aussichtsreicher langer Arnigrat - mit steilem Aufstieg, vielem Auf und Ab und wenig Kraxelstellen


Publiziert von Felix , 4. Oktober 2012 um 22:10. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Obwalden
Tour Datum: 3 Oktober 2012
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Westliche Melchtaler Alpen   CH-OW 
Aufstieg: 1700 m
Abstieg: 1510 m
Strecke:Melchtal - P. 866 - P. 1040 - Lehbergwald - Ober Ebnet - Ebnetzüg - Chaltibrunnen - Schafberghüttli - Höch Dossen - Hohmad - P. 1918 - P. 1987 - P. 2029 - P. 1974 - Astelhorn - P. 2070 - Wandelen - P. 1966 - P. 2050 - Heitlistock - P. 2055 - P. 1968 - Innenbach - P. 1522 - Stepfen - P. 1208 (Rehboden) - Stöckenrain - Stöckalp
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PW via Autobahn Sursee - Sarnen Nord, Kerns nach Melchtal
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Postauto cff logo Stöckalp - cff logo Melchtal
Kartennummer:1190

Seit Zeiten schon stand der lange Grat auf meiner Wunschliste – heute zeigte ihn mir Ursula; und konnte selbst noch einige neue Abschnitte kennlernen …

 

Unterwegs kamen wir ins Gespräch mit einem einheimischen Jäger, Wegkenner und -markierer; nachdem ich erst länger an einer seiner Ausführung gezweifelt hatte, bin ich nachträglich, und nach genauerem Kartenstudium zum selben Schluss gekommen:

Der auf swisstopo als Astelhorn bezeichnete Gipfel auf dem Arnigrat ist in der Realität wohl das Mettentalhorn – während es sich bei der „Graterhebung“, P. 2029, um das geografisch determinierte Astelhorn handelt. Ausschlaggebend und namensgebend für die zwei – für mich logischen – Bezeichnungen sind die jeweiligen Täler und Alpen auf der Nordseite.

 

Frühzeitig (im Vergleich zur längeren Anfahrt) parkierten wir beim grossen Parkplatz der Kirche und des Dorfladens (wo es nach Beendigung des Tageswerks feinen hiesigen Alpkäse zu kaufen gibt) in Melchtal; lange noch sollte es im Schatten liegen; den Himmel zierten jedoch zarte, rötliche Schleierwolken …

 

Nach dem kurzen Abstieg zur Melchaa ging es erst noch gemächlich am Hof bei P. 866 vorbei zum Bach, welcher hier den Büelgraben verlässt.

Steil mühen wir uns anschliessend auf schmaler, abschüssiger und oft feuchter Spur auf Weiden und im Wald hoch, bis wir auf das flachere Alpgelände bei Ober Ebnet gelangen – noch immer laufen wir ohne Sonneneinstrahlung; dafür klart der Himmel fortwährend auf.

Nach einem kurzen Steilstück nach den schmucken Alpgebäuden wird der Weg flacher – im Wald der Ebnetzüg ist es ein beschauliches gemütliches Laufen. Gelegentlich queren wir in  den enorm steilen Flanken (jetzt nur) Rinnsale von Bächlein, welche wohl bei Regenfällen stark anschwellen und im Winter massive Lawinenzüge aufweisen.

Nachdem wir den Ebnetwald verlassen haben, erkennen wir wenige Meter weiter oben die neuere Hütte bei Chaltibrunnen; hier, jetzt an der wärmenden Sonne, legen wir eine erste Pause ein, bevor wir die hier ausgezeichnet markierte Spur den sehr steilen Grashang aufwärts unter die Füsse nehmen – stets den Steilhang von Stüelen und den gezähnten Verbindungsgrat vom Hohmad zum Gipfel, P. 1987, vor Augen (ich noch nicht ahnend, dass ich da später über alle „gehen“ werde …).

 

So steil der Hang, so angenehm ist unser Aufwärtsstreben – so erreichen wir bald eine weitere schmucke Zwischenstation, das Schafberghüttli. Auch es eingewintert und, wie früher auch schon beobachtet, sein Dach mit Drahtseilen fest im Boden verankert. Hier folgen wir nicht dem offiziellen Wanderweg, sondern der Spur, welche direkter hochzuführen scheint – sie verliert sich jedoch; so suchen wir das bestmögliche Durchkommen im Wald (mit einem im obersten Teil sehr moosigen Untergrund). So gewinnen wir den im grasigen unteren Abschnitt des Grates.

 

Direkt streben wir nun den höchsten Passagen des Bergkammes zu und stehen alsbald auf den verschiedenen, metermässig  nur wenig differerierenden, Punkten des Höch Dossen.

Wir geniessen hier die Sicht gegen den Pilatus wie auch den Tiefblick zum Sarnersee – der von uns erst kürzlich begangene Arvi-, Gräfimatt- und Schluchigrat ist in östlicher Richtung ebenfalls gut zu erkennen.

Nun beginnt sie – nach 1000, meist steilen, Anstiegsmetern – die lange Gratwanderung; und während geraumer Zeit sehen wir nur einen Abschnitt davon …

 

Immer dem Grat folgend (der Weg zieht sich etwas unterhalb, ostseitig [die Nordflanke weist unheimlich steile Abbrüche bereits hier auf] dahin), gelangen wir an einen aparten felsigen Aufschwung, welcher uns doch ein erstes Mal das angenehme Gefühl des Kraxelns im felsdurchsetzten Gelände eröffnet.

Nach dem Sich-Durchkämpfen durch den von Jungholz überwachsenen Gratrücken erreichen wir flaches Gras- und Schafweidegebiet und bald einmal die Gipfelstange des Hohmad. In der, an deren Fuss angebrachten, Gipfelbuch-Gamelle finden wir auch die Einträge aus dem Jahre 2010 von Bombo und Tobi.

 

Gemütlich und bei schönstem Wetter und angenehmen Temperaturen geht es zur Einsattelung, von welcher der offizielle Weg in den Talschluss bei der Stockalp führen würde. Eine deutliche Spur folgt jedoch dem Grat – wir auch, selbstverständlich …

Unvermittelt stehen wir vor dem heutigen Höhepunkt punkto Kraxeln und Vertigo: Ursula „geht“ mal voraus und sondiert die Möglichkeit, wie über die zwar nur kurze, doch leicht exponierte Felsrippe zu gelangen ist – und wie es danach weitergeht. „Kein Problem – kannst kommen“ – ist leichter gesagt als getan; doch eigentlich ist die Stelle gut zu meistern, die Felsen an der spitzen Gratkante halten fest (beinahe alle …) – und der Abstieg beinahe wieder reines Gehgelände.

 

So gelangen wir – im nun steten Auf und Ab, Zahn um Zahn, zuerst auf P. 1918, schliesslich zum Gipfel, P. 1987. Die im Sattel beim Hohmad irreführende Zeitangabe (1 Std.) zum Wandelen lässt uns diesen Gipfel zwar weit weg, doch zur Mittagspause erreichbar erscheinen … Nichts da: nach der schönen Grattraverse zum P. 2029, „Graterhebung“, klärt uns der Einheimische, vom Grat vom Stucklichrüz herkommend auf: wir stünden hier auf dem Astelhorn – Wandelen sei noch weit weg (kaum ersichtlich, so weit weg, dessen Gipfelkreuz …)

 

Noch weit erscheint uns der Weg auf dem Arnigrat bis zum vermeintlichen Astelhorn; erst geht es hinunter zu P. 1974, wo von der Nordseite her eine Wegspur auf den Grat führt – auf der Sonnseite tummeln sich unzählige Gämsen mit Mai-Jungen, auch ein Adler zieht seine Kreise … herrlich, ihnen allen zuzuschauen und die Bergsicht gegen Osten, Widderfeld Stock und Co., und die nun leuchtenden Berge des Berner Oberlandes zu bestaunen!

Nun denn, an einigen „steilen Zähnen“ vorbei, resp. meistens darüber [zur Rechten fällt es meistens im Fels senkrecht ab :o)], gelangen wir genussvoll und zügig zum „Astelhorn“, von uns nun, dank der Erläuterungen unseres zeitweisen Wegkompagnons, Mettentalhorn genannt.

 

Nach der Kurzrast auf dem vorher besuchten Gipfel – und in Anbetracht relativer Nähe unseres auserwählten Mittagsgipfels – „ziehen wir die Gratbeschreitung durch“; auch wenn uns der mit der Gegend bestens vertraute Ortskenner warnt vor der Schlüsselstelle (v.a. deswegen hätten sie den Grat wbw ausgeschildert …).

 

In der Tat: die Stelle nach P. 2070 sieht auf den ersten Blick etwas anspruchsvoll aus: geht es doch einige Meter auf schmaler Spur auf dem erst etwas rutschigen schmalen Weglein an einer nordseitig beinahe senkrechten Stelle vorbei hinunter zum Grassattel – doch eigentlich problemlos zu begehen, auch ohne Sicherungen. Der Wiederaufstieg ist zwar steil und wiederum spärlich mit felsigen Resten durchsetzt, doch einfach – und der Schlussgang zur Wandelen purer Genuss; welche Freude, sich nach einigen abwechslungs- und erlebnisreichen Gratabschnitten auf dem Gipfel stehen und sich niederlassen zu können!

 

Nachdem wir uns ob der schönen Rundsicht sattgesehen und den ersten Teil unserer Mittagsverpflegung zu uns genommen haben, steigen wir vom, wie das Wengenhorn, rötlich (von den Heidelbeersträchern), grün und bräunlich eingefärbten Gipfel ab zum Sattel, von welchem wir einmal mehr den direkten Aufstieg zu den letzten Erhebungen angehen.

Wiederum steiler geht es erst auf den Heitlifeld-Hubel – von hier aus erkennen wir unseren letzten einfachen Aufstieg über den flachen Rücken (links, nordseitig, bricht der Grat jedoch sehr steil ab) zum höchsten Punkt unserer heutigen, längeren Tour.

 

Zwar müssen wir feststellen, dass sich die Wetterlage allmählich verschlechtert; beinahe ringsum bilden sich deutlich grosse Wolkenansammlungen (in der Nordwestschweiz scheint es schon zu regnen), doch da wir zeitlich gut dran sind, nehmen wir den kurzen mühelosen Anstieg zum Heitlistock gern unter die Füsse.

Oben angelangt, erstaunt erst einmal der grosse Steinmann, bei näherem Hinsehen auch die akkurat versteckte Gipfelbuch-Gamelle – wir haben uns Mühe gegeben, sie auch im gleichen Stil zu deponieren …

 

Nach dem zweiten Teil der Mittagspause steigen wir auf dem grasigen SW-Grat ab zum Übergang bei P. 1965, der Scharte; nicht ohne im Vorbeigehen einen Blick auf die Abstiegsvariante zur Vorstegg geworfen zu haben …

Ab hier steigen wir meist weglos, abkürzend, direkt zur Alp Innenbach ab; relativ einfach über den, von den auf der Alp gesömmerten Tieren, bearbeiteten Grashang.

 

Ab hier ist der Bergweg sehr deutlich markiert – und nicht zu verfehlen: er leitet ins wilde, enge Tal des Innenbachs; abenteuerlich ist es zu begehen; einmal führt der Weg durchs Bachbett, einmal ist dieses zu queren, wo auf der Karte noch ein Brücke eingezeichnet ist …

Doch „unterhaltsam" gelangen wir schliesslich nach Stepfen; wo der letzte, sehr attraktive Teil unserer langen Tour seinen Fortgang nimmt: über einige Hundert Höhenmeter verläuft der sehr gut ausgebaute und gesicherte Weg, teilweise an senkrechten Abbrüchen mit zum Teil, zum Glück, nicht immer ersichtlichen Tiefblicken, vorbei, hinunter zum Rehboden: da haben die Wegbauer beste Arbeit geleistet!

 

Via Stöckenrain gelangen wir ohne Probleme, zuletzt auf einer Fahrstrasse, und an den Neubauten für die neue Bahn nach Melchsee-Frutt vorbei, nach Stöckalp. Hier geniessen wir die letzten Sonnenstrahlen auf der Terrasse der Wirtschaft, bevor wir mit dem (bis auf den letzten Platz gefüllten) Postauto zu unserem Ausgangspunkt zurückfahren. 


Tourengänger: Ursula, Felix


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Kommentare (4)


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TomClancy hat gesagt: Inspiration
Gesendet am 4. Oktober 2012 um 22:30
Da möchte ich auch mal hin: herzlichen Dank für die Inspiration und die detaillierte Berichterstattung!

Gruss

TC

Felix hat gesagt: RE: Inspiration
Gesendet am 4. Oktober 2012 um 22:39
... ist ja nicht so weit weg; absolut empfehlenswert!!
lg Felix

Bombo hat gesagt:
Gesendet am 4. Oktober 2012 um 23:53
Ah ja genau, die Tour, wo ich mangels Sicht mich fast nicht mehr daran erinnern mag :-)

Gratuliere dafür umso mehr Euch, dass Ihr bei solch Kaiserwetter die Gegend geniessen konntet :-)

Beste Grüsse
D.

Felix hat gesagt: RE:
Gesendet am 5. Oktober 2012 um 00:11
Danke - haben für dich auch noch etwas in der Gegend rumgeschaut ;-)
lg Felix


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