Partenkirchner Dreitorspitze (Westgipfel 2633 m) - Rundtour bei spätherbstlichem Kaiserwetter


Publiziert von gero , 29. November 2011 um 21:03.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Wetterstein-Gebirge
Tour Datum:25 November 2011
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   D 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1740 m
Abstieg: 1740 m
Strecke:P Leutasch-Puitbach - Bergleintal - Leutaschplatt - Partenkirchner Dreitorspitze - Söllerpaß - Puitbach (15 km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Mittenwald nach Leutasch, Ortsteil Puitbach; unmittelbar nördlich neben dem Bach Rain Wanderparkplatz
Kartennummer:Freytag & Berndt WK 322 (Wetterstein-Karwendel; AV-Karte 4/3

Unser Bergkamerad Tef hat diese Tour hier ja bereits bestens beschrieben, aber ich darf mir erlauben, doch einige bescheidene Eindrücke beizusteuern. Seit er unterwegs war, haben sich die Verhältnisse nicht wesentlich geändert - die Spätherbstsonne hat zusammen mit dem stabilen Hochdruckwetter den Neuschnee auf dem Leutaschplatt weiter dezimiert, so daß einer Bergtour auf den Westgipfel der Partenkirchner Dreitorspitze auch weiterhin nichts im Wege steht. Nur mit dem goldenen Laub aus Tefs Bericht kann ich nicht dienen - jetzt, Ende November, sind die Bäume kahl und die Natur ist für den Winter gerüstet.

Ich starte kurz nach 7 Uhr vom Parkplatz Leutasch-Puitbach (1089 m); auf einer kleinen Weidestraße erreiche ich den Waldrand ("Tumeslucke" gemäß AV-Karte) und dort den Wegweiser "Leutasch-Puitbach", an dem das Bergleintal und die Meilerhütte ausgeschildert sind. Aber Achtung: kurz danach leitet eine verführerisch deutliche Markierung (weißer Punkt, rot umrandet) auf einem Steig zurück ins Puittal! Nach einem kurzen Verhauer folge ich einem zunächst unbezeichneten Waldweg, der kurze Zeit später mit roter Leuchtfarbe auf Holzpflöcken ausgezeichnet ist und auf den von Tef beschriebenen Weg stößt, der von Reindlau heraufkommt ("Ursprung").

An einer Bank ändere ich hier erst einmal die Kleiderordung: von Winter wird wieder auf Sommer umgestellt, eine dünne Hose (später wäre eigentlich eine kurze Hose angebracht gewesen) und ein kurzärmeliges Hemd reichen im folgenden locker, denn es ist ja erst Ende November :-)

Nun geht es hinein ins Bergleintal (auch "Bergltal" - in der AV-Karte allerdings namenlos). Nach einem kurzen Abstieg in die Nähe des Baches führt der Steig steil und in etlichen Kehren über "Feigwasser", "Stauden", "Langegg" und "Schönegg" aufwärts, gegenüber die sonnenüberfluteten Hänge des Wettersteinwand-Kammes. Ist das wieder ein Tag heute - phantastisch!

Kurz vor 10 Uhr passiere ich die (natürlich geschlossene) Mustersteinhütte (ca. 1990 m) - ein herrliches Fleckchen unter den gleißenden Südwänden des Mustersteins - und im Angesicht der düsteren Nordwände des Öfelekopfes! Vor der Hütte ein großes Kreuz - es hebt sich malerisch gegen die in den blauen Himmel strebenden Berge des Karwendels ab. Totenstille, als ich hier eine kurze Pause einlege - wieder so ein Moment, wo man sich fühlt wie der einzige Mensch auf Erden. Gegenüber ein paar Gemsen, sie sehen in ihrem dicken Winterpelz aus wie Teddybären.

Weiter. Ich komme jetzt an den unteren Rand des Leutaschplattes, ab jetzt wird die Sonne meine ständige Begleiterin sein. Der Steig führt - ständig prächtig markiert - aufwärts Richtung Meilerhütte. Nach weiteren 35 Minuten habe ich die Stelle erreicht, wo es steil aufwärts zur Meilerhütte geht, und muß etwas absteigen, um den oberen Rand des Leutaschplattes zu erreichen, von wo Steigspuren durch (halb verschneite) Schuttfelder Richtung Dreitorspitzen aufwärtsleiten. Es wäre aber besser, noch ein Stück weiter gen Meilerhütte aufzusteigen, um die offizielle Querung des Hermann-von-Barth-Weges direkt unter den Südostwänden der Partenkirchner Dreitorspitzen zu erreichen. So mühe ich mich die Geröllfelder aufwärts - ein sehr anstrengendes Unterfangen!

Mit etwas müden Beinen stehe ich dann am Einstieg der Gipfelfelsen. Die oberen 200 m sind in der unter Hälfte durch klettersteigähnliche Versicherungen erschlossen: Fixseile und Klammern entschärfen das im Prinzip unschwierige, nicht heikle Gelände, die Kraxelei macht richtig Spaß. Wenn nur die Beine vom Kampf gegen das Geröll des Leutaschplattes nicht so erschöpft wären! Aber ich gebe natürlich nicht auf, zuletzt ist kurz unter dem Gipfel der Steig vereist, im Aufstieg grad noch ohne Grödel vertretbar.

Um 12:15 Uhr stehe ich endlich droben auf dem Westgipfel der Leutascher Dreitorspitze (2633 m), von Puitbach habe ich also ziemlich genau 5 std. für diese 1600 Hm gebraucht - keine Superzeit, aber es sind wie üblich einige kurze Fotopausen enthalten. Aber WAS FÜR EIN TAG - das Qualitätsprädikat AKW (von ADI kann beruhigt wieder einmal vergeben werden: kein Lüftchen rührt sich, es hat gefühlte 15 Grad und dabei wohl mindestens 200 km Fernsicht. Ich schwelge auf diesem Berg mit gewaltiger Aussicht, was das Zeug hält, und würde heut noch droben sitzen, wenn nicht die Kürze des Tages zu baldigem Aufbruch raten würde, denn im Puittal will ich unbedingt sein, bevor es dunkel wird!

So steige ich wieder hinunter, für die kurze Querung der vereisten Stelle unterhalb des Gipfels lege ich sicherheitshalber Grödel an. Denn Ausrutschen sollte man hier nicht ... erst jetzt beim Abstieg merkt man, wie steil das Gelände ist. Danach Grödel wieder abschnallen und die Versicherungen hinunterklettern. Beim Erreichen des Leutaschplattes lege ich die Grödel dann wieder an - der Schnee auf dem Platt ist ebenfalls knallhart gefroren und geht sich mit Zacken einfach bequemer. Ich quere hinüber zum Söllerpaß (2259 m) - und traue meinen Augen kaum: vor mir stehen auf einmal Gunter alias ADI und sein Freund Hans, sie sind soeben vom Öfelekopf heruntergekommen und lassen sich grade auch nochmal von der Sonne verwöhnen.

Gemeinsam geht es dann südseitig vom Söllerpaß hinunter ins Puittal - das Gelände ist nirgends schwierig oder gar heikel, aber auch hier darf man nicht ausrutschen, das wäre ausgesprochen fatal, ja letal. Am Rastplatz Puitegg (1440 m) machen wir nochmals zusammen Pause, bevor es dann gar hinuntergeht in die Leutasch.

Ich gehe mit Gunter und Hans zu deren Parkplatz beim Anwesen Lehner, deswegen endet mein GPS-Track nicht am Ausgangspunkt Puitbach. Eine schöne Bergtour findet so ihren Ausklang - wie lange wird uns dieser extrem schöne Spätherbst noch gegönnt sein?

Vergleich:
- Die Kraxelei im Gipfelbereich der Partenkirchner Dreitorspitze ist etwas weniger anspruchsvoll als das Rauhe Tal der Hohen Munde. Der Normalweg auf den Wörner ist (im obersten Bereich kurz unterhalb des Gipfels) deutlich anspruchsvoller.
- Der Abstieg vom Söllerpaß ist unschwierig, verlangt aber wegen der Exponiertheit des Geländes absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit - ich würde eine Vergleichbarkeit mit dem Brendelsteig an den Ödkarspitzen vorschlagen.

Tourengänger: gero


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Geodaten
 8559.gpx Von Leutasch-Puitbach auf die Partenkirchner Dreitorspitze

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Kommentare (8)


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Kalkmann hat gesagt:
Gesendet am 30. November 2011 um 10:54
Ich beneide Ihnen fur diesen schonen Herbst. Wo skifahren wir im Winter?

Grusse, Kalkmann

gero hat gesagt: RE:
Gesendet am 30. November 2011 um 17:16
Servus Kalkmann,

ich fahre überhaupt nicht Schi - der Winter ist deshalb für mich eine alpine Durststrecke, höchstens ab und zu mal eine Schneeschuhtour. Im übrigen sehne ich mich nach denm Frühling ... wenn im Mai der Schnee verschwindet, die Tage wieder länger und wärmer werden. Dann beginnt für mich wieder das Leben!

Beste Grüße vom gero

Kalkmann hat gesagt: RE:
Gesendet am 30. November 2011 um 21:06
Ich werde mich Ihre Touren bis zum Fruhjahr vermissen.Wenn ich konnte nicht Partenkirchner Dreitorspitze oder Hohe Munde im July 2010 besteigen, habe ich eine Uberraschung fur Sie, etwas spater.Vielen Dank fur die wunderbaren Touren und Fotos.

Beste Grusse, Kalkmann

sven86 hat gesagt:
Gesendet am 30. November 2011 um 12:24
Eine wunderschöne Bergfahrt hast Du da wieder gemacht mit tollen Fotos, Gratulation!

Felix hat gesagt: gefällt mir ausserordentlich ...
Gesendet am 8. Dezember 2011 um 20:06
das wäre doch auch was für mich - in der Nähe waren wir ja schon ...

lg Felix

heinrich hat gesagt: Leutascher Dreitorspitze
Gesendet am 17. Oktober 2014 um 20:24
Meine Frau,drei Vereinskameraden und ich sind im Mai 1985 die Dreitorspitzrinne mit Schiern gefahren. Es waren ideale Bedingungen mit Butterfirn. Trotz dieser einmaligen Verhältnisse immer noch SS !!! Ich würde abraten.

riddleculo hat gesagt: Richtung der Rundtour
Gesendet am 4. September 2015 um 15:50
Hallo gero, danke für die schöne Beschreibung! Wie herum ist die Tour besser zu gehen - wie beschrieben oder in Gegenrichtung?
Viele Grüße!

gero hat gesagt: RE:Richtung der Rundtour
Gesendet am 4. September 2015 um 17:55
Servus,

im Prinzip dürfte das egal sein - beide Richtungen sind gut.

a) Wie hier beschrieben, hat man das nicht ganz so steile Bergleintal im Aufstieg, dafür gehts dann ins Puittal knackig runter. Ist halt dann im Abstieg etwas ausgesetzter, das mag nicht jeder. Schwierigkeiten technischer Art gibt es dort aber nicht - Trittsicherheit ist gefragt.

b) Mag man den steilen, minimal ausgesetzten Weg zum Söllerpaß lieber hinaufgehen, dann geht man anschließend das flachere Bergleintal hinunter.

Wie auch immer - eine Tour, die einige Kondition erfordert.

Gruß und viel Spaß vom gero


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