Zumsteinspitze und zerklüfteter Grenzgletscher: würdiger Abschluss der magistralen Hochtourenwoche
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Nach dem feinen Nachtessen und dem nächtlichen Blick auf die Lichter Mailands (!) wird die Nacht selbst etwas mühsam, mindestens für mich – für einige andere wohl auch; Silke jedoch geniesst einen tiefen Schlaf, während wir doch die Folgen der Höhenlage des Rifugio Regina Margerita zu spüren bekommen …
Wir haben unseren Start am Morgen, in Abstimmung mit dem frühestmöglichen Morgenessen, derart abgesprochen, dass wir etwa bei Sonnenaufgang auf unserem höchsten Gipfel stehen würden – alles klappt bestens: zum Frühstück gibt es sogar Flöckli und Joghurt!
Und, ganz besonders wichtig: nebst dem klaren Sternenhimmel beschert uns der Morgen einen windstillen Einstieg zu unserem letzten, grossartigen Unternehmen.
Der von mir gestern noch als etwas problematisch betrachtete Abstieg zum Colle Gnifetti erweist sich, auch heute nur mit Stöcken begehend, zwar wirklich als steil, doch wenig problematisch – Konzentration ist auf jeden Fall angesagt.
Schnell einmal befinden wir uns in der Einsattelung; hier legen wir ein Rucksackdepot an und folgen der Spur, (nicht derjenigen auf der gewaltigen Wächte L), welche uns zum Gipfelaufbau der Zumsteinspitze leitet. Erst sehr genussvoll, dann stets exponierter, wird der Firngratrücken – zur Nordostseite geht es steil ca. 2000 Meter über steile Gletscher- und Felswände in die Tiefe … ich bedenke schon, dass ich im Abstieg da zuvorderst gehen „darf“ …
Nun, der Schlussanstieg, auf welchem Paulin höchste Konzentration verlangt, ist gut machbar; ebenso die letzten Meter im schnee- und ein wenig eis-durchsetzten Felsaufbau. Nachdem wie geplant, sich die Sonne, nach einem kontinuierlichen Erhellen der sich südlich erhebenden Bergketten in Italien, in etwa zeitlich zur Gipfelbezwingung einstellt, bildet diese, zusammen mit dem atmosphärischen herrlichen Ambiente, die Krönung unserer Tourenwoche – wir sind beinahe fassungslos, und überglücklich!
Im immer kräftigerem Licht präsentiert sich nun die Gipfelstatue, das Rifugio Regina Margherita vis-à-vis und auch bereits vortägig erklommene Gipfel – nicht dass wir uns schnellstens auf den Abstieg machen wollten; doch die gut 2000 Meter Abstieg auf dem spaltenreichen Grenzgletscher warten auf uns …
Mit einem wunderbaren Glücksgefühl in uns steigen wir auf dem Grat ab; ich wie voraussehbar, zuvorderst – ein herrliches Schreiten … unten, am Colle Gnifetti angekommen, schultern wir unsere Rucksäcke und steigen weiter ab. Erst einmal ein Stück auf unserer gestrigen Aufstiegsspur – hier wieder ohne Steigeisen – und später einer weiteren folgend, zum Grenzgletscher.
An den gestern bereits bestaunten Eisabbrüchen vorbei geht es eine Zeitlang noch relativ sanft hinunter; doch wo der Grenzgletscher steiler wird und dessen gewaltige Spaltenzone beginnt, legen wir eine kurze Pause ein – und die Steigeisen an.
Lange dauern anschliessend die aufregenden Passagen durchs Spaltenlabyrinth; nicht immer sind wir so sicher, wie lange denn teils schmalste Brücken halten – und streckenweise geht es auf Eisgraten abwärts, welche beklemmende Tiefblicke gewähren. Anregend und genussvoll ist es alleweil – gerade mit dem Kontrast zu den bereits von der Sonne hell beleuchteten Liskamm, Castor und Pollux; bald einmal weitet sich der Blick auch über den Grenzgletscher zu dessen Zusammenfluss mit dem Gornergletscher und der fantastischen Viertausender-Runde vom Matter- zum Weisshorn. Uns beschenkt auch der letzte unserer Tourentage ein gewaltiges Erlebnis in der so hehren Gebirgswelt!
Nachdem wir auf zahlreichen „Umwegen“ die kaum zählbaren Spalten umgangen oder überschritten haben, tauchen wir am Schluss unserer Gletscherbegehung auch in die Sonne ein – und entledigen uns nun der Steigeisen und einiger Kleiderschichten, wartet nun doch die zwar einfache, doch Trittsicherheit erforderliche Trümmerlandschaft oberhalb der neuen Monte-Rosa-Hütte.
Nach einiger Zeit auf schwachen Spuren, oder dank Paulins Spürsinn durch die Gerölllandschaft marschierend, erblicken wir von weitem die aussergewöhnliche neue Hütte; sie setzt sich markant in Szene – und gefällt auch bei Näherkommen immer mehr; das Innere besticht ebenfalls. So geniessen wir hier an schönster Lage und Frühherbstssonne bei angenehmsten Temperaturen eine längere Rast.
Der nachfolgende direkte Abstieg zum Zusammenfluss von Grenz- und Gornergletscher ist gut gesichert – und anregend. Hingegen ist dessen Querung nicht ganz ohne: da reiht sich im zweiten Teil ebenfalls Spalte an Spalte – gelegentlich balancieren wir auf schmalen Eisgraten. Dieser Zustieg zur neuen Monte-Rosa-Hütte ist, zusammen mit den nachfolgend beschriebenen Abschnitten, zu Recht als wbw Route ausgeschildert – nicht für Wanderer im herkömmlichen Sinne.
Nach dem Erreichen des Gornergletschers geht es auf diesem unproblematisch aufwärts – eine kurze Eisenbrücke, Kraxelstellen und eine steile Alu-Leiter erleichtern den Aufstieg zur freigelegten, farblich ins Auge stechenden, Felswand, welche alsdann in einfacheres Gelände leitet.
Wir geniessen, zusammen mit der atemberaubenden Kulisse von der Dufourspitze bis zum sich immer mächtiger präsentierenden Matterhorn, auch diesen letzten Wegabschnitt, welcher sich doch hinzieht und noch einige Höhenmeter mit sich bringt.
Nach den faszinierenden Tiefblicken auf den im Gornergletscher mäandrierenden Gletscherfluss erreichen wir Rotenboden, auf welchem wir die im 20-Minuten-Takt fahrende und sehr gut besetzte Gornergratbahn besteigen und gemächlich nach Zermatt hinunterfahren.
Hier, bei einem Bier im Bahnhofbuffet (sogar Per gönnt sich hier eines), beschliessen wir diese unvergessliche Hochtourenwoche und verabschieden uns – einige bleiben kürzer oder länger noch in Zermatt, die andern fahren, mehr oder weniger weit, mit der Bahn talwärts …
Ich danke Paulin für die professionelle Führung – euch allen für die angenehme Zusammen-„Arbeit“, fürs gemeinsame tolle Erlebnis; es war ein unbeschreiblich schönes Erlebnis, mit euch (Daniela, Silke, Dominic, Per und Stefan) die Spaghettini-Tour erleben zu können!

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