe der Bergtour von meinem Taufpaten, dass sich die Langtauferer nichts sehnlicher wünschen würden als eine Skischaukel-Verbindung mit dem Kaunertal. Das würde Geld ins Tal bringen und der Abwanderung vorbeugen.

Unsere sieben Sachen auf dem Rücken geschultert ging's zunächst vom Wanderparkplatz dem Fahrweg folgend hinunter zu einem Wegweiser. Hier nach links ab und im Zick-Zack hoch zu einem sichtbaren Wegkreuzlein. Dieser Aufstieg sollte der steilste des Tages werden. Danach geht’s in angenehmer Steigung dem Hang entlang – mit freiem Blick zur Gletscherwelt rund um Weißkugel und Bärenbartkogel – hinauf ins Falginkar.

Im Falginkar angelangt kann man zwischen zwei Wegen wählen um zur Weißkugelhütte zu gelangen. Für meinen Taufpaten stand allerdings außer Frage, dass wir den Oberen und um gut ½ Stunde längeren Weg nehmen. Dieser sei ja schließlich viel schöner und abwechslungsreicher. Das war mir nur recht und so ging's dann durch eine Blocklandschaft auf dem nach links abzweigenden Steig Richtung Falginjoch hoch.

Auf einer Höhe von etwa 2.480m verlässt man den ins Joch hinaufführenden Steig und biegt nach rechts ab. Auf einem Steiglein wandert man, das ein oder andere kleinere Block- und Geröllfeld querend, unterhalb von Felsen hinüber zu einem Geländerücken. Von dort geht’s dann über abschüssige Grashänge mit Blick auf den Eisbruch des Gepatschferners und die Langtaufererspitze zur urigen Weißkugelhütte.

Eine Hütte, an der unverkennbar der Zahn der Zeit nagt. Wer Komfort sucht, der ist hier definitiv falsch. Wer den Charme dieser rustikalen, schon in die Jahre gekommenen Alpenvereinshütte noch erleben möchte, der sollte sich wohl auch beeilen, denn es scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein bis sie geschliffen wird: Die Frage ist nur, ob durch Menschenhand oder durch Naturgewalt. Ein Neubau sei jedenfalls schon seit drei Jahren im Gespräch, ebenso wie eine Verlegung auf die andere Talseite.

Bei Rösti und Schinkenomelette ließ sich das herrliche Panorama vorzüglich genießen. Dabei war das Spektiv des Taufpaten zwecks Studium der umliegenden Berg- und Gletscherwelt sehr willkommen. Steinböcke oder Gämse waren aber nicht auszumachen.

Gegen 13 Uhr machten wir uns dann an den Abstieg zur Melager Alm. Wir wählten dabei den längeren Weg über den Gletscherlehrpfad. Von der Hütte folgt man dazu dem Steig hinunter zur Fernerzunge (der heikelste Teil im Abstieg, der Trittsicherheit erfordert, führt der Steig doch großteils durch eine schuttige und geröllreiche Möränenflanke). Bei der Fernerzunge angelangt geht’s im Anschluss über die vom Gletscher geformte Geröll-, Schutt- und Felslandschaft talauswärts.

Nach einer Brücke über den Gletscherbach wird das bislang rauhe Gelände wieder freundlicher. Über einen Wiesenboden erreicht man einen von den Gletschern aufgeschobenen Möränengrat. Über diesen geht’s nun hinunter an den Rand eines noch jungen Lärchenwaldes. Dem gut markierten Steig durch den herbstlichen Lärchenwald folgend erreicht man schließlich den Talboden. Danach noch steinehüpfend durch ein kleines Feuchtgebiet bis zu einem alten Ziehweg und auf diesem flach hinaus zur bewirtschafteten Melager Alm.

Nach dem obligatorischen Einkehrschwung auf der Melager Alm gestaltete sich dann der Weg zum Wanderparkplatz wenig spektakulär. Man folgt einfach dem Fahrweg talaus zu den Häusern von Melag, wobei sich die Kehren im Bereich der Melager Alm über die Alpweiden abkürzen lassen.

 

Gehzeiten:

Melag – Falginkar (ca. ) – Weißkugelhütte (ca. 2' 35'') – Fernerzunge (ca. ) – Gletscherlehrpfad Langtaufers – Melager Alm (ca. 1' 50'') – Melag (ca. 35'')


Tourengänger: Grimbart


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