Pt. 1728 - Alpe di Nava


Publiziert von ABoehlen , 16. August 2012 um 20:10.

Region: Welt » Italien » Piemont
Tour Datum:24 Juli 2012
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1270 m
Abstieg: 1270 m
Strecke:Trontano - Alpe Faievo - Alpe Pieso - Alpe di Nava - Alpe Drisioni - Alpe Pieso - Trontano
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Trontano
Unterkunftmöglichkeiten:Hotel Corona in Domodossola
Kartennummer:LK285(T) Domodossola

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Jedes Mal, wenn ich auf der Terrasse des Ristorante Piazzetta sitze, oder durch den Corso Paolo Ferraris schlendere, schweift mein Blick zum mächtig aufragenden, waldbedeckten Grat auf der anderen Talseite hinauf, der den Horizont aus dieser Perspektive beherrscht. Ein Gipfel überragt dabei die anderen deutlich und mit seiner gestutzten "Spitze" wirkt er zusätzlich auffallend. Dabei hat er noch nicht mal einen Namen. Die Karte kennzeichnet ihn bloss als Pt. 1728 und gleich dahinter liegt die Alpe di Nava. Bis jetzt habe ich es noch nie zustande gebracht, mal dort hinauf zu kraxeln - höchste Zeit also, dies zu ändern. Eine direkte Besteigung von Domodossola scheint aber schwierig zu sein, obwohl die verfügbaren Karten durchaus Wegverbindungen in den Gräten über Cosasca und Porcelli zeigen. Über deren Zustand bzw. deren Existenz ist mir aber nichts bekannt. Deshalb nehmen wir den Gipfel von Trontano her in Angriff, was ohne Schwierigkeiten möglich sein sollte.

Wir lassen den Tag gemütlich angehen. Nach dem Frühstück und dem obligaten Einkauf sowie einem Abstecher zur Post, setzen wir uns vor dem Hotel Eurossola am Bahnhof auf eine Bank im Schatten, und geniessen ein Znüni das aus Joghurts und Fruchtsäften besteht. Danach tauchen wir in den Untergrund ab, d.h. nach "Domodossola SSIF", den Bahnhof der Centovallibahn. Dort fährt der Regionalzug pünktlich um 9.53 Uhr los; es ist ein altehrwürdiger Gelenktriebwagen der Baureihe ABe 8/8, hergestellt 1959, mit Fenstern zum Öffnen! Mit viel Quietschen zwängt er sich durch die engen Kurven die dem Bahnhof folgen, quert anschliessend den Toce und beschleunigt auf der ebenen Strecke gegen Masera hin. Die Lärmentwicklung ist dabei bemerkenswert, bald zeigt sich jedoch, dass dies nicht ganz normal ist, denn Bremsgeruch erfüllt das Abteil, obwohl wir gar noch nicht bremsen... Sieht nach einem Bremsdefekt aus! Kurz vor Masera steigt dichter Rauch auf, und im Bahnhof macht sich der Zugbegleiter am schadhaften Drehgestell ans Werk. Ob er den Bremsklotz lösen konnte? Wohl nicht richtig, denn auf der Weiterfahrt über die steile, kurvenreiche Rampe nach Trontano hinauf, riecht es weiter verdächtig und das schadhafte Drehgestell dröhnt frischfröhlich weiter. Aber der Zug fährt und niemand scheint sich gross an den Umständen zu stören, zu sehr fesselt die spektakuläre Linienführung und der Ausblick hinunter ins Tal nach Domodossola.

In Trontano (518 m) heisst es für uns aussteigen, auch wenn ich die unterhaltsame Fahrt durchaus noch länger hätte geniessen können. In der durch das Warten auf den Gegenzug verursachten Pause macht sich der Zugbegleiter erneut am Drehgestell zu schaffen und es entzieht sich meiner Kenntnisse, ob dieser Zug sein Ziel, das Dorf Re noch erreicht hat. Ich denke aber schon, vielleicht halt mit einem etwas abgefahrenen Bremsklotz!

Den Weg durch Trontano hindurch und hinauf in den Wald kennen wir bereits von unserer Tour zum Rifugio Parpinasca. Dennoch heisst es aufmerksam sein, und nach der Alpe Faievo (969 m) verlieren wir promt den Wanderweg, da hier in der Zwischenzeit eine neue Waldstrasse gebaut wurde, die unser Kartenwerk noch nicht zeigt. Die Richtung stimmt aber ungefähr, daher gehen wir mal weiter. Bald wird klar, dass diese Strasse zum Rifugio führen muss, was für uns heisst, dass wir unseren Wanderweg hinten im Tal wieder kreuzen würden. So ist es auch, und durchwegs steil gelangen wir so zur nächsten Alp, der Alpe Pieso (1440 m). Die Wegmarkierung und die neue Ausgabe der T-Karte Domodossola stimmen nun wieder perfekt überein, allerdings müssen wir in der Querung zum Wald hinüber aufpassen, die richtige Verbindung nicht zu verlieren, da im hohen Gras kaum Spuren vorhanden sind. Aber Steinmänner und gelegentliche rot-weisse Farbmarkierungen leisten bei der Orientierung gute Dienste.

Der Aufstieg im Wald ist dann wieder auf einwandfreiem Weg möglich und bald erreichen wir den Grat, der von der Stadt unten so mächtig im Osten aufragt. Der Weg weicht allerdings bald in die östliche Flanke aus und steigt schliesslich sehr steil wieder zur Gratschneide hoch, wo wir den Wald verlassen und einen überwältigenden Blick in die Abgründe der gegenüberliegenden Seite geniessen können.

Noch haben wir unser Ziel aber nicht erreicht. Dazu müssen wir den markierten Weg, welcher weiter Richtung Bivacco Alpe Rina führt, verlassen. Auf einer dünnen Wegspur gelangen wir so bald zu den Resten der Alpe di Nava. Pt. 1728 ragt gleich dahinter auf - von hier aus betrachtet ein grasiger Hügel, den wir in Kürze erreichen.

Wir geniessen die umfassende Aussicht von da oben, verspeisen unser bescheidenes Picknick und legen uns danach längere Zeit ins Gras, die traumhafte Ruhe dieses Ortes geniessend.

Kurz vor drei Uhr machen wir uns allmählich auf den Rückweg, der grundsätzlich gleich ist wie der Hinweg. Um die Sache interessanter zu machen, probieren wie noch zwei Varianten aus: Die erste betrifft den direkten Weg, der laut Karte von den Hütten der Alpe di Nava direkt zum Gratweg hinunterführt. Wir finden ihn mühelos und ebenso ist er auch zu begehen, obwohl er äusserst steil ist. Weiter vorne bleiben wir noch eine Weile auf dem Gratweg, statt wieder zur Alpe Pieso hinunterzusteigen. Diese Verbindung ist sehr abwechslungsreich und erlaubt packende Ausblicke ins Haupttal hinunter. Bei der Alpe Drisioni gehen wir dann doch rechts, verfehlen allerdings die auf der Karte rot gekennzeichnete Verbindung und erwischen stattdessen den Fussweg, der uns schliesslich wieder zur Alpe Pieso führt. Das spielt aber keine Rolle, der Abstecher hat sich auf jeden Fall gelohnt.

Wir sind zeitig zurück in Trontano und haben bis zur Abfahrt des Zuges noch genügend Zeit um 1 kg Aprikosen zu vernaschen, die wir heute früh im sympathischen Geschäft namens "Domo Frutta" gekauft haben. Dann fährt um 17.19 Uhr der ABe 8/8 aus Re ein (nicht derselbe wie heute morgen) und führt uns zuverlässig wieder nach Domodossola zurück. Dort lassen wir uns am Abend im Ristorante La Terrazza auf der grossen Terrasse nieder, wo ein Salat, eine Pizza Calabrese und viel Bier aufgetischt wird. Und Nachtisch gibt's heute auch. Dies aber - natürlich - bei "Voglia di Gelato", wo spätabends Hochbetrieb herrscht!

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Tourengänger: ABoehlen


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Kommentare (2)


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Zaza hat gesagt:
Gesendet am 16. August 2012 um 20:31
Ciao Adrian

Für die Wegverhältnisse im Hang ob Porcelli braucht man nicht weit zu suchen: Klick und Klack. Sehr interessante Gegend!

LG, Manuel


ABoehlen hat gesagt: RE:
Gesendet am 17. August 2012 um 10:15
Besten Dank, das ist sehr gut! Werde ich mir für das nächste Mal merken!

LG Adrian


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