Wurmkogel Sommer 1990


Publiziert von hgaudig , 15. September 2012 um 01:16.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Ötztaler Alpen
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 980 m
Abstieg: 980 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Bhf. Ötztal, Bus bis Untergurgl / Angern bzw. Pkw bis Hochgurgl.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:dgl.

Am nächsten Morgen leuchtete die Sonne hell gegen die gegenüberliegende Wand des Gurgltals vor strahlend blauem Himmel. Ich trank meine Milch, eigentlich eiserne Ration und ging den Tag an. Bald kam ich an einen kleinen Wiesenbach, daneben ein Wochenendhäuschen. Ich rasierte mich vor den Bewohnern am Bach. Dann ging ich weiter und sah an einem Fahrweg einen Wegweiser „Wurmkogl“, nun, dachte ich, sieh mal zu. Vorbei an der Hotelsiedlung Hochgurgel ging ich parallel zum Skilift erst durch Wiesen, dann über von Bächen durchzogene Felsplatten bis zu einer Talstation. Hier endete der Fahrweg. Zwischen einer historischen Seitenmoräne und einem Felshang lag ein Schneefeld im Schatten des Grates. Hinter diesem Durchlass einer alten Gletscherzunge öffnete sich eine von Gletschereis bedeckte ausgeaperte Bergarena. Ein Mann ging über den Gletscher zur Bergstation, ohne Steigeisen auch bei blankem Eis unmöglich. Auch ich hatte mich , nachdem ich den Rucksack im Eingang des Wirtschaftsgebäudes abgestellt hatte und die Sportbrille (gegen Schneeblindheit) aufgesetzt hatte, auf den Weg nach oben gemacht aber über die Seitenmoräne, ein Gemisch aus Kies, Schotter und Wasser, weich aber trittfest. Wie ich so zurück schaue, schon fast Spielzeughäuser sehe, denke ich, die Glatteiseisen, noch mal zurück wird zu spät, also entweder hört der Weg auf oder die Sache wird gleich aufgegeben. So ging ich erst mal weiter, während über das Gletscherbecken ein PKW-großer Felsbrocken zu Tal fuhr, es klang wie ein Schlitten. Man soll eben dort nicht gehen. So kam ich schließlich an einen kuppelförmigen Blockhang aus dem Felsplatten hervorsahen über die überall Schmelzwasser floss (wie der Fichtelberg im März) und dann war ich auch schon am von fußbreiten Spalten durchzogenen Rand des Gletschers, eben ein ganz kleiner mit nur angedeutetem Gletschermaul. Nun konnte man nur noch den Blockhang, der flach war, aufrecht hinauf, oben knickte er ab. Dort befand sich der kärgliche Rest einer Firnmauer, ca. ein Meter hoch, alles in Kleinausgabe, ich schonte weitgehend den Schnee. Die letzten Meter bis zum Grat, der das Timmelstal vom Gurgltal trennt, waren vereist, jedoch war es durch die eingefrorenen Abbruchtrümmer einer Felsstufe möglich, sich bis zum Grat zu hangeln, immer den Felsen im Auge. Ich war sehr froh, dass ich nicht umkehren musste und machte eine Scharte im Abbruch aus, ca. 2 m hoch, durch die ich in den Grat einsteigen konnte (Kontrolle auf Bruchfestigkeit). Als ich mich aus der Scharte heraus schwang, musste ich, um weiterzukommen, eine schräge Felsplatte gegen die Blöcke  herunterrutschen (ca. 5 m), dann fand ich im schrägen Gelände seitlich der Felsen eine Leiste, die nach oben führte. Ich konnte sie bequem begehen und schaute zum Grat hinüber. Auf der anderen Seite ging es steil hinunter, nach Norden gab es einen kleinen namenlosen Gipfel, davor einen Einschnitt, und dann ging es, nach Umgehung  eines Felsturmes, dessen Umgebung flach war, hoch an eine Stelle, wo ein Stock eingerammt war. Von hieraus hätte man zum Joch gehen können, dahinter der felsige Südteil des Kessels. Doch hier oben, am mit Stecken markierten, höchsten zu Fuß erreichbaren Punkt, dem Wurmkogl-Hauptgipfel (3082 m), sieht man über das vergletscherte, teils ausgeaperte innerste Timmelstal zum Bankförmigen Joch / Pankerjoch (2879 m) hinunter, welches zum Hauptkamm der Alpen gehört. Italien aber liegt im Dunst. Zum Abstieg wähle ich mir ab Felsplatte den westexponierten Teil des Blockhanges aus, er ist eisfrei. Wolken kommen auf und es graupelt zeitweise, dann geht es durch die Blöcke bis zum Gletscherrand. Da ich zwangsläufig weiter oben heraus komme, muss ich über die Blöcke am Rand des Eises wie in einem Straßengraben laufen, bis es schließlich hinauf zur Moräne geht. Am Ortseingang von Untergurgel / Angern, es war schon fast dunkel, machte sich einer der Pensionsbesitzer an seinem Auto zu schaffen. Ich fragte nach einem Quartier und Essen, da sagte er mir: „Ich kann Sie nach Hochgurgl fahren, aber, wenn Sie kein bombortionöses Essen wollen, können Sie auch hier bleiben“. Wir waren uns schnell einig, bezahlt, Gulaschsuppe, mit Frau und Tochter geschwatzt, im Zimmer mit Bauernmöbeln herrlich geschlafen.
Nach dem ausgiebigen Frühstück mit Blick zum vergletscherten Talschluss bei Obergurgel ging es durch eine Lawinengalerie an der linken Talseite nach Zwieselstein.

Auszug aus meiner Wanderung Sterzing - Oetz 1990

H. Gaudig, Jena Deutschland

Tourengänger: hgaudig


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