Barre des Ecrins & Dome de Neige
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Jahrelang habe ich die tollen Tourenberichte von Bombo, Schlumpf, Sputnik, Eugen, Cyrill (mit ihm durfte ich noch eine Wanderung unternehmen ) & wie Ihr alle heißt auf hikr.org genossen, ohne mal einen eigenen Tourenbericht zurückzuspielen. Das will ich jetzt und zukünftig ändern. Also flink bei hikr angemeldet und los geht es mit meinem ersten Bericht. Eines vorneweg, ich fotografiere mehr als ich schreibe bzw. schieße auf Touren mehr Fotos als ich Höhenmeter zurücklege...
Hallo zusammen!
Irgendwann im Leben muss man mal die 1.012 km von Köln nach Le Pré de Madame Carle zurücklegen, um die Barre des Ecrins zu besteigen. Im August 2010 war es soweit, Auto vollgetankt und los. Über Frankfurt, Basel, Genf, Annecy, Col du Galibier und Briancon in den Parc National des Ecrins. Nach der langen Anfahrt haben Niklas und ich eine Nacht im Ref. Cezanne am Ausgangspunkt (riesen Parkplatz) verbracht, um am nächsten Tag in aller Frische Richtung Ref. Ecrins aufzubrechen. Der Weg zum Zwischenziel Ref. Glacier Blanc ist sehr einfach und mit Touristen übervölkert gewesen. Der Weiterweg Richtung Ref. Ecrins wird schon einsamer und auch schwieriger. Zuerst weiter über den gut sichtbaren Weg aufwärts, dann zu meiner Überraschung nicht über die Moräne weiter, sondern durch einen zum Teil stark zerissenen Teil des Glacier Blanc. Aufgrund der Ausaperung und der Süd-Ost-Exposition war der Weg nicht schwierig. Wir haben zwar keine Steigeisen angelegt, was aber durchaus sinnvoll sein kann. Nachfolgend über den flachen Teil des Glacier Blanc zum Fuß der Felsen des Ref. Ecrins. Von hier 100 m über Geröll und Schutt zum Ref. Ecrins. Wer nicht sein volles Gepäck am nächsten Tag mit auf über 4.000 m nehmen möchte, dem empfehle ich, sich beim Hüttenaufstieg ein geeignetes, vogelsicheres Versteck zu suchen, um am nächsten Morgen sein Hüttengepäck dort zu deponieren.
Der Tag beginnt in der Nacht. Die genaue Uhrzeit ist mir rückblickend nicht mehr bekannt, aber es war mitten im August stock dunkel. Wir folgten im Schein der Stirnlampe den Spuren runter zum Gletscher und über diesen wenig steil hinauf Richtung Nordflanke der Barre des Ecrins. Beim ersten Sonnenlicht im leichten Zick-Zack unschwierig die Flanke empor bis zu einer großen Spalte im oberen Bereich, die im Jahr 2010 nur mit einer Leiter überwunden werden konnte. Zum Glück kam es an dieser Stelle nicht zu einem größeren Stau und eine Gruppe hat uns sogar vorgelassen, da wir im Aufstieg ein etwas zügigeres Tempo vorgelegt hatten. Besten Dank, soviel Rücksicht gibt es nicht oft. Auf der Leiter gibt es einen wundervollen Tiefblick in den Schlund des Gletschers. Oben an der Leiter kann am an der vorhandenen Leitersicherung eine Partnersicherung für den Nachsteiger anlegen. Der nachfolgende Bereich, Traverse Richtung Bergschrund des Dome Neige, ist eher flach. Der Bergschrund war bei uns sehr einfach zu überwinden, was laut Führer aber nicht immer der Fall ist. Unschwierig in 1 Min auf den Gipfel des Dome de Neige. Von hier hat man ein super Panorama auf die Meije, den Glacier Blanc und die Barre des Ecrins.
Am Dome de Neige folgt die übliche Debatte. Ist für heute Schluss oder gehen wir noch auf den Hauptgipfel? Für mich waren die Bedingungen ideal, für meinen Tourenpartner zu winterlich. Ich erinnerte ihn höflich an die 1.000 km, die ich so schnell nicht nochmal auf mich nehmen wollte und dann versuchten wir unser Glück. An der Breche Loiry war der Schnee ziemlich hart gepresst tlw. vereist. Eine Eisschraube hat hier zur Sicherung des Einstiegs in die Felsen nicht geschadet. Es folgte eine kleine Traverse nach links, um einen Felswulst zu umgehen (II), danach folgt man einer Rinne (II) bis das Gelände freier wird. Einige Sicherungsmöglichkeiten an Felsköpfen. Anschließend folgte eine leichte, jedoch abschüssige Traverse zu einer markanten Scharte (I). Mein Tourenpartner erzählte in der Scharte was von "sack-schwer", "4er-Stellen", "winterlich"...da war mir klar, das wird heute nix. Mit Blick Richtung Hauptgipfel folgte meine Entscheidung, allein mal zu erkunden wie weit es denn solo geht. Niklas blieb in der Scharte zurück und ich erkletterte zügig die Steilaufschwünge Richtung Pic Loiry. Am oberen Grat traf ich ein österreichisches Pärchen im Abstieg. Ich folgte dem z.T. sehr ausgesetzten Grat mit voller Konzentration Richtung Gipfel. Geschafft! Wieder allein auf einem 4.000er (das kommt zum Glück öfters vor - in späteren Tourenberichten mehr dazu). Leider versperrte eine große Wolke den Blick Richtung Osten. Ein Foto, ...*knips*. Schnell noch das Gefühl aufgesogen diesen stolzen Gipfel nicht mit Dutzend anderen Bergsteigern teilen zu müssen. Dann die Entscheidung, schnell Richtung österreichisches Pärchen zu folgen und evtl mit Ihnen den steileren Abstieg vom Pic Loiry am Seil zu bewältigen. Schnell habe ich die beiden eingeholt. Ein kleiner Schnack und schon war ich am Seil und übernahm die Vorhut und legte Sicherungen an den zahlreichen Felszacken. An der Scharte sammelte ich Niklas ein und wir traversierten Richtung Felsen oberhalb der Breche Loiry. Wir folgten anschließend nicht der Aufstiegsrinne runter, sondern hielten uns weit oben. Am Abbruch der Felsen oberhalb der Breche Loiry besteht eine gute Abseilstelle. Wir hatten ein 60m-Halbseil, mit diesem war es kein Problem. Die ganze Abseilaktion ist nicht unbedingt schneller als der Abstieg durch die Rinne, aber so vermieden wir etwaigen Gegenverkehr in der beengten Rinne und am Einstiegswulst. Insgesamt waren meiner Einschätzung nach (inklusive mir) nur 4 Gruppen am Gipfel. Viele Gruppen haben sich mit dem Dome de Neige begnügt.
Anmerkung: Der Aufstieg zum Hauptgipfel ist technisch nicht schwierig (II) und wird im Führer verständlicherweise nur als PD+ angegeben. Die Ausgesetzheit am Grat und die "Mixed"-Bedingungen sind wie man sieht nicht jedermanns Lieblingsterrain und sollten daher von niemanden unterschätzt werden. Der Anstieg ist -gefühlt- durchaus mehr als PD+.
Der weitere Abstieg folgte der Aufstiegsroute Richtung Parkplatz am Refuge Cezanne.
Rückblickend war es eine super Tour auf zwei 4.000er bei feinstem Wetter. Was will man mehr?
Gruß
Sebastian
Hallo zusammen!
Irgendwann im Leben muss man mal die 1.012 km von Köln nach Le Pré de Madame Carle zurücklegen, um die Barre des Ecrins zu besteigen. Im August 2010 war es soweit, Auto vollgetankt und los. Über Frankfurt, Basel, Genf, Annecy, Col du Galibier und Briancon in den Parc National des Ecrins. Nach der langen Anfahrt haben Niklas und ich eine Nacht im Ref. Cezanne am Ausgangspunkt (riesen Parkplatz) verbracht, um am nächsten Tag in aller Frische Richtung Ref. Ecrins aufzubrechen. Der Weg zum Zwischenziel Ref. Glacier Blanc ist sehr einfach und mit Touristen übervölkert gewesen. Der Weiterweg Richtung Ref. Ecrins wird schon einsamer und auch schwieriger. Zuerst weiter über den gut sichtbaren Weg aufwärts, dann zu meiner Überraschung nicht über die Moräne weiter, sondern durch einen zum Teil stark zerissenen Teil des Glacier Blanc. Aufgrund der Ausaperung und der Süd-Ost-Exposition war der Weg nicht schwierig. Wir haben zwar keine Steigeisen angelegt, was aber durchaus sinnvoll sein kann. Nachfolgend über den flachen Teil des Glacier Blanc zum Fuß der Felsen des Ref. Ecrins. Von hier 100 m über Geröll und Schutt zum Ref. Ecrins. Wer nicht sein volles Gepäck am nächsten Tag mit auf über 4.000 m nehmen möchte, dem empfehle ich, sich beim Hüttenaufstieg ein geeignetes, vogelsicheres Versteck zu suchen, um am nächsten Morgen sein Hüttengepäck dort zu deponieren.
Der Tag beginnt in der Nacht. Die genaue Uhrzeit ist mir rückblickend nicht mehr bekannt, aber es war mitten im August stock dunkel. Wir folgten im Schein der Stirnlampe den Spuren runter zum Gletscher und über diesen wenig steil hinauf Richtung Nordflanke der Barre des Ecrins. Beim ersten Sonnenlicht im leichten Zick-Zack unschwierig die Flanke empor bis zu einer großen Spalte im oberen Bereich, die im Jahr 2010 nur mit einer Leiter überwunden werden konnte. Zum Glück kam es an dieser Stelle nicht zu einem größeren Stau und eine Gruppe hat uns sogar vorgelassen, da wir im Aufstieg ein etwas zügigeres Tempo vorgelegt hatten. Besten Dank, soviel Rücksicht gibt es nicht oft. Auf der Leiter gibt es einen wundervollen Tiefblick in den Schlund des Gletschers. Oben an der Leiter kann am an der vorhandenen Leitersicherung eine Partnersicherung für den Nachsteiger anlegen. Der nachfolgende Bereich, Traverse Richtung Bergschrund des Dome Neige, ist eher flach. Der Bergschrund war bei uns sehr einfach zu überwinden, was laut Führer aber nicht immer der Fall ist. Unschwierig in 1 Min auf den Gipfel des Dome de Neige. Von hier hat man ein super Panorama auf die Meije, den Glacier Blanc und die Barre des Ecrins.
Am Dome de Neige folgt die übliche Debatte. Ist für heute Schluss oder gehen wir noch auf den Hauptgipfel? Für mich waren die Bedingungen ideal, für meinen Tourenpartner zu winterlich. Ich erinnerte ihn höflich an die 1.000 km, die ich so schnell nicht nochmal auf mich nehmen wollte und dann versuchten wir unser Glück. An der Breche Loiry war der Schnee ziemlich hart gepresst tlw. vereist. Eine Eisschraube hat hier zur Sicherung des Einstiegs in die Felsen nicht geschadet. Es folgte eine kleine Traverse nach links, um einen Felswulst zu umgehen (II), danach folgt man einer Rinne (II) bis das Gelände freier wird. Einige Sicherungsmöglichkeiten an Felsköpfen. Anschließend folgte eine leichte, jedoch abschüssige Traverse zu einer markanten Scharte (I). Mein Tourenpartner erzählte in der Scharte was von "sack-schwer", "4er-Stellen", "winterlich"...da war mir klar, das wird heute nix. Mit Blick Richtung Hauptgipfel folgte meine Entscheidung, allein mal zu erkunden wie weit es denn solo geht. Niklas blieb in der Scharte zurück und ich erkletterte zügig die Steilaufschwünge Richtung Pic Loiry. Am oberen Grat traf ich ein österreichisches Pärchen im Abstieg. Ich folgte dem z.T. sehr ausgesetzten Grat mit voller Konzentration Richtung Gipfel. Geschafft! Wieder allein auf einem 4.000er (das kommt zum Glück öfters vor - in späteren Tourenberichten mehr dazu). Leider versperrte eine große Wolke den Blick Richtung Osten. Ein Foto, ...*knips*. Schnell noch das Gefühl aufgesogen diesen stolzen Gipfel nicht mit Dutzend anderen Bergsteigern teilen zu müssen. Dann die Entscheidung, schnell Richtung österreichisches Pärchen zu folgen und evtl mit Ihnen den steileren Abstieg vom Pic Loiry am Seil zu bewältigen. Schnell habe ich die beiden eingeholt. Ein kleiner Schnack und schon war ich am Seil und übernahm die Vorhut und legte Sicherungen an den zahlreichen Felszacken. An der Scharte sammelte ich Niklas ein und wir traversierten Richtung Felsen oberhalb der Breche Loiry. Wir folgten anschließend nicht der Aufstiegsrinne runter, sondern hielten uns weit oben. Am Abbruch der Felsen oberhalb der Breche Loiry besteht eine gute Abseilstelle. Wir hatten ein 60m-Halbseil, mit diesem war es kein Problem. Die ganze Abseilaktion ist nicht unbedingt schneller als der Abstieg durch die Rinne, aber so vermieden wir etwaigen Gegenverkehr in der beengten Rinne und am Einstiegswulst. Insgesamt waren meiner Einschätzung nach (inklusive mir) nur 4 Gruppen am Gipfel. Viele Gruppen haben sich mit dem Dome de Neige begnügt.
Anmerkung: Der Aufstieg zum Hauptgipfel ist technisch nicht schwierig (II) und wird im Führer verständlicherweise nur als PD+ angegeben. Die Ausgesetzheit am Grat und die "Mixed"-Bedingungen sind wie man sieht nicht jedermanns Lieblingsterrain und sollten daher von niemanden unterschätzt werden. Der Anstieg ist -gefühlt- durchaus mehr als PD+.
Der weitere Abstieg folgte der Aufstiegsroute Richtung Parkplatz am Refuge Cezanne.
Rückblickend war es eine super Tour auf zwei 4.000er bei feinstem Wetter. Was will man mehr?
Gruß
Sebastian
Hike partners:
Basti

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