Spaghetti à la Monte Rosa - 8x 4000


Publiziert von Ford Prefect , 19. August 2013 um 17:47.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum: 1 August 2013
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS   I 
Zeitbedarf: 5 Tage
Unterkunftmöglichkeiten:Rifugio Guide della Val d'Ayas (3390 m) - Rifugio Quintino Sella (3585 m); - Capanna Gnifetti (3625 m); - Capanna Regina Margherita (4554 m); - Neue Monte Rosa Hütte SAC (2883 m); Informationen/ Buchung unter: http://www.rifugimonterosa.it

Eine Hochtourenwoche zur Zerstreuung vor der Prüfungsphase kam mir gerade recht. So ging es Anfang August dann mit 2 Begleitern los in Richtung Zermatt.
Für mich war die Tour im Übrigen der erste Kontakt mit der Bergwelt der Westalpen, zog es mich bisher doch immer eher in östlichere Gefilde.
Die von uns begangene Spaghetti-Tour wurde in dieser Form hier bereits des öfteren beschrieben und ist generell sehr populär. Ich will daher auf allzu detaillierte Wegbeschreibungen verzichten und eher meine persönlichen Erfahrungen beschreiben. Ohnehin könnte der Bericht eine vorhergehende genauere Tourenplanung und Kartenstudium wohl nicht ersetzen...


Tag 1: Zermatt - Bergstation Klein Matterhorn (3817 m) - Breithorn-Westgipfel (4164 m) - Rifugio Guide della Val d'Ayas

Nachdem uns die Bahn am Morgen von Täsch nach Zermatt gebracht hatte, fuhren wir per Seilbahn bis zur Bergstation Klein Matterhorn (3817 m). Seilbahnen entsprechen im Allgemeinen zwar nicht meinem Geschmack, angesichts des Programms für die nächsten Tage und der verbleibenden ,,fair" zu ersteigenden Gipfel hielt sich mein schlechtes Gewissen allerdings in Grenzen.
Erstes Gipfelziel war schließlich der Breithorn-Westgipfel (4164 m), ein Berg der zurecht als der wohl am leichtesten zu ersteigende 4000er der Alpen gilt. Entsprechend unproblematisch und zügig erreichten wir den Gipfel. Die Aussicht und der Rundumblick kann sich aber dennoch sehen lassen, auch wenn sich natürlich alles andere als Gipfeleinsamkeit einstellt.
Nach ca. einer Viertelstunde Gipfelrast machten wir uns dann auf den Abstieg zum Rifugio Guide della Val d'Ayas (3390 m), welches wir am frühen Mittag erreichten. Hier genossen wir noch eine Weile die Sonne, bevor sich bei mir leider, aber eigentlich nicht ganz unerwartet, die Begleiterscheinungen des Seilbahn-bedingten, schnellen Höhengewinns bemerkbar machten.
Gegen Abend litt ich dann unter mittelstarken Kopfschmerzen und leichter Übelkeit, so dass ich die erste Pasta-Ration von vielen in dieser Woche leider nicht wirklich genießen konnte. Mit literweiser Wasserzufuhr gelang es mir aber die Symptome der leichten Höhenkrankheit bis zum nächsten Morgen vollkommen abklingen zu lassen.

Tag 2: Rifugio Guide della Val d'Ayas - Castor (4223 m) - Felikhorn (4087 m) - Rifugio Quintino Sella

Nach dem Frühstück, das ich im Gegensatz zum Abendessen am Vorabend schon deutlich mehr genießen konnte, war das Ziel des heutigen Tages die Überschreitung des Castors (4223 m). Eine Lichterkette aus Stirnlampen schlängelte sich über den Gletscher aufwärts, bevor dann der Großteil in westlicher Richtung zu Pollux und Breithorn-Kette abzweigte.
Wir machten uns an der Westflanke des Castors an den Aufstieg. Die Spur schlängelt sich in erträglicher Steigung hinauf bis auf den Gratrücken auf ca. 4200 m. Dann folgt das Sahnestück der Tour: Die letzten Höhenmeter legt man in südlicher Richtung auf einem schneidigen Firngrat zurück, bevor man dann nach kurzer Zeit auf dem Gipfel steht und die Rundumsicht genießen kann.
Über Felikjoch (4068 m) und Felikhorn (4087 m) machten wir uns dann an den Abstieg zum Rifugio Quintino Sella (3585 m), wo wir den Rest des Tages zum Entspannen in der Sonne nutzten.

Tag 3: Rifugio Quintino Sella - Il Naso/ Schneedomspitze (4272 m) - Balmenhorn (4167 m) - Piramide Vincent (4215 m) - Capanna Gnifetti

Am nächsten Tag galt es den Il Naso/ Schneedomspitze (4272 m) zu überschreiten, einen südlichen Ausläufer des Liskamm-Massivs. Der Anstieg auf der Westflanke war recht steil und wies im oberen Bereich eine unangenehme, heikle Blankeispassage auf. Auf dem Rücken angekommen ging es dann in nördlicher Richtung kurz hinauf zum eigentlichen Gipfel, bevor wir uns an den Abstieg nach Osten machten.
Auch hier gab es kurz Blankeis und kurz vor Ende des Abstiegs galt es eine kleine Randkluft zu überwinden. Im Großen und Ganzen war die Überschreitung allerdings nicht besonders schwierig. 
Wir machten uns im Folgenden auf den Weg zum Balmenhorn (4167 m), das, betrachtet man die Dimensionen anderer bekannter Walliser ,,Hörner", wohl eher ,,Balmenhörnchen" heißen sollte, ist es doch nicht viel mehr als eine kleine Felseninsel im Gletschermeer. Ein Fixseil führt hier schließlich hinauf zum höchsten Punkt an dem eine riesige Jesus-Statue thront, welche dem kleinen Gipfel einen, proportional gesehen, nicht unerheblichen Höhengewinn beschert. Zudem befindet sich hier wenige Meter unterhalb das Biv. Giordano.
Nach dem Abstieg, welcher beim Balmenhorn nicht einmal eine Minute beansprucht, statteten wir der südlicheren Piramide Vincent (4215 m) einen Besuch ab. Dann ging es hinab zur sehr schönen Capanna Gnifetti (3625 m), die uns sowohl auf Grund ihrer schönen Lage und der großzügigen Terrasse als auch dadurch überzeugt, dass es zum ersten Mal auf der Tour wieder ,,richtiges" Essensbesteck gab und auf Plastik verzichtet wurde.

Tag 4: Capanna Gnifetti - Signalkuppe/ Punta Gnifetti (4554 m) - Capanna Regina Margherita

Der vierte Tag unserer Tour begann am frühen Morgen noch mit recht stabilem Wetter, die Voraussage kündigte für den Mittag jedoch Unwetter und Gewitter an, was uns Unbehagen bereitete. Zügig machten wir uns daher an den Aufstieg über den Lysgletscher.
Das erste Tagesziel wäre eigentlich der Corno Nero (4321 m) gewesen. Angesichts des drohenden schlechten Wetters beschlossen wir zugunsten von Ludwigshöhe (4341 m) und Parrotspitze (4432 m) auf den Gipfel zu verzichten. Bereits zu Beginn des Anstiegs zur Ludwigshöhe zog es sich aber dann zunehmend zu und wir fanden uns 10 min im White-Out bevor es dann zunächst wieder etwas aufklarte. Wir nahmen die erste Drohung des Wetters aber ernst und da keiner von uns Lust hatte auf über 4000 m Höhe ein Gewitter zu erleben entschlossen wir uns wehmütig Gipfel Gipfel sein zu lassen und machten uns ohne Umwege auf den Weg zur Capanna Regina Margherita (4554 m) auf der Signalkuppe (4554 m).
Die Entscheidung sollte sich als richtig erweisen. Auf den letzen 200 Hm zur Hütte begleiteten uns Sturm und Hagel bei einer Sichtweite die die eigene Seilschaft nur unwesentlich überstieg. So waren wir gegen 10 Uhr morgens bereits am Ziel und genossen bei Tee den Luxus eines sicheren Daches über dem Kopf. Wir kamen dann noch zu der interessanten Erfahrung an einem höhenmedizinischen Test teilnehmen zu können, der von einem  niederländischen Forschungsteam durchgeführt wurde. Getestet wurden Blutsauerstoffsättigung, Puls, Atmung und Blutdruck, sowie die Zusammensetzung der Atemluft. Unsere Werte waren durchweg sehr gut, was mich guter Dinge sein ließ, hatte ich doch im Vorfeld ein wenig Bedenken, wie ich mit dem Schlafen in der für mich bisher mit Abstand größten Höhe klarkommen würde. Wir verbrachten den Rest des Tages mit der Lektüre der Hüttenbibliothek und Kartenspielen.

Tag 5: Capanna Regina Margherita - Zumsteinspitze (4563 m) - Neue Monte Rosa Hütte SAC - Bahnstation Rotenboden - Zermatt

Schnell war er da, der letzte Tourentag... Nach einer, Dank guter Akklimatisation, erstaunlich erholsamen Nacht auf der bis dahin mit Abstand höchsten Hütte der Tour, erwartete uns nach Frühstück und Verlassen der Capanna Margherita bereits vom Balkon aus der wundervolle Anblick eines orange, rötlich schimmernden Wolkenmeeres tief unter uns.
Nach dem Anseilen machten wir uns dann auf den Weg zur nahe gelegenen Zumsteinspitze / Punta Zumstein (4563 m). Wir hatten kurz noch mit dem Gedanken gespielt danach weiter zur Dufourspitze aufzusteigen, hatten die Idee dann aber auch auf Grund der etwas unsicheren Wetterlage verworfen. Ich musste zudem feststellen, dass nach 5 Tagen im eisigen Hochgebirge das grüne Tal weit unter einem eine ungeahnte Anziehungskraft entwickelt. Für diesen letzten Tag der Tour stand nach der Zumsteinspitze also nur noch der Abstieg nach Zermatt und die Heimfahrt auf dem Programm.
Nach etwa 20 min hatten wir dann bereits den letzten GIpfel unserer Tour erreicht. Der Sonnenaufgang tauchte die Welt um uns in einzigartiges Orange, die Sicht wurde nur durch einzelne, wattebauschähnliche Wolkenfetzen eingeschränkt. Die Stimmung war einzigartig und gehörte mit zum schönsten und eindrucksvollsten, was ich bisher im Gebirge sehen durfte, obgleich die Zumsteinspitze nicht viel mehr als ein kurzer ,,Abstecher" war. Ein würdiger Abschluss der Tour!
Nach ein paar Gipfelminuten machten wir uns dann an den Abstieg zur Neuen Monte Rosa Hütte SAC (2883 m).
Der Weg über den spaltenreichen und beeindruckenden Grenzgletscher bot immer wieder schöne Blicke zu Matterhorn, Weisshorn und Konsorten, sowie zu den mächtigen Abbrüchen des Liskamms. Bei der Hütte angekommen ließen wir es uns zunächst erst einmal bei einem frühen Mittagessen gutgehen, bevor wir uns dann auf den Weiterweg zur Station Rotenboden (2815 m) der Gornergratbahn machten.
Der Weiterweg von der Monte Rosa Hütte über die apere Gletscher- und Moränenlandschaft zog sich dann etwas in die Länge, bevor wir am Gornergrat endlich wieder solides ,,Festland" unter den Füßen hatten, über welches wir dann auch rasch die Haltestelle erreichten. Gelenkschonend brachte uns die Zahnradbahn dann wieder hinunter nach Zermatt, an den Ausgangspunkt der Tour.

Fazit: Eine schöne, technisch leichte Rundtour in traumhafter Hochgebirgskulisse und in einer eindrucksvollen Gletscherwelt, die bei mir bleibende Eindrücke hinterlassen hat.
Der Schmerz der ausgelassenen Gipfel sitzt nicht allzu tief, da ich sicher einmal wiederkomme, allein schon weil es mir die beiden Liskamm-Gipfel angetan haben...

Tourengänger: Ford Prefect


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