Matterhorn über den Hörnligrat


Publiziert von El Chasqui , 31. Juli 2012 um 09:06.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:30 Juli 2012
Hochtouren Schwierigkeit: ZS
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS   I 
Zeitbedarf: 1 Tage
Strecke:Hörnlihütte - Gipfel über den Hörnligrat

Eigentlich wollte ich das Matterhorn immer Anfang oder Ende Saison machen, doch 4 Jahre lang fand ich keinen entsprechenden Termin oder eine Kaltfront machte meine Buchung wieder einmal obsolet. Diesmal versuchte ich es mit einem festen Datum in der Hochsaison, der 30.7. sollte es sein und wieder drohte die Kaltfront vom letzten Samstag das Abenteuer zu verschieben. Doch es sollte klappen, wenngleich auch unter ziemlich schwierigen Bedingungen.
Pünktlich um 03.30 ging das Licht in der Hütte an. Der Bergführer erklärte uns am Vorabend, dass wir genau 20 Minuten Zeit haben, für Anziehen, Morgenessen etc. Und tatsächlich, Punkt 03.50 rannten wir los. Das waren 8 Matter Bergführer inkl. Gäste (einer davon war ich), und vielleicht so etwas 4 weitere Seilschaften. Also eigentlich erfreulich wenig Leute am Berg.
Bereits der Einstieg hat es in sich. An einem Fixseil gehts steil hinauf, danach läuft man eineinhalb Stunden in der Dunkelheit, nicht wirklich schwierig , aber die Tritte sind zum Teil recht hoch, da merkt man schnell die Muskeln. Ja, der Schnee vom Samstag lag noch tief, schon unterhalb des Gebiss - also weit unter der Solvayhütte - montierten wir die Steigeisen.
Das Gebiss war durch den Schnee etwas heikel zu gehen, hingegen war die untere Moseleyplatte praktisch aper. In gut gestuftem Fels - eine der schönsten Stelle dieser Route -  ging es da hoch zur Solvayhütte (Aussicht: 5 Sterne, Einrichtung: minus 5 Sterne), die wir nach etwas mehr als 2 Stunden erreichten.
Und dann wird es ziemlich schwierig. Gleich nach der Hütte geht es praktisch senkrecht über die obere Moseleyplatte, wieder heikler, da alles im Schnee. Dann folgten auch wieder einfachere Stellen, aber der Schnee zwang zu sehr vorsichtigem Laufen. Es folgte die Schulter. Es zog sich in die Länge. Und dann kamen die Fixen Seile. Da ist man schon deutlich über 4000 Meter, man spürt schon alle Muskeln, und dann muss man sich an diesen steilen Fixseilen hochziehen (Tipp: mehr mit den Beinen klettern, statt nur hochziehen). Kam dazu, dass vieles vereist war und der Schnee nur so vom Dach herunterbrösmelte. Wir erreichten das untere Dach - natürlich auch alles auf Schnee - wo man gut von Stange zu Stange sichern konnte. Halbwilde Tschechen überholten uns ohne zu sichern an ziemlich langem Seil...
Dann folgte die heikelste Stelle der ganzen Tour, das obere Dach, der Aufstieg zum Gipfel. Nicht mehr so steil, aber keine Möglichkeit, sich zu sichern. Hier muss man ganz vorsichtig aufsteigen, ein Ausrutschen auf dem Schnee hat schlimme Folgen.
Nach gut 4 Stunden und 50 Minuten erreichten wir den Gipfel, der uns mit einer starken Windböe empfing. Deshalb liessen wir auch den Italienischen Gipfel rechts liegen, assen etwas Kleines und machten uns wieder auf den Abstieg. Und der wurde lang, sehr lang (6 Stunden). Der Schnee weichte in der Zwischenzeit auf und wurde richtig schlieferig. Schliesslich erreichten wir um 14 Uhr wieder die Hörnlihütte.
Insgesamt waren heute an diesem wunderschönen Tag ca.  15 Seilschaften am Hörnligrat unterwegs. Drei Seilschaften kreuzten wir gegen 12 Uhr unterhalb der Solvayhütte, die haben dann wohl im Grand Hotel Solvay übernachtet.
Heute erreichten bei weitem nicht alle Seilschaften den Gipfel. Dies ist sicher auch darauf zurückzuführen, dass 3/4 der Tour mit den Steigeisen geklettert werden mussten.
Nun, ich war nun oben, freue mich sehr, es war aber ein grosses Stück Arbeit, mehr als ich eigentlich gedacht habe. Es ist eine nicht zu unterschätzende Tour, technisch nicht sehr schwierig, aber auf der ganzen Route (ausser im untersten Bereich) stets ausgesetzt und konditionell sehr fordernd. Um erfolgreich zu sein, müssen meines Erachtens die folgenden Faktoren stimmen:
  • trittsicher und schwindelfrei
  • sehr gute Kondition und gut trainierte Oberschenkel und Ärme
  • Klettern im 4 Schwierigkeitsgrad (damit man noch ein bisschen Reserve hat)

Tourengänger: El Chasqui


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Kommentare (8)


Kommentar hinzufügen

MaeNi hat gesagt:
Gesendet am 31. Juli 2012 um 09:30
So guät! Herzliche Gratulation zum Horu!

LG
Nicole und Marcel

El Chasqui hat gesagt: RE:
Gesendet am 31. Juli 2012 um 09:33
Beschtä Dank!

Gruess is Muetital
Urs

Zocky hat gesagt:
Gesendet am 31. Juli 2012 um 09:35
Gratuliere. Sehr schöne Eindrücke!

Henrik hat gesagt: Innerlich getragen,
Gesendet am 31. Juli 2012 um 09:36
aussen behütet und mit Reserven
gesund nach unten gekommen. Gratulation.

LG

Henrik


DHM123 hat gesagt: Winter ...
Gesendet am 31. Juli 2012 um 16:52
Nicht weit von einer Winterbesteigung entfernt.
Ganz schön miese Verhältnisse -
Respekt und Glückwünsche :)

hgu hat gesagt: Respekt!
Gesendet am 31. Juli 2012 um 19:26
...dieser Berg, bei diesen Bedingungen, meine Gratulation!

Nicole hat gesagt: WOW du hast es geschafft!!
Gesendet am 1. August 2012 um 08:40
Lieber Urs

Gratulation zu dieser Leistung, dem Biss, die Kondition und dem Vertrauen in dich! Ein Bericht wie ein Krimi - toll!

Das Schönste - es ist bei diesen schweren Verhältnissen nichts passiert und bist gesund & glücklich wieder zu Hause :-)

Respektvoller Gruss nach Zürich
Nicole

Parlando2 hat gesagt: Verspäteter Dank
Gesendet am 11. September 2016 um 17:25
Ein weiterer toller Bericht, von dem ich profitieren konnte! Nur, dass gestern (10.09.16) am Horu fast kein Schnee lag, wir mussten die Steigeisen erst am Dach montieren ...
Viele weitere schöne und sichere Touren - Parlando (= Gi, die noch auf den URS wartet ;))


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