S'isch guat s'Zervreilahorn!


Publiziert von danski , 8. Oktober 2012 um 21:24.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Valsertal
Tour Datum: 6 Oktober 2012
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: 5c (Französische Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Zeitbedarf: 1 Tage
Aufstieg: 1000 m
Abstieg: 1000 m
Strecke:Staumauer - Canalbrücke - Butzeggen Biwak ca. 2160m - NE-Grat - Zervreilahorn; Abstieg dito
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Postauto bis Gasthaus Zervreila

Wenn schon nicht aufs grosse Horu, dann eben auf dessen zwar viel kleineren, aber fast genauso interessanten Bündner Artgenossen! Das Zervreilahorn fristete im Hinterkopf lange ein etwas kümmerliches Dasein, aber für das letzte "Sommer"-Wochenende erwachte es aus seinem Dornröschenschlaf. Endlich!

Dank den Gnaden meines Chefs konnte ich kurzfristig am Freitagmittag verreisen. Es war bereits 17:00 als wir mit dem Postauto beim Gasthaus Zervreila ankamen. Ein unfreundlicher, kühler Wind blies uns entgegen und trieb bedrohliche Wolken über die Bergspitzen, während der türkisfarbene Zervreilasee für seine Verhältnisse wohl höhere Wellen warf. So ganz ohne Windschutz zu campieren, erschien uns unter diesen Umständen als wenig einladend, aber je weiter wir uns von der gewaltigen Staumauer entfernten, desto mehr beruhigte sich die Lage. Bei den Butzeggen auf ca. 2160m luden steinerne Sitzgelegenheiten und ein veritabler Tisch aus einer grossen Gneisplatte zum biwakieren. Ausserdem pfiff uns der Wind hier nur scheu um die Ohren und für fliessend Wasser sorgte der nahe Horabach. Es kann aber auch direkt beim Einstieg biwakiert werden, was punkto Aussicht und Nähe natürlich die besseren Voraussetzungen bietet. Manu liess mich lange im Ungewissen über seine Menuwahl, doch der Jahreszeit entsprechend zauberte er "convenience"-Wild aus seinem Rucksack. Als Eintopfgericht zwar nicht gerade eine Augenweide doch es schmeckte. Dass es schon Oktober war, merkten wir rasch an den kühlen Temperaturen, die uns bald in unsere Schlafsäcke trieben. Mit Aussicht auf Milchstrasse und Co. inkl. Sternschnuppen fanden wir schnell Schlaf. Doch noch vor Mitternacht wachten wir beide gleichzeitig auf: Der Mond schaffte es über den Horizont und warf uns sein grelles Licht ins Gesicht...

Just als wir langsam erwachten, zogen die ersten Kletterer an uns vorbei. Gefolgt von einer dreiköpfigen Hochwildjäger-crew, mit denen wir noch ein paar Worte wechselten. Nun war es definitv an der Zeit, uns dem Zervreilahorn anzunehmen. Wollten wir zuerst den oberen Einstieg nehmen, entschieden wir uns am Fuss, die erste Felsstufe (2 SL) ebenfalls zu klettern. Der Fels sah einfach zu gut aus! Am unteren Einstieg zur Route "Grat" (2 SL 5c) standen schon zwei andere Seilschaften in den Startlöchern. Wir entschieden uns daher, in eine benachtbarte Route einzusteigen. Die erste SL mit 5c+ bewertet, sollte meine Feuertaufe sein. Dass ich vor lauter Hochtouren das Klettern etwas vernachlässigt hatte, bekam ich nun zu spüren... Nach einer einfachen 3b standen wir am Einstieg zum NE-Grat. In sehr schöner Kletterei gewinnt man den ersten steilen Aufschwung. Viele Stellen verlangen kräftiges Zupacken und der Begriff Verschneidung bekommt spätestens jetzt ein Gesicht... Die Route ist besser als erwartet eingerichtet, ab und zu ein Camalot oder Stopper zu setzen, schadet aber bestimmt nicht.  Nach einem einfachen und entspannten Mittelteil, steilt der Grat noch einmal auf und es erwarten einen die Schlüsselstellen. Für uns etwas aus der Übung geratenen Kletterer stellte die letzte SL in steiler Verschneidungskletterei die letzte grössere Herausforderung dar. Eine 5b kletterte ich auch schon müheloser... Holte ich bei der 1 SL die Kohlen aus dem Feuer, war ich nun froh, dass Manu es nun bei der letzten SL tat. Die Zeit war infolge der Wartezeiten auf die vorangehende Seilschaft und unser eher gemächliches Tempo schon recht fortgeschritten, doch dem Nordgipfel statteten wir doch noch einen Besuch ab. Mit einer weiteren Seilschaft organisierten wir die Abseilerei über die Route "Nanouk". Dank voller Abseillänge von 50m schafften wir es recht schnell an den Wandfuss. Bequemer und das erst noch mit hohem Spassfaktor vernichtet man selten so schnell Höhenmeter! Ganze Reihen rostiger Schlaghaken erinnern an technische Kletterei durch die unglaublich glatten und steilen Platten der Ostwand. Die moderne "Nanouk" 7a+ sah für meine Verhältnisse absolut unkletterbar und deshalb desto faszinierender aus... Respekt, wer so was klettert! Als wir endlich unser Biwak erreichten, war die Dunkelheit schon über uns hereingebrochen. Dank den zwei weiteren Seilschaften, mit denen wir unser Kletterabenteuer teilten, reichte es dann doch noch dank Auto zurück nach Vals. Herzlichen Dank!

Als hätte jemand geahnt, dass wir es nicht mehr aufs letzte Postauto schaffen würden, erwartete uns im Hotel Therme in Vals ein für unsere Verhältnisse exquisites 4 Gang Menü, weiche Betten und am Sonntag entspanntes Planschen in Zumthors Therme. Fehlte nur noch der Blick aufs Zervreilahorn aus dem angenehm tempererierten Aussenbad...



Tourengänger: danski, manny


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Kommentare (2)


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Leander hat gesagt:
Gesendet am 9. Oktober 2012 um 15:46
schöne bilder und coole tour, das Zevreilahorn habe ich auch schon lange im hinterkopf...

danski hat gesagt: RE:
Gesendet am 10. Oktober 2012 um 21:13
kann ich nur empfehlen! am besten off-season sonst kommts bestimmt recht schnell zu staus und stress, und das wäre schade fürs erlebnis.
gruss


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