Ochsenchopf (2179m) et al. - Abschluss der Oberseegruppe


Publiziert von Bergamotte , 8. Oktober 2012 um 22:21.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum: 5 Oktober 2012
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   CH-SZ   Oberseegruppe 
Zeitbedarf: 5:15
Aufstieg: 1475 m
Abstieg: 1475 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PW oder cff logo Klöntal, Schwändeli
Zufahrt zum Ankunftspunkt:PW oder cff logo Klöntal, Richisau
Unterkunftmöglichkeiten:www.gasthaus-richisau.ch
Kartennummer:1153 Klöntal

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge nehme ich diese Tour in Angriff, besuche ich heute doch die letzten mir noch unbekannten Gipfel in der Oberseegruppe. Der Ochsenchopf stellt zweifellos einen würdigen Abschluss dieser Serie dar, das Panorama gehört zu den besten der ganzen Region. Wannenstöckli und Brüschbüchel hingegen bilden im Sommer kaum eigenständige Tourenziele und mögen höchstens den Gipfelsammler zu begeistern.

Beim Start in Schwändeli (1031m) erblickt man kurz das Tagesziel; beinahe zum Greifen nahe thront der Ochsenchopf mit seiner steilen Südflanke über dem Klöntal. Dieses motivationstechnische Problem löst sich nach wenigen Minuten von selbst, wenn man den dichten Wald betritt. Bei Ralli (1179) verlässt man die Forststrasse und folgt dem Wanderweg Richtung Unter Stafel. Im Schlamm auf den Weiden verliere ich vorübergehend die Spuren. Macht aber nichts, denn die Richtung ist dank LK klipp und klar.

Durch steiles, wildes Waldgelände - nun wieder auf dem schwach markierten Pfad - erreich ich das offene Ochsenfeld, wo der klotzige Ochsenchopf wieder zum Vorschein kommt. Die Spuren werden nun immer spärlicher, aber zumindest bei kurzem Gras wie heute sollte man sie dennoch nicht verlieren. Ab der Hütte Ober Stafel (1536m) lass ich es bleiben mit der Weg- und Markierungssuche und steige relativ direkt in die Höhe. Das Ziel ist ohnehin klar: der Sattel zwischen Wannenstöckli und Ochsenchopf. (Der alte Wanderweg erreicht diesen in einer weit ausholenden "S").

Der Einstieg in die Ost-/Südflanke ist nicht auf den ersten Blick ersichtlich, gut wenn man das Foto von Ivo66 dabei hat. Anschliessend ergibt sich die Wegführung aus guten Fussspuren/Markierungen und dem Gelände aber von selbst. Sowohl das Grasband als auch die (nicht allzu steile) Felsrinne sind wunderschönes T4-Gelände, nur wenig ausgesetzt. Die einzige exponierte Stelle (gleich zu Beginn) ist vorbildlich mit Drahtseil gesichert. Die letzten Höhenmeter über den Grasrücken erreich ich nach 2:15 den Ochsenchopf (2179m).

Das Rundumpanorama vom Charakterberg gehört zum Besten der Oberseegruppe. So dehne ich die Mittagspause auf 90 Minuten aus. Der Aufbruch Richtung Wannenstöckli fällt mir schwer, denn ich mag diesen Doppelgipfel nicht. Immerhin gelingt mir dieses Mal der Aufstieg über dessen steilen Nordostgrat problemlos, aber eine T4 wie im Führer ist das definitiv nicht. Insbesondere die fast senkrechte Graswand gleich zu Beginn erreicht eine knackige T5 - Pickel sehr empfehlenswert, da meistens feucht.

Das Wannenstöckli (1988m) und dessen Westgipfel (1987m) lasse ich ohne Pause hinter mir. Der Übergang zwischen den beiden erreicht kurze Zeit T4. Abstieg und Wiederaufstieg zum Wannengrat (1881m) wird eine sehr karstige Angelegenheit, Tempo bolzen geht hier nicht. Ähnliches erwartet mich beim kurzen Übergang zum Brüschbüchel (1817m): Im Winter ein schönes Ziel gerade für Schneeschühler weckt es im Sommer wohl nur das Interesse von Gipfelsammlern.

Der Vollständigkeit halber nehme ich den kurzen Umweg zum Schwialppass (1573m) auf mich. Ich rekognosziere hier auch den anspruchsvollen T6-Aufstieg auf den Gantspitz - der Knackpunkt der Wägitaler Rundtour. Nun zurück über die Brüschalp zu P. 1553, von wo der steile Wanderweg durch den Richisauer Wald zügig runter nach Vorder Richisau (1102m) führt. Vom Charme des Gasthauses und dessen Personal sollte sich die Konkurrenz vom Rhodannerberg eine Scheibe (besser zwei oder drei...) abschneiden. In wenigen Minuten erreiche ich anschliessend der Strasse entlang den Ausgangspunkt Schwändeli (1031m).

Epilog: Der Glarner Alpinführer von pstraub umfasst für die Oberseegruppe 30 Gipfel und 10 Pässe, welche ich nun alle erwandert habe. Hinzukommen der Torberg, welcher dem sehr ambitionierten Alpinkletterer vorbehalten bleibt (SS, Erstbegehung: 1966), sowie das Klettergebiet der Gumenplatte.
Die Oberseegruppe ist mir ganz besonders ans Herz gewachsen, widerspiegelt sie doch die ganze Entwicklung, welche ich in den letzten zwei Jahren durchgemacht habe. Begonnen hatte alles mit einer harmlosen Kammwanderung vom Hirzli über den Planggenstock zum Stockberg. Im Winter folgte eine Schneeschuhwanderung auf den Rautispitz. Am Schluss standen T6-Aufstiege wie beispielsweise die Brünnelistock Ostflanke und die Skibegehung des Mättlistocks, eines meiner einsamsten Bergerlebnisse.
Die landschaftliche Schönheit sucht ihresgleichen. Die benachbarte Schilt-Mürtschengruppe beispielsweise wirkt im Vergleich geradezu gewöhnlich. Doch vor allem die Vielseitigkeit dieser Gruppe fasziniert immer aufs Neue, man findet hier nahezu alles, sei's im Sommer oder im Winter: Bergseen (Obersee, Klöntalersee, Wägitalersee), Tiefblicke (Rautispitz, Bockmattli), Sommerklassiker (Rautispitz, Zindlenspitz), Winterklassiker (Mutteristock, Redertengrat), einsame Perlen (Schijen, Gumenstock, Redertenstock), rassige lange Skiabfahrten (Lochegg), Gemütliches (Hirzli, Fridlispitz), Unnötiges (Bärensolspitz, Brüschbüchel), Mühsames (Austock, Wannenstöckli), Kraxeleien (Chöpfenberg, Wageten), Abgelegenes (Furggeli), Romantisches (Brüschstockbügel), T5/6-Leckerbissen (Brünneli-Mutteri-Kette, Brenna) etc etc.
Ich komme wieder.


Zeiten
2:15  Ochsenchopf
1:45  Wannenstöckli - Brüschbüchel
1:20  Schwialppass - Vorder Richisau - Schwändeli

Tourengänger: Bergamotte


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Kommentare (4)


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PStraub hat gesagt: Gratulation ..
Gesendet am 9. Oktober 2012 um 15:55
.. zum abgeschlossenen Projekt!

Keine Edelweiss am Ochsenchopf? Die hats dort sonst doch reichlich.

Gruss P.

Bergamotte hat gesagt: RE:Gratulation ..
Gesendet am 9. Oktober 2012 um 19:34
Besten Dank. Zu meiner Schande bin ich eher Panorama denn Flora affin...

Schlomsch hat gesagt: Gratulation!
Gesendet am 2. November 2012 um 22:16
Damit gehörst du jetzt definitiv zum erlauchten Kreis derjenigen, die alle Gipfel der Region gemacht haben. Alle anderen (wie ich) sind im Vergleich dazu nur noch jämmerliche Rosinenpicker;-) Mach weiter so!

Gruss Schlomsch

Bergamotte hat gesagt: RE:Gratulation!
Gesendet am 5. November 2012 um 11:30
Ganz herzlichen Dank. Du kennst dafür jede mögliche Route am Bös Fulen.

Ist wirklich ein schönes Gefühl, wenn man eine Region so gut kennt. Und es geht weiter: Diesen Samstag hab ich die letzten Gipfel um den Wägitalersee besucht.


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