Ägerisee-Rundtour über alle Zuger Gipfel
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So sehr mir das ruhige Programm der letzten Wochen gefallen hat, so sehr dürstet es mich mal wieder nach etwas Längerem und Anspruchsvollerem. Auch die vorgegangenen klaren Vollmondnächte haben gewisse Sehnsüchte geweckt. Kurz, das Monster will wieder mal raus. Die Überschreitung aller Zuger Gipfel als grosse und ausholende Runde um den Ägerisee scheint das ideale Projekt zu sein. Auf diesen niedrigen Hügeln sollte der Schnee ja kein grosses Problem darstellen…
Mit dem ersten Zug reise ich am morgen früh zum Ausgangspunkt; natürlich passend zum Projekt im Hauptort Zug (420m). Kurz vor halb sechs marschiere ich los, quer durch die Stadt. Nach der Kirche St. Michael lasse ich den Asphalt hinter mir und tauche in die Natur ein. Gleichzeitig aber auch in den Nebel. Und dies natürlich bei Dunkelheit, da nützt auch eine Stirnlampe nichts, im Gegenteil. Bei den Verhältnissen zeichnen sich die Konturen eines Wegs quer übers Feld nicht mehr ab. So nehme ich schon beim Gehöft Blasenberg den Umweg über die Fahrstrasse in Kauf. Auch beim Unterhof folge ich weiter der Teerstrasse, statt auf den Wanderweg abzubiegen. Schon bald wird die Strasse eisig, ich nähere mich wohl der Obergrenze des Nebels. Auch die fallenden Temperaturen sind ein Indiz dafür. Doch nun flacht das Gelände ab, und so kann ich erst beim Sätteli (975m) den Kopf aus dem Nebel strecken und die Silhouette des Vollmondes erkennen. Im Nebel hätte ich keine grosse Lust gehabt, im leicht schneebedeckten und dunkeln Wald nach dem höchsten Punkt zu suchen. Doch nun ändert sich die Situation unverhofft zum Besseren: Ich tauche vollständig aus dem Nebel aus und auf dem SW-Sporn befindet sich eine Forstschneise, auf der ich ohne Probleme zum höchsten Punkt des Zugerbergs (1039m) aufsteigen kann.
Auf der Forststrasse wandere ich weiter über den langgezogenen Rücken des Zugerberges. Oberhalb des Birchriedlis kann ich endlich den Vollmond über dem Nebel in voller Pracht bewundern. Ich habe eigentlich auf einen sich im Zugersee spiegelnden Mond gehofft, doch auch dieser Anblick ist bezaubernd. Auf der Asphaltstrasse marschiere ich zügig weiter nach Süden. Beim Buschenchäppeli eröffnet sich ein malerisches Panorama in wundervoller Morgenstimmung. Ein kurzer Fotostopp ist angesagt. Noch male ich mir Hoffnung aus, den Sonnenaufgang auf dem Gnipen erleben zu dürfen. Doch so sehr ich auch aufs Tempo drücke, der Aufstieg über den Grat der Hagegg zieht sich dahin. Insbesondere weil der Schnee immer tiefer wird; Spuren sind aber zum Glück vorhanden. Die immer stärker werdende Morgenröte zeugt von meinem Verzug. Als dann die Gipfel ihre langen Schatten aufs Nebelmeer werfen, herrscht Gewissheit. Ich erreiche den Gnipen (1567m) um viertel vor neun, also etwa eine halbe Stunde nach dem Sonnenaufgang.
Doch diese Verspätung hat auch seine Vorteile. Dadurch erreiche ich das Bergrestaurant Wildspitz pünktlich zur Öffnung. Zwar bin ich drei Minuten vor 9 Uhr da, doch der Wirt öffnet prompt, als er mich vergeblich an der Türfalle rütteln hört. Nach einem stärkenden Kaffee mit Nussgipfel und einem halben Liter Apfelschorle, bin ich bereit für den höchsten Gipfel der heutigen Tour: den Wildspitz (1580.0m). Natürlich vom Restaurant nur noch ein Katzensprung entfernt.
Auf dem von Schneesportlern schon ausgetretenen Weg auf dem Grat des Rossbergs komme ich schnell voran. Das ändert sich allerdings schlagartig, als ich kurz vor der Langmatt links abbiege. Anfänglich trägt mich der Harschdeckel noch, doch im Wald stapfe ich durch Pulverschnee. Zeit die Gamaschen zu montieren. Eine einsame Spur - leider mit einer für mich zu kurzen Schrittlänge – begleitet mich zum nächsten Gipfel: der Türlistock (1502m). Zugegebenermassen kein Gipfel mit Relevanz und deshalb auch mit keiner Erwähnung im Gipfelverzeichnis von Roman Koch. Und hätte ich gewusst, was für Strapazen dieser Umweg bedeutet, hätte ich ihn wohl links liegen lassen…
Für den Abstieg folge ich weiter den Spuren auf dem Grat. Etwas zu spät merke ich, dass diese runter zum Chänzeli führen. Also wieder hoch und dem auf der Karte eingezeichneten Weg entlang der Kantonsgrenze folgen. Doch leider lässt sich beides unter dem tiefen Schnee nicht erkennen. So wühle ich mich grob in Richtung Halsegg haltend durch den Wald. Oft versinke ich bis über die Knie im Schnee, bevor ich endlich die Fahrstrasse erreiche. Doch auch hier ist bis zur Halsegg (1320m) noch Spurarbeit angesagt.
Unverspurtes Gelände ist eigentlich der Traum eines jeden Wintersportlers. Doch meiner ist es heute nicht. Der Anblick des unberührten Hanges zum nächsten Gipfel widert mich fast an. Ich sehe mich schon wieder im Schnee versinken. Doch so schlimm ist es zum Glück nicht. Auf den ersten Meter ist der Rücken fast komplett abgeblasen. Auf der anschliessenden Querung übers Feld trägt mich der Harschdeckel - so fest scheinen mir die Festtagsschlemmereien doch nicht zugesetzt zu haben. Danach halte ich mich an den fast aperen Waldrand. Die abschliessende Traversierung über die flache Kuppe zum höchsten Punkt des Chaiserstock (1426m) schenkt ob des Gipfelglücks auch nicht mehr sonderlich ein.
Runter nach Süden zur Altstafel geht es fast in direkter Linie. Dies eher unfreiwillig, da ich zufällig die Abstiegsvariante auf dem Hosenboden entdecke. Aber diese zuweilen rasende aber auch knieschonende Art der Fortbewegung nehme ich sofort in mein Repertoire auf! Im folgenden Abschnitt muss ich wieder erfahren, dass bezüglich Kartentechnik noch Optimierungspotenzial besteht: Zu lange folge ich der Forststrasse Richtung Schornenrain. Der geplante Abzweiger habe ich schlicht übersehen. Also nochmals zurück und direkt runter zur Hütte bei der Gütschliweid (938m). Der auf der Karte eingezeichnete Weg ist unter dem Schnee nicht auszumachen. So kämpfe ich mich in direkter Linie durch den Wald; bei den Verhältnissen ein ziemlich anspruchsvolles Gelände. Der Landwirt bei der Gütschliweid berichtet mir dann aber, dass der Weg schon länger eingegangen sei und auch im Sommer ohne Schnee nicht zu finden wäre…
Nach dem Überqueren der Hauptstrasse beginnt der Gegenanstieg. Das nächste Ziel ist kein Zuger Gipfel, er passt aber sehr gut in diese Rundtour um den Ägerisee. Auf den letzten weglosen Höhenmeter über die Weiden der Rapperen kann ich von den vorhandenen Spuren profitieren. Kurz vor Zwölf erreiche ich den Morgartenberg (1244m). Im Aufstieg habe ich leichte Muskelkrämpfe verspürt, deshalb gönne ich mir eine etwas längere Pause als üblich. T
rinken ist eben auch im Winter wichtig, obwohl sich der Durst seltener meldet. Dafür merke ich nun umso mehr den Hunger, der mit einigen Knabbereien als Aperitif gestillt wird.
Auf dem folgenden Abschnitt stellt der Schnee kein grosses Problem dar. Die Wege auf dem breiten Rücken zwischen Ägerisee und dem Hochmoor von Rothenthurm sind ziemlich stark frequentiert und deshalb gut gespurt. Im Ägerital hält sich der Nebel hartnäckig: Sicht aufs Nebelmeer statt Ägerisee. Dafür eröffnet sich bei der Kapelle St. Jost wieder eine umso grössere Weitsicht auf den Alpenkranz. Ab hier sind die Wege auch immer mehr bevölkert; ich nähere mich dem Raten (1077m).
Während ich bisher die Einsamkeit geniessen konnte, erlebe ich nun fast einen Kulturschock. Obwohl Donnerstagnachmittag, ist der Parkplatz hoffnungslos überfüllt. Unzählige Autos kurven umher auf der Suche nach einer freien Lücke. Im Restaurant das gleiche Bild. Hektik beim Servicepersonal. Nicht der geeignete Ort für mich. Trotz des Stresses nimmt sich eine Kellnerin meines Wunsches an, und kurz darauf halte ich ein Faustbrot zum Mitnehmen in der Hand. Ein Eingeklemmtes auf einer Bank neben dem überquellenden Parkplatz: definitiv kein TuTen. Dafür Sonnenschein pur.
Nach dem improvisierten Mittagessen ergreife ich die Flucht. Auf der Fahrstrasse hoch zum Chlausenchappeli und dort rechts ab, wieder in die Einsamkeit. Dies macht sich auch beim Weg bemerkbar. Ab hier sind deutlich weniger Spuren vorhanden, denen ich zum höchsten Punkt der Höhronen (1229m) folgen kann. Der Gipfel ist komplett bewaldet und bietet deshalb nahezu Null Sicht. Also rasch wieder auf dem gleichen Weg zurück in die Menschenmenge…
Beim Restaurant Gottschalkenberg schalte ich eine kurze Pause am Stammtisch ein. Primär zum Auffüllen der Wasserflasche, aber wenn ich schon mal hier bin, genehmige ich mir zum Dessert noch ein Biberli. Ich folge anschliessend weiter dem Grat nach Westen. Dabei wird der höchste Punkt des Gottschalkenberg (1210m) auf der Muetegg überschritten.
Die Zeitangaben auf den Wanderwegschilder mahnen zur Eile, will ich noch vor dem Eindunkeln meine Tour beenden. Dennoch nehme ich mir die Zeit und bleibe auch für die Bruusthöchi (1177m) weiter auf dem Grat. Diese Erhebung verdient meines Erachtens mit ihrer Schartenhöhe von über 70m durchaus die Bezeichnung „Gipfel“. Im Abstieg übersehe ich allerdings den direkten Abzweiger zurück zum Wanderweg und muss deshalb noch einen Umweg über den Hof Hintertann einschalten.
Im Sauseschritt folge ich nun dem gelb markierten Weg nach Menzingen (805m). Nachdem ich endlich den Schnee hinter mir gelassen habe, werden die Gamaschen wieder im Rucksack verstaut. Das Dorf liegt knapp über dem Nebel, so dass ich bald wieder in die graue und kalte Suppe eintauchen muss. Neben der Kälte lässt auch die Einsetzende Dämmerung meine Schritte beschleunigen. Hinterburg südlich von Neuheim wird passiert, es folgt der Abstieg zum Weiler Wiler. Ein paar Schritte später stehe ich schon im Gehöft Baarburg. Aber mein für heute letztes Ziel ist der gleichnamige Gipfel.
Deshalb wird die Autostrasse überquert und die Forststrasse in den Wald benutzt. Nur mit angestrengter Konzentration lässt sich in der einsetzenden Dunkelheit der auf der Karte eingezeichnete direkte Pfad von Norden hoch auf das Gipfelplateau erahnen. Ein schmieriges Weglein. Ein paar Minuten später hätte ich es in der Dämmerung übersehen. Fast exakt zwölf Stunden nach dem Start stehe ich auf dem letzten Zuger Gipfel: die Baarburg (683m). Wie schon am Morgen, bin ich auch hier ein paar Minuten zu spät für den Sonnenuntergang. Doch wäre dieser von hier wohl eher nicht sichtbar gewesen: Nur die Tannenwipfel ragen aus dem Nebel. Aber der etwas gerötete Nebel im Westen gibt diesem flachen Hügel etwas Mystisches.
Mit dem letzten Licht marschiere ich auf der Kiesstrasse von der Baarburg hinunter. Als ich neben dem Bruederhus den Wald verlasse, ist es bereits dunkel. Der Nebel hat sich nun doch noch halbwegs aufgelöst, jedenfalls sind Sterne sichtbar. Nach zwölfeinhalb Stunden darf ich das Projekt „alle Zuger Gipfel als Tagestour“ erfolgreich beenden. Zufrieden und müde warte ich auf den Bus. Körperlich bin ich nicht ausgelaugt, auch das Knie hat die Strapazen brav mitgemacht. Selbst die abschliessende Heimfahrt vom Bahnhof mit dem Velo ändert daran nichts…
Fazit: Die kurze Tageslänge hat ganz knapp für die Ägerisee-Rundtour gereicht, auch wenn es am Ende etwas hektisch wurde. Die Schneemenge habe ich unterschätzt, ich habe mit weniger gerechnet. Vielleicht sollte man diese Tour deshalb besser im Frühling in Angriff nehmen, wenn alles grünt und die Tage länger sind. Dann gibt es aber definitiv keinen Sonnenaufgang auf dem Gnipen.
Mit dem ersten Zug reise ich am morgen früh zum Ausgangspunkt; natürlich passend zum Projekt im Hauptort Zug (420m). Kurz vor halb sechs marschiere ich los, quer durch die Stadt. Nach der Kirche St. Michael lasse ich den Asphalt hinter mir und tauche in die Natur ein. Gleichzeitig aber auch in den Nebel. Und dies natürlich bei Dunkelheit, da nützt auch eine Stirnlampe nichts, im Gegenteil. Bei den Verhältnissen zeichnen sich die Konturen eines Wegs quer übers Feld nicht mehr ab. So nehme ich schon beim Gehöft Blasenberg den Umweg über die Fahrstrasse in Kauf. Auch beim Unterhof folge ich weiter der Teerstrasse, statt auf den Wanderweg abzubiegen. Schon bald wird die Strasse eisig, ich nähere mich wohl der Obergrenze des Nebels. Auch die fallenden Temperaturen sind ein Indiz dafür. Doch nun flacht das Gelände ab, und so kann ich erst beim Sätteli (975m) den Kopf aus dem Nebel strecken und die Silhouette des Vollmondes erkennen. Im Nebel hätte ich keine grosse Lust gehabt, im leicht schneebedeckten und dunkeln Wald nach dem höchsten Punkt zu suchen. Doch nun ändert sich die Situation unverhofft zum Besseren: Ich tauche vollständig aus dem Nebel aus und auf dem SW-Sporn befindet sich eine Forstschneise, auf der ich ohne Probleme zum höchsten Punkt des Zugerbergs (1039m) aufsteigen kann.
Auf der Forststrasse wandere ich weiter über den langgezogenen Rücken des Zugerberges. Oberhalb des Birchriedlis kann ich endlich den Vollmond über dem Nebel in voller Pracht bewundern. Ich habe eigentlich auf einen sich im Zugersee spiegelnden Mond gehofft, doch auch dieser Anblick ist bezaubernd. Auf der Asphaltstrasse marschiere ich zügig weiter nach Süden. Beim Buschenchäppeli eröffnet sich ein malerisches Panorama in wundervoller Morgenstimmung. Ein kurzer Fotostopp ist angesagt. Noch male ich mir Hoffnung aus, den Sonnenaufgang auf dem Gnipen erleben zu dürfen. Doch so sehr ich auch aufs Tempo drücke, der Aufstieg über den Grat der Hagegg zieht sich dahin. Insbesondere weil der Schnee immer tiefer wird; Spuren sind aber zum Glück vorhanden. Die immer stärker werdende Morgenröte zeugt von meinem Verzug. Als dann die Gipfel ihre langen Schatten aufs Nebelmeer werfen, herrscht Gewissheit. Ich erreiche den Gnipen (1567m) um viertel vor neun, also etwa eine halbe Stunde nach dem Sonnenaufgang.
Doch diese Verspätung hat auch seine Vorteile. Dadurch erreiche ich das Bergrestaurant Wildspitz pünktlich zur Öffnung. Zwar bin ich drei Minuten vor 9 Uhr da, doch der Wirt öffnet prompt, als er mich vergeblich an der Türfalle rütteln hört. Nach einem stärkenden Kaffee mit Nussgipfel und einem halben Liter Apfelschorle, bin ich bereit für den höchsten Gipfel der heutigen Tour: den Wildspitz (1580.0m). Natürlich vom Restaurant nur noch ein Katzensprung entfernt.
Auf dem von Schneesportlern schon ausgetretenen Weg auf dem Grat des Rossbergs komme ich schnell voran. Das ändert sich allerdings schlagartig, als ich kurz vor der Langmatt links abbiege. Anfänglich trägt mich der Harschdeckel noch, doch im Wald stapfe ich durch Pulverschnee. Zeit die Gamaschen zu montieren. Eine einsame Spur - leider mit einer für mich zu kurzen Schrittlänge – begleitet mich zum nächsten Gipfel: der Türlistock (1502m). Zugegebenermassen kein Gipfel mit Relevanz und deshalb auch mit keiner Erwähnung im Gipfelverzeichnis von Roman Koch. Und hätte ich gewusst, was für Strapazen dieser Umweg bedeutet, hätte ich ihn wohl links liegen lassen…
Für den Abstieg folge ich weiter den Spuren auf dem Grat. Etwas zu spät merke ich, dass diese runter zum Chänzeli führen. Also wieder hoch und dem auf der Karte eingezeichneten Weg entlang der Kantonsgrenze folgen. Doch leider lässt sich beides unter dem tiefen Schnee nicht erkennen. So wühle ich mich grob in Richtung Halsegg haltend durch den Wald. Oft versinke ich bis über die Knie im Schnee, bevor ich endlich die Fahrstrasse erreiche. Doch auch hier ist bis zur Halsegg (1320m) noch Spurarbeit angesagt.
Unverspurtes Gelände ist eigentlich der Traum eines jeden Wintersportlers. Doch meiner ist es heute nicht. Der Anblick des unberührten Hanges zum nächsten Gipfel widert mich fast an. Ich sehe mich schon wieder im Schnee versinken. Doch so schlimm ist es zum Glück nicht. Auf den ersten Meter ist der Rücken fast komplett abgeblasen. Auf der anschliessenden Querung übers Feld trägt mich der Harschdeckel - so fest scheinen mir die Festtagsschlemmereien doch nicht zugesetzt zu haben. Danach halte ich mich an den fast aperen Waldrand. Die abschliessende Traversierung über die flache Kuppe zum höchsten Punkt des Chaiserstock (1426m) schenkt ob des Gipfelglücks auch nicht mehr sonderlich ein.
Runter nach Süden zur Altstafel geht es fast in direkter Linie. Dies eher unfreiwillig, da ich zufällig die Abstiegsvariante auf dem Hosenboden entdecke. Aber diese zuweilen rasende aber auch knieschonende Art der Fortbewegung nehme ich sofort in mein Repertoire auf! Im folgenden Abschnitt muss ich wieder erfahren, dass bezüglich Kartentechnik noch Optimierungspotenzial besteht: Zu lange folge ich der Forststrasse Richtung Schornenrain. Der geplante Abzweiger habe ich schlicht übersehen. Also nochmals zurück und direkt runter zur Hütte bei der Gütschliweid (938m). Der auf der Karte eingezeichnete Weg ist unter dem Schnee nicht auszumachen. So kämpfe ich mich in direkter Linie durch den Wald; bei den Verhältnissen ein ziemlich anspruchsvolles Gelände. Der Landwirt bei der Gütschliweid berichtet mir dann aber, dass der Weg schon länger eingegangen sei und auch im Sommer ohne Schnee nicht zu finden wäre…
Nach dem Überqueren der Hauptstrasse beginnt der Gegenanstieg. Das nächste Ziel ist kein Zuger Gipfel, er passt aber sehr gut in diese Rundtour um den Ägerisee. Auf den letzten weglosen Höhenmeter über die Weiden der Rapperen kann ich von den vorhandenen Spuren profitieren. Kurz vor Zwölf erreiche ich den Morgartenberg (1244m). Im Aufstieg habe ich leichte Muskelkrämpfe verspürt, deshalb gönne ich mir eine etwas längere Pause als üblich. T
rinken ist eben auch im Winter wichtig, obwohl sich der Durst seltener meldet. Dafür merke ich nun umso mehr den Hunger, der mit einigen Knabbereien als Aperitif gestillt wird.
Auf dem folgenden Abschnitt stellt der Schnee kein grosses Problem dar. Die Wege auf dem breiten Rücken zwischen Ägerisee und dem Hochmoor von Rothenthurm sind ziemlich stark frequentiert und deshalb gut gespurt. Im Ägerital hält sich der Nebel hartnäckig: Sicht aufs Nebelmeer statt Ägerisee. Dafür eröffnet sich bei der Kapelle St. Jost wieder eine umso grössere Weitsicht auf den Alpenkranz. Ab hier sind die Wege auch immer mehr bevölkert; ich nähere mich dem Raten (1077m).
Während ich bisher die Einsamkeit geniessen konnte, erlebe ich nun fast einen Kulturschock. Obwohl Donnerstagnachmittag, ist der Parkplatz hoffnungslos überfüllt. Unzählige Autos kurven umher auf der Suche nach einer freien Lücke. Im Restaurant das gleiche Bild. Hektik beim Servicepersonal. Nicht der geeignete Ort für mich. Trotz des Stresses nimmt sich eine Kellnerin meines Wunsches an, und kurz darauf halte ich ein Faustbrot zum Mitnehmen in der Hand. Ein Eingeklemmtes auf einer Bank neben dem überquellenden Parkplatz: definitiv kein TuTen. Dafür Sonnenschein pur.
Nach dem improvisierten Mittagessen ergreife ich die Flucht. Auf der Fahrstrasse hoch zum Chlausenchappeli und dort rechts ab, wieder in die Einsamkeit. Dies macht sich auch beim Weg bemerkbar. Ab hier sind deutlich weniger Spuren vorhanden, denen ich zum höchsten Punkt der Höhronen (1229m) folgen kann. Der Gipfel ist komplett bewaldet und bietet deshalb nahezu Null Sicht. Also rasch wieder auf dem gleichen Weg zurück in die Menschenmenge…
Beim Restaurant Gottschalkenberg schalte ich eine kurze Pause am Stammtisch ein. Primär zum Auffüllen der Wasserflasche, aber wenn ich schon mal hier bin, genehmige ich mir zum Dessert noch ein Biberli. Ich folge anschliessend weiter dem Grat nach Westen. Dabei wird der höchste Punkt des Gottschalkenberg (1210m) auf der Muetegg überschritten.
Die Zeitangaben auf den Wanderwegschilder mahnen zur Eile, will ich noch vor dem Eindunkeln meine Tour beenden. Dennoch nehme ich mir die Zeit und bleibe auch für die Bruusthöchi (1177m) weiter auf dem Grat. Diese Erhebung verdient meines Erachtens mit ihrer Schartenhöhe von über 70m durchaus die Bezeichnung „Gipfel“. Im Abstieg übersehe ich allerdings den direkten Abzweiger zurück zum Wanderweg und muss deshalb noch einen Umweg über den Hof Hintertann einschalten.
Im Sauseschritt folge ich nun dem gelb markierten Weg nach Menzingen (805m). Nachdem ich endlich den Schnee hinter mir gelassen habe, werden die Gamaschen wieder im Rucksack verstaut. Das Dorf liegt knapp über dem Nebel, so dass ich bald wieder in die graue und kalte Suppe eintauchen muss. Neben der Kälte lässt auch die Einsetzende Dämmerung meine Schritte beschleunigen. Hinterburg südlich von Neuheim wird passiert, es folgt der Abstieg zum Weiler Wiler. Ein paar Schritte später stehe ich schon im Gehöft Baarburg. Aber mein für heute letztes Ziel ist der gleichnamige Gipfel.
Deshalb wird die Autostrasse überquert und die Forststrasse in den Wald benutzt. Nur mit angestrengter Konzentration lässt sich in der einsetzenden Dunkelheit der auf der Karte eingezeichnete direkte Pfad von Norden hoch auf das Gipfelplateau erahnen. Ein schmieriges Weglein. Ein paar Minuten später hätte ich es in der Dämmerung übersehen. Fast exakt zwölf Stunden nach dem Start stehe ich auf dem letzten Zuger Gipfel: die Baarburg (683m). Wie schon am Morgen, bin ich auch hier ein paar Minuten zu spät für den Sonnenuntergang. Doch wäre dieser von hier wohl eher nicht sichtbar gewesen: Nur die Tannenwipfel ragen aus dem Nebel. Aber der etwas gerötete Nebel im Westen gibt diesem flachen Hügel etwas Mystisches.
Mit dem letzten Licht marschiere ich auf der Kiesstrasse von der Baarburg hinunter. Als ich neben dem Bruederhus den Wald verlasse, ist es bereits dunkel. Der Nebel hat sich nun doch noch halbwegs aufgelöst, jedenfalls sind Sterne sichtbar. Nach zwölfeinhalb Stunden darf ich das Projekt „alle Zuger Gipfel als Tagestour“ erfolgreich beenden. Zufrieden und müde warte ich auf den Bus. Körperlich bin ich nicht ausgelaugt, auch das Knie hat die Strapazen brav mitgemacht. Selbst die abschliessende Heimfahrt vom Bahnhof mit dem Velo ändert daran nichts…
Fazit: Die kurze Tageslänge hat ganz knapp für die Ägerisee-Rundtour gereicht, auch wenn es am Ende etwas hektisch wurde. Die Schneemenge habe ich unterschätzt, ich habe mit weniger gerechnet. Vielleicht sollte man diese Tour deshalb besser im Frühling in Angriff nehmen, wenn alles grünt und die Tage länger sind. Dann gibt es aber definitiv keinen Sonnenaufgang auf dem Gnipen.
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Tobi
Communities: Monstertouren
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