Wetterhorn 3692m


Publiziert von Freeman , 6. August 2012 um 13:44.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Jungfraugebiet
Tour Datum: 1 August 2012
Hochtouren Schwierigkeit: ZS-
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 12:00
Aufstieg: 1530 m
Abstieg: 2520 m
Strecke:Glecksteinhütte SAC - Wettersattel - Wetterhorn - Wellhornsattel - Dossen - Dossenhütte - Rosenlaui
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Grindelwald, Abzw. Gleckstein
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Rosenlaui, Hotel
Unterkunftmöglichkeiten:Glecksteinhütte SAC, Dossenhütte SAC
Kartennummer:1:25'000 Blatt 1229 Grindelwald, Blatt 1230 Guttannen

Von Grindelwald aus gewinnt man einen imposanten Eindruck vom Wetterhorn. Genauso eindrücklich sind dann auch die verschiedenen Gipfelanstiege auf die Wetterhorngruppe via Willsgrätli, über den Oberen Grindelwaldgletscher, den Rosenlauigletscher oder den Gauligletscher. Die Anstiege von der Dossenhütte über den Rosenlauigletscher gestalten sich als eher einfach.

Der meist besuchte Gipfel der Wetterhorngruppe ist natürlich das Wetterhorn selbst. Es ist ein ausgezeichneter Aussichtsberg mit Tiefblick nach Grindelwald und bis weit ins grüne Unterland. Im Sommer wird das Wetterhorn meist von Grindelwald über das Willsgrätli bestiegen. Die Gipfelbesteigung kann gut mit einer Überschreitung von der Glecksteinhütte zur Dossenhütte verbunden werden.

Von der Glecksteinhütte sind wir auf einem gut sichtbaren Pfad gestartet und unschwierig bis zum Chrinnengletscher aufgestiegen. Wir haben in gerader Linie über den Chrinnengletscher die westliche Nische des weit in den Gletscher hinunter reichenden Felssporn angepeilt. Im oberen Teil dieser Nische überschreitet man den Bergschrund und gelangt gegen Osten auf den Sporn und über dessen Rücken empor an sein oberes Ende zum sogenannten 'Frühstücksplatz'. Hier wechselt das Gestein von Gneis zu plattigem, splittrigem Kalk.

Vom 'Frühstücksplatz' geht es über diesen plattigen und splittrigen Kalk auf teilweise schmalen abwärts geschichteten Felsbändern gerade empor bis zu einem breiten, eher wenig ausgeprägten glatt polierten Couloir. Entweder man kommt gut zurecht mit diesem Fels oder man ist eher abgeneigt. Ein Rutscher kann für die ganze Seilschaft definitive Konsequenzen haben. Ich weiss nicht genau, ob wir das Couloir an der richtigen Stelle gequert haben. Ich empfand es als etwas heikel und hinter mir habe ich dann auch mal heftiges Fluchen vernommen und entsprechend schnell das Seil angezogen. ;o)

Das Couloir wird etwas unterhalb einer gelblich-braunen Aushöhlung, dem sogenannten 'Dräckloch', gequert. Die Querung des Couloir's kann bei Vereisung, Neuschnee und Regen heikel sein. Angeblich soll es bei dieser Querung Sicherungsstangen haben und ein Muniring. Ich habe jedoch erst nach der Querung des Couloir's, beim weiteren Aufstieg zwei Sicherungsstangen gesehen.

Nach der Querung des Couloir's, nun auf dem Willsgrätli, geht es in leichter Kletterei (II bis III-) gerade hinauf. Nur eine Stelle im unteren Bereich bleibt mir in Erinnerung, wo ich nach einem geeigneten Griff etwas suchen musste.

Die Kletterei über das Willsgrätli ist angenehm. Teilweise sicherten wir punktuell, z.T. gingen wir gleichzeitig und sicherten um die Felszacken. Kurz unter dem Wettersattel verliert der Grat seine ausgeprägte Form und wir traversierten über Schnee in den Wettersattel.

Eigentlich war die Überschreitung des Mittelhorn unser Ziel. Doch wenn ich schon mal hier oben bin, wollte ich auch das Wetterhorn besteigen. Sputnik hatte dagegen nichts einzuwenden und beteuerte er würde im Wettersattel ausruhen und warten.

Vom Wettersattel steigt man über den anfänglich breiten Gratrücken, dann immer schmaler werdend, über die steile Südflanke auf. Ist die Gipfelkuppe zuverlässig verfirnt, kann man rechterhand bis unter die Gipfelwächte aufsteigen. Bei Vereisung oder kompletter Ausaperung hält man sich besser links den Sicherungsstangen entlang. Da die Südflanke im Sommer normalerweise ausgeapert ist, besteht Steinschlaggefahr.

Vom Gipfel kann man eine geniale Tiefsicht nach Grindelwald geniessen sowie bis weit ins grüne Unterland. Auch die umliegenden Berge zeigten sich von ihrer majestätischen Seite.

Beim Abstieg benutzt man in geeigneter Weise die Sicherungsstangen und seilt an diesen ab. Dies braucht zwar etwas Zeit, ist aber sicher. Beim Seilabzug kann leicht Steinschlag ausgelöst werden.

Zurück im Sattel kommt mir Sputnik vom Mittelhorn entgegen, was mich erstaunt, wollten wir doch gemeinsam das Mittelhorn besteigen! Er berichtet, eine Überschreitung sei nicht machbar, da der Südostgrat stark geröllhaltig sei und das Firncouloir für einen Abstieg zu steil.

Dass ein Abstieg über das Willsgrätli für mich nicht in Frage kommt, habe ich schon früh kommuniziert. So bleibt uns nur noch der lange Abstieg über die Dossenhütte nach Rosenlaui.

Vom Wettersattel gelangt man via Wellhornsattel in das Gletscherbecken am Nordostfusse des Rosenhorn's. Ein Bergsteigerpärchen hat uns empfohlen nicht die alte Route zu nehmen und via Couloir in den Dossensattel aufzusteigen, da dieses je länger desto stärker von Steinschlag betroffen sei.

Gemäss Auskunft der Hüttenwartin der Dossenhütte soll man aus dem Gletscherbecken über die Spaltenzone zum Ränfenjoch 3043m hochsteigen und unterhalb des Südgipfel des Dossen auf 3040m Richtung Dossensattel queren Routenverlauf. Man gelangt somit auf ein Felsbändli und zu ausgeprägten Spuren welche durch die Felsen zum Dossensattel führen.

Natürlich liess ich es mir nicht nehmen den Nordgipfel des Dossen zu besteigen. Die Besteigung ist unschwierig, der 'gewachsene' Fels wunderbar griffig jedoch auch mit viel losem Gestein durchsetzt, Steinschlaggefahr.

Schon beim Betrachten des Dossengrates war mir klar, dass dieser sicher einiges an Zeit in Anspruch nehmen würde. So beschloss ich, den blauen Markierungen für ca. 50-60 Meter zu folgen und an einer geeigneten Stelle auf den Firnhang zu wechseln. Ich habe die Felsen auf 2880m auf dem Firnfeld südöstlich umgangen und dann westlich von Punkt 2716m in direkter Linie die Dossenhütte angesteuert. Gemäss Auskunft in der Dossenhütte wurden die Seile am Dossengrat gerade am Vortag erneuert und dieser sei nun gut und einfach zu übersteigen.

Der Hüttenweg zwischen Dossenhütte und Rosenlaui ist bekannt als ein landschaftlich eindrücklicher alpiner Zustieg jedoch auch als einer der anspruchsvolleren Hüttenwege (T4). Der Weg verlangt Trittsicherheit und man sollte schwindelfrei sein. Schwierige Stellen sind mit Drahtseilen gesichert und mit Leitern und Tritten versehen. Weiss-blau-weisse Markierungen zeigen den Wegverlauf.

Ich bin leicht unter Zeitdruck um den Bus von Rosenlaui auf die Grosse Scheidegg zu erreichen. Sputnik hat da noch seine Klamotten mit Führer und Foto-Objektiv in der Glecksteinhütte. Auch ich habe noch ein altes Militärshirt, den Hüttenschlafsack und das Zahnbürsteli dagelassen, was ich jedoch locker verkraften könnte. Welch gute Seele steigt nun nach diesem langen Tag, ja nach fast einer kleinen Odyssee da nochmals zur Glecksteinhütte hoch und trägt die Sachen dem Tourenkamerad nach? Hmm!

Auf der Strecke zwischen der Schwarzwaldalp und Oberer Gletscher auf der Seite von Grindelwald wird auch der GA-Besitzer von den örtlichen Transportunternehmen abgezockt. Für diese kurze Strecke zahlt man aus meiner subjektiven Sicht ein Wucherpreis!

Der Hüttenaufstieg zur Glecksteinhütte, rund 760 Höhenmeter spule ich in 1 1/2 Stunden ab, denn ein köstliches Nachtessen wartet da auf mich und ich bin nur sehr sehr ungern zu spät.

Das Hüttenteam ist sehr nett und zuvorkommend. Zur 1. August Feier gibt es noch reichlich Kuchen, Schokoladencrème und andere Köstlichkeiten und am späteren Abend ein riesiges Höhenfeuer unweit der Hütte.

Es war ein langer Tag mit einer offenen Frage, wie die Überschreitung des Mittelhorn aussieht. Eines Tages werde ich es wohl wissen.
Kommentare zur Mittelhornüberschreitung sind erwünscht.


Tourengänger: Sputnik, Freeman


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ZS- III
1 Aug 12
Mittelhorn 3704m · Sputnik

Kommentare (1)


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Domino hat gesagt:
Gesendet am 6. August 2012 um 14:18
Hi Freeman
Schöne Tour, gratuliere! Und die vielen "Blüemli", und so verschiedene ;o)

Grüessli
Domino


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