Fönsturm am Allalinhorn
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Zum Abschluss der Saison (noch) einmal hoch hinauf. Allalin- und Fluchthorn, genau diese Gipfel sollten es sein, so lautete zumindest der Plan. Pläne hatte ich diese Saison ja oft genug...
Die Tour stand schon ganz zu Beginn unter einem schlechten Stern. Ich bin es nicht gewohnt, dass ich die Tourenveranstalter darauf aufmerksam machen muss, dass eine Woche vor der geplanten Tour das Saisonende in Saas-Fee eingeläutet wurde und zum vereinbarten Treffpunkt keine Bahn in Richtung Felskinn geschweige denn in Richtung Mittelallalin fährt. Nach x-maligem Nachhaken wurde dann vereinbart, dass alle Teilnehmer am Freitagabend anreisen, damit wir die einzige Vormittagsbahn der ganzen Woche erwischen konnten. Die Luftseilbahn fährt in der Zwischensaison jeweils um 16:30 Uhr und am Samstag zusätzlich am Vormittag. Und damit hat es sich. Die Alpin Metro in Richtung Mittelallalin ist in der Zwischensaison ausser Betrieb. Das wusste der Tourenveranstalter nicht.. Für uns hiess das im Klartext rund 500 zusätzliche Höhenmeter und ein damit verbundener Zeitverlust. Jänu (wie schon so oft), man nimmt es wie es kommt und wir trafen um 07:15 Uhr an der Talstation der Felskinnbahn ein. Ein erstes Beschnuppern und warten auf unseren Bergführer. Danach mit der Seilbahn hoch zum Felskinn.
Nach einem kurzen Check der LVS und Kontrolle des Materials ging es zuerst im Stollen der Metro Alpin hinunter auf den Feegletscher - anseilen und dann in weitem Bogen nördlich um die Felsen (Pt. 3084). Unsere einzige weibliche Teilnehmerin bekundete bereits am Anfang sichtlich Mühe und musste sich mehrmals übergeben. Offenbar hatte sie am Abend zuvor etwas schlechtes gegessen oder hatte Mühe mit der Höhe. Tapfer hielt sie durch, beendete aber nach unserer Rückkehr zum Felskinn die Tour und nahm mit ihrem Mann vorzeitig die LSB zurück nach Saas Fee.
Bereits als wir am Morgen aus der Bahn ausstiegen, bemerkten wir den doch recht starken Wind. Dieser wurde im Lauf des Vormittags und mit zunehmender Höhe stärker und entwickelte sich zum veritablen Fönsturm. Dies war denn auch der Grund, warum wir unterhalb des Feejochs die Tour aufs Allalinhorn vorzeitig beenden mussten. Mehrmals riss es mit einer Bö die ganze Seilschaft um. Soweit wir mitbekommen haben, haben alle Tourenskifahrer, die mit uns auf dem Weg waren ebenfalls vorzeitig abgebrochen und der eine oder andere gab bei der Abfahrt eine unfreiwillige Showeinlage.
Für die Rückkehr wählte unser Bergführer eine direktere und deutlich steilere Variante. Diese Steilheit wurde mir in der Folge zum Verhängnis. Die durch ihr Erbrechen und Durchfall deutlich geschwächte Teilnehmerin stürzte im Abstieg einmal und rutschte mehrere Meter, ehe sie am Seil aufgefangen werden konnte. Gleichzeitig zwang mich eine Windbö ebenfalls auf die Knie und bevor ich wieder in der mehligen Pampe (anders konnte man den Schnee nicht bezeichnen) auf den Beinen stand riss mich der zweithinterste bereits wieder um. Dies geschah mehrmals hintereinander (Kommunikation im Sturm ist bekanntlich alles...) und bei irgend einem Mal riss es mir die Beine auseinander und ich verspürte dann einen stechenden Schmerz in der Leistengegend. Toll, aber was solls... Die Route wurde zunehmend steiler und mit Schneeschuhen war kein Fortkommen mehr, da die Rutscherei auch rückwärts unkontrollierbar wurde. Also entschied unser Bergführer, die Schneeschuhe auszuziehen und vorwärts bis zum nächsten flacheren Stück abzusteigen. Während wir bis zu den Hüften einsanken (sehr föderlich für eine Muskelzerrung) schwirrten mir Gedanken an erhebliche Lawinengefahr und steile Hänge durch den Kopf... Aber als Letzter am Seil im Sturm hat man nicht die grosse Auswahl und mein Protest verhallte ungehört im Wind.
Schliesslich erreichten wir wieder den Stollen und verabschiedeten uns in der Folge von unserer kranken Teilnehmerin und ihre Mann. Uns zog es dann relativ schnell weiter in Richtung Britanniahütte. Der Wind schwächte auf dem Chessjengletscher etwas ab und schlug dann kurz vor der Hütte in Form von gnadenlosen Böen wieder zu. Mehr kriechend als gehend/stehend erreichten wir den Eingang der Hütte und waren froh, die Tür hinter uns zumachen zu können.
In der Nacht begann es, zusätzlich zum Wind, auch noch zu schneien und so wurden die Tourenziele sämtlicher Hüttengäste arg begrenzt. Möglichst schnell retour nach Saas Fee war die Devise. Nach dem Morgenessen, welches wegen des schlechten Wetters auf sieben Uhr verschoben wurde, machten wir uns mit allen anderen im Schneesturm auf die zum Teil noch nassen Socken... Obwohl ich den Bergführer bat mehr oder weniger der vorhandenen Ratrac-Spur abzusteigen (meine Leiste hätte es ihm gedankt), wählte dieser die Direttissima durch das "Mehl". Jeder Schritt schmerzte und ich musste mir auf die Zunge beissen, um nicht ausfällig zu werden. Weiss der Geier warum wir den Weg übers Egginerjoch machen mussten. Vielleicht gab es einen Grund, informiert wurden wir nicht. Vom Egginerjoch gelangten wir zuerst steil durch einen Kessel und dann flacher über die Skipiste zum "Maste 4" und von dort, wieder mit etlichen "Abkürzungen" hinunter nach Saas-Fee und damit in den Regen.
Zwar "pflotschnass" aber doch glücklich, meinen ersten Hochtourenversuch mit Schneeschuhen hinter mich gebracht zu haben, sinnierte ich im Postauto über das Erlebte. Es geht mir nicht darum, Bergführer und Tourenanbieter zu zerreissen, darum habe ich bewusst auf Namen verzichtet. Aber im Nachhinein frage ich mich (und die verbleibenen zwei Mitgänger auch), ob die Tour so nötig gewesen wäre. Hinzu kommt, dass trotz Magen-/Darmgeschichte einer Teilnehmerin eine solche Route gewählt wurde und wenn mal einer ausrutschte (aus was für Gründen auch immer), dieser gleich vom Bergführer mit "gopferdammi, steht ihr das erste Mal auf Schneeschuhen" oder "muss ich Euch noch das Laufen beibringen" angschnauzt wurde. Ich bin mir vom SAC ein anderer Umgangston gewohnt, aber vielleicht ist das "in der freien Marktwirtschaft" anders. Die Tour hinterliess bei mir einen etwas schalen Beigeschmack. Aber gleichzeitig habe ich auch wiederum viel gelernt. Das Überwältigste und Eindrücklichste aber war die Kraft der Natur, welche mir wieder einmal aufgezeigt hat, wie klein wir doch sind. Und da rücken auch Querelen mit dem Bergführer und gezerrte Muskeln in den Hintergrund.
4000er, ich komme wieder, aber im Sommer...!
Die Tour stand schon ganz zu Beginn unter einem schlechten Stern. Ich bin es nicht gewohnt, dass ich die Tourenveranstalter darauf aufmerksam machen muss, dass eine Woche vor der geplanten Tour das Saisonende in Saas-Fee eingeläutet wurde und zum vereinbarten Treffpunkt keine Bahn in Richtung Felskinn geschweige denn in Richtung Mittelallalin fährt. Nach x-maligem Nachhaken wurde dann vereinbart, dass alle Teilnehmer am Freitagabend anreisen, damit wir die einzige Vormittagsbahn der ganzen Woche erwischen konnten. Die Luftseilbahn fährt in der Zwischensaison jeweils um 16:30 Uhr und am Samstag zusätzlich am Vormittag. Und damit hat es sich. Die Alpin Metro in Richtung Mittelallalin ist in der Zwischensaison ausser Betrieb. Das wusste der Tourenveranstalter nicht.. Für uns hiess das im Klartext rund 500 zusätzliche Höhenmeter und ein damit verbundener Zeitverlust. Jänu (wie schon so oft), man nimmt es wie es kommt und wir trafen um 07:15 Uhr an der Talstation der Felskinnbahn ein. Ein erstes Beschnuppern und warten auf unseren Bergführer. Danach mit der Seilbahn hoch zum Felskinn.
Nach einem kurzen Check der LVS und Kontrolle des Materials ging es zuerst im Stollen der Metro Alpin hinunter auf den Feegletscher - anseilen und dann in weitem Bogen nördlich um die Felsen (Pt. 3084). Unsere einzige weibliche Teilnehmerin bekundete bereits am Anfang sichtlich Mühe und musste sich mehrmals übergeben. Offenbar hatte sie am Abend zuvor etwas schlechtes gegessen oder hatte Mühe mit der Höhe. Tapfer hielt sie durch, beendete aber nach unserer Rückkehr zum Felskinn die Tour und nahm mit ihrem Mann vorzeitig die LSB zurück nach Saas Fee.
Bereits als wir am Morgen aus der Bahn ausstiegen, bemerkten wir den doch recht starken Wind. Dieser wurde im Lauf des Vormittags und mit zunehmender Höhe stärker und entwickelte sich zum veritablen Fönsturm. Dies war denn auch der Grund, warum wir unterhalb des Feejochs die Tour aufs Allalinhorn vorzeitig beenden mussten. Mehrmals riss es mit einer Bö die ganze Seilschaft um. Soweit wir mitbekommen haben, haben alle Tourenskifahrer, die mit uns auf dem Weg waren ebenfalls vorzeitig abgebrochen und der eine oder andere gab bei der Abfahrt eine unfreiwillige Showeinlage.
Für die Rückkehr wählte unser Bergführer eine direktere und deutlich steilere Variante. Diese Steilheit wurde mir in der Folge zum Verhängnis. Die durch ihr Erbrechen und Durchfall deutlich geschwächte Teilnehmerin stürzte im Abstieg einmal und rutschte mehrere Meter, ehe sie am Seil aufgefangen werden konnte. Gleichzeitig zwang mich eine Windbö ebenfalls auf die Knie und bevor ich wieder in der mehligen Pampe (anders konnte man den Schnee nicht bezeichnen) auf den Beinen stand riss mich der zweithinterste bereits wieder um. Dies geschah mehrmals hintereinander (Kommunikation im Sturm ist bekanntlich alles...) und bei irgend einem Mal riss es mir die Beine auseinander und ich verspürte dann einen stechenden Schmerz in der Leistengegend. Toll, aber was solls... Die Route wurde zunehmend steiler und mit Schneeschuhen war kein Fortkommen mehr, da die Rutscherei auch rückwärts unkontrollierbar wurde. Also entschied unser Bergführer, die Schneeschuhe auszuziehen und vorwärts bis zum nächsten flacheren Stück abzusteigen. Während wir bis zu den Hüften einsanken (sehr föderlich für eine Muskelzerrung) schwirrten mir Gedanken an erhebliche Lawinengefahr und steile Hänge durch den Kopf... Aber als Letzter am Seil im Sturm hat man nicht die grosse Auswahl und mein Protest verhallte ungehört im Wind.
Schliesslich erreichten wir wieder den Stollen und verabschiedeten uns in der Folge von unserer kranken Teilnehmerin und ihre Mann. Uns zog es dann relativ schnell weiter in Richtung Britanniahütte. Der Wind schwächte auf dem Chessjengletscher etwas ab und schlug dann kurz vor der Hütte in Form von gnadenlosen Böen wieder zu. Mehr kriechend als gehend/stehend erreichten wir den Eingang der Hütte und waren froh, die Tür hinter uns zumachen zu können.
In der Nacht begann es, zusätzlich zum Wind, auch noch zu schneien und so wurden die Tourenziele sämtlicher Hüttengäste arg begrenzt. Möglichst schnell retour nach Saas Fee war die Devise. Nach dem Morgenessen, welches wegen des schlechten Wetters auf sieben Uhr verschoben wurde, machten wir uns mit allen anderen im Schneesturm auf die zum Teil noch nassen Socken... Obwohl ich den Bergführer bat mehr oder weniger der vorhandenen Ratrac-Spur abzusteigen (meine Leiste hätte es ihm gedankt), wählte dieser die Direttissima durch das "Mehl". Jeder Schritt schmerzte und ich musste mir auf die Zunge beissen, um nicht ausfällig zu werden. Weiss der Geier warum wir den Weg übers Egginerjoch machen mussten. Vielleicht gab es einen Grund, informiert wurden wir nicht. Vom Egginerjoch gelangten wir zuerst steil durch einen Kessel und dann flacher über die Skipiste zum "Maste 4" und von dort, wieder mit etlichen "Abkürzungen" hinunter nach Saas-Fee und damit in den Regen.
Zwar "pflotschnass" aber doch glücklich, meinen ersten Hochtourenversuch mit Schneeschuhen hinter mich gebracht zu haben, sinnierte ich im Postauto über das Erlebte. Es geht mir nicht darum, Bergführer und Tourenanbieter zu zerreissen, darum habe ich bewusst auf Namen verzichtet. Aber im Nachhinein frage ich mich (und die verbleibenen zwei Mitgänger auch), ob die Tour so nötig gewesen wäre. Hinzu kommt, dass trotz Magen-/Darmgeschichte einer Teilnehmerin eine solche Route gewählt wurde und wenn mal einer ausrutschte (aus was für Gründen auch immer), dieser gleich vom Bergführer mit "gopferdammi, steht ihr das erste Mal auf Schneeschuhen" oder "muss ich Euch noch das Laufen beibringen" angschnauzt wurde. Ich bin mir vom SAC ein anderer Umgangston gewohnt, aber vielleicht ist das "in der freien Marktwirtschaft" anders. Die Tour hinterliess bei mir einen etwas schalen Beigeschmack. Aber gleichzeitig habe ich auch wiederum viel gelernt. Das Überwältigste und Eindrücklichste aber war die Kraft der Natur, welche mir wieder einmal aufgezeigt hat, wie klein wir doch sind. Und da rücken auch Querelen mit dem Bergführer und gezerrte Muskeln in den Hintergrund.
4000er, ich komme wieder, aber im Sommer...!
Tourengänger:
Thöme

Communities: Schneeschuhtouren
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