Gross Düssi (3256 m) über den Südgrat: "Alten Resten eine Chance"
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"Alten Resten eine Chance"
Seit über zwanzig Jahren hab´ ich den Gross Düssi auf meiner Wunschliste, da wird´s allmählich Zeit, den Traum vom Gipfel Wirklichkeit werden zu lassen. Nach meinem vergeblichen Versuch vom Vorjahr, brannte ich auf eine Wiederholung. Ich hatte mir sturerweise in den Kopf gesetzt, den Berg an einem Tag rauf und wieder runter zu laufen. Deshalb saß ich den ganzen Sommer über auf meinem Rennrad und bereitete mich gezielt auf diese Tour vor um bloß nicht noch mal wegen Erschöpfung aufgeben zu müssen. Bei dieser Tourenplanung beginnt die eigentliche Kletterei am Südgrat erst dann, wenn man schon über 2000 Höhenmeter in den Beinen hat. Auch aus diesem Grund legte ich mir einen strikten Pausenplan zu recht um regelmäßig Energie zu tanken.
Den nachfolgenden Aufstieg bis zum Tschingelfirn schildere ich hier nicht mehr im Detail. Bis dorthin kann die Wegbeschreibung meinem Bericht vom Vorjahr entnommen werden.
1. Verschlafener Start nach Blindensee
Der Morgen begann damit, dass ich mich um über 1 1/2 Std. verschlief. Statt um 4.00 Uhr entstieg ich erst um 5.40 Uhr den Federn. Nach einer Expresswäsche stürzte ich aus dem Hotel und fuhr hinauf in´s Maderanertal bis zum Parkplatz der Luftseilbahn in Golzern.
Um 6.30 Uhr startete ich noch im Dunkeln meinen langen Marsch. Es ging den Chärstelenbach entlang auf dem ausgeschilderten Wanderweg bis ins hintere Maderanertal nach Blindensee. Dieser Abschnitt zog sich über 7 km dahin, wofür ich ca. 2 1/2 Std. benötigte. 1. Pause gemäß Plan. Außerdem hatte ich mir bis hier her doch tatsächlich eine Blase gelaufen, die ich aber in bewährter Manier mit einem Gelpflaster versorgte, so dass ich die Tour schmerzfrei fortsetzen konnte.
2. Hinauf ins Brunnital
Dann begann das erste Steilstück durch Wald -weiter oben am Brunnibach vorbei- zu den Hütten von Hinterbalm. Hier lief ich unverdrossen weiter ins Brunnital bis einige hundert Meter hinter die Brücke von Waltersfire am Beginn des Steigs hinauf zum Tschingelseeli. 2. Pause gemäß Plan. Ich fühl´ mich blendend.
3. Anstieg zum Tschingelseeli
Der folgende Steig ist besonders im unteren Teil sehr steil, aber geschickt auf dem mit Gras bewachsenen Rücken angelegt. Im Vergleich zum Vorjahr sparte ich so enorm viel Kraft und erreichte recht zügig den großen Steinmann bei P. 2449 etwas oberhalb des Tschingelseelis. 3. Pause gemäß Plan, der Düssi war noch weit weg.
4. Über Felsen und Schutt zum Tschingelfirn
Auch der nächste Abschnitt in Richtung Tschingelfirn zu P. 2799 war mir noch bekannt und so konnten mir besonders die etwas mühsamen Schutthänge dort hinauf nichts anhaben. Am Gletscherrand angekommen machte ich die 4. Pause gemäß Plan und legte die Schneegamaschen an.
5. Über den Firn zum Südgrat
Nun ging es zunächst flach nach Norden über den schneebedeckten Firn bis zu einer bräunlichen Schutthalde. Diese erstieg ich in direkter Linie. Die Brocken waren unangenehm lose und rutschig, doch es war nur ein kurzes Stück, bis ich das obere Firnband erreichte, welches nun nach Osten zu den Südgratfelsen des Chli Düssi führte.
Am Fuß dieser Felsen bin ich jedoch vorbei gestiegen und stapfte den sich dahinter aufsteilenden Firn-/Schneehang hinauf. Nach ein paar Höhenmetern führte ein schneebedecktes Schutt-/Felsband nach links oben zum Einstieg in die Südgratfelsen. Die Schneedecke im zurückgelegten Steilstück war etwas unangenehm rutschig, aber es ging gerade noch so ohne Steigeisen und Pickel. Die Kletterei begann dort, wo das Band endete. Dort hing auch ein altes Seil in den Felsen, welches einem auf den ersten paar Metern über die fast senkrechten Felsen hinweghelfen sollte. Rechts davon waren die Felsen aber deutlich einfacher.
Bevor es losging, machte ich meine 5. Pause gemäß Plan. Nach dem langen Anstieg bis hierher freute ich mich nun auf die anstehende Kraxelei.
6. Der Südgrat
Voller Tatendrang ignorierte ich das Seil und stieg knapp links daneben über recht schmale Tritte und Griffe die steilen Felsen hinauf. Nach wenigen Metern legte sich das Gelände aber zurück und es ging schräg nach links oben bis in die Nähe der eigentlichen Gratkante und dann gerade rauf ohne größere Schwierigkeiten auf den Gipfel des Chli Düssi.
Von dort in abwechselungsreicher leichter Kletterei in die Senke vor dem Gross Düssi. Hier befindet sich auch der Ein- bzw. Ausstieg der Route über die Südwestflanke. Ein anderer Bergsteiger befand sich dort bereits im Abstieg. Obwohl es nicht mehr weit bis zum Gipfel war, zog sich das letzte Stück dann doch irgendwie in die Länge. Hier musste ich ab und an nun doch stehen bleiben um zu verschnaufen.
7. Der Gipfel
Dann stand ich nach insgesamt 8 1/2 Std. Aufstieg alleine auf dem Gipfel des Gross Düssi. Ein tolles Gefühl!
Packende Aussichten wohin ich auch schaute. Besonders eindrucksvoll empfand ich ich den Kontrast zwischen dem 2000-Meter Tiefblick in´s Maderaner Tal und der Schau auf die weiten Gletscherflächen des imposanten Hüfifirns. Was für eine gewaltige Gebirgslandschaft zwischen Tödi, Windgällen und Oberalpstock sich einem doch von hier oben bietet.
Meine gewöhnlich extrem lange Gipfelhockerei war an diesem Tag aber nicht angeraten. Zu lang´ war der Abstieg zurück nach Golzern. Aber immer noch reichlich 1 Stunde gönnte ich mir trotzdem zum Schauen und Genießen.
8. Abstieg: Der Nacht entgegen!
Mein Plan für den Abstieg war, bei Einbruch der Dunkelheit wieder Blindensee im hintersten Maderanertal zu erreichen. Dafür hatte ich mehr als 3 1/2 Std. Zeit. Ohne Probleme kraxelte ich wieder vom Gipfel über den Südgrat hinunter. Der Versuchung, schneller über die Südwestflanke abzusteigen, widerstand ich, da ich mich mit dem dort zu überwindenden Felsriegel (Steilrinne, Steinschlag usw.) im Vorfeld der Tour nicht befasst hatte und mir außerdem die steilen -jetzt aufgeweichten- Schneehänge nicht ganz geheuer waren. So kraxelte ich weiter den Südgrat hinunter. Am Schluss hielt ich mich im Gegensatz zum Aufstieg lieber an die leichteren Felsen links vom Fixseil.
Die anschließende Rutschpartie im steilen Schnee überstand ich auch und schon bald wurde der Firn wieder flacher. Von hier bis zum Steinmann über dem Tschingelseeli präsentierte sich die Landschaft nochmals im schönsten Licht. Dann tauchte ich in den Schatten des Brunnitals ein und erste Anzeichen von Ermüdung machten sich auf dem steilen Pfad nun doch bemerkbar.
Hinterbalm passierte ich in der Abenddämmerung und tatsächlich -wie geplant- erreichte ich im absoluten Restlicht des Tages die Holzbank bei Blindensee. Hier musste ich die müden Beine erst mal ausstrecken und meine Stirnlampe hervorkramen.
Dem Lichtkegel folgend lief ich nun noch über 2 Std. die 7 km zurück nach Golzern, wo ich -nun endgültig total hinüber- um 22.15 Uhr wieder vor meinem Auto stand. Was für ein Tag!
Im Nachhinein.
"Wie weit kann ich gehen" war das wörtlich zu nehmende Motte dieser Tour. Als Tagestour von Golzern ist der Gross Düssi nicht unbedingt der Weisheit letzter Schluss, aber diese ehrgeizige Vorgabe hat zumindest bewirkt, dass ich beim Formaufbau während des Sommers diszipliniert am Ball geblieben bin. Wer weiss, vielleicht kann ich die Performance diesen Herbst ja noch gebrauchen.
An dieser Stelle möchte ich mich auch noch mal ganz besonders bei Leander hierfür und bei Nobis hierfür bedanken. Ihre Berichte und Bilder waren zusätzliche Motivation und führten mich letztlich auf die richtige "Spur".
Seit über zwanzig Jahren hab´ ich den Gross Düssi auf meiner Wunschliste, da wird´s allmählich Zeit, den Traum vom Gipfel Wirklichkeit werden zu lassen. Nach meinem vergeblichen Versuch vom Vorjahr, brannte ich auf eine Wiederholung. Ich hatte mir sturerweise in den Kopf gesetzt, den Berg an einem Tag rauf und wieder runter zu laufen. Deshalb saß ich den ganzen Sommer über auf meinem Rennrad und bereitete mich gezielt auf diese Tour vor um bloß nicht noch mal wegen Erschöpfung aufgeben zu müssen. Bei dieser Tourenplanung beginnt die eigentliche Kletterei am Südgrat erst dann, wenn man schon über 2000 Höhenmeter in den Beinen hat. Auch aus diesem Grund legte ich mir einen strikten Pausenplan zu recht um regelmäßig Energie zu tanken.
Den nachfolgenden Aufstieg bis zum Tschingelfirn schildere ich hier nicht mehr im Detail. Bis dorthin kann die Wegbeschreibung meinem Bericht vom Vorjahr entnommen werden.
1. Verschlafener Start nach Blindensee
Der Morgen begann damit, dass ich mich um über 1 1/2 Std. verschlief. Statt um 4.00 Uhr entstieg ich erst um 5.40 Uhr den Federn. Nach einer Expresswäsche stürzte ich aus dem Hotel und fuhr hinauf in´s Maderanertal bis zum Parkplatz der Luftseilbahn in Golzern.
Um 6.30 Uhr startete ich noch im Dunkeln meinen langen Marsch. Es ging den Chärstelenbach entlang auf dem ausgeschilderten Wanderweg bis ins hintere Maderanertal nach Blindensee. Dieser Abschnitt zog sich über 7 km dahin, wofür ich ca. 2 1/2 Std. benötigte. 1. Pause gemäß Plan. Außerdem hatte ich mir bis hier her doch tatsächlich eine Blase gelaufen, die ich aber in bewährter Manier mit einem Gelpflaster versorgte, so dass ich die Tour schmerzfrei fortsetzen konnte.
2. Hinauf ins Brunnital
Dann begann das erste Steilstück durch Wald -weiter oben am Brunnibach vorbei- zu den Hütten von Hinterbalm. Hier lief ich unverdrossen weiter ins Brunnital bis einige hundert Meter hinter die Brücke von Waltersfire am Beginn des Steigs hinauf zum Tschingelseeli. 2. Pause gemäß Plan. Ich fühl´ mich blendend.
3. Anstieg zum Tschingelseeli
Der folgende Steig ist besonders im unteren Teil sehr steil, aber geschickt auf dem mit Gras bewachsenen Rücken angelegt. Im Vergleich zum Vorjahr sparte ich so enorm viel Kraft und erreichte recht zügig den großen Steinmann bei P. 2449 etwas oberhalb des Tschingelseelis. 3. Pause gemäß Plan, der Düssi war noch weit weg.
4. Über Felsen und Schutt zum Tschingelfirn
Auch der nächste Abschnitt in Richtung Tschingelfirn zu P. 2799 war mir noch bekannt und so konnten mir besonders die etwas mühsamen Schutthänge dort hinauf nichts anhaben. Am Gletscherrand angekommen machte ich die 4. Pause gemäß Plan und legte die Schneegamaschen an.
5. Über den Firn zum Südgrat
Nun ging es zunächst flach nach Norden über den schneebedeckten Firn bis zu einer bräunlichen Schutthalde. Diese erstieg ich in direkter Linie. Die Brocken waren unangenehm lose und rutschig, doch es war nur ein kurzes Stück, bis ich das obere Firnband erreichte, welches nun nach Osten zu den Südgratfelsen des Chli Düssi führte.
Am Fuß dieser Felsen bin ich jedoch vorbei gestiegen und stapfte den sich dahinter aufsteilenden Firn-/Schneehang hinauf. Nach ein paar Höhenmetern führte ein schneebedecktes Schutt-/Felsband nach links oben zum Einstieg in die Südgratfelsen. Die Schneedecke im zurückgelegten Steilstück war etwas unangenehm rutschig, aber es ging gerade noch so ohne Steigeisen und Pickel. Die Kletterei begann dort, wo das Band endete. Dort hing auch ein altes Seil in den Felsen, welches einem auf den ersten paar Metern über die fast senkrechten Felsen hinweghelfen sollte. Rechts davon waren die Felsen aber deutlich einfacher.
Bevor es losging, machte ich meine 5. Pause gemäß Plan. Nach dem langen Anstieg bis hierher freute ich mich nun auf die anstehende Kraxelei.
6. Der Südgrat
Voller Tatendrang ignorierte ich das Seil und stieg knapp links daneben über recht schmale Tritte und Griffe die steilen Felsen hinauf. Nach wenigen Metern legte sich das Gelände aber zurück und es ging schräg nach links oben bis in die Nähe der eigentlichen Gratkante und dann gerade rauf ohne größere Schwierigkeiten auf den Gipfel des Chli Düssi.
Von dort in abwechselungsreicher leichter Kletterei in die Senke vor dem Gross Düssi. Hier befindet sich auch der Ein- bzw. Ausstieg der Route über die Südwestflanke. Ein anderer Bergsteiger befand sich dort bereits im Abstieg. Obwohl es nicht mehr weit bis zum Gipfel war, zog sich das letzte Stück dann doch irgendwie in die Länge. Hier musste ich ab und an nun doch stehen bleiben um zu verschnaufen.
7. Der Gipfel
Dann stand ich nach insgesamt 8 1/2 Std. Aufstieg alleine auf dem Gipfel des Gross Düssi. Ein tolles Gefühl!
Packende Aussichten wohin ich auch schaute. Besonders eindrucksvoll empfand ich ich den Kontrast zwischen dem 2000-Meter Tiefblick in´s Maderaner Tal und der Schau auf die weiten Gletscherflächen des imposanten Hüfifirns. Was für eine gewaltige Gebirgslandschaft zwischen Tödi, Windgällen und Oberalpstock sich einem doch von hier oben bietet.
Meine gewöhnlich extrem lange Gipfelhockerei war an diesem Tag aber nicht angeraten. Zu lang´ war der Abstieg zurück nach Golzern. Aber immer noch reichlich 1 Stunde gönnte ich mir trotzdem zum Schauen und Genießen.
8. Abstieg: Der Nacht entgegen!
Mein Plan für den Abstieg war, bei Einbruch der Dunkelheit wieder Blindensee im hintersten Maderanertal zu erreichen. Dafür hatte ich mehr als 3 1/2 Std. Zeit. Ohne Probleme kraxelte ich wieder vom Gipfel über den Südgrat hinunter. Der Versuchung, schneller über die Südwestflanke abzusteigen, widerstand ich, da ich mich mit dem dort zu überwindenden Felsriegel (Steilrinne, Steinschlag usw.) im Vorfeld der Tour nicht befasst hatte und mir außerdem die steilen -jetzt aufgeweichten- Schneehänge nicht ganz geheuer waren. So kraxelte ich weiter den Südgrat hinunter. Am Schluss hielt ich mich im Gegensatz zum Aufstieg lieber an die leichteren Felsen links vom Fixseil.
Die anschließende Rutschpartie im steilen Schnee überstand ich auch und schon bald wurde der Firn wieder flacher. Von hier bis zum Steinmann über dem Tschingelseeli präsentierte sich die Landschaft nochmals im schönsten Licht. Dann tauchte ich in den Schatten des Brunnitals ein und erste Anzeichen von Ermüdung machten sich auf dem steilen Pfad nun doch bemerkbar.
Hinterbalm passierte ich in der Abenddämmerung und tatsächlich -wie geplant- erreichte ich im absoluten Restlicht des Tages die Holzbank bei Blindensee. Hier musste ich die müden Beine erst mal ausstrecken und meine Stirnlampe hervorkramen.
Dem Lichtkegel folgend lief ich nun noch über 2 Std. die 7 km zurück nach Golzern, wo ich -nun endgültig total hinüber- um 22.15 Uhr wieder vor meinem Auto stand. Was für ein Tag!
Im Nachhinein.
"Wie weit kann ich gehen" war das wörtlich zu nehmende Motte dieser Tour. Als Tagestour von Golzern ist der Gross Düssi nicht unbedingt der Weisheit letzter Schluss, aber diese ehrgeizige Vorgabe hat zumindest bewirkt, dass ich beim Formaufbau während des Sommers diszipliniert am Ball geblieben bin. Wer weiss, vielleicht kann ich die Performance diesen Herbst ja noch gebrauchen.
An dieser Stelle möchte ich mich auch noch mal ganz besonders bei Leander hierfür und bei Nobis hierfür bedanken. Ihre Berichte und Bilder waren zusätzliche Motivation und führten mich letztlich auf die richtige "Spur".
Tourengänger:
morphine

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