Hochwiesler - Alte Südwand


Publiziert von simba , 27. August 2012 um 23:12.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:27 August 2012
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: V- (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 

Kletterrouten, die sich mit dem Adjektiv "alte" schmücken, charakterisieren sich in aller Regel durch zwei Aspekte: Einerseits handelt es sich oft um klassische und damit logische Linien auf dem einfachsten kletterbaren Weg durch eine Wand. Andererseits sind solche oftmals bereits unglaublich abgeklettert und -gegriffen.

Auf die Alte Südwand des Hochwiesler trifft der erste Aspekt vollumfänglich, der zweite gottseidank nur teilweise zu - es handelt sich trotz kleinerer Abnutzungserscheinungen um eine immer noch sehr schön zu kletternde Route mit vielen lohnenden Kletterstellen. Die Route ist saniert, die Absicherung ist gut, aber nicht übertrieben, man muss - abgesehen von der Schlüsselstelle - eigentlich immer deutlich mehr als 5 Meter bis zum nächsten Haken klettern - zusätzlich absichern lässt sich am besten mit Sanduhrschlingen. Keile und Friends lassen sich nicht immer einfach unterbringen.

Eigentlich hatten wir geplant in der selbigen Wand die neuere Via Anita zu klettern, aber durchs Fernglas gesehen schien nach den Regenfällen am Wochenende die Alte Südwand die trockenere Alternative zu sein. Trotzdem empfiehlt es sich auch für die Alte Süd nach längeren Regenfällen, nicht nur eine Nacht, sondern auch einen halben Tag Trockenzeit einzuplanen.

Im Zustieg folgten wir kurz oberhalb des Gimpelhauses einem steilen Pfad nach links durch Latschenbewuchs garniert mit einigen Kraxelstellen. Dieser führt unter die Südwände von Hochwiesler und Roter Flüh. Einfacher und bequemer ist es in Richtung Gimpelkar auf dem markierten Weg weiterzugehen, von dort zum Geröllfeld unter dem Ostsporn des Hochwiesler aufzusteigen und dann zu den Einstiegen um den Berg herum zu queren (im Abstieg war diese Variante sehr angenehm). Achtung: Der Zustieg ist im letzten Teil ziemlich steinschlaggefährdet.

Am Einstieg hätten wir vllt. nochmal einen Blick ins Topo werfen sollen, denn es gibt auf engem Raum viele Routen. So verirrten wir uns Mitte der ersten Seillänge nach links in die (an dieser Stelle wohl lohnendere) Variante "Föve 97" ( V), anstatt rechts herum der leichteren Originalroute zu folgen und wunderten uns beide über diesen "sehr hart bewerteten Vierer". Die zweite Seillänge enthält die Schlüsselstelle - eine kurze sehr glatte Verschneidungsstelle (frei VI, mit 2 Bohrhaken sehr gut abgesichert). Es ist auch die einzige Stelle der Route, in der es doch schon ziemlich speckig ist: Die entscheidenden Reibungstritte bieten weniger Reibung als Rutschfeeling. Angesichts dessen, dass im Riss rechterhand noch dazu sämtliche möglichen Griffe völlig durchnässt und schmodderig waren, gab ich jegliche Freikletterpläne schnell auf und bugsierte mich per Griff zur Exe A0 (V-) über die Stelle.

Anschließend gabs vom nächsten Stand einiges zu erleben: Zunächst machte der Vorsteiger der Nachbarseilschaft in der Via Anita in der zweiten Seillänge wg. Nässe einen (gottseidank) glimpflichen Abflug. Kurz zuvor war auch in der Alten Südwand über uns ein kurzer Schrei erklungen. Keine 5 Minuten später kam der Hubschrauber und flog die Seilschaft vor uns aus, da sich der Vorsteiger bei einem Sturz am Knöchel verletzt hatte. Der Luftdruck der Rotoren deckte uns mit einem Steinhagel ein, den wir aber in einer kleinen Nische ganz gut überstanden.

Der Rest der Route bot dann schöne Genusskletterei im oberen 4. Grad. Teils plattig, teils auch kurze steile Stellen, mal mit Kaminen, mal mit Querungen. In den letzten beiden Seillängen (vor allem auf dem Ausstiegsband) sollte man auf den Seilverlauf achten, ansonsten muss man Seilziehen üben. Die Ausstiegsvariante "Föve97", die oben nach rechts zieht, soll nach Auskunft einer anderen Seilschaft ebenfalls sehr lohnend sein (V+).

Ein absolutes Highlight folgte dann nach Abschluss der Kletterei - die Abseilpiste am Hochwiesler. Diese hängt im oberen Teil 40 Meter durchgehend über, so dass man diesen Teil komplett freihängend und damit im Zweifelsfall auch frei drehend abseilt - sicher nichts für schwache Nerven. Mit einmal 50 und einmal 40 Meter erreichten wir abseilend wieder den Wandfuß und querten absteigend zurück zum Einstieg. Von dort ging es schnellen Fußes auf die herrliche Sonnenterrasse des Gimpelhauses zum erfrischenden Radler.

Topo: Panico Allgäu - gibt es online in der Leseprobe gratis ;)
Material: 50 Meter Halbseile, kleinere Keile und/oder Friends, einige Schlingen für Sanduhren

Tourengänger: simba


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