Barre des Écrins (4102)
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Die Barre des Écrins ist der südlichste und westlichste 4000er der Alpen. Als einziger Berg im wilden Dauphiné-Gebirge wird sie häufig begangen oder zumindest versucht. Denn viele lassen sich von der französischen Bewertung PD "irreführen". Dazu muss man wissen: Die Bewertungsskala in Frankreich ist etwas anders als in den deutschsprachigen Alpen: Ein PD kann hier Kletterei im III. Grad und über 40° Eis haben. Mit einem Piz Buin «WS» (= PD) lässt sich diese Tour überhaupt nicht vergleichen. Ich persönlich fand die Tour anspruchsvoller als Finsteraarhorn oder Aletschhorn (ZS-), selbst die Liskamm-Überschreitung scheint mir nun im Vergleich zum Westgrat der Barre recht «gemütlich». Die Schwierigkeit liegt bei der Barre nicht so sehr in den Anforderungen an die Klettertechnik (mit II kommt man durch), sondern darin, dass der gesamte Grat verdammt schmal und ausgesetzt ist (aus Sicht einer Deutschen WS-Hochtourengeherin zumindest). Es gibt nur zwei "breitere" Abschnitte, wo man mal den Rucksack runternehmen und Pause machen kann. Haken gibt es am gesamten Grat abgesehen von der Abseilstelle am Einstieg überhaupt keine, man muss alles selber mit Schlingen oder Friends absichern. Erschwerend kommt dazu, dass der Grat mit Steigeisen geklettert werden muss, zumindest wenn man den Gletscherteil in gutem Zustand begehen will (ergo eher früh in der Saison). Dazu kommt die allgegenwärtige Gefahr von Seracabbrüchen, frische Spuren zeugten bei unserer Begehung davon. Alles in allem scheint mir aufgrund der Ernsthaftigkeit der Tour eher eine Bewertung mit ZS- angemessen. Auch der Tourenführer von Sébastien Constant "Voies normales et classiques des Écrins" bewertet die Normalroute mit AD-.
Tag 1: Pré de Madame Carle – Refuge des Écrins (1350 Hm, F, 4 h)
Bereits der Zustieg zum Refuge des Écrins ist "alpin" und mit 1350 Hm kein Spaziergang. Vom riesigen Parkplatz am Refuge du Pré de Madame Carle geht es auf dem gut ausgebautem und stets gut frequentiertem Wanderweg zum Refuge du Glacier Blanc hinauf. Der Weiterweg zum Refuge des Écrins ist nur mit Steinmännchen markiert. Über Gletscherschliffplatten und Altschneefelder geht es zum Fuss des Glacier Blanc, der Übergang auf den Gletscher ist unschwierig. Dem Gletscher folgt man nun auf der rechten Seite 2 km bis unter das Refuge des Écrins. Achtung, es gibt Spalten, anseilen wäre durchaus angebracht, auch wenn’s viele nicht machen. Das Refuge des Écrins zu erreichen erfordert nochmals Anstrengung: Über losen Moränenschutt muss man sich nun 150 steile Höhenmeter nach oben kämpfen. Der mal angelegte Zickzackweg ist an einigen Stellen von Geröll verschüttet, nicht so ganz trivial das Ganze. Die Hütte hat verständlicherweise kein Interesse daran, sich noch mehr Leuten zugänglich zu machen, sie ist bei schönem Wetter immer bis auf den letzten Platz belegt und nicht wenige zelten auf dem Gletscher. Das Essen war trotz des Ansturms grossartig und erfreulicherweise gab es sogar zwei Waschräume mit fliessend Wasser.
Tag 2: Refuge des Écrins – Barre des Écrins (1100 Hm, ZS- II/III, 6,5 h)
Wir brachen zusammen mit den Roche Faurio Aspiranten gegen 5 Uhr auf, um am Grat keinen Druck von den "Pros" zu haben. Im Schein der Stirnlampen rumpelten wir den steilen Schutthang auf den Gletscher hinunter und deponierten ein paar Sachen am Gletscherrand, um nachher nicht wieder zur Hütte aufsteigen zu müssen. 3 km Warmlaufen auf flachem Gletscher waren angesagt, die Spur war dank der Rauche Faurio Besucher unübersehbar. Unter dem Col des Écrins wurde es ernst: Rechts neben dem rechten Felsauge des Gletschers geht es mit ca. 35-40° Hangneigung die Nordflanke der Barre hoch. Die Route tangiert kurz den Auslaufbereich eines Seracabbruchs, schnell durch. Oberhalb des Felsauges querten wir den Hang nach links (SW) und stiegen dann durch weniger steile Hänge unter einem weiteren Serac hindurch. Auf 3900 m gab es eine ca. 2 m hohe fast senkrechte Passage zu überwinden. Der Ausstieg auf den Sattel zwischen Dôme und Écrins-Westgrat, die Brèche Lory, war hingegen unproblematisch und auch nicht übermässig steil (ca. 35°). Die meisten, die uns entgegenkamen, schienen nur auf dem Dôme gewesen zu sein, auf dem Grat selbst sahen wir nur eine andere Seilschaft (oder waren alle so schnell schon wieder unten?).
Der leichteste Einstieg auf den Grat sollte gemäss Internetinfos nun "links ums Eck" erfolgen. Meinem Partner gefiel das nicht und er beschloss, die Wand direkt zur Abseilstelle hochzuklettern. Das war eine gute III (laut Tourenführer von Sébastien Constant sogar eine IV), mit Steigeisen nicht einfach... Friends zur Absicherung für diese Variante sinnvoll. Von der Abseilstelle quert man die Flanke (I aber exponiert), immer den deutlichen Steigeisenkratzspuren auf den Felsen folgend, zum Grat hoch. Die Querung fand ich sehr unangenehm, weil man nirgends sichern kann. Einmal am Grat kann man gut das Seil über die Gratzacken legen und so am gleitenden Seil gehen. Die erste nennenswerte "Schwierigkeit" ist ein Gratzahn, den man am besten von rechts (II) erklettert. Wir wechselten dort auf Standplatzsicherung. Als ich den Zahn erklommen hatte, verstand ich, warum die Seilschaft vor uns umgedreht war, dahinter muss man einen Meter in eine nur wenige cm breite Scharte abklettern, darüber steilt sich die Kante des Pic Loiry auf. Mit Haken wäre das kein Ding, aber das ganze mobil abzusichern schon nervenaufreibend. Man klettert nun seitig unter dem Grat und hält sich dabei an der Kante fest. Hat man den Pic Lory erreicht, gibt es endlich die Möglichkeit, kurz auf dem Gipfel zu verschnaufen. Das nun folgende flachere "Gehgelände" war nicht wirklich bequem zu gehen, ich war froh über die Schneepassagen. Den Gipfel erreichten wir schliesslich kurz vor Mittag, wobei wir fast genauso lange für den Grat gebraucht hatten wie für den Gletscherteil (ca. 3 h je). Kurz nach uns kam noch eine weitere Seilschaft an, alle nachfolgenden haben abgebrochen.
Abstieg ins Tal (2500 Hm, 8 h)
Den Grat wieder abzusteigen brauchten wir sogar noch länger, weil wir mehr in Seillängen sicherten als beim Aufstieg. Es gibt viele Zacken, um die sich Köpfelschlingen legen lassen. Am Ende des Grats seilten wir in die Brèche Lory ab, ca. 15 m. Insgesamt turnten wir also 7 Stunden auf dem Messer herum, zum Glück war das Wetter gut. Die Bergführer machen das in weniger als der Hälfte der Zeit... Der Abstieg über die Nordflanke ging dank des nachmittäglich aufgeweichten Schnees effizient in weniger als einer Stunde. Die 4 km auf dem flachen Glacier Blanc zogen sich dagegen ganz schön, das rumgeeiere über die Gletscherschliffplatten zum Refuge du Glacier Blanc noch mehr. Für eine Einkehr war leider keine Zeit mehr, schnurstracks gings über den Wanderweg zurück zum Parkplatz, wo wir nach fast 15 Stunden endlich unsere Tour beendeten.
Tag 1: Pré de Madame Carle – Refuge des Écrins (1350 Hm, F, 4 h)
Bereits der Zustieg zum Refuge des Écrins ist "alpin" und mit 1350 Hm kein Spaziergang. Vom riesigen Parkplatz am Refuge du Pré de Madame Carle geht es auf dem gut ausgebautem und stets gut frequentiertem Wanderweg zum Refuge du Glacier Blanc hinauf. Der Weiterweg zum Refuge des Écrins ist nur mit Steinmännchen markiert. Über Gletscherschliffplatten und Altschneefelder geht es zum Fuss des Glacier Blanc, der Übergang auf den Gletscher ist unschwierig. Dem Gletscher folgt man nun auf der rechten Seite 2 km bis unter das Refuge des Écrins. Achtung, es gibt Spalten, anseilen wäre durchaus angebracht, auch wenn’s viele nicht machen. Das Refuge des Écrins zu erreichen erfordert nochmals Anstrengung: Über losen Moränenschutt muss man sich nun 150 steile Höhenmeter nach oben kämpfen. Der mal angelegte Zickzackweg ist an einigen Stellen von Geröll verschüttet, nicht so ganz trivial das Ganze. Die Hütte hat verständlicherweise kein Interesse daran, sich noch mehr Leuten zugänglich zu machen, sie ist bei schönem Wetter immer bis auf den letzten Platz belegt und nicht wenige zelten auf dem Gletscher. Das Essen war trotz des Ansturms grossartig und erfreulicherweise gab es sogar zwei Waschräume mit fliessend Wasser.
Tag 2: Refuge des Écrins – Barre des Écrins (1100 Hm, ZS- II/III, 6,5 h)
Wir brachen zusammen mit den Roche Faurio Aspiranten gegen 5 Uhr auf, um am Grat keinen Druck von den "Pros" zu haben. Im Schein der Stirnlampen rumpelten wir den steilen Schutthang auf den Gletscher hinunter und deponierten ein paar Sachen am Gletscherrand, um nachher nicht wieder zur Hütte aufsteigen zu müssen. 3 km Warmlaufen auf flachem Gletscher waren angesagt, die Spur war dank der Rauche Faurio Besucher unübersehbar. Unter dem Col des Écrins wurde es ernst: Rechts neben dem rechten Felsauge des Gletschers geht es mit ca. 35-40° Hangneigung die Nordflanke der Barre hoch. Die Route tangiert kurz den Auslaufbereich eines Seracabbruchs, schnell durch. Oberhalb des Felsauges querten wir den Hang nach links (SW) und stiegen dann durch weniger steile Hänge unter einem weiteren Serac hindurch. Auf 3900 m gab es eine ca. 2 m hohe fast senkrechte Passage zu überwinden. Der Ausstieg auf den Sattel zwischen Dôme und Écrins-Westgrat, die Brèche Lory, war hingegen unproblematisch und auch nicht übermässig steil (ca. 35°). Die meisten, die uns entgegenkamen, schienen nur auf dem Dôme gewesen zu sein, auf dem Grat selbst sahen wir nur eine andere Seilschaft (oder waren alle so schnell schon wieder unten?).
Der leichteste Einstieg auf den Grat sollte gemäss Internetinfos nun "links ums Eck" erfolgen. Meinem Partner gefiel das nicht und er beschloss, die Wand direkt zur Abseilstelle hochzuklettern. Das war eine gute III (laut Tourenführer von Sébastien Constant sogar eine IV), mit Steigeisen nicht einfach... Friends zur Absicherung für diese Variante sinnvoll. Von der Abseilstelle quert man die Flanke (I aber exponiert), immer den deutlichen Steigeisenkratzspuren auf den Felsen folgend, zum Grat hoch. Die Querung fand ich sehr unangenehm, weil man nirgends sichern kann. Einmal am Grat kann man gut das Seil über die Gratzacken legen und so am gleitenden Seil gehen. Die erste nennenswerte "Schwierigkeit" ist ein Gratzahn, den man am besten von rechts (II) erklettert. Wir wechselten dort auf Standplatzsicherung. Als ich den Zahn erklommen hatte, verstand ich, warum die Seilschaft vor uns umgedreht war, dahinter muss man einen Meter in eine nur wenige cm breite Scharte abklettern, darüber steilt sich die Kante des Pic Loiry auf. Mit Haken wäre das kein Ding, aber das ganze mobil abzusichern schon nervenaufreibend. Man klettert nun seitig unter dem Grat und hält sich dabei an der Kante fest. Hat man den Pic Lory erreicht, gibt es endlich die Möglichkeit, kurz auf dem Gipfel zu verschnaufen. Das nun folgende flachere "Gehgelände" war nicht wirklich bequem zu gehen, ich war froh über die Schneepassagen. Den Gipfel erreichten wir schliesslich kurz vor Mittag, wobei wir fast genauso lange für den Grat gebraucht hatten wie für den Gletscherteil (ca. 3 h je). Kurz nach uns kam noch eine weitere Seilschaft an, alle nachfolgenden haben abgebrochen.
Abstieg ins Tal (2500 Hm, 8 h)
Den Grat wieder abzusteigen brauchten wir sogar noch länger, weil wir mehr in Seillängen sicherten als beim Aufstieg. Es gibt viele Zacken, um die sich Köpfelschlingen legen lassen. Am Ende des Grats seilten wir in die Brèche Lory ab, ca. 15 m. Insgesamt turnten wir also 7 Stunden auf dem Messer herum, zum Glück war das Wetter gut. Die Bergführer machen das in weniger als der Hälfte der Zeit... Der Abstieg über die Nordflanke ging dank des nachmittäglich aufgeweichten Schnees effizient in weniger als einer Stunde. Die 4 km auf dem flachen Glacier Blanc zogen sich dagegen ganz schön, das rumgeeiere über die Gletscherschliffplatten zum Refuge du Glacier Blanc noch mehr. Für eine Einkehr war leider keine Zeit mehr, schnurstracks gings über den Wanderweg zurück zum Parkplatz, wo wir nach fast 15 Stunden endlich unsere Tour beendeten.
Tourengänger:
Toni Montaña,
cardamine


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