Versuch Gross Düssi Südgrat, Tour-Abbruch am Tschingelfirn


Publiziert von morphine , 18. September 2012 um 22:25.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum: 8 September 2012
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR 
Zeitbedarf: 10:45
Aufstieg: 2000 m
Abstieg: 2000 m
Strecke:Talstation Golzernbahn-Rütelibrücke-Stössi-Blindensee-Hinterbalmhüte-P.1900m Brunnital-P.2192m Lecksteine-P.2799m-P.2449m-Brunnital-Hinterbalmhütten-Maderanertal
Unterkunftmöglichkeiten:Hinterbalmhütten, Hotel Maderanertal
Kartennummer:1192 Schächental 1:25000, 1212 Amsteg 1:25000

Anregungen

Motiviert durch den Bericht Gross Düssi via Südgrat von Leander wollte ich diesen Berg über die gleiche Route angehen. Geplant war eine strenge Tour an einem Tag von der Talstation der Golzernbahn aus. Ich fühlte mich sehr gut in Form und so ging ich die Sache morgens um ca. 6.00 Uhr an.


Aufstieg zur Hinterbalmhütte

Zunächst ging es den breiten Talweg entlang des Chärstelenbachs bis zur Alp Stössi. Etwas weiter taleinwärts verließ ich den breiten Alpweg und folgte nach links dem Wanderwegweiser zur Hüfi- bzw. Cavadirashütte. Etwas später traf ich wieder auf den breiten Alpweg den ich kurz danach abermals nach links auf einen Wanderweg mit gleichlautenden Hinweisschildern verließ. Über eine Brücke gings auf die linke Talseite (im Aufstiegssinn) bevor man später bei P. 1259m erneut über eine Brücke einen Nebenbach wieder nach rechts überquert. Nun ging es in mäßiger Steigung mit schönem Blick auf den Stäuber-Wasserfall in das hintere Maderanertal nach Blindensee. Hier wird der Chärstelenbach abermals überquert. Auf der gegenüberliegenden Hangseite geht es nun relativ steil zunächst durch Bergwald dann durch offenes Gelände (teilweise mit Seilen oder Geländer versichert) oberhalb des Brunnibachs hinauf zur Hinterbalmhütte.


Aufstieg zum Tschingelseeli

Von der Hinterbalmhütte auf dem Wanderweg hinein ins Brunnital. Bei Waltersfire ging ich noch etwas südlich weiter, bis der Weg über eine Brücke auf die andere Talseite wechselt. Hier überquert man nicht die Brücke, sondern folgt einem unmarkierten Steig auf der gleichen Talseite nach Süden. Dieser führt etwas später links einen sehr steilen grasbewachsenen Grat hinauf nach P. 2449m (großer auffälliger Steinmann) auf den breiten Geländerücken oberhalb des Tschingelseeli.


Aufstieg zum Tschingelgletscher

Auf dem Geländerücken geht es nun in etwas unübersichtlichem Auf und Ab mäßig ansteigend nach Norden weiter, bis man die Schutthalden unter dem Tschingelgletscher erreicht. Auf dieser Strecke beging ich den recht breiten Rücken mit Vorteil eher auf der rechten Seite. Bei den Schutthalden angelangt, peilte ich die Scharte zwischen P. 2843m und P. 2799 m an. Ein wenig verschlungen -immer dem Weg des geringsten Widerstands folgend- erreichte ich über diverse Schutt- und Geröllhalden diesen Punkt um ca. 13.00 Uhr, knapp 7 Std. nach meinem Aufbruch.


Aufgabe wegen Erschöpfung

An diesem Punkt lässt sich der weitere Aufstieg über den Gletscher mit seinen Schutthalden und die Querung hinüber zum Einstieg des Düssi-Südgrats gut einsehen. Doch der Anblick konnte mich nicht zum weiteren Aufstieg animieren, hatte ich doch bis hierher schon zu viele Körner liegen lassen. Schuld war die falsche Routenwahl im Aufstieg zum Tschingelseeli. Ich hatte nämlich nicht den vorstehend erwähnten Steig benutzt, sondern bin von der Brücke im Brunnital direkt die steilen und weglosen mit leichten Felsen durchsetzten Grashänge hinauf gestiegen. Bis P. 2192m teilweise enorm steil oftmals ohne vernünftigen Tritt und danach immer noch sehr unangenehm steil bis auf den breiten Bergrücken oberhalb des Tschingelseelis. Nur mit viel Willen hab ich mich dann noch -wie beschrieben- bis P. 2799m hinaufgeschleppt. Nach einer guten Stunde Pause in praller Sonne hatte ich mich aber wieder einigermaßen erholt und machte mich wieder an den langen Abstieg.


Abstieg

Zurück folgte ich nun dem breiten Rücken bis zum markanten Steinmann (P. 2449m). Noch ein paar Schritte weiter erkannte ich dann die deutliche Wegspur, die sich nach rechts steil den grasigen Rücken ins Brunnital hinunterwindet. Auf der Hinterbalmhütte stärkte ich mich mit Blaubeerkuchen, Sahne und einem Hüttenkaffee. Am frühen Abend ging es dann wieder bei schöner Lichtstimmung hinunter nach Blindensee. Das hintere Maderanertal ist schon ein echtes Landschaftsjuwel. Pralle Felswände, Wasserfälle und das Gefühl der Abgeschiedenheit an diesem Spätsommerabend beeindruckten mich nun doch nachhaltig und der verpasste Gipfel war mir mittlerweile schon wieder egal. In der Abenddämmerung ging es nun zurück in Richtung Bristen. Meinen Ausgangspunkt erreichte ich dann kurz nach Einbruch der Dunkelheit um 20.45 Uhr.


Fazit:

Konditionsmäßig hätte ein ernsthafter Gipfelversuch an diesem Tag sicherlich dringelegen. Aber dazu hätte ich mich vielleicht doch etwas gewissenhafter über die Tour informieren und die Tourenbeschreibungen der anderen User etwas aufmerksamer studieren sollen. Oder man fragt einfach mal den Hüttenwart nach dem Weg (nicht beachteter Tip von Leander ).
Jetzt, ein paar Tage später, denke ich schon wieder über einen erneuten Versuch nach. Aber mit dem Finger auf der Landkarte hab´ ich schon oft die tollsten Touren gemacht.

Tourengänger: morphine


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

T5 WS III
T5 WS II
14 Sep 14
Groß Düssi "Rundtour" · Kanu
T5 WS+ III
T5 WS- II
T6-
30 Aug 19
Fruttstock 2837m · Beni71
T3
14 Jul 13
Hinterbalmhütte e Düssiseeli · paoloski
T5 WS+ II

Kommentare (2)


Kommentar hinzufügen

garaventa hat gesagt:
Gesendet am 19. September 2012 um 06:34
Vielen Dank für Deinen sehr interessanten Bericht.

Auch wenn nicht immer ein Gipfelerfolg am Ende einer Tour steht, so ist doch das Erlebte eine wichtige, ja wohl auch lehrreiche Erfahrung, die bei späteren Unternehmungen helfen kann.

Wunderschöne Bilder aus einem (noch) sehr urspünglichen Teil der schönen Schweiz.

Gruss garaventa

morphine hat gesagt: RE:
Gesendet am 19. September 2012 um 13:09
Hallo garaventa,

danke für Deinen Kommentar. Ja, ich musste schon des öfteren umkehren. Bei so einer langen Bergtour muss halt alles passen. Aber beim Gross Düssi kenn´ ich mich ja jetzt aus. Wettertechnisch tendiere ich aber demnächst mehr in Richtung Ostalpen (Osttirol). Wiederholung des Düssi dann vielleicht nächstes Jahr!

Gruß
morphine


Kommentar hinzufügen»