Abgeblitzt am Tombeau des Allemands
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Tombeau des Allemands, Gruft der Deutschen - was für ein Name, den man da im untersten Unterwallis, am Ufer des Lac Léman, findet! Dieser Ort hat in der Region einen nahezu mythischen Ruf, was natürlich unser Interesse wecken muss. Und das, obwohl im aktuellen SAC-Führer zu lesen ist "Ce cheminement dangereux doit absolument être évité".
Topografisch ist es so, dass, wenn man z.B. vom Grammont kommend auf der Terrasse zwischen Voyis und Lovenex unterwegs ist, der direkte Abstieg durch das Couloir du Pescheux einladend ist, zumal der Blick nach Novel hier bereits frei ist und man vielleicht keine Lust hat, den Wiederaufstieg zum Col de la Croix auf sich zu nehmen. Aber wer diesen Abstieg in Angriff nimmt, stösst am unteren Ende des Pescheux auf eine nahezu senkrechte Wand. Hier ist eben das Tombeau des Allemands, weil der Überlieferung nach früher einige Wanderer an dieser Stelle zu Tode gestürzt sein sollen, vgl. z.B. den Auszug aus dem SAC-Jahrbuch 1911 (unten).
So ist denn schon im SAC-Jahrbuch von 1907 und 1910 zu lesen, dass dieser Durchgang besser hergerichtet werden sollte (Zitate vgl. unten). Allerdings wurde daraus vorderhand nichts, denn die Route wurde erst 1934 erstbegangen und damals mit dem Einsatz einiger Haken (eine frühere Begehung von 1893 verlief von oben gesehen links des Wasserfalles, in haarsträubendem Gelände).
Später, zur Zeit des zweiten Weltkrieges, versuchten jüdische Flüchtlinge, aus dem besetzten Frankreich zu entkommen, indem sie bei Novel die Grenze überschritten. Dabei wurden teilweise auch grimmige Routen wie eben diese hier begangen, weil hier eine gewisse Gewähr bestand, dass keine Grenzwächter in der Nähe sein würden.
All das klingt interessant und die Quellenlage in Literatur und im Internet ist ziemlich mager. Im alten SAC-Führer (1964) ist die Route beschrieben. Daneben findet man im Internet einige alte Ansichtskarten (Klick), einen Bericht eines Eiskletterers, der den daneben liegenden Wasserfall beging (Klick) und eine kurze Erwähnung in einem Tourenbericht des CAF Pays-de-Gex (Klick). Vor allem die letzte Quelle war interessant für uns, war doch hier erwähnt, dass die kritische Stelle mit Kabeln ausgerüstet sei.
Also auf, und das bei eher unsicherem Wetter. Nach dem starken Regen des Vortages war der Boden gründlich durchnässt und weil sich die Wolken nur sehr zögerlich auflösen wollten, änderte sich daran nicht allzu viel. Von Saint-Gingolph folgten wir dem Wanderweg, dann der Fahrstrasse bis Le Freney (hübsches Café) und En Clarive. Nun ging es durch ziemlich krautiges Gelände dem Bachlauf entlang aufwärts bis zu P. 1025. Hier wurde uns der Kampf mit dem triefend nassen Gestrüpp zu mühsam und wir machten für den Rest des Anmarsches den Bogen zu P. 1087 und dann auf einer völlig überwachsenen Fahrstrasse Richtung Süden, bis auf Etwa 1160 m, am Rande einer Schutthalde (auf LK gut erkennbar). Nun stiegen wir auf der Schutthalde (instabil) und dann rechts davon an, wobei sich punktuell eine Spur erahnen liess. Bald hörten und dann sahen wir den gewaltigen Wasserfall, der über die Felswand hinab stürzt. Links des Falles ging es steil aufwärts bis an die Wand und da waren wir also beim Einstieg.
Hier findet sich eine kleine Erinnerungstafel an den Mann, der den Durchgang in den 1940er Jahren ausrüstete. Und wir fanden tatsächlich ein solides und gut verankertes Kabel, das sehr steil den ersten grasigen Kamin hinauf führte. Auf der folgenden Kanzel standen wir nun vor einer geradeaus weiter über eine Felswand führende Leiter oder aber einen mit dem Kabel gesicherten Verlauf, der links und dann rechts über die erste Stufe führt. Hier muss die Stelle sein, welche die Leute aus Novel einst als "Bénitier du Diable" (Taufstein des Teufels) bezeichneten.
Die Leiter verwarfen wir rasch, denn sie ist völlig instabil und führt nur zur Hälfte über die folgende Wand hinauf. Blieb also der Weg nach links. Ihn meisterte
Poudrières recht schnell, während
Hurluberlu mehrere Anläufe benötigte. Insbesondere fehlen gescheite Griffe, so dass man sich quasi völlig in eine herabhängende Schlinge einhängen muss. Nach eingehendem Studium schien mir die Sache schliesslich zu heikel (auch wegen dem feuchten Grund) und ich liess die Finger davon. Per SMS teilte ich den Kollegen den Rückzug mit, da wegen des Wasserfalls kaum andere Kommunikation möglich war und machte mich vorsichtig auf den Abstieg, der dann via P. 1234 nach La Frête und dann runter nach Saint-Gingolph zum Schiff führte.
Nun ja, win some, lose some...vielleicht probiere ich es irgendwann noch einmal, dann aber bei trockenem Wetter und vielleicht mit einem Klettersteigset zur Sicherheit.
Zum weiteren Tourenverlauf vgl. diesen Bericht von Christophe.
SAC-Jahrbuch 1907:
Comme travaux d' utilité publique dans le domaine des Alpes auxquels le comité s' est intéressé, citons: Les poteaux indicateurs en fer apposés à l' endroit nommé le „ Tombeau des Allemands " sur Novel, les flèches indicatrices au Pas du Lustre, et le nouveau nivomètre installé par notre collègue Dr Mercanton aux Diablerets.
SAC-Jahrbuch 1910:
Décisions. Au cours de ces séances, les décisions suivantes ont été prises: Entrée de la section comme membre à vie dans la Ligue pour la protection des sites ( Heimatschutz ). Décision de principe de subventionner l' établissement d' un chemin au Pissot ( St-Gingolph ) au lieu dit „ Tombeau des Allemands ".
SAC-Jahrbuch 1911:
242. Juli. An den Jumelles ( Savoyen ) verunglückte der in Vevey wohnhafte Wilhelm Albertsmeyer aus Hamburg, indem er an einer Abseilstelle der Route Grammont-Tombeau des Allemands aus Unwohlsein das Seil losließ und 35 m in die Tiefe stürzte, wo ihn seine zwei Begleiter mit einer schweren Kopfwunde fanden, welcher er bald erlag. Alp. 1911, pag. 177.
Topografisch ist es so, dass, wenn man z.B. vom Grammont kommend auf der Terrasse zwischen Voyis und Lovenex unterwegs ist, der direkte Abstieg durch das Couloir du Pescheux einladend ist, zumal der Blick nach Novel hier bereits frei ist und man vielleicht keine Lust hat, den Wiederaufstieg zum Col de la Croix auf sich zu nehmen. Aber wer diesen Abstieg in Angriff nimmt, stösst am unteren Ende des Pescheux auf eine nahezu senkrechte Wand. Hier ist eben das Tombeau des Allemands, weil der Überlieferung nach früher einige Wanderer an dieser Stelle zu Tode gestürzt sein sollen, vgl. z.B. den Auszug aus dem SAC-Jahrbuch 1911 (unten).
So ist denn schon im SAC-Jahrbuch von 1907 und 1910 zu lesen, dass dieser Durchgang besser hergerichtet werden sollte (Zitate vgl. unten). Allerdings wurde daraus vorderhand nichts, denn die Route wurde erst 1934 erstbegangen und damals mit dem Einsatz einiger Haken (eine frühere Begehung von 1893 verlief von oben gesehen links des Wasserfalles, in haarsträubendem Gelände).
Später, zur Zeit des zweiten Weltkrieges, versuchten jüdische Flüchtlinge, aus dem besetzten Frankreich zu entkommen, indem sie bei Novel die Grenze überschritten. Dabei wurden teilweise auch grimmige Routen wie eben diese hier begangen, weil hier eine gewisse Gewähr bestand, dass keine Grenzwächter in der Nähe sein würden.
All das klingt interessant und die Quellenlage in Literatur und im Internet ist ziemlich mager. Im alten SAC-Führer (1964) ist die Route beschrieben. Daneben findet man im Internet einige alte Ansichtskarten (Klick), einen Bericht eines Eiskletterers, der den daneben liegenden Wasserfall beging (Klick) und eine kurze Erwähnung in einem Tourenbericht des CAF Pays-de-Gex (Klick). Vor allem die letzte Quelle war interessant für uns, war doch hier erwähnt, dass die kritische Stelle mit Kabeln ausgerüstet sei.
Also auf, und das bei eher unsicherem Wetter. Nach dem starken Regen des Vortages war der Boden gründlich durchnässt und weil sich die Wolken nur sehr zögerlich auflösen wollten, änderte sich daran nicht allzu viel. Von Saint-Gingolph folgten wir dem Wanderweg, dann der Fahrstrasse bis Le Freney (hübsches Café) und En Clarive. Nun ging es durch ziemlich krautiges Gelände dem Bachlauf entlang aufwärts bis zu P. 1025. Hier wurde uns der Kampf mit dem triefend nassen Gestrüpp zu mühsam und wir machten für den Rest des Anmarsches den Bogen zu P. 1087 und dann auf einer völlig überwachsenen Fahrstrasse Richtung Süden, bis auf Etwa 1160 m, am Rande einer Schutthalde (auf LK gut erkennbar). Nun stiegen wir auf der Schutthalde (instabil) und dann rechts davon an, wobei sich punktuell eine Spur erahnen liess. Bald hörten und dann sahen wir den gewaltigen Wasserfall, der über die Felswand hinab stürzt. Links des Falles ging es steil aufwärts bis an die Wand und da waren wir also beim Einstieg.
Hier findet sich eine kleine Erinnerungstafel an den Mann, der den Durchgang in den 1940er Jahren ausrüstete. Und wir fanden tatsächlich ein solides und gut verankertes Kabel, das sehr steil den ersten grasigen Kamin hinauf führte. Auf der folgenden Kanzel standen wir nun vor einer geradeaus weiter über eine Felswand führende Leiter oder aber einen mit dem Kabel gesicherten Verlauf, der links und dann rechts über die erste Stufe führt. Hier muss die Stelle sein, welche die Leute aus Novel einst als "Bénitier du Diable" (Taufstein des Teufels) bezeichneten.
Die Leiter verwarfen wir rasch, denn sie ist völlig instabil und führt nur zur Hälfte über die folgende Wand hinauf. Blieb also der Weg nach links. Ihn meisterte


Nun ja, win some, lose some...vielleicht probiere ich es irgendwann noch einmal, dann aber bei trockenem Wetter und vielleicht mit einem Klettersteigset zur Sicherheit.
Zum weiteren Tourenverlauf vgl. diesen Bericht von Christophe.
SAC-Jahrbuch 1907:
Comme travaux d' utilité publique dans le domaine des Alpes auxquels le comité s' est intéressé, citons: Les poteaux indicateurs en fer apposés à l' endroit nommé le „ Tombeau des Allemands " sur Novel, les flèches indicatrices au Pas du Lustre, et le nouveau nivomètre installé par notre collègue Dr Mercanton aux Diablerets.
SAC-Jahrbuch 1910:
Décisions. Au cours de ces séances, les décisions suivantes ont été prises: Entrée de la section comme membre à vie dans la Ligue pour la protection des sites ( Heimatschutz ). Décision de principe de subventionner l' établissement d' un chemin au Pissot ( St-Gingolph ) au lieu dit „ Tombeau des Allemands ".
SAC-Jahrbuch 1911:
242. Juli. An den Jumelles ( Savoyen ) verunglückte der in Vevey wohnhafte Wilhelm Albertsmeyer aus Hamburg, indem er an einer Abseilstelle der Route Grammont-Tombeau des Allemands aus Unwohlsein das Seil losließ und 35 m in die Tiefe stürzte, wo ihn seine zwei Begleiter mit einer schweren Kopfwunde fanden, welcher er bald erlag. Alp. 1911, pag. 177.
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