Barre des Écrins & Dome de Neige des Écrins


Publiziert von garaventa , 24. August 2014 um 21:26.

Region: Welt » Frankreich » Hautes Alpes - Dauphiné » Parc National des Écrins » Glacier blanc
Tour Datum:14 August 2014
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: F 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2250 m
Abstieg: 2250 m

Besteigungsbericht:  Barre des Écrins / Dome de Neige des Écrins   13-14.08.2014

 

Unsere letzte von insgesamt drei Urlaubswochen im Wallis begann abermals mit unbeständigem Wetter und für den Mittwoch wurde bereits vor einer neuen Kaltfront mit intensiven Niederschlägen auf der Alpen-Südseite gewarnt.

Wallis, Berner Oberland und die Region um Chamonix fielen also für eine Tour innerhalb dieser Woche aus, denn die Meteologen sagten bis zu 50cm Neuschnee in Lagen oberhalb von 3500m voraus.

Gabriel recherchierte die Wettersituation weiter im Südwesten intensiv und kontaktierte verschiedene seiner  Quellen, um sich eine Bild von der Wetterentwicklung in der Dauphine zu machen, da für dieses Gebiet geringere Niederschlagsmengen und eine frühere Beruhigung des Wetters erwartet wurde.

So starteten wir am Mittwoch den 13.08 bei strömendem Regen in Saas-Fee und fuhren über den Simplonpass Richtung Mailand.

Südlich des Simplonpasses nahm die Intensität des Regens nochmals zu und auf der Autobahn stand das Wasser förmlich auf der Fahrbahn.

Es beschlich mich schon ein merkwürdiges Gefühl, bei  solchem Wetter so weit zu fahren in der Hoffnung einen hohen Berg besteigen zu können. Das passt in diesem Augenblick eigentlich gar nicht zusammen.

Aber je weiter wir nach Westen in Richtung Frankreich fuhren, desto ruhiger wurde das Wetter.

Briancon, zwar immer noch wolkenverhangen, erreichten wir um die Mittagszeit und beim Erreichen unseres  Ziels in waren bereits grosse blaue Lücken in der Restwolkendecke zu erkennen.

Wir gaben der Wetterentwicklung noch eine weitere Stunde Zeit und stärkten uns zunächst in Allifrode mit einem warmen Essen, bevor wir bis zum höchsten Punkt der Strasse nach le Pré de Madame Carle weiterfuhren.

Die meisten Aspiranten für die Barre des Ecrins steigen üblicherweise am Vortag der Tour hinauf zur Refuge des Ecrins (3170m), um am Folgetag die geringere Höhendifferenz bewältigen zu müssen.

Unser Tagesziel war hingegen die auf 2550m liegende Refuge du Glacier Blanc, welche in ca. 1,5h vom Parkplatz aus erreichbar ist.

Der Hüttenaufstieg konnte bereits in kurzer Hose erfolgen und die Wetterentwicklung stimmte uns dann doch erwartungsvoll für den kommenden Tag.

Die Hütte füllte sich zum Abend immer mehr und dies hatte zur Folge, dass die Schlafräume bis auf den letzten Platz vollgestopft wurden.

Mir blieben für die Nacht geschätzte 60cm Liegefläche neben einem jungen und sehr nervösen Herrn, der im Schlaf offenbar vergass, dass ihm auch nicht mehr Platz als mir blieb.

 

So war ich sehr froh, als dann um 2:50 Uhr mein Wecker zum Aufstehen mahnte und nach einem knappen Frühstück verliessen wir  die Hütte als erste Seilschaft um 3:30Uhr in Richtung Glacier Blanc.

 

Der Gletscher wird schon weit vor Erreichen der Refuge des Ecrins betreten und die Route verläuft meist recht nah am orthographisch linken Gletscherufer. Hier und dort sind einige grössere Spalten zu übersteigen, bevor der tellerflache obere Teil des Gletschers erreicht wird.

 

Die Refuge des Ecrins ließen wir in den Felsen  rechts oben liegend hinter uns und auch die von dort bereits gestarteten Gruppen, die zunächst noch weit vor uns auf dem Firnplateu sichtbar waren, kamen stetig näher. Offenbar waren wir zügig unterwegs und am ersten Steilaufschwung war es dann Zeit, die Steigeisen anzuziehen.

Am kurzen Seil ging es dann mit angenehmer Trittfrequenz stetig aufwärts und unser Steig- Rhythmus wurde nur ab und zu beim Passieren der vor uns gehenden Gruppen unterbrochen.

 

Ca. 100Hm unterhalb des Nordwandaufschwunges verweilten wir einige Zeit, um den Sonnenaufgang zu geniessen und zu fotografieren.

Dann ging es sauber in Gipfel-Falllinie aufwärts direkt hoch zum höchsten Punkt des Tages auf den Gipfel der Barre des Ecrins, welchen wir bereits nach nur 4 Stunden erreichten.

Eine traumhafte Rundsicht erwartete uns dort und Dank des zuvor schlechten Wetters konnten wir an diesem Folgetag eine sensationelle Weitsicht geniessen.

Der Blick reichte bis ins Wallis zurück, wo man deutlich die Spitzen von Matterhorn, Weisshorn  und Mischabel aus der Wolkendecke herausstechen sah.

Etwas weiter im Norden der Block des Mont-Blanc und der Grandes Jorasses und im Süden der Monte Viso.

Noch hatten wir den Gipfel und das locker eingesteckte Kreuz ganz für uns alleine, weil die meisten Seilschaften hinter uns zunächst zum Dome de Neige stiegen, um dann von dort ggf. auf den Hauptgipfel zu steigen.

Wir hingegen nahmen dann den Westgrat für den Abstieg in Richtung Dome de Neige in Angriff.

Der Grat zeigte sich tief winterlich, luftig und es bließ ein strammer Wind hinüber.

Häufig gab es eindrucksvolle Tiefblicke in die fast 1400m hohe Südwand der Barre des Ecrins und es wurde mir klar, dass auch dieser Berg zwei völlig unterschiedliche Seiten bietet, fast vergleichbar mit dem Dom.

Am Gipfel des Dome de Neige angekommen gab es eine Verpflegung und einige Fotos, bevor wir dann die fast 2200Hm des langen Abstieges in Angriff nahmen.

 

Auf der Refuge du Glacier Blanc sammelten wir die wenigen Dinge ein, die wir dort deponiert hatten und dann ging es ohne weiteren Aufenthalt direkt hinunter ins Tal, denn auf uns wartete nun noch eine lange Heimfahrt zurück nach Saas-Fee.

 

Fazit dieser Tour:

 

Eine wunderschöne Unternehmung in wilder und noch sehr ursprünglich belassener Umgebung.

In Frankreich legt man offenbar grossen Wert darauf, die Landschaft in den Nationalparks möglichst umberührt bzw. ursprünglich zu belassen.

Der Berg selbst ist zwar technisch nicht schwierig, verlangt aber besonders im obersten Abschnitt schon konditionelle Robustheit und am Westgrat wartet immerhin ansprechende Kletterei im Bereich II & II+.

Wir konnten dankbar und zufrieden sein, dass trotz des unterirdischen Wetters am Vortag eine solche Tour bei perfekten Bedingungen überhaupt stattfinden konnte.

 

Der südlichste aller Viertausender als Nr. 56 ist nun gemacht und es gibt noch viel zu tun in den folgenden Jahren.

 

Gruss garaventa


Tourengänger: garaventa


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Kommentare (2)


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emely hat gesagt: Herzlichen Glückwunsch
Gesendet am 25. August 2014 um 10:36
zu der Tour und danke für die schönen Fotos!!!!!!! Es gehört schon eine Portion Selbstvertrauen dazu, bei solchem Wetter loszufahren, aber es hat ja geklappt und das Wetter hätte nicht besser sein können. Auch wenn noch ein paar für dich unbestiegene 4000er herumstehen: das Meiste ist geschafft und du bist auch jung genug, um in den nächsten Jahren noch etwas von dir hören zu lassen! Weiter so, ich freue mich auf deine Berichte!
Viele Grüße
emely

morphine hat gesagt:
Gesendet am 27. August 2014 um 22:27
Hallo Garaventa,

mal wieder klasse Bericht von Dir. Die atemberaubende Gipfelsicht hast Du super eingefangen. Das einzig Gute an diesem verregneten Sommer sind die kurzen aber klaren Zwischenhochs mit entsprechend intensiven Eindrücken. Durfte ich mitte August auch wieder erfahren :-)

Gruß
morphine


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