Matterhorn-Hörnligrat


Publiziert von garaventa , 30. September 2010 um 07:02.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:28 August 2007
Hochtouren Schwierigkeit: ZS
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS   I 
Zeitbedarf: 1 Tage

Besteigungsbericht: Matterhorn-Hörnligrat-28.08.2007
 

Das Matterhorn war bisher eigentlich nie wirklich ein Thema für mich gewesen.

Schon früher hatte ich von der besonderen Hektik und dem Andrang die an diesem Berg vorherrscht gelesen und gehört.
All das schreckte mich bisher ab und tatsächlich brachte erst mein Führer den Berg ins Gespräch, da er sich infolge der Bedingungen, die in den Tagen vor unserer Besteigung vorherrschten, plötzlich wieder anbot.
Noch eine knappe Woche zuvor war das Horn stark verschneit, wie man auf den Bildern der Dent Blanche-Tour gut erkennen kann.
Also einigten wir uns auf einen Besteigungs-Versuch des Matterhorns wenngleich ich zuvor eine schlechte Nacht hatte. Ich war mir nicht sicher, ob ich es von der klettertechnischen Seite her packen würde.
Wir trafen uns am frühen Abend auf der Hörnlihütte und die war ziemlich gut belegt. Schätzungsweise 30 Zweierseilschaften befanden sich am Abend im Speiseraum und es war recht hektisch und laut.
Noch nie habe ich auf einer Hütte oder an einem anderen Berg eine solche Teilung der Anwesenden Bergsteiger in "Personen mit und ohne Bergführer" erlebt.
Die einheimischen Führer haben einen eigenen Sitzbereich (Stammtisch) an dem auch deren Klienten platznehmen dürfen. Der Rest der Hüttenbenutzer hat dort nichts zu suchen.
Am Morgen ist die Hüttentüre zunächst verschlossen und die Führer sammeln sich gegen 4:45 mit den bereits angeseilten Klienten vor dieser Türe.
Andere Gruppen die versuchen sich dort ebenfalls aufzustellen werden knallhart abgedrängt oder mit klaren Worten zum Verlassen dieser Zone aufgefordert.
Wenn die Türe dann geöffnet wird bricht der Sturm der "Bergführerseilschaften" richtig los.

Auf den ersten Metern hinter der Hütte, wo es sofort mal steil hinauf geht, wird zum Teil noch hektisch überholt und gedrängelt, denn danach gibt es nirgendwo mehr eine Chance, andere langsamere Seilschaften zu überholen. Am ersten Aufschwung hatte ich schon einen 180er Puls (geschätzt)

Alle Führerlosen müssen sich zwangsläufig hinten einreihen und an den kritischen Stellen mit langen Wartezeiten und Steinschlag rechnen.
So ist die Realität am Matterhorn; ich hatte ja mache Geschichte gehört, doch das Erlebte hätte ich nicht für möglich gehalten.

Schon unterhalb der unteren Moseleyplatte liegt Schnee, ab der Solvayhütte(4003m) heisst es dann: Steigeisen an!

Am unteren Rand der Schulter liegt bereits sehr viel Schnee aber Dank der Eisen haben wir guten Halt.

Von der Schulter gibt es dann einen respekteinflössenden Blick in die winterliche Matterhorn-Nordwand.

Wenig später tauchen auch schon die ersten Fixseile am Dach auf; ab hier sehr steil und teilweise heikle Blankeisstellen

Das Klettern in den Fixseilen ist schon speziell; diese Stellen empfand ich persönlich als die anstrengensten der ganzen Tour.

Dann ist es endlich geschafft; mir blieb ein Moment der Besinnung und Ehrfurcht auf dem Gipfel!

Die Führer haben ein für mich stenges Tempo noch oben angeschlagen. Wir waren in 3,5h auf dem Gipfel und haben nur an der Solvayhütte kurz pausiert um die Eisen anzuziehen.
Später sollte sich das jedoch noch auszahlen, denn 100Hm oberhalb der Hörnli-Hütte bricht ein Gewitter los.

Für den Abstieg haben wir 3h benötigt und da ist eine Rast an der Solvayhütte mit enthalten.

Um nachfolgende Seilschaften beim Aufstieg so wenig wie möglich zu behindern, seilen wir an den meisten Seilstücken ab, ohne die Fixseile zu benutzen.

Dennoch sind an diesem Tag von den gestarteten 30 Seilschaften nur 12 Paare auf den Gipfel gekommen, die anderen mussten abbrechen.

Blick nach oben auf Ostwand und Gipfelkopf; hinter uns folgen noch zahlreiche Seilschaften

Die Führer drängen zur Eile, denn das Wetter verschlechtert sich zusehens.

Kurz vor Erreichen der Hörnlihütte bricht der Regen los.
Doch schon mach 30 Minuten verzieht sich das erste Gewitter des Tages und gibt noch einmal den Blick auf das Horn frei.

Nun wusste ich, warum wir es unterwegs zügig angehen ließen, die Wetterverschlechterung war im Zeitplan fest programiert gewesen und es hat zum Glück auch gut gepasst.

Zum Dank der erfolgreichen und gesunden Rückkehr legten wir dann noch einen Stein an das Gedenkkreuz zwischen Schwarzsee und Hütte.

Das Matterhorn ist sicher ein Bergerlebnis der besonderen Art aber ist ist auch ein Berg, den man einmal aber nicht unbedingt irgendwann nochmal besuchen muß.
Es sei denn man wagt eine der schwierigeren Routen auf diesen Ausnahmeberg.

Noch eine Bemerkung am Rande:

Wer das Matterhorn ohne Führer machen möchte, der sollte über gute Wegkenntnisse verfügen, denn gerade am Morgen ist es superschwer die richtige Route zu finden. Viele hoffen darauf im Windschatten einer Führerseilschaft nach oben geleitet zu werden, doch das funktioniert nur mit viel Glück und guter Klettergeschwindigkeit. Wer einmal abgehängt worden ist hat Probleme und die nehmen bis zur Solvayhütte stetig zu.

Das Geld für einen guten Führer ist meiner Meinung nach gut angelegt, ich jedenfalls würde den Berg niemals "OHNE" empfehlen!!
Und eines noch: Auf dem Gipfel beginnt die Tour nochmal von vorne, dass sollte man NIE vergessen!!!


Gruss garaventa

Tourengänger: garaventa


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Kommentare (2)


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Baldy und Conny hat gesagt: Gratulation
Gesendet am 30. September 2010 um 08:42
zur Besteigung. Ihr hattet da ja winterliche Verhältnisse. Wir waren 2 Wochen später auch oben. Allerdings bei besten Verhälnissen, ausser ein bisschen die Sicht. Die fehlte oben teilweise. Nochmals Gratulation
Gruss Angelo und Conny

Christian1 hat gesagt: Winter im Sommer
Gesendet am 1. Oktober 2010 um 07:30
Ist ja echt hart, der Winter hat in den Bergen dieses Jahr Mitte August begonnen... Gratuliere, der ganze Neuschnee macht diese Tour ja nicht wirklich einfacher und wie Du Recht hast, am Horu ist oben erst Halbzeit.


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