Über unbekannte Gipfel auf wilder Route zum Vorstegg
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Gipfel im Schatten von bekannten Graten fristen meist ein Mauerblümchendasein. Und Gipfel auf Kreten, welche zu solchen alpinistisch uninteressanten Bergen führen, erhalten noch weniger Besuch. Dieses Schicksal erleiden auch das Chnebelhorn und der Rämisgütsch im Melchtal. Diese werden sogar von Gipfelsammlern verschmäht und hier auf hikr.org noch mit keinem Wort erwähnt. Zeit dies zu ändern…
Geplant war TuTen mit
Henrik. Doch dieser braucht noch etwas mehr Erholung als geplant von der gestrigen Zügelaktion. Gut, wenn man in solchen Situationen rasch umdisponieren und eine schon länger geplante Tour aus der Schublade ziehen kann. So reise ich mit dem Postauto ins Melchtal bis zum Barackendorf (949m). Über den markierten Bergweg (T2, Überquerung einer Runse abgerutscht: T3) zur Alp Flüelibalm (1313m) und weiter hoch zur Alp Chnebel (1468m). Ab da verlasse ich den rot-weiss markierten Pfad und folge weiter dem Sporn.
Kaum im Wald treffe ich schon auf schmale Wildwechsel. Die Gamsen beweisen wieder einmal mehr guten Routensinn. Die Spuren führen ausgesetzt aber zuverlässig durch die steile, bewaldete und felsdurchsetzte Flanke. In einem eher felsigen Kamin muss etwas geklettert werden, könnte ein IIer sein. Aber bei so viel Dreck zwischen den Steinen wird die Kletterskala der Sache wohl nicht gerecht. Eine T6 ist hier, wie auch teilweise im restlichen steilen Gelände, eher angemessen. Im Aufstieg entdecke ich einen abgesägten Ast, da bin ich wohl nicht der erste Mensch in dieser wilden Gegend.
Gerade als die Spuren ausgeprägter werden, stehe ich vor einer Felsbarriere. Diese ist senkrecht bis überhängend und geht erst nach etwa zehn Meter wieder in Steilgras über. Wenigstens lässt das breite Grasband davor eine ruhige Ausschau nach Schwachstellen zu. Nach links zieht sich das Felsband weit hinunter, eine Umgehung nach Süden wäre mit einem enormen Höhenverlust verbunden, sofern sie überhaupt erfolgreich wäre. Direkt auf dem Sporn sind einige Schwachstellen erkennbar, doch unter einer III-Klettereinlage in wenig solidem Fels läuft hier nichts. Ohne Gewissheit, dass nach dieser Barriere keine Sackgasse lauert, gebe ich nach ein paar herausgerissenen Griffen und Kletterzügen an verschiedenen Stellen auf.
So folge ich dem Felsen nach rechts (Norden). Nach etwa 50 Metern und etwas Höhenverlust geht der Felsen immer mehr in ein Stein-Dreck-Gemisch über. Hier stosse ich auch wieder auf einen Wildwechsel. Auf diesem gelange ich in die nächste steile Grasflanke. Der Baumbewuchs ist hier etwas weniger ausgeprägt, aber dafür ist das lange Gras griffig (T6). Leicht rechts haltend gewinne ich immer mehr an Höhe und das Gelände legt sich immer weiter zurück. Auf dem Grat muss der höchste Punkt des Chnebelhorns (1717m) nicht lange gesucht werden, dieser versteckt sich in einer kleinen Baumgruppe. Damit allfällige nachfolgende Besucher ihn leichter finden, habe ich einen Steinmann gebaut. Von Nordwesten würde sich der Gipfel wohl um einiges einfacher erreichen lassen (T4-T5).
Auf dem weiteren Weg nach Südwesten senkt sich der flache Gratrücken kurz ab, bevor er sich wieder verbreitert und steil zur nächsten Erhebung hoch schwingt. Auch hier führen etliche Gamsspuren durch die Flanke. Das Gras ist lang, die Erde feucht und die Bäume rar. Nach etwa 150 Höhenmetern ist das moderate T6-Vergnügen vorbei und ich stehe beim Gipfelkreuz des Rämisgütsch (1862m). Obwohl eine Fahrstrasse in den Sattel kurz vor dem Gipfel führt, und man also fast mit der Karre hochfahren kann, weisst das kleine Gipfelbüchlein nur wenige Einträge auf. Diese stammen wohl vor allem von Einheimischen und Älplern aus der Gegend.
Der folgende Abschnitt nach Südwesten sorgt zunächst für etwas Verwirrung. Nach dem breiten und flachen Rücken scheint sich der Grat zu teilen. Während er links steil zu einer Erhebung führt, geht nach rechts ein ebenfalls ausgeprägter Sporn weiter in die Höhe. Von hier scheint die linke Variante auf einen Gratzacken zu führen und darauf abzubrechen. So entscheide ich mich für flachere Alternative nach rechts. Nach einigen Metern löst sich die Verwirrung auf: Beide Grate führen um einen imposanten Trichter von etwa fünf Metern Tiefe. In diesem beachtlichen Felskessel finde ich Etwas, was ich schon lange nicht mehr erleben durfte: absolute Stille! Nur das Rauschen des Blutes in den Ohren ist zu hören. Nach einiger Zeit wird mir das weit entfernte Tröpfeln eines Rinnsals gewahr. Später brummt ein Insekt in einiger Entfernung an mir vorbei. Ich geniesse einige Minuten diesen Ort und Moment.
Nur ein paar Schritte nach dieser spektakulären Landschaftsformation folgt der nächste Höhepunkt: Der Grat bricht nach rechts steil ab. Durch die dünne Schichtung des Felsens entsteht eine bizarre Skulptur. Aber nicht nur für die Augen, sondern auch für die Hände und Füsse hat dieser Gratabschnitt etwas zu bieten. Auf dem breiten Grat können beliebige Routen gewählt und die Schwierigkeit entsprechend variiert werden (ca. T5). Auf dem Vorstegg (2082m) lege ich mich ins Gras und geniesse die angenehm wärmenden Sonnenstrahlen. Wieder ein traumhafter Herbsttag inmitten einer herrlichen Bergwelt!
Doch bald ist Schluss mit Geniessen und Faulenzen: Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass schon in einer Stunde das letzte Postauto aus dem Melchtal fährt! Deshalb steige ich ziemlich direkt zur Alp Innenbach (1822m) ab und marschiere von dort äusserst zügig auf dem markierten Bergweg über Stepfen zur Stöckalp (1073m). Den letzten Kilometer auf der Fahrstrasse jogge ich und erreiche knapp vor der Abfahrt das Postauto. Erst jetzt fällt mir auf, dass ich eine Stunde später ebenfalls noch eine Verbindung gehabt hätte…
Fazit: Statt dem geplanten TuTen ein T6-Abenteuer. Auch wenig attraktiv erscheinende Gipfelziele haben ihren Reiz und bescherten mir einen abwechslungsreichen und ruhigen Nachmittag (keine Menschenseele angetroffen) in wildem Gelände.
Geplant war TuTen mit

Kaum im Wald treffe ich schon auf schmale Wildwechsel. Die Gamsen beweisen wieder einmal mehr guten Routensinn. Die Spuren führen ausgesetzt aber zuverlässig durch die steile, bewaldete und felsdurchsetzte Flanke. In einem eher felsigen Kamin muss etwas geklettert werden, könnte ein IIer sein. Aber bei so viel Dreck zwischen den Steinen wird die Kletterskala der Sache wohl nicht gerecht. Eine T6 ist hier, wie auch teilweise im restlichen steilen Gelände, eher angemessen. Im Aufstieg entdecke ich einen abgesägten Ast, da bin ich wohl nicht der erste Mensch in dieser wilden Gegend.
Gerade als die Spuren ausgeprägter werden, stehe ich vor einer Felsbarriere. Diese ist senkrecht bis überhängend und geht erst nach etwa zehn Meter wieder in Steilgras über. Wenigstens lässt das breite Grasband davor eine ruhige Ausschau nach Schwachstellen zu. Nach links zieht sich das Felsband weit hinunter, eine Umgehung nach Süden wäre mit einem enormen Höhenverlust verbunden, sofern sie überhaupt erfolgreich wäre. Direkt auf dem Sporn sind einige Schwachstellen erkennbar, doch unter einer III-Klettereinlage in wenig solidem Fels läuft hier nichts. Ohne Gewissheit, dass nach dieser Barriere keine Sackgasse lauert, gebe ich nach ein paar herausgerissenen Griffen und Kletterzügen an verschiedenen Stellen auf.
So folge ich dem Felsen nach rechts (Norden). Nach etwa 50 Metern und etwas Höhenverlust geht der Felsen immer mehr in ein Stein-Dreck-Gemisch über. Hier stosse ich auch wieder auf einen Wildwechsel. Auf diesem gelange ich in die nächste steile Grasflanke. Der Baumbewuchs ist hier etwas weniger ausgeprägt, aber dafür ist das lange Gras griffig (T6). Leicht rechts haltend gewinne ich immer mehr an Höhe und das Gelände legt sich immer weiter zurück. Auf dem Grat muss der höchste Punkt des Chnebelhorns (1717m) nicht lange gesucht werden, dieser versteckt sich in einer kleinen Baumgruppe. Damit allfällige nachfolgende Besucher ihn leichter finden, habe ich einen Steinmann gebaut. Von Nordwesten würde sich der Gipfel wohl um einiges einfacher erreichen lassen (T4-T5).
Auf dem weiteren Weg nach Südwesten senkt sich der flache Gratrücken kurz ab, bevor er sich wieder verbreitert und steil zur nächsten Erhebung hoch schwingt. Auch hier führen etliche Gamsspuren durch die Flanke. Das Gras ist lang, die Erde feucht und die Bäume rar. Nach etwa 150 Höhenmetern ist das moderate T6-Vergnügen vorbei und ich stehe beim Gipfelkreuz des Rämisgütsch (1862m). Obwohl eine Fahrstrasse in den Sattel kurz vor dem Gipfel führt, und man also fast mit der Karre hochfahren kann, weisst das kleine Gipfelbüchlein nur wenige Einträge auf. Diese stammen wohl vor allem von Einheimischen und Älplern aus der Gegend.
Der folgende Abschnitt nach Südwesten sorgt zunächst für etwas Verwirrung. Nach dem breiten und flachen Rücken scheint sich der Grat zu teilen. Während er links steil zu einer Erhebung führt, geht nach rechts ein ebenfalls ausgeprägter Sporn weiter in die Höhe. Von hier scheint die linke Variante auf einen Gratzacken zu führen und darauf abzubrechen. So entscheide ich mich für flachere Alternative nach rechts. Nach einigen Metern löst sich die Verwirrung auf: Beide Grate führen um einen imposanten Trichter von etwa fünf Metern Tiefe. In diesem beachtlichen Felskessel finde ich Etwas, was ich schon lange nicht mehr erleben durfte: absolute Stille! Nur das Rauschen des Blutes in den Ohren ist zu hören. Nach einiger Zeit wird mir das weit entfernte Tröpfeln eines Rinnsals gewahr. Später brummt ein Insekt in einiger Entfernung an mir vorbei. Ich geniesse einige Minuten diesen Ort und Moment.
Nur ein paar Schritte nach dieser spektakulären Landschaftsformation folgt der nächste Höhepunkt: Der Grat bricht nach rechts steil ab. Durch die dünne Schichtung des Felsens entsteht eine bizarre Skulptur. Aber nicht nur für die Augen, sondern auch für die Hände und Füsse hat dieser Gratabschnitt etwas zu bieten. Auf dem breiten Grat können beliebige Routen gewählt und die Schwierigkeit entsprechend variiert werden (ca. T5). Auf dem Vorstegg (2082m) lege ich mich ins Gras und geniesse die angenehm wärmenden Sonnenstrahlen. Wieder ein traumhafter Herbsttag inmitten einer herrlichen Bergwelt!
Doch bald ist Schluss mit Geniessen und Faulenzen: Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass schon in einer Stunde das letzte Postauto aus dem Melchtal fährt! Deshalb steige ich ziemlich direkt zur Alp Innenbach (1822m) ab und marschiere von dort äusserst zügig auf dem markierten Bergweg über Stepfen zur Stöckalp (1073m). Den letzten Kilometer auf der Fahrstrasse jogge ich und erreiche knapp vor der Abfahrt das Postauto. Erst jetzt fällt mir auf, dass ich eine Stunde später ebenfalls noch eine Verbindung gehabt hätte…
Fazit: Statt dem geplanten TuTen ein T6-Abenteuer. Auch wenig attraktiv erscheinende Gipfelziele haben ihren Reiz und bescherten mir einen abwechslungsreichen und ruhigen Nachmittag (keine Menschenseele angetroffen) in wildem Gelände.
Tourengänger:
Tobi

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