Erratische Begegnungen - kein Schreibfehler!


Publiziert von Henrik , 12. Juni 2012 um 20:51.

Region: Welt » Schweiz » Solothurn
Tour Datum: 6 Juni 2012
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SO   CH-BE 
Zeitbedarf: 3:00
Aufstieg: 100 m
Abstieg: 100 m
Strecke:Vorlage Felix' Wanderung der gleichen Art
Zufahrt zum Ausgangspunkt:ÖV
Zufahrt zum Ankunftspunkt:ÖV
Kartennummer:map wanderland

... meinen Hang zu Wortspielereien kann ich auf hikr. m. E. genügend ausleben, Anlässe dazu gibt es zuhauf, sei es in Kommentaren, im Smalltalk und schliesslich in den Berichten – auch dieser ist so einer. Es verhielt sich wie mit dieser uralten philosophische Frage: das Ei kam vor dem Huhn, die nun angeblich geklärt zu sein scheint. Diesmal ging es um die Exklave, Enklave und nicht Sklave zu sein, für etwas, das einen abends den Schlaf zu rauben im Stande ist. Wahrscheinlichkeiten also ausblenden – hoppla. Jetzt wird es zu kompliziert. Beim Sichten und Suchen nach einer kleinen Wanderung, stiess ich auf diese: die Solothurner Exklave Steinhof. Einschlüsse begeistern allemal: seien es solche in Gesteinen, auf dem Teller (z. B. beim Obst und bei tropischen Früchten), sei es das Zwiebelprinzip bei der Bekleidung, in der Philosophie, in der politischen Geographie und der Topografie. Und wie gewohnt sollte das Speisen Teil des Ausfluges sein. Wir begaben uns nach Herzogenbuchsee, einem der bedeutendsten und ältesten Orte im Oberaargau, an dessen Ortsrand die Neubaustrecke der SBB vorbeiführt. Die Önz fliesst nicht mitten durch das Städtchen im bernischen Mittelland, hat es aber geprägt.
 
 ... am Bahnhofsplatz in „Buchsi“ beratschlagen wir zuerst die Richtung vor dem grossen Wegweiser und der Wandertafel. Gerade beginnt es zu nieseln, doch bald können wir die Knirpse wieder verstauen. Wir spazieren Richtung Bollodingen, gelangen kurz nach dem Einkaufszentrum  in einen Mischwald, mit sorgsam angelegtem WW am Waldrand entlang. Die in einiger Entfernung liegende alte Bahnstrecke der Verbindung Zürich – Bern wird engmaschig durch S-Bahnen und REs bedient und dient vornehmlich als Güterstrecke. Auch wird an ihr gerade durch einen Geleisetrupp gearbeitet, die die Zwischenräume der Schienen (Schienenstoss) zu einem Stück zusammenfügen. Nachdem wir die Bahnstrecke unten durch gequert, die Önz überschritten haben, befinden wir uns kurze Zeit später am Fusse der Moränen-erhebung, auf dessen Boden die Gemeinde Steinhof liegt, die seit 1. Januar 2012 mit Aeschi (SO) in Fusion gegangen ist. Kurz vor Pt. 487 wird die Kantonsgrenze berührt und keine Maut erhoben. Die knapp 100 HM sind die Mühe wert, denn Steinhof und der südlich gelegene Steineberg haben nicht umsonst den Flurnamen Stein in ihrem Namen: hier liegen die grössten Findlinge des Mittellandes und der Schweiz.
 
 ... die Umgebung wird landwirtschaftlich genutzt, bewirtschaftete Felder mit unterschiedlichem Korn finden wir vor. Hübsch die „Stöcklis“, die nicht nur der Nostalgie wegen uns begeistern können. Beim Reservoir etwas abseits des Weilers fällt die Graffiti auf, die an dessen Aussenwand angebracht ist, meint Roswitha doch „...ups, sogar hier draussen!“. Das eigentliche Ziel liegt vor uns – der Grösste seiner Art, von der Ur-Rhone 180 km aus den Alpen hierher geschoben... Wir setzen uns kurz für eine „Verschnaufpause“ auf die Holzbank, ein hübscher Rastplatz. Den Nachbarn lassen wir links liegen. Besuchen aber die kleine Kapelle von Steinhof, mit den frischen Wiesenblumenarrangements in den Kirchenfenstersimsen. Nicht nur Landwirtschaftsbetriebe fallen uns auf – auch die Ruhe wird Grund sein, hier zu wohnen. Unterschiedlicher Hausbau, nicht nur gerade schön anzusehen! Wir verlassen solothurnischen Boden, sind wieder beim Berner Bären „deheime“, um kurz danach wieder beim Burgäschisee dem Kanton Solothurn unsere Reverenz zu entbieten. Der WW führt durch forstlich gepflegten Wald, der uns durch seine Grün-Variantionen ganz besonders empfängt und inne halten lässt. Nicht ganz so lieblich, die Kantonsstrasse, die aber ein Fotosujet abgibt, das auch gefallen kann... 


 ...das Restaurant Seeblick hatte geschlossen, obwohl die Homepage andere Ruhetage angab. Zuhause versuchte ich dann dem auf den Grund zu gehen – erfolglos. Wie schon in der Romandie, als ich mit Claudia in Thierrens gleich drei Restaurants nicht mehr existent angetroffen habe, nervte mich dieser Umstand erneut. Ich werde wohl in Zukunft immer anrufen müssen, um solche Widrigkeiten auszuschliessen, wenn der Hunger gross und ich einen „guten, solventen“ Eindruck bei meinen BegleiterInnen hinterlassen möchte. Roswitha verzieh mir und meinte, die halbe Stunde bis nach Aeschi sei ja nur ein Katzensprung, ich pflichtete ihr bei. Leidlich war nur, dass es jetzt zu „schiffen“ begann, die Knirpse hervorgezupft und sogar noch dem Wind sich entgegenstemmen, he-nu-so-de. Am Ortsrand erfuhren wir, dass mind. ein Restaurant heute geöffnet haben müsste, von zweien und hold war uns das Glück: das „Kreuz“ hatte offen und die Gaststube war leer, um kurz nach 13 Uhr.
 
 ... wichtig war nach Wind und Regen was Warmes in den Magen. Die Pommes schmeckten mir so, dass ich mir eine zweite Portion bestellte. Dr Kafi nahmen wir andernorts ein. Mit dem Bus der Linie 5 (BSU) liessen wir uns nach Solothurn bringen, wir fanden das eine gute Idee, denn nach Grünvariationen und Graffiti noch etwas Kulturhistorisches nachfolgen zu lassen, unterlegt mit einer Kaffeepause draussen auf dem Kopfsteinpflaster, ggf. bei Sonne, ein guter Abschluss des Tages. Aber noch regnete es und der leere Bus fuhr an Orten und Haltestellen vorbei, deren Namen ich noch nie auf der Karte gelesen, geschweige gehört habe: Etziken, Hüniken, Horriwil, Subigen – doch Derendingen kennen jene, die Ersatzteile für ihre Autos hin und wieder benötigen (...) und Zuchwil ist Autobahnzubringer. Neu war mir auch, dass wir an der „Freiheit“ (Derendingen) vorbeifuhren, kurz vor dem McDonalds (Zuchwil) und schliesslich auf dem Amtshausplatz am Bieltor dem Bus entstiegen. Dort beschäftigte ich mich kurz mit dem neckischen Wasserspiel – ein bodenständiges Kunstwerk im Vorplatz eingebracht, gegenüber der Bushaltestelle.
 
 ... wir flanieren durch die Altstadt Solothurns, wo intensiv an der Kathedrale erneuert wird, nach dem Brandanschlag von Januar 2011.  Wir steigen hoch an der Stadtmauer am Baseltor, an dessen Kasematte eine Fahnenübergabe einer Armeeeinheit wir verfolgen können – natürlich sind Fragen an Armeeangehörige implizit. So erfahren wir, dass in Solothurn und Umgebung ein Manöver mit 1500 Soldaten zum Abschluss gelangte und deswegen eine Zeremonie abgehalten wird.
 
 ... wir spazieren zurück in die Altstadt und setzen uns schliesslich am Friedhofsplatz ins Café Trüssel, unter die Sonnenschirme, zu Espresso und Schale. Über die Aare finden wir zurück zum Bahnhof, mit dem ICN nach Olten und mit dem IR (nicht aus dem Tessin kommend, sondern nur von Flüelen) nach Basel. Dass an einem banalen Mittwoch der IR abends so voll anzutreffen ist wie erlebt, liegt sicher an der Felssturzgeschichte am Gotthard. Die SBB ist gefordert wie schon lange nicht mehr – das Nadelöhr an der Alpenfestung hat eben seinen Preis und sein Image. Und in Geduld, darin wird sich so mancher Zeitgenosse üben müssen: sei es im Auto, im Zug und sogar als hikr., der nicht einfach so ins Tessin fahren kann.
 
 ... in Steinhof würde der grosse Findling dazu sagen ...ich habe 10 000 Jahre gebraucht für 180 km... 

Dazu ein Clip aus dem Netz!


Wandern, Spazieren und Flanieren mit Roswitha

Tourengänger: Henrik
Communities: Touren und Tafeln


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Kommentare (2)


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bidi35 hat gesagt: ich war auch dabei...
Gesendet am 12. Juni 2012 um 22:31
...erratisch (!)...während des Lesens deines Berichtes...SUPER...

LG Bidi

Felix hat gesagt:
Gesendet am 5. Juli 2012 um 22:56
sehr informativ und unterhaltsam ...
und: der Seeblick wird sanft renoviert und startet wohl bald einmal mit neuer Besetzung ...

Danke und lg, Felix


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